micah
EU-Fossil
Bewusst provokant gewählter Threadtitel, aber keine Bange, dahinter verbirgt sich keine Hasstirade gegen das EU, sondern eine nachdenkliche, differenzierte Diskussion der Entwicklung des EU in den letzten ca. 10 Jahren (und ich hoffe, dass das auch so weitergeht).
Spoiler bis inklusive den letzten Band von Legacy of the Force, weiterlesen auf eigene Gefahr!
Auf die Idee für diese Thread kam ich zum einen durch die Aussicht auf einen neuen Roman und eine neue Reihe mit stark reduzierter "Besetzung" und zum anderen durch eine Diskussion bei TF.N, in der es um den "Point of no return" des EU geht ? denjenigen der vier "großen" Tode, mit dem sich das SW-Universum endgültig verändert hat und nie wieder die unbeschwerte Abenteuer-Märchenwelt von früher werden kann.
Mit so einer konservativistischen Fragestellung will ich da natürlich nicht herangehen. Ich mag die neu entstandene Gefährlichkeit, Dunkelheit und Ernsthaftigkeit des EU. (Dass mir andere Aspekte der jüngsten Entwicklung überhaupt nicht gefallen, steht auf einem anderen Blatt und soll hier keine Rolle spielen.) Ganz bestimmt will ich nicht herummosern, dass ich das EU nicht mehr mag, seit es meinen Lieblingscharakter getroffen hat (obwohl das zutrifft
) oder weil die Tode "sinnlos" waren (auch wenn man das durchaus diskutieren könnte).
Es wird in diesem TF.N-Thread aber ein Punkt angesprochen, den ich für richtig und wichtig halte: Der rapide nachlassende emotionale "Impaktfaktor" der Tode.
Die Nachricht von Chewbaccas Tod ging noch wie eine Schockwelle durch das Fandom - das erste so zentrale Todesopfer, der erste OT-Film-Hauptcharakter.
Auch Anakin Solo rief bei vielen Lesern und auch bei mir noch große Erschütterung hervor: So eine junge, vielversprechende, gerade aufgebaute Figur, einfach ausgelöscht. 
Ganz anders bei Mara Jade Skywalker und Jacen. Ihr Tod löste bei mir nur noch eine verhaltende, resignierte Traurigkeit aus. Ich machte mir mehr rationale Gedanken über die Möglichkeiten (und verbauten Möglichkeiten) aufgrund ihrer Tode, als dass es mich emotional beeindruckte und mitnahm. Nach den Reaktionen in den Foren zu schließen, ging es es vielen Fans ähnlich und manchen war es sogar vollkommen egal.
Das hat zum Teil sicherlich damit zu tun, dass diese beiden Tode absehbar waren, dass diese beiden Charaktere im Gegensatz zu Chewie und Anakin auch eine gehörige Portion Fan-Ablehnung, um nicht zu sagen Hass, auf sich zogen, dass sie nicht uneingeschränkt grandios und heldenhaft "gingen", sondern ambivalent bzw. offen "böse".
Aber zum Großteil liegt es IMHO auch daran, dass sich der Schockfaktor von Heldentoden generell abgenutzt hat. Womit konnte man denn Anakins Tod noch toppen? Eigentlich nur noch mit mit einem/r des OT-Trios, insbesondere Luke, dies scheint aber nach wie vor "verboten" zu sein. Mich persönlich würde allerdings noch nicht einmal das mehr übermäßig erschüttern. Das einzige, was jetzt bei mir noch pures Entsetzen auslösen könnte, wäre Allanas Tod, und das nicht aus "persönlichen" Gründen, weil ich ihren Charakter so mögen würde (der ist ja bisher auch kaum bekannt), sondern aufgrund der Gnadenlosigkeit, ein kleines Mädchen umzubringen. Okay, und auch noch Jainas Tod, aber mehr aufgrund der unglaublichen Dämlichkeit, auch noch das letzte der Solo-Kids und damit die letzte Option in dieser Generation aufzugeben.
