Bastion

[Bastion - Sith-Tempel - Domäne der Oberen - Zions Privatgemächer - Sera, Agatosh & Zion]
Zions mechanisch verzerrte Stimme durchbrach die Stille in seinen Gemächern. Die Luft schien plötzlich schwer zu werden und Sera war froh, dass ihr Meister die Frage augenscheinlich an Agatosh gerichtet hatte. Deshalb verschränkte sie sich darauf, auf die Innenseite ihrer Wange zu beißen und den Mund zu halten. Zion wollte Antworten und sie war sich ziemlich sicher, dass er in diesem Moment jedes Wort auf die Goldwaage legen würde.

Als einen Moment später die Tür zu seinem Domizil mit einem summenden Ton aufging, trat Sonea herein. Sie schien es eilig zu haben. Ihr gebeugter Gang zeugte jedoch davon, dass sie sich eher hierher geschleppt hatte. Irgendwas schien sie zu bedrücken. Was das war, erfuhren sie auch sogleich, denn die Sith kam ohne Umschweife direkt mit der ungeheuerlichen Information heraus, dass Apesa tot in der Krankenstation aufgefunden wurde. Sofort hatte Sera Kal’Lesu in Verdacht. Nun ging er die Verbündeten ihres Meisters an. Es passte. Seine Schüler hatte er geschickt, um Agatosh und Sera zu vernichten und er selbst schwächte den Kreis um Zion. Aber vergiftete Bacta-Behandlungen? Das klang so gar nicht nach dem Extinktoren-Zirkel. Die einzige Erklärung, die Sera dafür hätte, war Angst. Trotzdem wollte das in ihrem Kopf nicht ganz zusammenpassen.

Durch das Flackern in der Macht konnte sie spüren, dass auch Zion dies als Bedrohung wahrnahm, denn der Sith schien wütend und angespannt. Er wandte sich kurz ab und schien in Gedanken versunken. Sera sah sich fragend nach Agatosh um. Irgendetwas Größeres ging hier vor, das sie noch nicht erfasst hatte. Wusste ihr Trainingspartner mehr? Doch bevor sie ihm einen fragenden Blick zuwerfen konnte, traf es sie wie ein Schlag in die Magengrube.

Es war wie ein plötzlicher Blitzschlag durch die Macht, der in ihren Eingeweiden brannte. Ein Echo, das nicht hörbar war, sonder durch sie hindurch drang, sie durchbohrte - jede Zelle. Es war als hätte jemand von jetzt auf gleich die Organe in ihrem Inneren neu geordnet und alles auf den Kopf gestellt. Das Gleichgewicht war gestört und mutete an, sie umzuwerfen. Sera schloss unvermittelt die Augen, um sich zu konzentrieren, aber das machte alles nur noch schlimmer. Ein kalter Schauer lief ihr den Rücken hinunter, gefolgt von einem heißen Stechen im Magen. Sie schnappte nach Luft, würgte und konnte nicht verhindern, dass ein Strahl brauner Galle aus ihrem Hals hinausschoss, der sich in einer klumpigen Pfütze zu Agatosh’ Füßen sammelte.


“Was ist das?”, hörte sie sich selbst würgen. So eine kranke Schei**e hatte sie noch nie gespürt. Beinahe hätte sie die lumpigen Köche der Ordensküche verflucht, doch ihr fiel schnell ein, dass sie heute überhaupt noch nichts gegessen hatte. Was auch immer hier mit ihr geschah, die Macht sorgte dafür. Sie griff sich an den Brustkorb. Etwas in der Macht war zerbrochen, etwas Gewaltiges. Etwas, das so tief mit ihr verwurzelt war, dass es sie selbst erschütterte.

Sera öffnete die Augen und sah sich um. Das erste, was sie sah, war Zion. Sogleich begriff sie, dass er es auch gespürt hatte, auch wenn sich vor ihm keine Kotzlarche gebildet hatte.


“Meister …” Sie hielt inne, als sie seinen Blick sah. Er war düster, eisig und obwohl er sie nicht direkt ansah, wusste sie instinktiv, dass dies nicht der Moment für naive Fragen war. Sie biss sich die Zähne zusammen und schwieg.

Einen Blick zum massigen Chiss neben sich werfend, begriff sie immer deutlicher, dass jeder im Raum spürte, was sie gerade gespürt hatte. Sie wusste nicht, was es war - nur, dass es groß war.


“Das war … mal was anderes”, murmelte sie schließlich, immer noch außer Atem, und leise genug, dass sie nicht sicher war, ob jemand der anderen drei sie überhaupt gehört hatte. In ihrer Kehle brannte das Gefühl von Hinterlassenschaften herauf gewürgter Galle. Mit ihrer Stiefelsohle versuchte sie derweil die stückige Larche vor Agatosh’s Füßen behelfsmäßig zu verwischen, was nur noch größeres Unheil anrichtete. Ob Zion irgendwo einen Wischmop in seinen Räumlichkeiten aufbewahrte?

[Bastion - Sith-Tempel - Domäne der Oberen - Zions Privatgemächer - Sera, Agatosh, Sonea & Zion]
 
Bastion - Bastion Center - Sith Tempel - Domäne der Oberen - Zions Domizil - Agatosh, Darth Zion, Sera

Agatosh war an der Seite seines Meister in den Krieg gezogen. Er hatte gegen die barbarischen Horden der Yevethaner gekämpft und Dutzende ihrer Brut mit dem Schwert und der Axt vernichtet. In den wilden, blutgetränkten Kämpfen hatte er stets den festen Rücken seines Meisters gespürt. Gemeinsam hatten sie das Chaos der Schlacht beherrscht wie zwei unaufhaltbare Naturgewalten. Doch heute, nachdem sie die Schlacht um Galantos schon seit Tagen hinter sich gelassen hatten, spürte Agatosh eine Anspannung im eigentlich sicheren Domizil des Hammers von Bastion, wie er sie nicht einmal im Vorfeld der Invasion und während der Kämpfe gespürt hatte. Etwas war anders und die Vorzeichen verdichteten sich, dass ein Sturm sie erwartete, dem das Potential innewohnte, sie alle - sogar den mächtigen Darth Zion - in den Abgrund zu reißen. Es wäre einfach gewesen, die Schuld seiner aufmüpfigen Mitschülerin zuzuschieben, die vor der Pyramide der Exinktoren einen Kleinkrieg angezettelt hatte. Das wäre aber zu kurz gegriffen gewesen, schließlich hatte die feindselige Konfrontation mit Kal'lesu und der Zirkelmeisterin schon vorher stattgefunden. Sera und Agatosh sind bloß mit den Nachwehen dieses Vorfalls, hinter dem offenkundig eine tiefere und düstere Bedeutung lag, konfrontiert worden und hatten getan, was sie tun mussten. Und dabei offenkundig versagt, da diese beiden Ratten immer noch unter den Lebenden weilten.

