Bastion- Sith Orden- Zirkel der Inquisitoren- Zellenblock-Zelle: Kestrel, Q’Tahem, Lord Kirain, Lady Lanesra
Kestrels Atem ging schwer und keuchend, während sie durch die düsteren, engen Gänge rannte. Ihre nackten Füße klatschten auf den kalten, metallischen Boden, doch das Geräusch wurde immer wieder von ihren panischen Atemzügen übertönt. Der Sith war hinter ihr. Immer. Sie spürte seine dunkle Präsenz wie ein lähmendes Gewicht in der Macht, das ihre Beine zusätzlich zu dem ohnehin erschöpften Zustand nach unten zog. Es war, als ob jede Bewegung durch die Dunkelheit selbst behindert wurde, und jeder Schritt ein unüberwindbarer Kampf war.
Ihre Gedanken überschlugen sich. Es gab keine Orientierung, keinen Plan. Sie rannte nur. Jeder Schritt war ein verzweifelter Versuch, seinem unaufhaltsamen Vorrücken zu entkommen. Sie wusste nicht, wohin sie lief, denn es war unmöglich, in dem Labyrinth aus metallenen Gängen und unzähligen geschlossenen Türen irgendeine Richtung zu erkennen. Fenster gab es keine, nur ewige Enge und Korridore voller Leid.
Dann, ein schmerzhafter Schlag in ihren Rücken. Eine Welle der Dunkelheit und Elektrizität durchzuckte ihren Körper, ließ sie zusammenzucken und fast zu Boden fallen. Ein Machtblitz. Sie stieß ein keuchendes Wimmern aus und taumelte vorwärts, ihre rechte Hand rieb reflexartig über die verbrannte Stelle auf ihrer Schulter. Es brannte. Sie musste weiter. Sie durfte nicht stehen bleiben.
Kestrel biss die Zähne zusammen und stolperte weiter. Ihr rechtes Bein zog sie nur noch halb hinter sich her. Der Bruch, den ihr einst Sturn ihr zugefügt hatte, war nie richtig verheilt. Der Schmerz war unerträglich, doch sie hatte keine Wahl. Jeder Moment des Zögerns brachte die Gefahr, dass er sie einholte. Sie konnte ihn spüren. Hinter sich. Immer.
Um sie herum veränderte sich die Umgebung. Wo zuvor die Gänge leer und still gewesen waren, tauchten jetzt Zellen auf. An manchen Stellen sah sie metallene Gitter, hinter denen verschiedene Wesen in erbärmlichen Zuständen kauerten. Kestrel wagte es kaum, hinzusehen. Manche der Gefangenen waren abgemagert bis auf die Knochen, ihre Gesichter nur noch leere Hüllen ohne jede Hoffnung. Andere sahen sie mit weit aufgerissenen Augen an, die Hände verzweifelt durch die Gitterstäbe gestreckt.
Kestrel wandte sich panisch ab, unfähig, den Rufen der Gefangenen zu folgen. Eine andere Gestalt, ein Mann mit leeren, trüben Augen, griff nach ihr. Doch sie konnte nichts tun. Ihre Kraft reichte kaum für sie selbst. Die Schuld, die Verzweiflung drückten schwer auf ihr Herz. Aber sie konnte sich jetzt nicht davon lähmen lassen. Sie musste weiterlaufen.
Wieder schlug ein Blitz in ihre Seite ein, diesmal so stark, dass sie gegen die Wand geworfen wurde. Ein kurzer Aufschrei entwich ihren Lippen, als der Schmerz sie für einen Moment fast zu Boden zwang. Ihre Beine zitterten, der kalte Boden unter ihr fühlte sich wie ein Abgrund an. Doch irgendwie zog sie sich an der Wand hoch, keuchte und taumelte vorwärts. Hinter ihr hörte sie die langsamen Schritte des Sith, gleichmäßig und selbstsicher. Er musste nicht rennen. Sie war ein leichtes Ziel.
Sie kam an einem offenen Raum vorbei, und ihr Herz zog sich bei dem Anblick schmerzhaft zusammen. Hier waren Folterbänke aufgestellt, jede von ihnen bestückt mit Werkzeugen, deren Zweck sie nicht einmal erahnen konnte. Doch manche erkannte sie wieder – Werkzeuge, die man an ihr selbst benutzt hatte. Die Erinnerungen schossen wie ein Dolch durch ihren Geist: das scharfe Zischen des heißen Metalls, der Geruch von verbranntem Fleisch, das unaufhörliche Dröhnen der Elektropeitsche.