Und wenn jetzt doch noch die letzte große Trumpfkarte gezogen würde und Luke, Han und/oder Leia sterben würden, würde das die Situation nur noch schlimmer machen: Dann gäbe es wirklich keine Steigerungsmöglichkeiten mehr. Ich beobachte bei mir jetzt schon, dass ich mich von den existierenden Figuren schon vorsorglich emotional "verabschiedet" habe und bei den raren neuen Charakteren gar nicht erst anfange, sie mir allzu sehr ans Herz wachsen zu lassen. Eine Nüchternheit, die wahrscheinlich "vernünftig" und "erwachsen" ist, die ich aber sehr schade finde. Denn bei Büchern wie SW möchte ich auch mitleben, -leiden und -jubeln können.
Das Post-Endor-EU hat sich IMHO in eine fatale Spirale verrannt, in der es, nicht nur in Bezug auf Heldentode, sondern auch ganz allgemein, immer größer, immer dunkler, immer gefährlicher, immer schockierender werden muss ? und diese Spirale wird nach oben hin immer enger und bald wird es gar nicht mehr weiter gehen.
Nicht beantworten kann ich allerdings die Frage, wie man diese Sackgasse vermeiden kann und trotzdem die gewünschte Spannung und Gefährlichkeit erhalten kann, die daraus entsteht, wenn man mit dem Tod der wichtigsten und beliebtesten Charaktere rechnen muss.
Die größte Gefahr für das EU sehe ich aber in dem fehlenden Gleichgewicht zwischen Heldentoden und neu etablierten Protagonisten. Wichtige Figuren umzubringen, geht auf Dauer nur gut, wenn auch ausreichend Charaktere nachkommen, und genau das haben die EU-Macher in der letzten Zeit sträflich vernachlässigt, was sich IMHO noch böse rächen wird. Denn Figuren sind viel schneller umgebracht als neu etabliert.
Eine neu eingeführte Figur muss über mehrere Bücher konsistent verwendet werden und einiges durchgemacht haben, damit sie Sympathien sammelt und ihr Tod nicht als unbedeutendes "Redshirt"-Opfer wahrgenommen wird.
Der Nachwuchs von bekannten und beliebten Charakteren hat natürlich von Anfang an einen Sympathiebonus, dafür braucht er aber noch mehr Zeit, um überhaupt erst einmal alt genug zu werden, um auch "verwendbar" zu sein. Es sei denn, man springt in der Zeitleiste wild voran, was aber wiederum das Problem mit sich bringt, dass die bereits vorhandenen und "verwendbaren" Charaktere zu schnell altern.
Wenn man die letzten drei Reihen zusammennimmt, sind ganze zwei zentrale Protagonisten neu eingeführt worden: Ben und Allana. Ben ist jetzt gerade erst soweit, dass er richtig zu gebrauchen ist (jedenfalls, wenn man kindersoldatentechnisch ein Auge zudrückt), Allana ist noch meilenweit davon entfernt.
Wenn man großzügig ist, kann man vielleicht noch Jag als halben Hauptcharakter zählen, obwohl er seinen Status in erster Linie dadurch erhält, dass er Jainas Flamme ist. Für sich genommen könnte er keine Geschichte tragen.
Diesen zweieinhalb neuen Hauptcharakteren stehen in der gleichen Zeit vier tote Protagonisten gegenüber: Chewie, Anakin, Mara, Jacen. Bei der Rate braucht man keinen demographischen Sachverstand, um vorherzusagen, dass die SW-Besetzung in absehbarer Zukunft aussterben wird. Um die "Handlungsfähigkeit" dauerhaft zu erhalten, müssten wahrscheinlich etwa doppelt so viele Figuren dazukommen wie sterben, also das Verhältnis genau umgekehrt sein.
Und die Sache wird auch nicht gerade besser dadurch, dass man in zwei Fällen, bei Anakin und Jacen, auch noch zielstrebig genau die Figuren ausgesucht hat, die interessant und kraftvoll genug waren, zukünftige Bücher als Protagonisten zu tragen.
Bei den Nebencharakteren ist die Situation natürlich wesentlich unübersichtlicher, aber rein gefühlsmäßig würde ich sagen, dass es da auch nicht besser aussieht.