Während sein Verstand also fieberhaft grübelte, setzte sich der Zorn des Chiss allmählich. Auf die Frage seines
Meisters hin schwieg Agatosh zunächst, um seine Gedanken zu ordnen. Er wusste nicht, wer dieser Zabrak war. War er ebenfalls ein Schüler? Oder nur ein Handlanger? Seinen Kampffertigkeiten zu urteilen war seine Ausbildung mindestens so weit fortgeschritten wie die ihre.

Xaro, der Schüler von Kal'lesu, wurde von einem Zabrak unterstützt. Auch seine Fähigkeiten im Kampf waren auf dem Niveau eines Schülers des Sith-Ordens.“

Ertönte nun die mechanische Stimme des blauen Bergs in stoischem Tonfall, wobei er seinen
Herrn eindringlich fixierte. Dann öffnete sich die mechanische Tür, durch die ein altbekanntes Gesicht eintrat. Sonea. Agatosh hatte sie bereits auf Dubrillion getroffen, damals noch als Kampfgefährtin seines künftigen Meisters – ein Gesicht aus der Vergangenheit, das Erinnerungen an längst vergangene Zeiten weckte. Doch die Sonea, die nun vor ihm stand, war nicht die gleiche. Agatosh musterte die Sith mit steinerner Miene. Ihre Körpersprache bedeutete nichts Gutes. Als sie unumwunden ihre Stimme erhob und Bericht erstattete, konnte der Chiss förmlich spüren, wie sich die Stimmung in dem Raum noch einmal zusätzlich verdunkelte.

Darth Apesa war eine der Extinktoren, die gemeinsam an der Seite des Hammers von Bastion auf Galantos gekämpft hatte. Sie war die Meisterin von Neila, mit der Agatosh gemeinsam die verstreuten Reste des yevethanischen Widerstands um die Hauptstadt herum aufgerieben hatte. Doch nun war sie tot. Feige vergiftet, wie Sonea es vermutete. Agatosh ballte eine Faust hinter seinem Rücken, als sich das Gesamtbild vor seinem inneren Auge mit einem Schlag zusammenfügte. Die feige Tat gegen Apesa war keine Einzelaktion, sondern Teil eines größeren Plans. Darth Zion war nun für jeden von ihnen offensichtlich und endgültig erkennbar zur Zielscheibe geworden. Und mit ihm jeder Sith, der an seiner Seite gekämpft hatte.

Mit einem stürmischen Flackern seiner Aura, einem Riss in seiner stoischen Natur, fasste
Zion den Befehl, die anderen zu versammeln. Sonea nickte nur, verschwand und hinterließ die drei in düsterer Stille. Und wie ein weiterer Schlag in die Magengrube - einer von wahrhaftig zahlreichen in den letzten Stunden - verdüsterte sich die Stimmung zusätzlich. Agatosh konnte genau spüren, wie es Zion mit einem Mal traf. Wie seine felsenfeste Aura einmal mehr erzitterte und den Sith beinahe ins Taumeln geraten ließ. Der Chiss bemerkte, wie sein Meister nach Luft schnappte und wollte gerade einen Schritt auf ihn zumachen, ehe auch er selbst der Wucht dieses Moments erlag. Es war, als würde dieser Schock direkt von Darth Zion auf Agatosh und Sera übergehen – eine plötzliche, lähmende Energie, die dem Chiss das Blut in den Adern frieren ließ. Selbst während ihrer schmerzhaften Begegnung mit Darth Incubus, während der der Tod greifbar gewesen war, hatte der Chiss nicht das gespürt, was ihn nun erfasste.

Verschwommen vernahm er, wie auch
Sera diesem Schock erlag und ihren Mageninhalt auf dem Boden verteilte. Das Gefühl ließ nicht nach, und wankend stieß Agatosh mit dem Rücken gegen die Wand und ein Wandregal, dass samt Inhalt krachend und klirrend auf den Boden niederschmetterte. Die kalte Oberfläche bot kaum Halt und Agatosh presste sich eine Hand an die Schläfe, um dem quälenden Druck in seinem Kopf entgegenzuwirken und eine Hand gegen die Brust, um irgendwie seine gelähmte Atmung zu stimulieren.

Dann, mit einem ruckartigen Blitz, verschwand es wieder. Instabil raufte sich der Hüne zusammen und fixierte
Zion. Was auch immer es war, das ihn erfasst und auf seine beiden Schüler übergeschwappt war - es verhieß noch tausendfach weniger Gutes als die bedrückte Körpersprache und die Mitteilung von Sonea eben noch. Es war, als würde die Welt unter ihren Füßen allmählich auseinanderbröckeln. Auch Sera hatte es offensichtlich die Sprache verschlagen, sodass sie sich nicht einmal traute, das Offensichtliche zu hinterfragen.

"Was... was war das"

Agatoshs angestrengte Atmung war durch die Halbmaske deutlich hörbar. Er wusste, dass er sich jetzt keine Schwäche leisten konnte. Sie hatten den Punkt erreicht, an dem es kein zurück mehr gab. Sondern nur noch den existenziellen Kampf, der sie erwartete.


Bastion - Bastion Center - Sith Tempel - Domäne der Oberen - Zions Domizil - Agatosh, Darth Zion, Sera
 
Bastion- Sith Orden- Zirkel der Inquisitoren- Zellenblock-Zelle: Kestrel, Q’Tahem, Lord Kirain, Lady Lanesra

Kestrels Atem ging schwer und keuchend, während sie durch die düsteren, engen Gänge rannte. Ihre nackten Füße klatschten auf den kalten, metallischen Boden, doch das Geräusch wurde immer wieder von ihren panischen Atemzügen übertönt. Der Sith war hinter ihr. Immer. Sie spürte seine dunkle Präsenz wie ein lähmendes Gewicht in der Macht, das ihre Beine zusätzlich zu dem ohnehin erschöpften Zustand nach unten zog. Es war, als ob jede Bewegung durch die Dunkelheit selbst behindert wurde, und jeder Schritt ein unüberwindbarer Kampf war.
Ihre Gedanken überschlugen sich. Es gab keine Orientierung, keinen Plan. Sie rannte nur. Jeder Schritt war ein verzweifelter Versuch, seinem unaufhaltsamen Vorrücken zu entkommen. Sie wusste nicht, wohin sie lief, denn es war unmöglich, in dem Labyrinth aus metallenen Gängen und unzähligen geschlossenen Türen irgendeine Richtung zu erkennen. Fenster gab es keine, nur ewige Enge und Korridore voller Leid.
Dann, ein schmerzhafter Schlag in ihren Rücken. Eine Welle der Dunkelheit und Elektrizität durchzuckte ihren Körper, ließ sie zusammenzucken und fast zu Boden fallen. Ein Machtblitz. Sie stieß ein keuchendes Wimmern aus und taumelte vorwärts, ihre rechte Hand rieb reflexartig über die verbrannte Stelle auf ihrer Schulter. Es brannte. Sie musste weiter. Sie durfte nicht stehen bleiben.
Kestrel biss die Zähne zusammen und stolperte weiter. Ihr rechtes Bein zog sie nur noch halb hinter sich her. Der Bruch, den ihr einst Sturn ihr zugefügt hatte, war nie richtig verheilt. Der Schmerz war unerträglich, doch sie hatte keine Wahl. Jeder Moment des Zögerns brachte die Gefahr, dass er sie einholte. Sie konnte ihn spüren. Hinter sich. Immer.

