Coruscant ~//~ Raumhafen, Sektor 4/8, Dock 58/4, “Bad Investment” ~//~ Criid, Caffran
Eine gute Stunde später waren sie endlich an dem ihnen zugeteilten Landeplatz angekommen. Caffran war inzwischen der festen Meinung, dass der Raumhafen noch gefragter war, als zu den Zeiten der Republik. Oder aber, so sinnierte er daraufhin munter weiter, das Imperium sorgte selber für den Stau der anfliegenden Raumschiffe, weil die Kontrollen verstärkt worden waren und eine Vielzahl mehr an mehr oder weniger sinnige Fragen an die Einreisenden gestellt wurden.
Er war eigentlich immer noch guter Dinge als er die Rampe herab senkte und ihm ein gehöriger Schreck in die Glieder fuhr, weil sie entgegen aller früheren Erfahrungen schon erwartet wurden. Drei Dockarbeiter stand bereits herum und das offensichtlich nicht, weil sie eine Besichtigungstour unternehmen wollten. So wie es aussah, arbeitete das Imperium also doch überraschend flott. Caffran fühlte sich angesichts der bereitstehenden Repulsorkarren überrumpelt. Ja, es stimmte zwar, dass er immer einen gewissen Fundus von Dingen an Bord hatte, welche die Aussage seiner ID unterstützten - aber es konnte sich hierbei natürlich immer nur um einen jeweils geringen Vorrat und in keinem Fall um verderbliche Ware handeln. Fast so schien es also, dass ihn diesmal sein Glück verlassen hatte und hier bereits Endstation sein sollte.
“Mr. Smith?”
Ein großer, kräftiger Mann mit einer schmutzigen, tief ins Gesicht gezogener Mütze und in der gewöhnlichen, verschmutzten Arbeiterkleidung - Caff war sich sicher, dass es sich bei ihm ausgerechnet um den Größten von den Arbeitern handelte - hatte ihn bereits gesehen und kam auf ihn zu.
“Wir sind angewiesen worden, möglichst zügig mit dem Entladen zu beginnen. Im Auftrag war von leicht verderblicher Ware die Rede.”
“Äh.”
Caffran fehlten ausnahmsweise die Worte, wenn auch nur kurz.
“Klar, äh, natürlich. Einen kleinen Moment noch, ich hab die Papiere noch drinnen. Warten Sie kurz hier, ich werde sie holen gehen.”
Ein kleiner, versteckter Wink an Criid, die jetzt hinter ihm stand und ein “Ich habe es dir doch gesagt“ auf den Lippen hatte, der ihr bedeutete, zurück ins Cockpit zu gehen und die Maschinen zu starten. Mit einigem, mittlerweile etwas unwahrscheinlicherem Glück gelang ihnen vielleicht die Flucht - auch wenn er bisher nur Gegenteiliges von den imperialen Streitkräften gehört hatte. Selbst ein wertloser Frachter stellte für sie vielleicht noch ein lohnendes Ziel dar, weil sie es verabscheuten, jemanden entkommen zu lassen, der auch nur annähernd nach einem Verbrecher aussah.
Ebenso wie Criid jetzt, versuchte auch er nun unbehelligt ins Innere des Frachters zurückzukehren.
“Machen Sie sich keine Umstände, Mr.Smith. Ich werde Sie begleiten, dann kann ich gleich auch die erste Kiste entladen.”
Noch ehe Caff irgendetwas erwidern konnte, war der Hüne auch schon drinnen und folgte ihm. Angestrengt überlegte er gerade, wie er den Mann am besten zur Ruhe bringen sollte, als der Große ihn auch schon eingeholt hatte und in schallendes Gelächter ausbrach.
“Ich hätte Schauspieler werden sollen. Und dann in jedem Film den Leibwächter von Akemi Akanato spielen wollen. Das wär‘s gewesen, mhh.”
Caff drehte sich fassungslos herum und starrte in ein Gesicht, dessen Augen verträumt gen Decke blickten, weil sich ihr Besitzer in Gedanken schon an der Seite der wunderhübschen und zierlichen Schauspielerin wähnte. Der Kopf war inzwischen von der schmutzigen Mütze befreit worden und ließ einen Blick auf einen kurzgeschorenen Blondschopf zu. Erst da ging ihm auf, dass er bereits getroffen hatte, wen er eigentlich erst jenseits der Kontrollen erwartet hatte. Ungläubig riss er die Augen auf.
“Walter?”
“Gut? Nich wahr? Unser Netzwerk funktioniert immer noch, auch wenn es nach dem Krieg ein bisschen gedauert hat, es wieder aufzubauen.”
Eine kräftige Pranke sauste auf Caffrans Schulter nieder und ließ ihn fast in die Knie gehen.
“Gut? Du hast mich zu Tode erschreckt - ist dir das eigentlich klar? Auf der Stelle umfallen hätte ich können und dann wäre es nichts geworden mit dem Auftrag - so ist das nämlich, hm!”
Caff schmollte - natürlich nicht wirklich, er gab es nur vor, um sich seine Überraschung nicht anmerken zu lassen. Schließlich kränkte es ihn in seiner Ehre, hereingelegt zu werden. Bisher war er meist derjenige gewesen, der die anderen an der Nase herumführte.