Nehmen wir mal die Generation Solo-Kids. Da machte Denning sich in SbS die lobenswerte Mühe, den 3 Solos 13 junge Jedi an die Seite zu stellen, aus ihrem Jugendbuch-Status heraus zu ernstzunehmenden Charakteren entwickelte oder ganz neue Figuren. Davon hat er 5 gleich wieder umgebracht, plus Anakin, plus Raynar, der zwar zwischenzeitlich wiederauferstanden ist, aber genausogut tot sein könnte, was seine "Verwendbarkeit" betrifft.
Da waren's also nur noch 9 von 16.
Und was ist mit den restlichen 9? Jacen tot. Zekk MIA. Alema aufgrund der Unfähigkeit der Jedi, traumatisierte Kämpfer zu betreuen, der dunklen Seite verfallen und über 9 Bücher hinweg nach und nach in ihre Einzelteile zerlegt. Tekli in der totalen Obskurität versunken ? ich glaube, das letzte Mal wurde sie in TSW erwähnt. Tenel Ka an ihren Thron gefesselt.
Dann haben wir noch Tahiri, die nach tollen Ansätzen in Force Heretic und TFP nie mehr so recht über die Rolle des "barfüßigen Mädchens, das in Anakin verliebt war" hinausgekommen ist und in LotF komplett verhunzt wurde, damit Ben jemanden zum Bekehren hat.
Lowbacca und Tesar, gehandicapt durch ihre zu "unmenschliche" Spezies, nervige Sprachbarrieren und/oder extrem fremdartige Denkweise. (Es ist schade, aber Tatsache, dass wir menschlichen Leser Probleme haben, uns mit Figuren zu identifizieren, die allzu sehr von uns abweichen.)
Und Jaina natürlich. Bezeichnend, dass zuerst beide ihrer Brüder "sterben" mussten, damit sie endlich in den Kernschein des Rampenlichtes treten konnte ? und selbst das noch erzwungen wirkte. Und in Bezug auf ihre zukünftige Entwicklung bin ich nach wie vor skeptisch; möglicherweise wird sie wieder in einem Schatten verschwinden, diesmal in dem von Ben.
Letzendlich lebt also nur noch weniger als die Hälfte von ursprünglich 16 Jedi dieser jetzt etwa 30jährigen Generation, und zu gebrauchen sind davon nur 4-5. Neu dazugekommen sind selbstredend seither auch keine. Man könnte von einer "verlorenen Generation" sprechen, was natürlich auch eine interessante künstlerische Absicht sein kann ? nur sollte man das dann durch die folgende Generation wieder ausgleichen. Aber jüngere Generationen existieren ja erst gar nicht.
Bei den jung Gestorbenen kommt natürlich noch dazu, dass sie fatalerweise keine Kinder bekommen werden. Und nicht geborene Kinder können wiederum auch keinen Nachwuchs haben... Aber vielleicht kriegen ja Jaina und Jag demächst Jedi-Fünflinge, um wenigstens die übernächste Generation zu retten.
Auch die meisten der vorab etablierten älteren Charaktere wie Kyp, Corran und Cilghal sind zu reinen Stichwortgebern oder exklusiven "Spielzeugen" von Einzelautoren verkommen. Nicht-Skywalker/Solo-Nachwuchs gibt nur Stippvisiten ab (die Horn-Geschwister, die Antilles-Mädels). Mir fällt aus jüngerer Zeit nur eine echte Erfolgsgeschichte eines Nebencharakters ein: Saba. Und die profitiert in erster Linie davon, dass ihr Schöpfer den Großteil der Bücher in den letzten Jahren geschrieben hat. Ansonsten müsste man sie wohl auch unter "ferner liefen" verbuchen.
Mit der Gefährlichkeit und der Spannung ist es spätestens dann vorbei, wenn einfach keine Charaktere mehr übrig sind, deren Tod den Lesern mehr als ein müdes Schulterzucken entlockt, weil sie keinen emotionalen Bezug zu ihnen haben.