Um sie herum veränderte sich die Umgebung. Wo zuvor die Gänge leer und still gewesen waren, tauchten jetzt Zellen auf. An manchen Stellen sah sie metallene Gitter, hinter denen verschiedene Wesen in erbärmlichen Zuständen kauerten. Kestrel wagte es kaum, hinzusehen. Manche der Gefangenen waren abgemagert bis auf die Knochen, ihre Gesichter nur noch leere Hüllen ohne jede Hoffnung. Andere sahen sie mit weit aufgerissenen Augen an, die Hände verzweifelt durch die Gitterstäbe gestreckt.

Kestrel wandte sich panisch ab, unfähig, den Rufen der Gefangenen zu folgen. Eine andere Gestalt, ein Mann mit leeren, trüben Augen, griff nach ihr. Doch sie konnte nichts tun. Ihre Kraft reichte kaum für sie selbst. Die Schuld, die Verzweiflung drückten schwer auf ihr Herz. Aber sie konnte sich jetzt nicht davon lähmen lassen. Sie musste weiterlaufen.
Wieder schlug ein Blitz in ihre Seite ein, diesmal so stark, dass sie gegen die Wand geworfen wurde. Ein kurzer Aufschrei entwich ihren Lippen, als der Schmerz sie für einen Moment fast zu Boden zwang. Ihre Beine zitterten, der kalte Boden unter ihr fühlte sich wie ein Abgrund an. Doch irgendwie zog sie sich an der Wand hoch, keuchte und taumelte vorwärts. Hinter ihr hörte sie die langsamen Schritte des Sith, gleichmäßig und selbstsicher. Er musste nicht rennen. Sie war ein leichtes Ziel.

Sie kam an einem offenen Raum vorbei, und ihr Herz zog sich bei dem Anblick schmerzhaft zusammen. Hier waren Folterbänke aufgestellt, jede von ihnen bestückt mit Werkzeugen, deren Zweck sie nicht einmal erahnen konnte. Doch manche erkannte sie wieder – Werkzeuge, die man an ihr selbst benutzt hatte. Die Erinnerungen schossen wie ein Dolch durch ihren Geist: das scharfe Zischen des heißen Metalls, der Geruch von verbranntem Fleisch, das unaufhörliche Dröhnen der Elektropeitsche.

Kestrel taumelte weiter, stolperte über ihre eigenen Füße. Die Türen zu beiden Seiten waren verschlossen. Es gab keinen Ausweg. Nur endlose Gänge voller Elend und Verzweiflung. Einmal schaffte sie es, eine Tür zu erreichen, die nicht versiegelt war, doch sie führte nur in einen weiteren Gang, der noch dunkler und trostloser war. Sie wusste nicht, wohin sie lief. Es war, als ob sie in einem Kreis rannte, während der Sith sie genüsslich wie ein Raubtier beobachtete.
Kestrel biss die Zähne zusammen und humpelte weiter. Ihre Lunge brannte, ihre Beine fühlten sich an, als wären sie aus Blei. Ihre Ausdauer war durch die lange Gefangenschaft sehr schlecht geworden. Ein weiterer Blitz traf sie am Rücken, und diesmal fiel sie auf die Knie. Ihr Körper war zu erschöpft, um sich zu wehren. Sie konnte den dunklen, unaufhaltsamen Schatten hinter sich spüren. Seine Präsenz wurde immer erdrückender.

Gib auf! Flüsterte eine Stimme in ihrem Kopf. Doch sie schüttelte sie ab und presste die Hände gegen den kalten Boden. Nein. Sie konnte nicht. Sie musste weiter. Mit einem letzten Funken Willenskraft drückte sie sich hoch und stolperte weiter durch die Gänge. Jeder Schritt war eine Qual, doch sie konnte nicht stehen bleiben. Nicht jetzt. Nicht, solange sie noch atmen konnte. Doch in ihrem Herzen wusste sie: Dies war keine Flucht. Es war ein Spiel. Und er genoss jede Sekunde davon.

Kestrels Schritte wurden langsamer, ihre Beine drohten unter ihr nachzugeben, während sie in den düsteren Raum stolperte. Die Luft war hier kühler, beinahe feucht, und sie hatte einen abgestandenen, chemischen Geruch, der sich sofort in ihrer Kehle festsetzte und sie würgen ließ. Ihre Augen weiteten sich, als sie die Szene vor sich erblickte. Hohe, transparente Tanks, gefüllt mit einer grünlich schimmernden Flüssigkeit, säumten den Raum. Jeder dieser Behälter enthielt etwas, das wie ein Wesen aussah – oder eher wie die groteske Parodie eines Wesens. Es war unmöglich, ihre ursprünglichen Formen zu erkennen, da jedes von ihnen auf grausame Weise verzerrt und deformiert war. Sie konnte die Verschmelzungen von Gliedmaßen sehen, unnatürliche Auswüchse, und an manchen Stellen schienen zwei oder mehr Spezies miteinander zu etwas verschmolzen zu sein, das aus einem Albtraum stammte.

Kestrel blieb stehen, ihr Atem stockte, und ihre Hände krallten sich unwillkürlich in ihre schweißnassen Kleidung.


„Nein…“

Flüsterte sie fast unhörbar, doch ihr eigener schwacher Protest schien im Raum zu verhallen. Es fühlte sich an, als würde der Raum selbst ihre Angst nähren, sie verschlingen. Sie war gelähmt vor Entsetzen, ihre Augen glitten über die Tanks, die Wesen darin, die schrecklich still waren, aber dennoch etwas so Unheilvolles an sich hatten, dass es sie innerlich zerbrach. Konnte sie das sein? War das der Plan? Sie spürte, wie ihr Magen sich zusammenzog. Würde sie auch so enden?!
Dann, inmitten der bedrückenden Stille, hörte sie es – ein leises, regelmäßiges Piepen. Es kam aus dem hinteren Teil des Raums, und das Geräusch zog sie wie in Trance weiter hinein. Ihre Beine bewegten sich von allein, obwohl sie jede Faser ihres Körpers anschrie, umzukehren. Aber es war zu spät. Die Neugier, die Angst, und die dunkle Präsenz, die wie ein Gewicht in der Luft lag, trieben sie weiter. Schließlich schob sie mit zitternden Händen einen dicken, staubigen Vorhang beiseite.
Vor ihr lag etwas, das sie sich nicht einmal in ihren schlimmsten Albträumen hätte vorstellen können. Eine Kreatur, an unzählige Schläuche angeschlossen, lag auf einer alten Krankenliege. Es war unmöglich, zu sagen, was dieses Wesen einst gewesen war – humanoid vielleicht, doch jetzt nur noch ein entstelltes Abbild von Leben. Offene Wunden, die unaufhörlich zu eitern schienen, übersäten den Körper, und Kestrel konnte die Schläuche sehen, die in den deformierten Leib führten. Doch das Schlimmste war das eine Stielauge, das sich auf sie richtete. Es sah sie an – voller Schmerz, voller Verzweiflung.