Kestrel taumelte weiter, stolperte über ihre eigenen Füße. Die Türen zu beiden Seiten waren verschlossen. Es gab keinen Ausweg. Nur endlose Gänge voller Elend und Verzweiflung. Einmal schaffte sie es, eine Tür zu erreichen, die nicht versiegelt war, doch sie führte nur in einen weiteren Gang, der noch dunkler und trostloser war. Sie wusste nicht, wohin sie lief. Es war, als ob sie in einem Kreis rannte, während der Sith sie genüsslich wie ein Raubtier beobachtete.
Kestrel biss die Zähne zusammen und humpelte weiter. Ihre Lunge brannte, ihre Beine fühlten sich an, als wären sie aus Blei. Ihre Ausdauer war durch die lange Gefangenschaft sehr schlecht geworden. Ein weiterer Blitz traf sie am Rücken, und diesmal fiel sie auf die Knie. Ihr Körper war zu erschöpft, um sich zu wehren. Sie konnte den dunklen, unaufhaltsamen Schatten hinter sich spüren. Seine Präsenz wurde immer erdrückender.
Gib auf! Flüsterte eine Stimme in ihrem Kopf. Doch sie schüttelte sie ab und presste die Hände gegen den kalten Boden. Nein. Sie konnte nicht. Sie musste weiter. Mit einem letzten Funken Willenskraft drückte sie sich hoch und stolperte weiter durch die Gänge. Jeder Schritt war eine Qual, doch sie konnte nicht stehen bleiben. Nicht jetzt. Nicht, solange sie noch atmen konnte. Doch in ihrem Herzen wusste sie: Dies war keine Flucht. Es war ein Spiel. Und er genoss jede Sekunde davon.
Kestrels Schritte wurden langsamer, ihre Beine drohten unter ihr nachzugeben, während sie in den düsteren Raum stolperte. Die Luft war hier kühler, beinahe feucht, und sie hatte einen abgestandenen, chemischen Geruch, der sich sofort in ihrer Kehle festsetzte und sie würgen ließ. Ihre Augen weiteten sich, als sie die Szene vor sich erblickte. Hohe, transparente Tanks, gefüllt mit einer grünlich schimmernden Flüssigkeit, säumten den Raum. Jeder dieser Behälter enthielt etwas, das wie ein Wesen aussah – oder eher wie die groteske Parodie eines Wesens. Es war unmöglich, ihre ursprünglichen Formen zu erkennen, da jedes von ihnen auf grausame Weise verzerrt und deformiert war. Sie konnte die Verschmelzungen von Gliedmaßen sehen, unnatürliche Auswüchse, und an manchen Stellen schienen zwei oder mehr Spezies miteinander zu etwas verschmolzen zu sein, das aus einem Albtraum stammte.
Kestrel blieb stehen, ihr Atem stockte, und ihre Hände krallten sich unwillkürlich in ihre schweißnassen Kleidung.
„Nein…“
Flüsterte sie fast unhörbar, doch ihr eigener schwacher Protest schien im Raum zu verhallen. Es fühlte sich an, als würde der Raum selbst ihre Angst nähren, sie verschlingen. Sie war gelähmt vor Entsetzen, ihre Augen glitten über die Tanks, die Wesen darin, die schrecklich still waren, aber dennoch etwas so Unheilvolles an sich hatten, dass es sie innerlich zerbrach. Konnte sie das sein? War das der Plan? Sie spürte, wie ihr Magen sich zusammenzog. Würde sie auch so enden?!
Dann, inmitten der bedrückenden Stille, hörte sie es – ein leises, regelmäßiges Piepen. Es kam aus dem hinteren Teil des Raums, und das Geräusch zog sie wie in Trance weiter hinein. Ihre Beine bewegten sich von allein, obwohl sie jede Faser ihres Körpers anschrie, umzukehren. Aber es war zu spät. Die Neugier, die Angst, und die dunkle Präsenz, die wie ein Gewicht in der Luft lag, trieben sie weiter. Schließlich schob sie mit zitternden Händen einen dicken, staubigen Vorhang beiseite.