So, das war mal wieder eine lange "Abhandlung" von mir. Ich bin gespannt, was ihr dazu zu sagen habt. Hat euch die "Schwemme" von Heldentoden auch abstumpfen lassen? (Wie) kann die Spannung gehalten und gesteigert werden, ohne dass sich das EU in einer Sackgasse verrennt? Reichen die Protagonisten aus, um die zukünftigen, bereits angekündigten Romane zu tragen oder ist die Besetzung zu sehr "ausgeblutet" und zu wenig verjüngt worden?
Micah
Spoiler bis inklusive den letzten Band von Legacy of the Force, weiterlesen auf eigene Gefahr!
Auf die Idee für diese Thread kam ich zum einen durch die Aussicht auf einen neuen Roman und eine neue Reihe mit stark reduzierter "Besetzung" und zum anderen durch eine Diskussion bei TF.N, in der es um den "Point of no return" des EU geht ? denjenigen der vier "großen" Tode, mit dem sich das SW-Universum endgültig verändert hat und nie wieder die unbeschwerte Abenteuer-Märchenwelt von früher werden kann.
Mit so einer konservativistischen Fragestellung will ich da natürlich nicht herangehen. Ich mag die neu entstandene Gefährlichkeit, Dunkelheit und Ernsthaftigkeit des EU. (Dass mir andere Aspekte der jüngsten Entwicklung überhaupt nicht gefallen, steht auf einem anderen Blatt und soll hier keine Rolle spielen.) Ganz bestimmt will ich nicht herummosern, dass ich das EU nicht mehr mag, seit es meinen Lieblingscharakter getroffen hat (obwohl das zutrifft

Es wird in diesem TF.N-Thread aber ein Punkt angesprochen, den ich für richtig und wichtig halte: Der rapide nachlassende emotionale "Impaktfaktor" der Tode.
Die Nachricht von Chewbaccas Tod ging noch wie eine Schockwelle durch das Fandom - das erste so zentrale Todesopfer, der erste OT-Film-Hauptcharakter.


Ganz anders bei Mara Jade Skywalker und Jacen. Ihr Tod löste bei mir nur noch eine verhaltende, resignierte Traurigkeit aus. Ich machte mir mehr rationale Gedanken über die Möglichkeiten (und verbauten Möglichkeiten) aufgrund ihrer Tode, als dass es mich emotional beeindruckte und mitnahm. Nach den Reaktionen in den Foren zu schließen, ging es es vielen Fans ähnlich und manchen war es sogar vollkommen egal.

Das hat zum Teil sicherlich damit zu tun, dass diese beiden Tode absehbar waren, dass diese beiden Charaktere im Gegensatz zu Chewie und Anakin auch eine gehörige Portion Fan-Ablehnung, um nicht zu sagen Hass, auf sich zogen, dass sie nicht uneingeschränkt grandios und heldenhaft "gingen", sondern ambivalent bzw. offen "böse".
Aber zum Großteil liegt es IMHO auch daran, dass sich der Schockfaktor von Heldentoden generell abgenutzt hat. Womit konnte man denn Anakins Tod noch toppen? Eigentlich nur noch mit mit einem/r des OT-Trios, insbesondere Luke, dies scheint aber nach wie vor "verboten" zu sein. Mich persönlich würde allerdings noch nicht einmal das mehr übermäßig erschüttern. Das einzige, was jetzt bei mir noch pures Entsetzen auslösen könnte, wäre Allanas Tod, und das nicht aus "persönlichen" Gründen, weil ich ihren Charakter so mögen würde (der ist ja bisher auch kaum bekannt), sondern aufgrund der Gnadenlosigkeit, ein kleines Mädchen umzubringen. Okay, und auch noch Jainas Tod, aber mehr aufgrund der unglaublichen Dämlichkeit, auch noch das letzte der Solo-Kids und damit die letzte Option in dieser Generation aufzugeben.
Und wenn jetzt doch noch die letzte große Trumpfkarte gezogen würde und Luke, Han und/oder Leia sterben würden, würde das die Situation nur noch schlimmer machen: Dann gäbe es wirklich keine Steigerungsmöglichkeiten mehr. Ich beobachte bei mir jetzt schon, dass ich mich von den existierenden Figuren schon vorsorglich emotional "verabschiedet" habe und bei den raren neuen Charakteren gar nicht erst anfange, sie mir allzu sehr ans Herz wachsen zu lassen. Eine Nüchternheit, die wahrscheinlich "vernünftig" und "erwachsen" ist, die ich aber sehr schade finde. Denn bei Büchern wie SW möchte ich auch mitleben, -leiden und -jubeln können.
