- Coruscant – Dolly Silvers Anwesen – Großer Saal – Mit Nella Di, Ecile, Nathaniel –
Akemi erwiderte Nellas Grinsen, als sie sich ebenfalls vom Tisch erhob und sich daran machte dem blonden Mädchen zu dem aufgebauten Buffet zu folgen. Nathaniel rollte gespielt genervt mit den Augen und sagte irgendetwas von „immer nur Jungs im Kopf“, woraufhin Akemi ihn lachend in die Seite stieß und ihn damit aufzog, dass er am Vorabend in dem Club, den sie besucht hatten, auch nicht besser gewesen war. Dolly Silvers Rede war ermüdend gewesen. Sie hatte sich bei unzähligen Leuten dafür bedankt, dass sie bei der Organisation und sämtlichen anderen Dingen mitgeholfen hatten. Trotzdem war es ihr noch gelungen durchblicken zu lassen, dass sie die meiste Arbeit geleistet hatte. Bereits bei der Begrüßung in der Eingangshalle hatte Akemi begonnen sich ein Urteil über die elegante Dame in ihrem roten Kleid zu bilden, auch wenn sie versucht hatte ihre Gastgeberin mit neutralen Augen zu betrachten. Doch nach der langweiligen Ansage auf der Bühne fühlte sie sich bestätigt. Nella Di schien Akemis Auffassung zu teilen und selbst Tante Ecile, die vorhin noch soviel Wert auf ein tadelloses Verhalten gelegt hatte, konnte nicht verhindern, dass ihr Gesichtsausdruck ihre Abneigung verriet. Nachdem das Buffet aber nun eröffnet war, bahnte sich Nella Di gekonnt ihren Weg durch die Menge. Sie schien wirklich hungrig zu sein! Akemi folgte ihr und fand sich wenig später an einem Teil der langen Tische wieder, die an den Wänden standen und eine große Auswahl an den exklusivsten Speisen boten. Alleine mit der Menge an Vorspeisen hätte man alle Gäste satt bekommen. Bereits innerhalb von drei Sekunden hatte Akemi jede Menge Sachen gefunden, die sie gerne aß. Wie sollte sie sich da nur jemals entscheiden?
„Wo soll man hier nur anfangen…?“
Brachte sie ihre Gedanken wörtlich zum Ausdruck. Eine Frau hinter ihr, die sie gehört hatte, lachte.
“Vor allem muss ich darauf achten, dass ich auch in drei Stunden noch in dieses Kleid passe. Ich ziehe ja jetzt schon den Bauch ein.“
Akemi lächelte mitfühlend und warf einen kurzen Blick auf die Vorzeigefigur der fremden Frau, die nun die Hand vor den Mund schlug und ob der großen Auswahl an leckerem Essen den Kopf schüttelte. Die Furcht vor Fettpölsterchen kannte Akemi aus der Filmszene. Gerade dort war jeder darauf bedacht seinen Körper fit und schlank zu halten. Sie erinnerte sich nur zu gut daran, dass Elyssa Starflare während den Drehpausen nur rohes Gemüse geknabbert hatte. Akemi hatte dazu zwar nichts gesagt, doch sie fand dieses Verhalten übertrieben – oder vielleicht konnte sie es nur nicht verstehen, weil sie keine Probleme mit diesem Thema hatte. Sie war von Natur aus klein, schmal und zierlich und selbst ein ganzes Kilo Schokolade konnte ihr nichts anhaben. Apropos Schokolade… sie sah sich nach den Tischen mit den Nachspeisen um, beschloss aber, sich erst einmal mit etwas gesundem zu versorgen. Nella Di hatte bereits einen ganzen Berg von Essen auf ihren Teller geladen. Als sie wenig später zu ihrem Tisch zurückkehrten, brachten Ecile und Nellas Vater auf um sich etwas zu essen zu holen. Sie waren vorerst am Tisch sitzen geblieben, damit nicht jemand anderes auf die Ideen kam ihnen ihre Plätze weg zu schnappen. Genießerisch kostete Akemi eine der schmucken Gemüsepasteten.