„Tö...töte...mich…“

Die Stimme klang wie ein ersticktes Röcheln. Kestrel stolperte einen Schritt zurück, doch die Kreatur ließ nicht nach. Die Worte kamen nun aus verschiedenen Mündern, die über den ganzen deformierten Körper verteilt waren. Jedes davon schien von einer anderen Spezies zu stammen, als wären die Gesichter willkürlich zusammengefügt worden.

Kestrel spürte, wie sich ihr Herz in der Brust zusammenzog. Alles in ihr schrie danach, dieses Wesen zu erlösen. Es litt unvorstellbare Qualen, das war offensichtlich. Doch gleichzeitig schoss ein anderer Gedanke durch ihren Kopf – ein Gedanke, der wie eine kalte Hand ihr Herz umklammerte: Das könnte ich sein. Sie könnten das mit mir machen, wenn ich ihn töte. Sie zitterte heftig und fühlte, wie ihre Beine fast unter ihr nachgaben. Sie wollte helfen, sie wollte dieses Wesen erlösen – aber ihre Angst war stärker. Sie konnte es nicht tun. Der Gedanke, dass sie an dessen Stelle hier landen könnte, lähmte sie.


„Es… tut mir leid…“

Flüsterte sie heiser, doch ihre Stimme brach, als sie zurücktaumelte. Sie fühlte sich wie in einem Albtraum gefangen, einem, aus dem sie nicht aufwachen konnte. Dann hörte sie ihn.

Der Sith.

Seine Schritte hallten durch den Raum, langsam, bedrohlich, wie das Ticken einer unsichtbaren Uhr, die ihre letzten Sekunden zählte. Kestrel wirbelte herum, das Blut rauschte in ihren Ohren. Da stand er, groß und drohend, die gelbe Iris seines einzigen Auges leuchtete in der schummrigen Dunkelheit des Raumes. Er bewegte sich nicht sofort, sondern beobachtete sie, als würde er ihr Leid genießen.

Mit einem kalten Grinsen löste er das Lichtschwert an seinem Gürtel und warf es vor ihre Füße. Der metallene Klang hallte unheilvoll durch den Raum.
Kestrel zitterte am ganzen Körper, als sie das Lichtschwert aufhob. Die Kreatur auf der Liege konnte sie nicht töten. Das Lichtschwert fühlte sich fremd in ihrer Hand an. Ihre Finger wollten es kaum umschließen. Ihr Atem ging unregelmäßig, und sie wusste, dass sie auch nicht in der Lage war, zu kämpfen. Ataru war unmöglich, dachte sie, während sie einen Blick auf ihr Bein warf, das fast nachgab. Die Form, die sie am meisten gemeistert hatte, war nicht machbar. Sie war zu langsam, zu schwach. Ihr blieb nur Form I, die einfachste aller Kampfformen, die sie zuletzt als Padawan in einem echten Kampf benutzt hatte.

Ihre Gedanken wirbelten. Sie hatte keine Wahl. Das war eine Falle. Er hatte sie absichtlich hierher getrieben. Es gab keinen Ausweg, keinen anderen Weg. Es gab nur einen Zugang in diesen Raum. Ihre Hände zitterten, als sie das Lichtschwert aktivierte, der rote Strahl zischte in die Dunkelheit und erhellte den Raum.


„Ihr seid allesamt widerlich! Was macht ihr nur mit all den unschuldigen Wesen hier?!”

Schrie sie, und ihre Stimme bebte vor Wut, Angst und Verzweiflung. Sie stürzte sich auf ihn, schlug zu, wild und unkontrolliert. Ihre Wut kochte über, und sie ließ sie durch ihren Schlag fließen und es gab ihr Kraft in ihren Armen und Beinen. Sie streckte schließlich ihre Hand aus, um etwas Abstand und Luft zu ihm zu bekommen und schleuderte den Mann mit einem heftigen Machtstoß gegen einen der Tanks.

Bastion- Sith Orden- Zirkel der Inquisitoren- Zellenblock-Zelle, abgeschriebene Alchemistenexperimente: Kestrel, Lord Kirain
 
Bastion / Center / Arthious-Boulevard / Kath-Bürogebäude / Arbeitszimmer / Sane, Samin, Jean

Es gab für jeden Plan gewisse Variablen, die nicht vorhersehbar waren. Dazu gehörte zum Beispiel, dass eine angesehene imperiale Offizierin anscheinend nicht damit zögerte, sich mit ISB-Agenten anzulegen. Zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort hätte Sane diese Eigenschaften sicher begrüßt, aber aktuell sorgten sie doch eher für Stirnrunzeln. Sie waren soeben Zeuge davon geworden, wie jemand wahrscheinlich nicht ganz unfreiwillig aus dem Fenster auf den Boulevard gestürzt ist. Bevor sie nicht wussten, wer dahinter steckte, war jegliche Konfrontation mit den Sicherheitskräften ein risikoreiches Unterfangen. Samin machte einen Schritt auf die Beamtin zu und nun erhob sich langsam auch Sane. Sollte er sich einmischen, wenn die Situation noch angespannter werden würde? Vermutlich konnte er Haren auch einfach von den Sicherheitsdroiden entfernen lassen, wenn sie es darauf anlegte. Er war ihr aus taktischen Gründen entgegen gekommen, nicht aus Sympathie. Hinzu kam, dass er es sich mit seiner neuen potenziellen Verbündeten nicht verscherzen wollte. Samin hatte genug von sich preisgegeben, um von wirklichem Interesse für Sane zu sein. Jemand so prominentes würde das ISB doch nicht anrühren, oder?

Zu allem Unglück stachelte Haren die Offizierin weiter an. Eine durchschaubare Provokation die zu Fehlern verleiten sollte. Ob Samin darauf ansprang? Kurzum entschied sich Sane dafür, dazwischen zu gehen. Mit schnellen Schritten umrundete er seinen Schreibtisch und ging auf die beiden Frauen zu.


"Aber, aber, meine Damen! Wir stehen doch alle auf der selben Seite, oder?"

In dem Moment piepte ein ComLink. Sane konnte eine fremde Stimme hören, die offensichtlich vor dem Gebäude auf eine Agent Porter wartete. Er runzelte die Stirn. Sane setzte eine übertrieben verwirrte Miene auf und musterte die Beamtin mit einem fragenden Gesicht. Es war Zeit, bei Samin zu punkten.

"Porter? Haren? Wer zum Teufel sind Sie eigentlich? Wissen Sie was? Lieutenant Samin hat recht. Ich hätte gerne Ihre Dienstnummer und den Namen Ihres Vorgesetzten. Die Gastfreundschaft und die imperiale Loyalität der von Kaths ausnutzen und mich sowie eine hochdekorierte Kriegsheldin belügen, das ist an Frechheit kaum zu überbieten! So etwas habe ich noch nie erlebt! Mein Vater wird davon erfahren, da können Sie sicher sein!"