Das Post-Endor-EU hat sich IMHO in eine fatale Spirale verrannt, in der es, nicht nur in Bezug auf Heldentode, sondern auch ganz allgemein, immer größer, immer dunkler, immer gefährlicher, immer schockierender werden muss ? und diese Spirale wird nach oben hin immer enger und bald wird es gar nicht mehr weiter gehen.
Nicht beantworten kann ich allerdings die Frage, wie man diese Sackgasse vermeiden kann und trotzdem die gewünschte Spannung und Gefährlichkeit erhalten kann, die daraus entsteht, wenn man mit dem Tod der wichtigsten und beliebtesten Charaktere rechnen muss.

Die größte Gefahr für das EU sehe ich aber in dem fehlenden Gleichgewicht zwischen Heldentoden und neu etablierten Protagonisten. Wichtige Figuren umzubringen, geht auf Dauer nur gut, wenn auch ausreichend Charaktere nachkommen, und genau das haben die EU-Macher in der letzten Zeit sträflich vernachlässigt, was sich IMHO noch böse rächen wird. Denn Figuren sind viel schneller umgebracht als neu etabliert.
Eine neu eingeführte Figur muss über mehrere Bücher konsistent verwendet werden und einiges durchgemacht haben, damit sie Sympathien sammelt und ihr Tod nicht als unbedeutendes "Redshirt"-Opfer wahrgenommen wird.
Der Nachwuchs von bekannten und beliebten Charakteren hat natürlich von Anfang an einen Sympathiebonus, dafür braucht er aber noch mehr Zeit, um überhaupt erst einmal alt genug zu werden, um auch "verwendbar" zu sein. Es sei denn, man springt in der Zeitleiste wild voran, was aber wiederum das Problem mit sich bringt, dass die bereits vorhandenen und "verwendbaren" Charaktere zu schnell altern.
Wenn man die letzten drei Reihen zusammennimmt, sind ganze zwei zentrale Protagonisten neu eingeführt worden: Ben und Allana. Ben ist jetzt gerade erst soweit, dass er richtig zu gebrauchen ist (jedenfalls, wenn man kindersoldatentechnisch ein Auge zudrückt), Allana ist noch meilenweit davon entfernt.
Wenn man großzügig ist, kann man vielleicht noch Jag als halben Hauptcharakter zählen, obwohl er seinen Status in erster Linie dadurch erhält, dass er Jainas Flamme ist. Für sich genommen könnte er keine Geschichte tragen.
Diesen zweieinhalb neuen Hauptcharakteren stehen in der gleichen Zeit vier tote Protagonisten gegenüber: Chewie, Anakin, Mara, Jacen. Bei der Rate braucht man keinen demographischen Sachverstand, um vorherzusagen, dass die SW-Besetzung in absehbarer Zukunft aussterben wird. Um die "Handlungsfähigkeit" dauerhaft zu erhalten, müssten wahrscheinlich etwa doppelt so viele Figuren dazukommen wie sterben, also das Verhältnis genau umgekehrt sein.
Und die Sache wird auch nicht gerade besser dadurch, dass man in zwei Fällen, bei Anakin und Jacen, auch noch zielstrebig genau die Figuren ausgesucht hat, die interessant und kraftvoll genug waren, zukünftige Bücher als Protagonisten zu tragen.

Bei den Nebencharakteren ist die Situation natürlich wesentlich unübersichtlicher, aber rein gefühlsmäßig würde ich sagen, dass es da auch nicht besser aussieht.
Nehmen wir mal die Generation Solo-Kids. Da machte Denning sich in SbS die lobenswerte Mühe, den 3 Solos 13 junge Jedi an die Seite zu stellen, aus ihrem Jugendbuch-Status heraus zu ernstzunehmenden Charakteren entwickelte oder ganz neue Figuren. Davon hat er 5 gleich wieder umgebracht, plus Anakin, plus Raynar, der zwar zwischenzeitlich wiederauferstanden ist, aber genausogut tot sein könnte, was seine "Verwendbarkeit" betrifft.
