[ Hyperraum - A-Wing ]
Ein Piepsen ließ War aus seinen eher unangenehmen Träumen wieder in die Wirklichkeit zurückkehren. Er gähnte einmal herzhaft, schnallte sich die Sicherheitsgurte dann wieder um und aktivierte die Cockpitbeleuchtung.
Er hatte einige Hyperraumsprünge und viele Stunden Flugzeit in diesem engen Cockpit verbracht. Wie sehr er sich danach sehnte, endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu spüren.
War fasste den Steuerknüppel des Schiffes mit der rechten Hand an und zog das Schiff per Hebel mit der linken Hand zurück in den Normalraum.
Sofort erblickte er um sich herum die ganzen Sterne, doch sein Hauptaugenmerk richtete sich auf den Planeten vor seinem Jäger: Belkadan.
Schon auf diese Entfernung konnte man sehen, dass dieser Planet hauptsächlich aus Wäldern und kleineren Meeren bestehen musste. Viel Natur, das meiste davon unberührt. So etwas kam ihm gerade richtig. Es würde hier zwar nicht wie auf Corellia sein, aber die Natur und Einsamkeit würde ihm trotzdem helfen.
Er checkte die Schilde und die anderen Systeme des Jägers und beschleunigte die A-Wing dann auf 75% Schub. Falls jemand von seinen Leuten, die sich dort befanden, den kleinen Jäger orteten, so würden sie wissen, dass er es war.
Er hatte noch einige Minuten Zeit, bis er in die Atmosphäre des Planeten eintauchen würde. Sofort drängen sich wieder einige ganz bestimmte Gedanken auf, die er aber sofort bei Seite schob. War hatte beschlossen, nicht auf diese Gefühle zu hören. Das Thema war ein für alle mal erledigt. Tionne sollte für ihn einfach nur noch eine Jedi-Rätin sein, sicher eine Freundin, vielleicht auch eine gute Freundin, selbst wenn er sie dafür noch nicht gut genug kannte. Und er freute sich dafür, dass Gil doch noch am Leben war. Wo lag also das Problem? Seine Gefühle hatten ihm in der letzten Zeit nur Schmerzen und Ärger bereitet.
War zog den Steuerknüppel etwas an sich heran, um einen günstigeren Eintrittswinkel zu haben. Dann durchbrach der Jäger auch schon die äußersten Atmosphäreschichten. Zunächst sah er nur eine dicke Wolkenschicht, als er dann aber noch etwas tiefer flog sah er, dass er sich über einem dieser kleinen Meere befand. Weit und breit nur Wasser, unberührt, sauber.
Der Computer meldete ihm, dass er den Kurs um 20,5 Grad Ost ändern musste, was er auch prompt tat.
Kurz darauf kam die Küste in Sichtweite. Ein ausgedehnter Sandstrand, einige Dünen, dann folgte Flachland, es wurde hügeliger und schließlich befand er sich wieder über einem Dschungel. Dann kam ein kleiner Berg in Sichtweite, auf dessen Spitze eine mächtige, alte Burg aus Stein stand. Er wusste, dass er am Ziel war, zog die Schnauze des Jägers nach Steuerbord und verringerte den Schub langsam. Er schwebte über das Burgtor hinweg und entdeckte dann die Darkness mitten im Burghof. Schließlich kam die A-Wing in der Luft zum Stillstand, das Landegestell wurde ausgefahren und sie sank langsam auf den Boden hinab.
War schnallte sich ab, fuhr die Systeme des Schiffes herunter und öffnete dann die Cockpitluke. Er kletterte hinaus und sprang auf den Boden. Unter seinen Stiefeln wurde etwas Dreck beziehungsweise Staub aufgewirbelt.
War sah hinüber zur Darkness. Sein gutes, altes Schiff. Dann wanderte sein Blick über einige Gebäude der Burg, hinauf bis zu einem der fünf Burgtürme. Vier Türme waren an den Ecken der Viereckigen Form der Burgmauer angebracht. Sie waren etwa zwischen 30 und 40 Metern hoch. Der Turm in der Mitte der Burg, der von zahlreichen Häusern umgeben war, war mindestens 50 Meter hoch. Obwohl alles so alt war, so sah doch alles stabil aus. Doch sicherlich musste auch vieles wieder auf Vordermann gebracht werden. Einige Gebäudeteile waren eingestürzt oder sahen baufällig aus, andere Teile waren mit Pflanzen überwuchert. Trotzdem war War von alledem hier sehr beeindruckt.