Sane stellte sich nun auf die Seite von Samin, setzte den wütendsten Gesichtsausdruck auf, den er hatte, und ließ dem aufbrausenden Adeligen freien Lauf. Dann atmete er einmal kräftig durch, strich seine Tunika zurecht und rückte eines der goldenen Ornamente auf seiner Brust wieder gerade.

"Ich bitte Sie nun, dieses Gebäude zu verlassen, Agent Porter. Guten Tag."

Bastion / Center / Arthious-Boulevard / Kath-Bürogebäude / Arbeitszimmer / Sane, Samin, Jean
 
Bastion / Center / Arthious-Boulevard / Kath-Bürogebäude / Arbeitszimmer / Sane, Samin, Jean

Jean zog eine ihrer dünnen braunen Augenbrauen in die Höhe. Er war kein Kollege, dass stand jetzt auf jeden Fall fest. Mit Pete musste sie gleich noch ein ernstes Wörtchen reden. Aber dazu später mehr. Der Adelige wollte spielen? Er meinte er konnte ihr Angst ein jagen? Dazu brauchte es schon etwas mehr.

"Es liegt nicht in meinem Interesse, mit Ihnen über meine Befugnisse zu diskutieren, Herr von Kath. Ich bin hier, um meinen Auftrag zu erfüllen – mehr nicht. Wenn Sie Ihre Zeit lieber damit verbringen möchten, meinen Vorgesetzten zu kontaktieren, anstatt sich auf die Sicherheit dieses Sektors zu konzentrieren, steht Ihnen das selbstverständlich frei. Jedoch wird die die fehlende Kooperation in meinem Bericht stehen. Sollten Rückfragen bestehen, werden sich meine Kollegen selbstverständlich noch einmal mit Ihnen in Verbindung setzen.“

Jean zückte ihre ID, der ohne Namen ausgefüllt war.

„Wie ihr Sicherheitsdruide festgestellt hat, ist mein Dienstausweis lückenlos. Mein Name hat Sie, Herr von Kath also nichts zu interessieren. Aber wenn Sie dennoch eine Beschwerde vorbringen möchten, dann wenden Sie sich bitte an die Behörde für Lokale Sicherheit. Diese Nummer sollte ausreichen.“

Porter drückte erneut auf ihr Aufnahmegerät.

„Ich brauche dennoch die Zeugenaussagen ihrer Mitarbeiter. Ich werde mit einem Beschluss wieder kommen Herr von Kath. Aber wenn Sie und ihre Familie dem Imperium so loyal gegenüber stehen, täten Sie besser daran, sich der Behörde nicht in den Weg zu stellen."

Jean war über sein wütendes Gesicht, ein wenig belustigt, doch die Frau vom IDG, versteckte dass unter der kalten Miene. Nachdem sie sicher war, dass er theoretisch genug Zeit gehabt hätte, die Nummer zu lesen, senkte sie den ID wieder.



Bastion / Center / Arthious-Boulevard / Kath-Bürogebäude / Arbeitszimmer / Sane, Samin, Jean
 
[ :: Braxant-Sektor :: Sartinaynian-System :: Bastion :: Sith-Tempel :: Domäne der Oberen :: Zions Domizil /Sera :: Agatosh :: Sonea (NPC) :: Darth Zion :: ]



Zion blickte noch für einen Moment starr ins Leere, bevor ihn die Geräusche seiner Umgebung wieder einholten. Die Stimmen seiner Schüler und das leise Surren von Soneas Com brachten ihn zurück in die Realität. Sein Blick wanderte durch den Raum, Sonea, Sera und Agatosh hatten ebenfalls deutlich auf die Erschütterung der Macht reagiert. Sera war blass geworden und hatte sich übergeben, während Agatosh taumelte und dabei ein Regal mit Büchern zum Einsturz brachte. Selbst Sonea, sonst so gefasst, wirkte angespannt und in Gedanken versunken.

Zion registrierte dies mit kühler Präzision. Es war ein Zeichen, dass seine Schüler eine starke Verbindung zur Macht hatten, doch ihre Kontrolle über den eigenen Körper ließ noch zu wünschen übrig. Dies war jedoch kein Grund zur Besorgnis, sie waren schließlich noch in der Ausbildung, und es blieb Zeit, diese Schwächen auszumerzen.
Mit einem schweren Atemzug durch seine Maske verschaffte sich Zion Ruhe.


„Das war eine Erschütterung der Macht,“


Erklärte er mit ruhiger, doch bestimmter Stimme.

„Solche Wellen spürt man nur, wenn etwas Gewaltiges geschieht. Der Tod eines oder mehrerer mächtiger Machtnutzer ist eine Möglichkeit. Doch so intensiv wie gerade … das ist beispiellos. Die Auswirkungen könnten die gesamte Galaxie betreffen.“

Sonea, die sich bereits wieder gefangen hatte, nickte stumm, während sie ihre Aufmerksamkeit auf ihren Com richtete. Ihre Finger glitten über den Bildschirm, und ihre Augen huschten durch die Informationen, die sie erhielt. Schließlich sah sie zu Zion und sprach leise, ihre Stimme noch immer von der Erschütterung gezeichnet.

„Alle werden hier sein. Es wird etwas dauern, aber sie kommen.“

Zion nickte knapp zur Bestätigung.

„Gut. Während wir warten, werdet ihr euch alle hier erholen. Bis zum Treffen trennen wir uns nicht mehr.“

Er richtete seinen Blick auf Agatosh und Sera.

„Doch zuerst beseitigt ihr das Chaos, das ihr angerichtet habt. Danach legt ihr euch hin und ruht euch aus. Ich wecke euch, wenn es Zeit ist.“

Ohne ein weiteres Wort verließ Zion den Raum und betrat den größten Bereich seiner Unterkunft. Der Raum war schlicht und spartanisch eingerichtet – eine Couch, einige Stühle, ein Holoprojektor und Kisten, die wahllos verteilt waren. Sein Quartier war ebenso nüchtern wie bei seinem Einzug geblieben. Im angrenzenden Schlafgemach lag ein altes Sith-Holocron, das Zion immer wieder zurate gezogen hatte.

Er setzte sich auf den Boden, kreuzte die Beine und schloss die Augen. Die vertraute Ruhe der Meditation umfing ihn, als er begann, seinen Herzschlag zu senken und die Gedankenströme in seinem Kopf zu ordnen. Langsam driftete er in einen Zustand der inneren Einkehr, während die Welt um ihn herum verblasste.