Da waren's also nur noch 9 von 16.
Und was ist mit den restlichen 9? Jacen tot. Zekk MIA. Alema aufgrund der Unfähigkeit der Jedi, traumatisierte Kämpfer zu betreuen, der dunklen Seite verfallen und über 9 Bücher hinweg nach und nach in ihre Einzelteile zerlegt. Tekli in der totalen Obskurität versunken ? ich glaube, das letzte Mal wurde sie in TSW erwähnt. Tenel Ka an ihren Thron gefesselt.
Dann haben wir noch Tahiri, die nach tollen Ansätzen in Force Heretic und TFP nie mehr so recht über die Rolle des "barfüßigen Mädchens, das in Anakin verliebt war" hinausgekommen ist und in LotF komplett verhunzt wurde, damit Ben jemanden zum Bekehren hat.
Lowbacca und Tesar, gehandicapt durch ihre zu "unmenschliche" Spezies, nervige Sprachbarrieren und/oder extrem fremdartige Denkweise. (Es ist schade, aber Tatsache, dass wir menschlichen Leser Probleme haben, uns mit Figuren zu identifizieren, die allzu sehr von uns abweichen.)
Und Jaina natürlich. Bezeichnend, dass zuerst beide ihrer Brüder "sterben" mussten, damit sie endlich in den Kernschein des Rampenlichtes treten konnte ? und selbst das noch erzwungen wirkte. Und in Bezug auf ihre zukünftige Entwicklung bin ich nach wie vor skeptisch; möglicherweise wird sie wieder in einem Schatten verschwinden, diesmal in dem von Ben.
Letzendlich lebt also nur noch weniger als die Hälfte von ursprünglich 16 Jedi dieser jetzt etwa 30jährigen Generation, und zu gebrauchen sind davon nur 4-5. Neu dazugekommen sind selbstredend seither auch keine. Man könnte von einer "verlorenen Generation" sprechen, was natürlich auch eine interessante künstlerische Absicht sein kann ? nur sollte man das dann durch die folgende Generation wieder ausgleichen. Aber jüngere Generationen existieren ja erst gar nicht.

Bei den jung Gestorbenen kommt natürlich noch dazu, dass sie fatalerweise keine Kinder bekommen werden. Und nicht geborene Kinder können wiederum auch keinen Nachwuchs haben... Aber vielleicht kriegen ja Jaina und Jag demächst Jedi-Fünflinge, um wenigstens die übernächste Generation zu retten.

Auch die meisten der vorab etablierten älteren Charaktere wie Kyp, Corran und Cilghal sind zu reinen Stichwortgebern oder exklusiven "Spielzeugen" von Einzelautoren verkommen. Nicht-Skywalker/Solo-Nachwuchs gibt nur Stippvisiten ab (die Horn-Geschwister, die Antilles-Mädels). Mir fällt aus jüngerer Zeit nur eine echte Erfolgsgeschichte eines Nebencharakters ein: Saba. Und die profitiert in erster Linie davon, dass ihr Schöpfer den Großteil der Bücher in den letzten Jahren geschrieben hat. Ansonsten müsste man sie wohl auch unter "ferner liefen" verbuchen.
Mit der Gefährlichkeit und der Spannung ist es spätestens dann vorbei, wenn einfach keine Charaktere mehr übrig sind, deren Tod den Lesern mehr als ein müdes Schulterzucken entlockt, weil sie keinen emotionalen Bezug zu ihnen haben.
So, das war mal wieder eine lange "Abhandlung" von mir. Ich bin gespannt, was ihr dazu zu sagen habt. Hat euch die "Schwemme" von Heldentoden auch abstumpfen lassen? (Wie) kann die Spannung gehalten und gesteigert werden, ohne dass sich das EU in einer Sackgasse verrennt? Reichen die Protagonisten aus, um die zukünftigen, bereits angekündigten Romane zu tragen oder ist die Besetzung zu sehr "ausgeblutet" und zu wenig verjüngt worden?
Micah