„Mhhh, die sind gut!“
Rief sie aus.
“Ich komm sowieso nur wegen dem Essen hierhin.“
Scherzte Nathaniel mit vollem Mund. Die Speisen waren tatsächlich fantastisch. Akemi wollte gar nicht wissen, wie viel allein das ganze Essen gekostet hatte. Während sie aß sah sie erneut Dolly Silvers, die nun von einem Tisch zum anderen ging, sich hier und da unterhielt und sich auch mal kurz auf einen freien Stuhl setzte, um zu plaudern und sich zu erkundigen, ob alles in Ordnung war.
“Ich hoffe, sie kommt nicht zu uns.“
Sagte plötzlich eine Stimme neben Akemi und als sie aufsah sah sie, dass es Ecile war, deren grimmiger Blick sich gerade wieder von Dolly Silvers abwandte. Ecile und Richard setzten sich wieder auf ihre Plätze, jeder von ihnen mit einem Teller voller Köstlichkeiten.
“Warum sind wir eigentlich hier, wenn du sie sowieso nicht magst?“
Fragte der Major leise, sein Tonfall schien amüsiert. Ecile de Cinh zuckte mit den Schultern.
“Ab und zu muss man sich in der Gesellschaft blicken lassen. Man kann sich nicht ewig hinter seiner Arbeit verstecken.“
Erwiderte sie und der Blick, mit dem sie Nella Di’s Vater ansah, sagte Akemi, dass sie genau ihn mit ihrer Bemerkung meinte. Nathaniel schien dies wohl ebenfalls aufgefallen sein, denn er grinste den Major wissend an.
“Da haben Sie’s, Major. Man tut meiner Tante einen Gefallen, indem man auf einem Event wie diesem erscheint und wie bekommt man es gedankt? Mit Vorwürfen.“
Ecile de Cinh drohte ihrem Neffen mit ihrer Gabel.
“Sieh du lieber zu, dass du deinen frechen Mund zum essen benutzt.“
Schalt sie ihn, eher gut gelaunt als gereizt. Im nächsten Moment richtete sie ihren Blick jedoch auf eine Person hinter Nathaniel und verengte die Augen zu zwei Schlitzen.
“Wenn mich nicht alles täuscht, ist das Dana Neu.“
Murmelte sie vor sich hin. Fragend hob Richard Cohn eine Augenbraue.
“Und was haben wir gegen die?“
Ecile runzelte die Stirn.
”Das übliche...”
Erwiderte sie geistesabwesend. Ein Lachen unterdrückend wechselte Akemi einen viel sagenden Blick mit Nella Di. Ecile pickte ein Stück Fleisch aus ihrem Essen heraus.
“Ich bin mir nicht ganz sicher, was ich von ihr halten soll.“
Sagte sie geheimnisvoll und schenkte ihren Zuhörer einen kurzen Blick, der alles bedeuten konnte.
“Sie war mal ein ziemliches Biest. Man sagte, sie hätte es vor Jahren auf Greg Silvers abgesehen gehabt – als er noch lebte natürlich. Deswegen wundert es mich auch eigentlich, dass Dolly sie überhaupt einlädt… aber nun ja, das ist ihre Sache. Jedenfalls ist Dana über Leichen gegangen, um das zu bekommen was sie wollte. Über Leichen! Ich sage es euch, sie war gewohnt alles zu bekommen was sie wollte – eine furchtbar anstrengende Person!“
Ecile seufzte dramatisch, aß ein wenig und legte eine Kunstpause ein, in der sie wie in Gedanken versunken vor sich hin starrte, als ginge ihr die Geschichte besonders nahe. Akemi wartete, doch die ältere Dame machte keine Anstalten weiter zu erzählen. Nathaniel atmete hörbar laut aus.
“Und was ist dann geschehen, Tante Ecile?“
Fragte er wie ein Roboter, der seinen Text kannte. Aprubt fuhr Ecile auf.
“Was? Achja…“
Sie lächelte und machte eine entschuldigende Geste. Aus den Augenwinkeln konnte Akemi erkennen, wie der Major darum kämpfte nicht laut loszulachen.
