Pasend zu meinem Fury-Review, höre ich gerade John Williams Score "The Fury"
Achtung: massenhaft Spoiler zu "Fury"
Fury fängt richtig schlecht an: mit dem Cover. An sich ist es eigentlich aushaltbar, doch Bens Hände sind eine Katastrophe, genau wie die restlichen Proportionen. Egal, ist schließlich unwichtig. Zu erwähnen wäre noch, dass es etwas seltsam ist, dass Ben ausgerechnet auf das Cover des Buches kommt, in dem er vielleicht am Wenigsten vorkommt.
Der Inhalt des Buches ist nicht mit dem Cover vergleichbar ? er ist wesentlich gelungener. Allston kann eine stetige Steigerung seiner Bücher in der LotF-Reihe verbuchen; er hat aber auch nicht auf besonders hohem Niveau angefangen mit Betrayal, trotz einiger gelungener Szenen.
Auch Exile ist dann vor allem Herumgeplätscher auf ordentlichem Niveau. Doch das Buch hat einen wunderbaren Part ? den von Ben ? und ein tolles Finale. Die Qualität vom Ben-Part erreicht Fury zu keiner Zeit, leidet aber dafür kaum unter den Schwächen der beiden Vorgänger.
Allston hat den Einsatz von Humor auf das Nötigste zurückgeschraubt, ihn nicht auf jede Person verteilt ? eben größtenteils auf die humorvolleren Personen ? und erzielt dadurch eine wesentlich bessere Wirkung als die in Exile und Betrayal. Manchmal nimmt er dann zwar doch Überhand ? mich hat es nicht wirklich gestört.
Schon in Exile und Betrayal hat Allston probiert, viele Elemente des EUs einzubauen und, wenn möglich, möglichst viel zu erwähnen. Das wirkte IMHO oft aufgesetzt. In Fury geht er wesentlich geschickter vor. Personen wie Wedge werden nicht auf möglichst viele Seiten gedruckt, nur um vorzukommen ? was ich bei Syal leider nicht sagen kann -, Ereignisse und Charakterentwicklungen werden vernünftig, ja sogar wunderbar gelungen, weitergeführt bzw. aufgegriffen: Der Übergang von Inferno zu Fury wirkt endlich mal homogen. Auch ist erfreulich, dass Allston probiert, Nebencharaktere geschickt und dezent zu integrieren. Leider versagt er dabei, diese ? z.B. Kyle und Valin ? dann zu entwickeln, ihnen Charakter zu verleihen; sie bleiben im Großen betrachtet doch eher Statisten. Da ich mit Valin ? eigentlich wäre ich darüber froh gewesen, dass er mal eine größere Rolle spielt ? gerade bei einem Horn bin: Früher fand ich Corran toll, auch wenn ich an Bücher wie Ruin oder I Jedi denke, so habe ich diese ebenso wie Corran dort sehr gut in Erinnerung. Doch in Fury fand ich ihn einfach nur nervig und dachte mir die ganze Zeit: Warum kann er nicht seine Klappe halten.
Hervorzuheben sind auch oder insbesondere die Charakterentwicklungen in Exile ? was Charakterisierungen angeht, hat Allston bei den Hauptcharakteren auch so gut wie keine Fehler gemacht (soweit man das bei Jacen sagen kann).
Ganz vorne steht Jaina, gefolgt von Jag und Zekk. Endlich wird das Trio mal richtig genutzt und gerade Jaina macht einen enormen Schub durch; sie ist aus ihrer Stagnation heraus (wobei mir ihre Weiterführung nicht unbedingt gefällt, wenn ich bedenke, dass sie in Traviss Händen liegt
). Die Dialoge zwischen Jaina, Zekk und Jag wirkten doch irgendwie immer aufgesetzt. Denning hatte da schon gute Ansätze, Allston hat sie noch verfeinert.
Gesamt betrachtet hat Fury einen klaren Vorsprung gegenüber Inferno in Sachen Charakterentwicklung und Tiefe, es hat aber auch mehr Seiten zur Vertiefung und der Fokus lag bei Inferno eben mehr auf der Handlung.
Was diese ? die Handlung ? ebenso wie den Einsatz von Ereignisse, die Dynamik und Komplexität der Story angeht, hat Inferno wiederum die Nase vorne (ist ja auch Dennings Spezialgebiet).
Dinge wie den Überfall auf die Jedi-Akademie, Lukes ?Tod?, Tahiris Angriff auf Leia, Bens anfängliches Attentat auf Cal Omas, die Folterung Bens durch Jacen; das hat Fury nicht zu bieten.
Trotzdem hat es eine spannende, geschickt erzählte Story, die auch einige überraschende Wendungen zu bieten hat (vielleicht nicht schlecht, dass Centerpoint endlich verschwunden ist).
Highlight des Buches ist für mich der mittlere Part (plus einiges davor): die Jagt von und auf Alema. Er ? der Part ? ist ein wunderbares Gemisch aus Humor, Spannung und Originellität. Dabei findet eben auch die schon erwähnte Entwicklung Jainas und Konsorten statt.
Mittelpunkt des Ganzen ist aber Alema Rar, die sich zu einem der schrägsten, originellsten und interessantesten Charaktere des kompletten SW-Universums entwickelt hat. Und nein, nicht nur Denning kann gelungen über sie schreiben, Allston übertrifft ihn, was das angeht, IMHO in Fury noch.
Leider ist Alema jetzt wohl endgültig tot, aber vielleicht war das irgendwann einfach nötig, außerdem hatte sie einen tollen Abgang.
Zum Ende hin nimmt die Qualität des Buches etwas ab (ohne, dass es schlecht wird). Der Angriff auf Jacen und Centerpoint ist etwas zäh (doch wesentlich angenehmer als der ellenlange Angriff aus Betrayal). Der Ausgang ist recht klar, das Ergebnis dann vorhersehbar. Nett zu lesen ist das immer noch, aber darüber hinaus geht es nicht wirklich.
Insgesamt ist Fury ein sehr gelungenes Unterhaltungswerk mit ausreichender Tiefe; zusammen mit Inferno nimmt es bei mir bisher den Platz auf dem Thron der Serie ein.
Nach Inferno und Fury habe ich richtig Lust auf den Rest der Serie bekommen, doch graust es mir vor Revelation. Der kurze Ausschnitt davon sowie die Autorin Traviss sprechen für nichts Gutes.
Ein paar Dinge, die ich noch zu erwähnen habe:
- Kam ist nicht tot, was ich schon vermutet habe; das ist einerseits erfreulich, aber leider vor allem inkonsequent
- ebenso wie der Umgang mit Tod und Leben in Fury, mindestens Kyle hätte sich verabschieden können, so trifft es mal wieder nur die ?Bösen? und Statisten?
- mich interessiert, wie es mit dem Sith-Schiff weitergehen wird, was ich von den Sith halten soll, weiß ich dagegen noch nicht
- aus Syal werde ich einfach nicht schlau, sie ist mir irgendwie vollkommen unsympathisch
Mehr fällt mir auf die Schnelle gerade nicht ein, mal sehen, ob da in den nächsten Tagen noch mehr kommt.
So, das war es erst einmal. Nun warte ich mit Spannung darauf, wen Wraith diesmal zum Idioten kürt.
Jacen vielleicht?