[ :: Braxant-Sektor :: Sartinaynian-System :: Bastion :: Sith-Tempel :: Domäne der Oberen :: Zions Domizil /Sera :: Agatosh :: Sonea (NPC) :: Darth Zion :: ]
 
Bastion- Sith Orden- Zirkel der Inquisitoren- Zellenblock-Zelle, abgeschriebene Alchemistenexperimente: Kestrel, Lord Kirain

Der heftige Machtstoß kam unerwartet. Der Abyssin hatte sich zwar auf einen Ausbruch ihrerseits vorbereitet, doch sie war trotzdem zu mächtig gewesen. Das Glas des Tanks bekam Risse, als der Sithkrieger Lord Kirain dagegenschlug. Zumindest landete er auf den Füßen und Dank der Macht wurde ihm auch nicht die Luft so aus den Lungen gepresst, dass er das Bewusstsein oder zumindest die Orientierung verlor. Stattdessen lachte er hämisch auf.

„Gut. Nutze der Menschling seine aggressiven Gedanken. Lasse sie den Hass durch sich durchfließen!“

Mit einem Schwung Machtgeschwindigkeit, bewegte sich der sonst so behäbig wirkende Abyssin geschwind zum Eingang dieses Raumes, um die Jedi hier rauszulocken. Es war eine Sache, sie hier ein wenig anzuheizen. Es war ganz etwas anderes, sie den Raum zerstören zu lassen. Das würde er dem Zirkel der Alchemisten ganz und gar nicht gefallen und Lord Kirain würde das ihnen kaum erklären wollen. Also lachte er sie wieder verhöhnend aus, um ihren Fokus auf sich zu lassen und sie hier rauszuholen.

„Gut. Ich kann ihren Zorn spüren.“

Jetzt war es an Lord Kirain, telekinetisch nach seinem Kontrahenten auszugreifen. Nur stieß er Kestrel nicht von sich weg, sondern zog sie zu sich heran, sprang dabei zurück und warf sie anschließend gegen eine der Wände im Flur. Anschließend verschloss ein Befehl an seinem Unterarmkontrollgerät den Experimentierraum. Erneut lachte er dann, um sie weiter zu reizen.

„Ihr Hass hat sie mächtig gemacht.“

Geschickt wich er ihren Schlägen aus. Sie war gesundheitlich mehr als angeschlagen und konnte sich aufgrund der brodelnden Emotionen offensichtlich nicht richtig fokussieren, um das Lichtschwert ordentlich zu führen.

„Fühle sie ihren Zorn! Sie soll mich niederstrecken, um den Pfad zur dunklen Seite endlich vollständig abzuschreiten!“

Natürlich hatte der Abyssin nicht vor, hier tatsächlich zu sterben. Daher sammelte er bereits die dunkle Seite der Macht in seinen Händen, um Kestrel mit Machtblitzen zu überziehen, sollte sie ihn tatsächlich angreifen.

Bastion- Sith Orden- Zirkel der Inquisitoren- Zellenblock-Flur: Kestrel, Lord Kirain
 
| Bastion | Center | Arthious-Boulevard | Kath-Bürogebäude | Sanes Arbeitszimmer |
Samin, Sane & Jean
Samin ließ den Blick über die anderen beiden im Raum gleiten. Äußerlich versuchte sie unangefasst und kühl zu wirken, was ihr nur bedingt gelang. Die letzten Minuten hatten sie zunehmend frustriert. Haren - oder Porter - oder wie auch immer sich diese Frau nannte, hatte es sich offenbar zur Aufgabe gemacht, Samins Geduld auf die Probe zu stellen. Jede Bemerkung, jeder kühle, überhebliche Blick der Beamtin schien die Elite-Pilotin zu provozieren. Die Bemerkung, dass sie zum ISB, oder eine dem ISB unterstellte Einheit, gehörte, wühlte sie dann jedoch etwas auf und ließ sie in ihrem Vorhaben, auf Konfrontation zu gehen, zurückhalten.

Dass die andere Frau für irgendeine mysteriöse Unterbehörde des ISB arbeitete, war in der Tat gar nicht so unwahrscheinlich und könnte Kopfschmerzen bedeuten. Der ISB war berüchtigt dafür, gegen seine eigenen Bürger vorzugehen. Und das zuweilen brutal. Das Problem daran war, dass sie außerhalb der militärischen Rahmenbedingungen handelten. Im Regelfall wäre der Militärische Geheimdienst für sie zuständig, aber der ISB mischte überall mit, wo er seine Finger hineinbekam. Die Aufmerksamkeit einer ISB-Agentin konnte sie gerade am allerwenigsten gebrauchen. Dasselbe galt für Sane, wenn er hielt, was er ihr versprochen hatte. Umso erstaunlicher war, dass er selbst die erste Gelegenheit ergriff, um Haren (oder Porter?) anzugehen und Samin verbal zur Seite zu springen. Dieser impulsive Ausbruch des Adeligen überraschte sie. Dabei war nicht zu erkennen, ob er aus strategischer Berechnung handelte oder ehrlich empört war. Vermutlich beides.

So leicht ließ sich die Dame mit den vielen Namen jedoch nicht abspeisen. Sie zückte eine schwarze ID-Karte und wedelte damit vor ihren Nasen herum, während sie Sane Kontra gab. Vermutlich mit der Absicht, ihn auf diese Weise einzuschüchtern. Nun war es an der Zeit für die Chiss, ruhig durchzuatmen. Good cop, bad cop - mit zwischenzeitlichem Rollenwechsel. Ob beabsichtigt oder nicht, der verbale Ausfall Sanes gab ihr die Gelegenheit, vielleicht doch noch mit geglätteten Wogen aus dieser Sache herauszukommen.


“Agentin”, begann sie, dieses Mal in einem beschwichtigungen Ton, “Wir haben nicht mehr gesehen, als wir Ihnen bereits berichtet haben. Jemand fiel aus dem gegenüberliegenden Fenster in Richtung Straße. Mit dem Rücken voran, möchte ich noch hinzufügen. Vielleicht hilft Ihnen diese Information ja weiter.”

Samin deutete nun auf die Scheibe, durch die man das gegenüberliegende Gebäude erspähen konnte.

“Da wir uns hier in diesem Büro befinden und Sie scheinbar unmittelbar am Tatort waren, wird Ihnen klar sein, dass wir mit diesem Vorgang nichts weiteres zu tun haben können.”

Nun deutete sie auf die Tür.

“Wenn Sie nun so freundlich wären … ich bin dienstlich hier und ich habe nicht ewig Zeit - Sie werden verstehen. Ich bin mir sicher, Herr von Kaths Angestellte werden sich auf Vorladung gern jederzeit als Zeugen zur Verfügung stellen, sofern sie denn etwas gesehen haben.”

Samin hoffte, die Agentin damit abspeisen zu können. Die Frau hatte ihre Agenda, das war offensichtlich. Sie würde sicherlich nicht einfach klein beigeben - aber vielleicht reichte es aus, den Ball woanders hin zu spielen.