Vor ihr lag etwas, das sie sich nicht einmal in ihren schlimmsten Albträumen hätte vorstellen können. Eine Kreatur, an unzählige Schläuche angeschlossen, lag auf einer alten Krankenliege. Es war unmöglich, zu sagen, was dieses Wesen einst gewesen war – humanoid vielleicht, doch jetzt nur noch ein entstelltes Abbild von Leben. Offene Wunden, die unaufhörlich zu eitern schienen, übersäten den Körper, und Kestrel konnte die Schläuche sehen, die in den deformierten Leib führten. Doch das Schlimmste war das eine Stielauge, das sich auf sie richtete. Es sah sie an – voller Schmerz, voller Verzweiflung.
„Tö...töte...mich…“
Die Stimme klang wie ein ersticktes Röcheln. Kestrel stolperte einen Schritt zurück, doch die Kreatur ließ nicht nach. Die Worte kamen nun aus verschiedenen Mündern, die über den ganzen deformierten Körper verteilt waren. Jedes davon schien von einer anderen Spezies zu stammen, als wären die Gesichter willkürlich zusammengefügt worden.
Kestrel spürte, wie sich ihr Herz in der Brust zusammenzog. Alles in ihr schrie danach, dieses Wesen zu erlösen. Es litt unvorstellbare Qualen, das war offensichtlich. Doch gleichzeitig schoss ein anderer Gedanke durch ihren Kopf – ein Gedanke, der wie eine kalte Hand ihr Herz umklammerte: Das könnte ich sein. Sie könnten das mit mir machen, wenn ich ihn töte. Sie zitterte heftig und fühlte, wie ihre Beine fast unter ihr nachgaben. Sie wollte helfen, sie wollte dieses Wesen erlösen – aber ihre Angst war stärker. Sie konnte es nicht tun. Der Gedanke, dass sie an dessen Stelle hier landen könnte, lähmte sie.
„Es… tut mir leid…“
Flüsterte sie heiser, doch ihre Stimme brach, als sie zurücktaumelte. Sie fühlte sich wie in einem Albtraum gefangen, einem, aus dem sie nicht aufwachen konnte. Dann hörte sie ihn.
Der Sith.
Seine Schritte hallten durch den Raum, langsam, bedrohlich, wie das Ticken einer unsichtbaren Uhr, die ihre letzten Sekunden zählte. Kestrel wirbelte herum, das Blut rauschte in ihren Ohren. Da stand er, groß und drohend, die gelbe Iris seines einzigen Auges leuchtete in der schummrigen Dunkelheit des Raumes. Er bewegte sich nicht sofort, sondern beobachtete sie, als würde er ihr Leid genießen.
Mit einem kalten Grinsen löste er das Lichtschwert an seinem Gürtel und warf es vor ihre Füße. Der metallene Klang hallte unheilvoll durch den Raum.
Kestrel zitterte am ganzen Körper, als sie das Lichtschwert aufhob. Die Kreatur auf der Liege konnte sie nicht töten. Das Lichtschwert fühlte sich fremd in ihrer Hand an. Ihre Finger wollten es kaum umschließen. Ihr Atem ging unregelmäßig, und sie wusste, dass sie auch nicht in der Lage war, zu kämpfen. Ataru war unmöglich, dachte sie, während sie einen Blick auf ihr Bein warf, das fast nachgab. Die Form, die sie am meisten gemeistert hatte, war nicht machbar. Sie war zu langsam, zu schwach. Ihr blieb nur Form I, die einfachste aller Kampfformen, die sie zuletzt als Padawan in einem echten Kampf benutzt hatte.
Ihre Gedanken wirbelten. Sie hatte keine Wahl. Das war eine Falle. Er hatte sie absichtlich hierher getrieben. Es gab keinen Ausweg, keinen anderen Weg. Es gab nur einen Zugang in diesen Raum. Ihre Hände zitterten, als sie das Lichtschwert aktivierte, der rote Strahl zischte in die Dunkelheit und erhellte den Raum.
„Ihr seid allesamt widerlich! Was macht ihr nur mit all den unschuldigen Wesen hier?!”
Schrie sie, und ihre Stimme bebte vor Wut, Angst und Verzweiflung. Sie stürzte sich auf ihn, schlug zu, wild und unkontrolliert. Ihre Wut kochte über, und sie ließ sie durch ihren Schlag fließen und es gab ihr Kraft in ihren Armen und Beinen. Sie streckte schließlich ihre Hand aus, um etwas Abstand und Luft zu ihm zu bekommen und schleuderte den Mann mit einem heftigen Machtstoß gegen einen der Tanks.
Bastion- Sith Orden- Zirkel der Inquisitoren- Zellenblock-Zelle, abgeschriebene Alchemistenexperimente: Kestrel, Lord Kirain