Er ging auf die Darkness zu, die trotz ihres Alters einen großen Kontrast zur Burg bot. Als er die Rampe erreichte, kam Freddi, seine treue R2 Einheit, auf ihn zugerollt und zwitscherte einige freundliche und erfreute Dinge vor sich hin. War kniete sich auf den Boden, als der Astromechdroiden ihn erreichte. Er blickte direkt in die optische Linse des Droiden und strich ihm mit der Hand über die schwarze Kuppel.
"Ich freue mich auch, dich zu sehen, Kleiner. Wo sind die anderen?"
Bevor Freddi antworten musste, kam ein Mann die Rampe hinunter. Er war etwas über 1,70 groß und dünn gebaut. Trotzdem vermutete man, dass einige Kraft in seinen Muskeln steckte. Der Mann lächelte freundlich, salutiert zunächst vor War und reichte ihm dann die Hand, nachdem er sie an einem Tuch gesäubert hatte.
"Guten Tag, Großadmiral. Ich bin Lt.Colonel Rewsbury. Amias Rewsbury. Bin für den ganzen Laden hier verantwortlich."
War nickte ebenfalls freundlich und musterte den Mann, mit schwarzen Haaren und einem kleinen Bart am Kinn nochmals.
"Guten Tag. Danke für ihre Arbeit hier. Nun ja, aber bitte nennen sie mich nicht Großadmiral. Das war mal mein Rang. Nennen sie mich War oder War Blade, oder denken sie sich etwas neues aus"
Rewsbury grinste breit, ließ sein Tuch in einer Tasche verschwinden und sah dann den Mittelturm der Burg hinauf. Die Sonne schien ihn etwas zu blenden.
"Ich verstehe, dass sie nicht mehr Großadmiral genannt werden möchten. Trotzdem kann ich es nicht vereinbaren, mich auf eine Stufe mit ihnen zu stellen. Da sie der Chef und ab jetzt der Besitzer von dieser Burg sind, haben sie hoffentlich nichts dagegen, wenn ich sie mit Lord betitele."
War lachte kurz auf und wank dann mit einer Hand ab.
"Wenn sie sonst keine Wünsche haben, dann tun sie das.
Wie sieht es hier aus? Ich hoffe, in dieser Burg steckt noch mehr, als man von außen sieht."
"Natürlich, Sir. Wir sind mit 20 Leuten hier. Zwei überwachen im Cockpit der Darkness den Raum, 5 sind hier draußen damit beschäftigt, die Burg auf Vordermann zu bringen. 3 Leute sind auf dem Weg ins Hauptcomputerzentrum der Station unter der Burg und damit unter der Erdoberfläche, 3 sind anderwärtig unter der Erdoberfläche beschäftigt und die restlichen 6 ruhen sich derzeit aus, um die anderen später abzulösen. Wir könnten Verstärkung gebrauchen. Wenn wir erst mal Verstärkung haben brauchen wir einiges an Materialien um alles hier zu versorgen. Außer uns befinden sich keine intelligenten Lebewesen auf dem Planeten. Das Burgtor bleibt geschlossen, da sich hier nachts einige wilde Tiere herumtreiben."
War nickte anerkennend. Seine Leute hatten hier wirklich schon einiges geleistet. Falls alles so funktionierte wie geplant, so würde dies sein Hauptstützpunkt werden. Unter der Burg befand sich ein alter, verlassener Militärstützpunkt.
"Sehr gute Arbeit, Rewsbury. Ich denke, ich werd mich überall umsehen und dann selbst anpacken. Sobald das unterirdische Hangar gesichert und bereit ist, werden wir die Schiffe dorthin bringen. Unterstützung dürfte auch bald eintreffen.
Zunächst, ähm, wo gibt es hier anständige Quartiere?"
"Momentan funktionieren die Schilde der Station leider noch nicht. Sie können sich daher an eine sichere Stelle unterhalb der Erdoberfläche zurückziehen, oder sie nehmen das Quartier, das früher dem Lord dieser Burg zugedacht war. Wir haben es bereits auf den neusten Stand der Dinge gebracht. Kann ich ihnen nur empfehlen."
"Okay, vielen Dank. Sie hören von mir, sobald ich mich ausgeschlafen habe."
War schlug sich den Staub von der schwarzen Hose ab, den er sich zugezogen hatte, als er vor Freddi niedergekniet hatte, und ging dann zur A-Wing. Er entnahm dem Jäger eine Tasche und ging dann langsam auf den Mittelturm zu. Er fand den Weg zum besten Quartier dieses ganzen Komplexes recht schnell, war auch nicht schwer zu übersehen.