“Wäre es nicht viel produktiver, im Tatgebäude - ich weiß nicht - vielleicht im Büro mit dem zerbrochenen Fenster mit Ihrer Untersuchung fortzufahren? Bei weiteren Fragen wissen Sie ja sicherlich, wie Sie uns kontaktieren können."

| Bastion | Center | Arthious-Boulevard | Kath-Bürogebäude | Sanes Arbeitszimmer |
Samin, Sane & Jean
 
Bastion- Sith Orden- Zirkel der Inquisitoren- Zellenblock-Flur: Kestrel, Lord Kirain

Kestrels Atem ging keuchend, ihre Brust hob und senkte sich unregelmäßig, während ihr Körper vor Erschöpfung bebte. Der Aufprall gegen die Wand hatte ihr sämtliche Luft aus den Lungen gepresst, und für einen Moment sah sie nur verschwommene Schatten, hörte nur das dumpfe Rauschen ihres eigenen Blutes in den Ohren. Ihre Hände zitterten, und sie spürte den Schmerz, der sich durch ihre ohnehin geschwächten Glieder zog wie brennende Nadeln. Doch es war nicht nur der Schmerz, der sie durchflutete.

Es war der Hass.

Seine Stimme war wie Gift, das sich durch ihren Verstand fraß. Seine Worte bohrten sich tief in ihre Gedanken, ließen ihre Wut weiter wachsen. Er verspottete sie. Er verhöhnte sie. Er sah sie an, als wäre sie nichts. Und vielleicht war sie auch nichts. Ein schwaches, gebrochenes Ding, das kaum noch auf den Beinen stehen konnte. Sie hatte gegen Sturn verloren. Immer wieder. Sie hatte versagt. Immer wieder. Und jetzt? Jetzt lag sie wieder im Dreck. Wieder unfähig, sich zu behaupten, unfähig, diesen Sith zu töten.
Sein höhnisches Lachen ließ ihre Finger sich fester um das Lichtschwert krallen. Sie wollte ihn schreien hören. Ihn leiden lassen, so wie er sie hatte leiden lassen. Er stand ihr im Weg. Er allein. Nur er. Sie musste ihn töten. Es gab keinen anderen Weg. Er stand ihr im Weg zur Freiheit.

Ein Klirren aus dem Raum hinter ihnen ließ sie zusammenzucken. Dann das laute Zischen von Flüssigkeit, gefolgt von einem dumpfen Aufschlag. Der Tank. Er war geborsten.
Schweißnass vor Schwäche, taumelnd und mit beißender Wut in den Augen kämpfte sich Kestrel wieder auf die Beine. Ihre Muskeln brannten, ihr Kopf pochte, aber sie ignorierte es. Sie konnte es sich nicht leisten, sich jetzt um ihren Körper zu scheren. Nur allein die Macht hielt sie überhaupt noch auf den Beinen nach all der Folter, dem wenigen Essen und der endlos scheinenden Gefangenschaft auf Ziost und Bastion. Sie wollte ihn tot sehen.


„Du bist ein Monster!“

Schrie sie und schleuderte sich nach vorne, das Lichtschwert mit beiden Händen umklammert. Sie griff wild an, riss die Klinge in unkontrollierten, wütenden Hieben nach ihm. Sie vermisste ihr bekanntes Ataru, doch dies war ihr momentan durch ihr kaputtes Bein nicht möglich. Doch Lord Kirain wich mit erschreckender Leichtigkeit aus. Er bewegte sich geschmeidig, ließ sie ihre Schläge ins Leere führen, während er sie nur weiter verhöhnte.
Doch genau das war das Problem. Sie ließ sich leiten – aber nicht von Präzision, nicht von Technik. Nur von ihrer Wut. Und das machte sie berechenbar. Schwach. Ihre Schläge wurden unkontrollierter, ihr Atem ging zu schnell, und ihre geschwächte Kondition machte sich bemerkbar. Ihre Arme wurden schwer, ihre Beine begannen nachzugeben und ihr Kreislauf drohte vor Anstrengung zu kollabieren. Das hämische Lachen des Sith schnitt durch ihren Kopf wie ein glühendes Messer. Er verspottete sie. Genau wie Sturn es getan hatte. Genau wie jeder verdammte Gegner, gegen den sie je verloren hatte. Seine Worte fachten das lodernde Feuer in ihr weiter an. Ihre Wut brannte in ihren Adern wie pures Gift. Er spielte mit ihr, genoss es, sie leiden zu sehen. Sie wusste, dass er sie nicht als echte Bedrohung sah, da sie ohnehin viel zu geschwächt war. Dass er sich amüsiert fühlte. Und das machte sie rasend. Sie hätte wissen müssen, dass ihr Körper sie im Stich lassen würde, dass sie nicht kämpfen konnte, wie sie wollte. Die lange Gefangenschaft, die Folter, das wenige Essen – es hatte sie zerstört. Sie war schwach. Nutzlos. Eine Versagerin. Von der einstigen anmutigen und gut kämpfenden Jedi-Meisterin war nicht mehr viel übrig geblieben.

Mit einem machtverstärkten Sprung und einem wütenden Schrei griff sie ihn erneut an, um den unbewaffneten Mann zu töten und zielte direkt auf seinen Hals, um ihn zu enthaupten. Dann sah sie das Leuchten in seinen Händen.

Sie hatte keine Zeit zu reagieren, keine Kraft.. .


Bastion- Sith Orden- Zirkel der Inquisitoren- Zellenblock-Flur: Kestrel, Lord Kirain
 
[Bastion - Sith-Tempel - Domäne der Oberen - Zions Privatgemächer - Sera, Agatosh, Sonea & Zion]
Der säuerliche Nachgeschmack hing noch immer auf Seras Zunge. Mit jedem Atemzug fraß er sich tiefer in ihre Kehle und brachte ihre Speiseröhre aus dem Inneren heraus zum Brennen. Sie atmete langsam durch die Nase ein und zwang sich, die Übelkeit herunterzuwürgen. Ein hartnäckiger Gestank begann von der stückigen Larche heraufzusteigen. Die Sith-Schülerin hoffte für Zion und Agatosh, dass ihre Masken auch Gerüche herausfilterten.

Zions Befehl hing derweil immer noch schwer in der Luft, als wäre das Gewicht seiner Stimme mit Gewalt auf ihr niedergeprasselt. Sie sollten das Chaos beseitigen. Natürlich würde sie es nicht aussprechen, doch sie war froh darüber, dass sie nicht als einzige hier so heftige körperliche Reaktionen gezeigt hatte. Agatosh hatte die Kontrolle über seinen Stand verloren - wir sprachen hier von Agatosh - und war rücklings gegen ein Regal gekracht, dass sich danach in Stücken am Boden wiedergefunden hatte.

So lag ihr verdammter Mageninhalt gemischt mit Scherben und kleinen Regal-Stückchen vor ihnen auf dem Boden und erinnerte sie daran, dass sie nicht stark genug waren, diese Erschütterung der Macht, wie Zion sie nannte, unbeeindruckt zu überstehen. Das Gefühl war immer noch da. Es hatte sie so tief getroffen, dass ihr Körper einfach nachgegeben hatte. Sera schluckte trocken, was unangenehm war. Doch es war um Längen besser als dieses geisterhafte Echo der Macht, das sich in ihre Knochen und in ihre Eingeweide gebohrt hatte. Erschütterung der Macht? Als könnte man so etwas einfach einen Namen geben und dann zur Tagesordnung übergehen. Von wegen Erschütterung. Es war, als hätte jemand das Fundament der Galaxie unter ihren Füßen herausgezogen und einmal um 180 Grad auf den Kopf gedreht. Und als wäre dabei ein Spalt aufgebrochen, der etwas offenbart hatte, das nicht für ihre Augen bestimmt war.