Doch Walter beachtete ihn bereits nicht mehr, sondern befand sich bereits mit Criid in einer Umarmung zur Begrüßung. Aber Walter durfte das, er war der einzige Mann, den er überhaupt in die Nähe von seiner Freundin ließ, ohne gleich die Hand an seinen Blaster in der Tasche zu legen.
“War aber verdammt schwierig. Mensch, leicht verderbliche Ware. Caff, das hätte schief gehen können. Sei froh, dass wir unsere Augen und Ohren immer noch überall haben. Das Imperium ist nicht so vertrauensselig wie die Republik.”
Sein bester Kumpel hatte sich inzwischen aus der Umarmung gelöst und kam auf ihn zu. Caff schmollte jetzt tatsächlich.
“Gar nichts wäre schief gegangen. Ich hatte alles unter Kontrolle.”
“Ach ja? Ich hatte alles unter Kontrolle.”
Äffte Walter ihn nach.
“Wenn ihr jetzt fertig seid mit dem Austausch von Nettigkeiten, dann könnten wir jetzt vielleicht mal zum geschäftlichen Teil des Unternehmens kommen. Wenn das Imperium tatsächlich so auf der Hut ist, wie du sagst Walter, wird es sicherlich auffallen, wenn wir unsere Zeit so vertrödeln. Ich gehe davon aus, dass das Entladen überwacht wird.”
“Du hast natürlich recht mein Schatz.”
Aus Criids Mund klang das natürlich nur vernünftig und Caff sowie Walter beendeten ihre Frotzeleien und nickten bestätigend.
“Geht nur, wir treffen uns in einer Stunden auf der andern Seite. Das Entladen wird “ordnungsgemäß” über die Bühne gehen, dafür sorgen wir schon.”
Walter grinste, wischte sich schnell über die Wange, auf der gerade ein Kuss des Dankes der hübschen Blondine gelandet war und machte sich an die Arbeit, während die beiden anderen sich zu den Kontrollen begaben......
Eineinhalb Stunden später jenseits der Kontrollen....
Caff hielt sich immer noch vor Lachen den Bauch.
“Popcorn, er hat den Offizier mit Popcorn bestochen! Wenn du mich fragst, war der alles andere, nur kein Angehöriger einer Gauklertruppe. Naja, kann uns aber auch egal sein.”
Auch Criid grinste. Sie hatten die Kontrollen gerade hinter sich gelassen und das problemlos, wenn auch vermutlich nur wegen der hervorragenden Arbeit, die Walters Team hinter den Kulissen erledigte.
Dem Strom der Neuankömmlinge trieb sie immer noch hinter dem Jugendlichen (Steven) her, der auf so unkonventionelle Weise durchgekommen war, dass Caffran ernsthaft überlegte, dessen weiteren Lebensweg zu verfolgen und ihm ein Angebot zu machen, sobald er in seinen Augen alt genug dazu war. Sie verloren seine Spur erst, als er zusammen mit einigen anderen Neuankömmlingen auf einen jungen Mann (Cris) zuging, der offensichtlich bereits auf diese wartete.
“Hey, ich meine den Typen kenne ich. War der nicht mal mit der Akanato in ‘nem Magazin abgelichtet? Irgendwo im Hintergrund oder so - vermutlich ihr Leibwächter ...oder so.”
Walter war in diesem Moment wieder zu ihnen gestoßen (geduscht, umgezogen und endlich auf den ersten Blick wieder erkennbar) und folgte Criids interessiertem Blick, den Caff wiederum mit Missbilligung quittierte.
“Na und? Wenn schon. Kommt lasst uns gehen.”
“Irgendwie sieht er traurig aus.”
Criid war inzwischen stehen geblieben und starrte unverhohlen in seine Richtung. Caffran fühlte sich genötigt, sie am Arm zu packen und mit sich zu ziehen.
“Wir sind geschäftlich hier, hast du das schon vergessen? Walter hat einen lukrativen Auftrag für uns.”
“Du bist ja eifersüchtig mein Schatz. Hey, ich wusste gar nicht, dass du so süß gucken kannst.”
Ein feuchter Schmatzer landete auf Caffrans Wange, als Criid sich demonstrativ bei ihm einhakte und sich von dem Fremden, der sie offensichtlich das gewisse Etwas hatte, das Frauen betörte endlich abwandte.
“Daraus wird leider nichts. Der Auftrag ist geplatzt. Aber ich hab was anderes für euch.”
“Nein, lass mich raten.”
Caff blieb augenblicklich wieder stehen.
“Ein ehrenvoller Auftrag zur Rettung der Galaxis, nicht wahr? Und uns werden Lob und Ehre der Unterdrückten gewiss sein und keine Credits werden am Schluss das Gewicht der “Investment” unnötig belasten.”
Walters Antwort war ein Grinsen und ein Blick zu Criid.
“Da hast du dir echt ein kluges Kerlchen geangelt, mein Schätzchen. Ein echter Glücksgriff würde ich mal sagen.”
Caffran seufzte und ging dann kopfschüttelnd weiter. Er war ganz gewiss nicht klug. Schließlich war er war dumm genug, jedes Mal auf Walters vollmundige Ankündigungen hereinzufallen, nur um dann mit einigem Glück wieder ohne Verluste aus der Sache herauszukommen ........
Coruscant ~//~ Raumhafen ~//~ Criid, Walter, Caffran