“Irgendwann hat Dana geheiratet – Mulder Stanford, ein ganz anständiger und netter Mann, vermögend, gut aussehend. Niemand hat so richtig verstanden, wie er es mit Dana aushielt, weil er so gutmütig war! Sie hat oft in der Öffentlichkeit mit ihm gestritten, wenn er anderer Meinung war als sie oder ihr nicht schnell genug einen Drink besorgt hat. Aber dann… hat Dana innerhalb weniger Jahre einige harte Rückschläge erlebt. Sie wurde schwer krank – mittlerweile ist sie wieder vollständig genesen – hatte eine Fehlgeburt, ihre Mutter starb… all solche Dinge. Man sagt, diese Zeit habe sie verändert und weicher gemacht. Ich habe nicht genug Kontakt um das zu beurteilen, aber ich höre so einiges! Aber wie dem auch sei, Fakt ist, dass Mulder Stanford sich von ihr hat scheiden lassen. Ist das nicht unglaublich? Da hat er es Ewigkeiten mit einer verzogenen Zicke ausgehalten und als sie sich zum Guten verändert, trennt er sich von ihr! Kann man so etwas fassen?!“
Ungläubig schüttelte Ecile den Kopf. Nathaniel zuckte mit den Schultern.
“Vielleicht stand er drauf.“
Warf er grinsend ein. Ecile ignorierte diese Bemerkung. Richard Cohn legte sein Besteck zur Seite, schob seinen leeren Teller ein Stück von sich fort und nippte an seinem Getränk. Auch er hatte nun einen etwas leicht verträumten Ausdruck in den Augen.
„Er ging, als das Eis zu schmelzen begann und kehrte erst zurück, als die Blumen verdörrten.“
Rezitierte er.
“Am Ende…“
„…der Gezeiten.“
Vollendete Akemi den Satz. Überrascht schaute Nella Di’s Vater sie an.
„Sie haben Mih Nash gelesen?“
Fragte er erstaunt. Akemi lächelte leicht.
„Ehrlich gesagt, ich bin nicht ganz bis zum Ende gekommen.“
Gestand sie bedauernd.
“Die Ausgabe, die ich hatte, war nur geliehen und ich musste sie zurück geben, als ich beim achten Kapitel war.“
Erklärte sie seufzend. Sie hatte das Buch von Gynt geliehen und es ihm zurückgegeben, als sie aus Nejall abgereist war. Nejall, wo sie Cris zum letzten Mal…
„Aber vielleicht können Sie mir erzählen, wie es ausgegangen ist! Ich wüsste furchtbar gerne, was am Ende passiert ist! Haben Lucio und Terez den Eid geschworen? Und ist Lucio bei Kita gelieben?“
Richard Cohn schien abzuwägen, ob er Akemi verraten sollte, was mit den Charakteren am Ende der Erzählung passierte, schüttelte dann jedoch den Kopf.
„Das kann ich Ihnen nicht erzählen, das müssen Sie selbst lesen.“
Sagte er entschieden.
“Es ist – in meinen Augen – ein gutes Ende und es wirkt besser, wenn man es wirklich selbst liest. Wenn Sie möchten, leihe ich Ihnen mein Ausgabe.“
Begeistert nickte Akemi.
„Oh ja, das wäre super!“
Freute sie sich und bedankte sich. Ecile schnaubte ungeduldig.
“Himmel, worüber redet ihr überhaupt?“
“Über das Buch, das du nie lesen wolltest.“
Erwiderte Richard.
“Oh. Welches?“
Lachend schüttelte Nathaniel den Kopf.
“Ja, da gab es einige!“
Ecile den Cinh machte ein unbeeindrucktes Gesicht und lehnte sich zurück.
“Ich habe nie gerne gelesen.“
Gab sie zu und schaute Nella Di direkt an.
“Aber ich bin froh, dass dein Vater endlich einmal eine geeignete Gesprächspartnerin gefunden zu haben scheint, dann versucht er wenigstens mich nicht mehr dazu zu bringen, mir diese Schriftsteller anzutun.“
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