[Nar Shaddaa - Block 2077 - In einer zwilichtigen Spelunke] - Nyx, Syler
Angespannt wartete er auf eine Antwort. Sie schwieg behaarlich, doch das angedeutete Verziehen ihrer Mundwinkel, fast schon als Lächeln zu bezeichnen, zeigte ihm, dass sie sehr wohl verstanden hatte. Ganz offensichtlich genoß sie es diese Situation auszunutzen, doch langsam überzog sie die Zeit, die er ihr innerlich gegeben hatte. Bitte sag etwas, irgendetwas. Er stand unter Zeitdruck und wenn sie nicht bald zur Sache kam, musste er sie dazu drängen pder sich mit dem Gedanken abfinden hier nichts mehr erreichen zu können.
Gerade als sie anfing zu sprechen lief ihm ein kalter Schauer über den Rücken. Er spürte wie sich mehrere Augen auf ihn richteten und deren Blicke sich in seinen Rücken bohrten. Jemand beobachtete ihn. Alte Reflexe vergingen nicht, auch nicht wenn man seit fast zwei Tagen kein Auge zugetan hatte und von seinen einstigen Arbeitgebern gejagt wurde. Statt herumzufahren drehte er den Kopf nur leicht in Richtung der Personen von denen er glaubte beobachtet zu werden und betrachtete sie aus den Augenwinkeln, sodass sie sein Gesicht nicht direkt sehen konnten. Der Barkeeper sprech gerade mit zwei Uniformträgern und deutete dabei in seine Richtung. Die beiden gehörten zu den Sicherheitskräften.
Nyx redete ununterbrochen weiter, doch ihre Worte verschwammen mit allen Hintergrundgeräuschen zu einem einzigen Rauschen in seinen Ohren. Dieses Miststück musste ihn verraten haben. Seine Hände begannen unter dem Tisch zu zittern und seine Gedanken zu rasen. Er musste sich konzentrieren. Welche Optionen hatte er? Er könnte die beiden einfach erschiesen, doch dann würde man die Suche nach ihm bestimmt nur verstärken, da er als noch größeres Sicherheitsrisiko eingestuft würde. Außerdem konnte er nicht wissen, ob die anderen Personen in der Bar nicht ebenfalls bewaffnet waren, was in einer solchen Spelunke nicht verwunderlich wäre. Könnte er sie vielleicht überwältigen? Er war garantiert besser ausgebildet als diese beiden mehr oder weniger als Straßenpolizisten zu bezeichnenden Gestalten, aber er war angeschlagen, litt unter Schlafmangel, kurz, seine Verfassung war nicht optimal um sich hier eine Prügelei zu liefern. Und was würde er dann mit Nyx tun? Eine perfekte Entscheidung würde es in dieser Situation wohl nicht geben. Ein weiteres Blick in Richtung der beiden zeigte ihm, dass sie bereits die Hände an ihre Halfter gelegt hatten. Egal was er tun würde, es musste jetzt geschehen.
Alle seine Gedanken fokusierten sich, sein Blick wurde klar und seine Hände wurden ruhig. Er sprang auf während er ohne weiter zu zögern zu seinem Blaster griff und ihn auf den Kopf einer der Männer am Nachbartisch richtete. Er registrierte wie manche Gäste in der Bar in wilde Panik verfielen und unter die Tische flüchteten, andere hingegen völlig ruhig blieben, als wäre solch ein Zwischenfall lediglich ein Ärgernis oder eine alltägliche Begebenheit. Mit festem Schritt ging er auf den Mann, der mitten in seinem Satz erstarrt war, zu und legte einen Arm um seinen Hals, drückte ihm die Pistole an die Schläfe und ihn in Richtung Ausgang. Die beiden Polizisten hatten inzwischen ihre eigenen Blaster gezogen und richteten sie auf ihn und die Geisel. Wie oft hatte er schon an ihrer Stelle gestanden, mit gezückter Waffe und bereit abzudrücken, falls der Kidnapper eine falsche Bewegung machte. Wäre er nicht in einer so prekären Situation hätte er es vielleicht sogar als aufregend empfunden solch einen Moment einmal von der anderen Seite des Gewehrlaufs zu erleben, doch dies war nicht der Fall.
Langsam, um nicht in die Schussbahn der beiden Bewaffneten zu kommen, schob er seine Geisel weiter auf den Ausgang zu. Niemand im Raum sprach ein Wort, bis er die Stille brach und sich dabei selbst über die Härte seiner Stimme wunderte.
"Machen sie sich keine Illusionen, dass es mir etwas ausmacht diesen Mann oder irgendjemand sonst in diesem Raum zu töten. Lassen sie micht vorbei oder er stirbt."