Eigentlich hatte er eine alte Behausung erwartet, die noch nicht mal beheizt war. Doch wenn er sich so umschaute, so bemerkte er, dass diese Kabine den Luxuskabinen auf der Goddess of Wisdom auf jeden Fall Paroli bieten konnte. Er hatte eine Art Wohnzimmer, ein Arbeitszimmer, ein Bad, ein Schlafzimmer und einen großen Speisesaal. Das Wohnzimmer hatte einen Kamin und einige gemütliche Sessel, mitsamt einer Minibar. Außerdem hatte man hier mittlerweile einige andere technische Spielereien versteckt. Trotzdem behielt das Zimmer durch die Steinmauern und auch Wandteppiche, Kerzen und vieles mehr ein altertümliches Flair. Das Arbeitszimmer passte ebenfalls dazu und bestand größtenteils nur aus einem Schreibtisch. Das Arbeitszimmer wurde nur durch eine Art Vorhang vom Wohnzimmer abgegrenzt, den man aber auch einfach bei Seite ziehen konnte. Das Bad war bis obenhin ausgerüstet und hatte sogar eine größere, gemütliche Badewanne, die fast schon ein kleiner Swimming-pool war. Sein Schlafzimmer bestand aus einem gemütlichen, großen Bett und einem Schrank für Kleidung. Alles in allem hatte man hier wirklich keine Kosten oder Platz gescheut. Der Speisesaal bestand aus einer langen Tafel, an der mindestens 30 Leute Platz nehmen konnten. Der Raum was ausgehängt mit großen Wandteppichen. Ein großer, Doppeltüriger Ausgang für Gäste grenzte an diesen Raum, sowie ein kleiner Ausgang zur Küche für Dienstpersonal.
War hatte seine Tasche im Schlafzimmer abgestellt und zunächst mal einige Kerzen angemacht. Es gab zwar elektrisches Licht doch das schien ihm zu dieser Wohnung nicht so richtig zu passen. Nun ging er ins Wohnzimmer und blieb an einem Fenster stehen. Von hier aus konnte man an Felsenklippen vorbei hinaus auf das weite Meer schauen. Wellen schlugen viele Meter unter ihm gegen die Klippen. Er wusste, dass sich der Hangareingang für die Station irgendwo versteckt zwischen diesen Klippen befand. er ging hinüber zu einem anderen Fenster, von wo aus er einen Ausblick über den Dschungel hatte. Hier lebte man eigentlich ganz gut und schön gemütlich. Sicher ein perfekter Ort, wo man das Ende seines Lebens verbringen konnte.
War entzündete das Kaminfeuer, nahm sich ein nichtalkoholisches Getränk und ließ sich auf einem Sessel nieder, von wo aus er direkt in die Flammen starren konnte.
In den letzten Tagen war wahrhaftig so viel passiert. Er wusste nun mit Sicherheit, dass Kiana tot war. Er hatte es mit seinen eigenen Augen gesehen und sie bei ihren letzten Atemzügen in den Händen gehalten. Im Nachhinein wunderte es ihn immer noch, dass keiner der anderen je nach ihr gefragt hatte.
Er war zum Tode verurteilt worden und hatte seinen Job verloren. Alles, an was er immer geglaubt hatte war zerstört. Nicht nur das, jetzt, wo er weit genug von ihr entfernt war, konnte er sich endlich zugestehen, dass er sich irgendwie wieder verliebt hatte, wenn man es denn so nennen konnte. Doch das war nur ein Traum. Sie war verheiratet und noch viel weniger glaubte er daher, dass sie für ihn auch nur etwas ähnliches empfand. War schüttelte den Kopf. Er hatte doch beschlossen, nicht mehr über solche Dinge nachzudenken.
War stand langsam auf, trank sein Glas aus und bewegte sich ins Schlafzimmer. Seine Tasche lies er vorerst einfach stehen und fiel aufs Bett. Dieser lange Hyperraumflug hatte ihn viel Kraft gekostet. Und die Zeit davor und seine ganzen Gedanken ebenfalls. Mit großen Anstrengungen zog er sich auf eine gemütliche Lage mit einem Kissen unter dem Kopf und zog dann die Decke über sich. Im Moment wollte er einfach nur schlafen, das war alles. Wenn er wieder aufwachte, konnte er sich um die anderen Dinge kümmern.
War lag noch einige Minuten still da, bis er mit einem Bild Tionnes vor seinen inneren Augen schließlich einschlief.
[ / Belkadan - Burg - Wars Quartier ]