Seras Magen krampfte sich erneut zusammen bei dem Gedanken daran. Sie atmete scharf aus, zwang sich, das Brennen in ihrer Kehle zu ignorieren, um … Ja, was nun? Die verdammte Kotze aufzuwischen? War das ihre beschissene, neue Realität? War sie ein verdammtes Dienstmädchen, zuständig für ihren eigenen Mageninhalt? Mit zusammengebissenen Zähnen schnappte sie sich das nächstbeste Stück Stoff - ihren eigenen Umhang - und warf es ohne zu zögern auf den Fleck, trat mit ihrem Stiefl darauf und zog es über den Boden. Ein widerlicher, feuchter Laut erfüllte den Raum, als sich der Umhang mit ihrer eigenen Erbärmlichkeit vollsog.


“Wenn du das jemandem erzählst, bring ich dich um”, knurrte sie, ohne aufzublicken, in Richtung Agatosh. Dabei wusste sie genau, dass er schweigsamer war als ein Droide ohne Sprachmodul. Wobei der Gedanke, dass der blaue Riese tratschend und schwatzend wie eine Bastioner Küchenmagd durch den Tempel zog, sie schon irgendwie amüsierte. Immerhin irgendwas, worüber man sich erfreuen konnte. So legte sich ein dümmlich abwesendes Lächeln auf ihre Lippen, während sie unter Schlurflauten die Kotze zusammenwischte.

Der Tod eines oder mehrerer mächtiger Machtnutzer konnte der Grund für diese Erschütterung gewesen sein. Darth Apesa war tot. War sie mächtig genug, so eine Reaktion in der Macht auszulösen? Wenn nicht, wer war noch gestorben? Sera warf einen Blick auf Sonea, die Schwester, die sich, den Blick auf ihr Comlink gesenkt, in einer Sitzecke niedergelassen hatte. Sie betrachtete die Kriegerin von Kopf bis Fuß, betrachtete ihr rotfarbenes Kleid, das Tattoo auf dem Hals und die geflochtenen Haaren abschätzend. Wenn Sonea starb, würde es dann ein Echo auslösen? Wobei die junge Schülerin gehörige Zweifel daran hatte, dass sowohl Soneas, als auch Apessas Tod Auswirkungen auf die gesamte Galaxie hätten.

Sera hatte nun genug Kämpfe erlebt, um zu wissen, dass die meisten Tode irgendeine Reaktion in der Macht hervorriefen. In der Regel - zumindest hatte sie bisher nichts anderes erlebt - war es kaum mehr als ein Plätschern. Ein Gefühl, dass man komplett ignorieren konnte. So wie ein Kieselstein, der neben einem ins Wasser fiel. Aber das hier? Das war kein Stein. Das war ein verdammter Meteorit.

Den nassen, mit Kotze getränkten Umhang aufhebend, verzog sie die Lippen. Sie sah sich nach einer Möglichkeit der Entsorgung um. Wo waren eigentlich die Haushälterdroiden?


Agatosh, fang!” Mit einem Zucken deutete sie an, das widerliche Stück Stoff in seine Richtung zu schleudern, doch natürlich wusste sie es besser. In Zions Gemächern sollte sie das unterlassen. Seufzend schritt sie in Richtung Ausgang. Vielleicht befand sich draußen im Gang ja einer dieser Putzdroiden. Als sie die Tür öffnete, erschrak sie zunächst, da eine äußerst merkwürdige Gestalt in schwarzer Kluft direkt davor stand, offensichtlich in der Absicht, eintreten zu wollen. Instinktiv ließ sie den Umhang fallen, der mit einem saftigen Geräusche auf dem Boden vor Zions Domizil landete und stückchenweise Kotze im Umkreis von zwei Standardmetern verteilte, und griff nach ihrem Lichtschwert.

“Komm rein, Odium”, erklang aus dem Inneren des Domizil ihres Herrn. Es war Sonea. Somit war diese Gestalt - ein Gungan - einer von Zions getreuen Kriegern. Sera hatte ihn noch nie zuvor gesehen. Wortlos schritt der Gungan an ihr vorbei. Sie sah ihm einen Moment nach, ehe sie achselzuckend den Umhang aufhob und einfach vor der Tür eines anderen Sith liegen ließ.

Als sie zurückkehrte, sah sie, dass Sonea am Eingang stand. Offenbar hatte sie Sera die ganze Zeit im Blick behalten. Sie faselte was davon, dass sie sich nicht mehr trennen und im Domizil bleiben sollte. Am liebsten hätte die dunkelhaarige Schülerin ihr erwidert, dass sie dann mit dem Gestank ihrer Innereien hätte leben müssen, aber ehrlich gesagt hatte sie keine Lust auf irgendwelche Diskussionen. So nickte sie brav und beließ es dabei.

Ihre Gedanken waren ohnehin noch zu beschäftigt damit, Zions Worte zu begreifen.

Die gesamte Galaxie.

Diese Worte ließen ihr keine Ruhe. Ihr Meister war nicht der Typ, der mit übertriebenen Formulierungen um sich warf. Wenn er sagte, dass etwas die gesamte Galaxie betreffen konnte, dann war es auch so.

Egal, wie sehr sie es versuchte, sie konnte dieses Gefühl in ihrem Inneren nicht abschütteln. Es war nicht irgendein Tod. Es war, als wäre ein Punkt in der Galaxis ausgelöscht worden, ein Zentrum der Macht, das so tief mit allem hier verwoben war, dass sein Verlust eine Kettenreaktion ausgelöst hatte.

Sie hasste es, nicht zu wissen, was es war. Noch mehr hasste sie, dass es jederzeit wieder passieren konnte und sie keine Möglichkeit besaß, sich davor zu schützen.

Während sie sich auf einen der kühlen Stühle sinken ließ, bemerkte sie ihre schweren Glieder und die Müdigkeit, die sich in ihr staute. Doch sie würde nicht schlafen können. Ihr Kopf summte wie eine überdrehte Maschine. Sera lehnte ihren Kopf gegen die Rückenlehne und schloss die Augen, während sie versuchte, ihren Atem zu kontrollieren. Doch hinter ihren Lidern blitzte es immer wieder auf - dieses Gefühl, das durch die Macht geschossen war, wie eine Supernova.

Und dann war da noch eine ganz andere Frage, die ihr keine Ruhe ließ: Warum versammelte Zion alle seine Getreuen? Was hatte er vor?


[Bastion - Sith-Tempel - Domäne der Oberen - Zions Privatgemächer - Sera, Agatosh, Sonea, Odium & Zion]
 
Zurück
Oben