Der Mann begann zu zittern und wollte den Mund öffnen, wahrscheinlich um ihn anzuflehen ihn gehen zu lassen. Er unterband den Versuch im Kern und drückte den Lauf noch etwas fester an dessen Schläfe, woraufhin er schwieg. Die beiden Polizisten versperrten den Ausgang, doch er lies sich nicht beirren und kam weiter auf sie zu. Als sie spürten, dass er nicht stehen bleiben würde, wichen sie mit jedem seiner Schritte weiter zurück, hielten die Waffen aber weiterhin auf ihn gerichtet. An die Wand gepresst schob er sich Zentimeter um Zentimeter auf den Ausgang zu, bis er ihn erreicht hatte.
Er stieß seine Geisel mit voller Wucht in Richtung der beiden Polizisten, sodass sie weiterhin in der Schussbahn zwischen ihm und den beiden Blastern blieb. Als der Mann wieder ins Gleichgewicht kam und die Sicherheitskräfte sich an ihm vorbeigedrängt hatten, war er längst verschwunden. Er hatte keine Zeit verloren, war sofort in die nächste Gasse eingebogen und rannte, als würde er von einem wütenden Rankor verfolgt. Er wusste schon nach wenigen Augenblicken nicht mehr wo er sich befand. Die Passanten denen er begegnete sprangen ihm aus dem Weg und manche schrien. Ohne anzuhalten steckte er die Waffe weg, als er realisierte, dass die Leute ihm wohl deswegen Platz machten, dafür aber später eine genaue Beschreibung von ihm geben konnten. Einen gehezten Mann mit einer Pistole in der Hand vergaß man nicht so schnell.
Sein Zeitgefühl war ihm abhanden gekommen, von seiner Orientierung ganz zu schweigen, doch er rannte weiter, immer weiter, bis er an einen kleinen Privathangar kam. Dort verluden ein Paar Gestalten gerade mehrere Container in einen kleinen Frachter. In weiter Ferne konnte er schon die Sirenen vernehmen. Die Verlader hatten ihn noch nicht bemerkt und er sah seine Chance. Jetzt oder nie. Er wartete bis sie aus dem Schiff kamen und eine weitere Fuhre holen gingen, dann sprintete er los. Sein Atem ging schwer und die Geräusche seiner eigenen Schritte auf dem harten Boden hallten wie Explosionen in seinen Ohren wieder, doch die Arbeiter schienen dies nicht zu registrieren. Er hechtete ins innere des Schiffes, blickte sich gehezt um und entschied sich für ein passendes Versteck. Es war nur eine kleinere Ansammlung der verladenen Container, doch etwas besseres würde er nicht finden, bis die die Männer die nächste Fuhren brachten.
Die Sirenengeräusche draußen wurden leiser, entfernten sich, und er beruhigte sich etwas. Solange die Männer, die den Frachter beluden, ihn nicht fanden, würde hier niemand nach ihm suchen. Da er nicht wusste wohin das Schiff unterwegs war, stellte er sich auf einen längeren Aufenthalt ein und machte es sich so gemütlich, wie es in dieser Situation eben möglich war. Er musste darauf keine Aufmerksamkeit zu erregen und hoffen, dass die Fracht dieses Schiffes für einen anderen Planeten und nicht einen Geschäftsmann auf Nar Shaddaa bestimmt war. Welcher Planat war eigentlich egal, hauptsache weg aus dieser Hölle.
Es fiel ihm schwer die Augen offen zu halten und immer wieder nickte er ein. Ein Metallcontainer und harter Boden konnten wirklich bequem sein, wenn dem die richtigen Bedingungen zugrunde lagen, wie beispielsweise exzessiver Schlafmangel oder Flucht vor der Polizei. Zu seinem Glück wurde er während seiner kurzen Eskapaden ins Reich der Träume nicht entdeckt.
Irgendwann hörte er wie draußen jemand etwas brüllte und sich kurz darauf die Schiffluke schloß. Das Geräusch der anspringenden Motoren beruhigte ihn mehr als in Worte zu fassen war. Als sie abhoben und immer höher stiegen hoffte er noch, als dann endlich ein Ruck durch das Schiff ging und sie offensichtlich in den Hyperraum gesprungen waren, machte sich vollkommene Erleichterung in ihm Platz. Die Erschöpfung war jedoch inzwischen einfach zu viel, übermannte ihn und lies ihn, so froh und erschöpft wie noch nie zuvor in seinem Leben, in einen Zustand zwischen Schlaf und Wachsein gleiten.
[Hyperraum nach Weltraum (Outer Rim) - Frachter - Lagerraum] - Syler