Giselle Givenchy
Girl on Fire
- Fresia – Fingers Mark – Palm Island – Strand – Camp – Giselles Zelt -
Giselle war froh, als sie aus dem unbequemen Taucheranzug heraus kam und wechselte zurück in ihren Rock und ihr luftiges Top. Über ihre Haare rieb sie nur flüchtig mit einem Handtuch und ließ sie anschießend an der Luft trocknen. Sou hatte, als sie zurück in ihr Zelt gekommen war, tief und fest geschlafen, während Zera nirgends zu sehen war. Entsprechend leise hatte Giselle sich verhalten, um ihre Mitbewohnerin nicht zu wecken. Dann war sie so schnell wie möglich zum Verwaltungszelt gegangen, um zu arbeiten. Der Generator war noch immer außer Gefecht, doch was Giselle brauchte, befand sich, wenn sie sich richtig erinnerte, irgendwo auf einer der zahlreichen Datenkarten. Sie hatte begonnen einiges zu sortieren, als sie zum ersten Mal mit Exodus die vorhandenen Akten gesichtet hatte. Giselle setzte sich auf einen der beiden Stühle und sah sich um. Neben ihr stand eine Wasserflasche, die sie sich mitgebracht hatte. In einer kleinen Box lagen die verschiedenen Datenkarten. Etwa die Hälfte von ihnen war ordentlich beschriftet. Lange dauerte es nicht, bis sie gefunden hatte, wonach sie suchte und schon bald war Giselle, die den Inhalt der Karten über ein Datapad abrief, damit beschäftigt, die Auflagen der Regierung zu lesen, die der Wingston Corporation erteilt worden waren, um die noch völlig unberührte Natur auf und rund um Fingers Mark zu schützen. Diesen Artikel hatte sie zuvor mit Exodus nur überflogen, doch diesmal nahm sich Giselle mehr Zeit. Es hab Regularien, die genau besagten, wie viel des vorhandenen Lumiums die Wingston Corporation abbauen durfte. Die ihr vorliegenden Unterlagen gingen von 45% per Quadratmeter aus. Durch das Einhalten dieser Werte war, laut den Behörden und dem Umweltschutzamt Fresias, die Weiterversorgung der Tiere und Pflanzen in den Tiefen des Ozeans gewährt. Lumium trug, und Giselle fragte sich, wie viele der hier beschäftigten Nautolaner dies tatsächlich wussten, in erheblichem Maße dazu bei, den Lebenszyklus unter Wasser während der Dunkelphasen zu erhalten, denn während die meisten Pflanzen auf Fresia der langen Licht- und der kurzen Dunkelphase angepasst waren, gab es einige wenige Arten, die schon nach wenigen Stunden ohne direkte Lichtquelle abstarben. Dies zu verhindern war die Aufgabe der leuchtenden Steine.
Es stand für Giselle außer Zweifel, dass sie Exodus auf ihren Fund würde aufmerksam machen würde. Es würde ihm vermutlich nicht gefallen - weniger abbauen zu können, bedeutete einen Verlust für die Firma. Sollte das Vorkommen in den aktuellen Höhlen nicht ausreichen, um die Bedarfe zu decken, würde man sich im Zweifelsfall anderorts umsehen müssen, was wieder einiges an Forschung und Kosten nach sich ziehen würde. Schweigen würde Giselle jedoch nicht. Der Stimme der Natur, die nach ihr gerufen hatte, klang in ihren Ohren. Vielleicht war das der Grund, oder zumindest einer von vielen, warum sie hier auf Fingers Mark war – um dafür zu sorgen, das erhalten blieb, was erhalten bleiben musste.
Ein Schatten legte sich über den Eingang und ließ Giselle aufsehen. Exodus' Hand schob einen Teil der zur Hälfte herab hängenden Plane zur Seite und trat durch die Zeltöffnung.
"Hallo."
Sagte Giselle und deutete auf das Datapad in ihrer Hand.
"Ich bin noch nicht weit mit den Berechnungen. Eigentlich ist es bisher erst eine grobe Schätzung. Mir fehlt das Terminal für eine genaue Simulation."
Erklärte sie und warf einen Blick auf das Chrono. Vermutlich würde bald auch die Gruppe aus Hill City zurück sein - im Idealfall mit einem Techniker an Bord.
"Dafür habe ich jedoch etwas anderes gefunden, das ich dir gerne zeigen würde."
Giselle schloss das Programm zur Berechnung der zu erwirtschafteten Mengen und lud die Datenkarte, die sie zuvor eingehend studiert hatte.
"In den Auflagen der Regierung, was die Erhaltung der Natur angeht, gibt es einen wichtigen Unterpunkt zum Abbau des Lumiums."
Sagte Giselle sachlich und hielt Exodus das Datapad mit der entsprechend markierten Textstelle hin. Sie vermied es, ihn zu lange und zu direkt anzusehen.
"Am besten liest du es selbst. Demnach müssen wir die Schichtleiter anweisen, genaue Vermessungen der Gebiete durchzuführen, um sicher zu stellen, dass wir nicht mehr Lumium abbauen, als explizit genehmigt."
Giselle griff nach ihrer Flasche und trank einen Schluck Wasser. Aus den Augenwinkeln musterte sie Exodus, dessen Augen auf das Datapad fixiert waren.
"Die erlaubte Menge an Lumium, die wir abbauen dürfen, liegt bei 45% pro Quadratmeter."
Nicht einmal die Hälfte.
"Vermutlich werden wir den Minendroide früher benötigen als gedacht, um die tiefer gelegenen Höhlen als zusätzliches Gebiet zu erschließen."
Jeden Tag hatte Giselle den Eindruck, Neues über Exodus Wingston zu lernen. Dennoch hatte sie noch immer nicht den Eindruck, ihn zu kennen. Manchmal überraschte er sie mit dem, was er tat. Er war schwierig einzuschätzen. Was sie wusste war, dass er als Vizepräsident der Wingston Corporation in erster Linie im Sinne der Firma denken musste. Selbst wenn er persönlich vielleicht sogar verstehen würde, dass es wichtig war, die Natur zu erhalten - und Giselle war nicht sicher, ob er das tat - würde er in seiner Rolle als Geschäftsmann nicht begeistert über die Neuigkeiten sein, die seine Assistentin ihm brachte. Vor allem anderen hoffte Giselle jedoch, dass er eins nicht tun möge: zu bereuen, dass er sie mit nach Palm Island gebracht hatte.
- Fresia – Fingers Mark – Palm Island – Strand – Camp – Verwaltungszelt - Mit Exodus -
Giselle war froh, als sie aus dem unbequemen Taucheranzug heraus kam und wechselte zurück in ihren Rock und ihr luftiges Top. Über ihre Haare rieb sie nur flüchtig mit einem Handtuch und ließ sie anschießend an der Luft trocknen. Sou hatte, als sie zurück in ihr Zelt gekommen war, tief und fest geschlafen, während Zera nirgends zu sehen war. Entsprechend leise hatte Giselle sich verhalten, um ihre Mitbewohnerin nicht zu wecken. Dann war sie so schnell wie möglich zum Verwaltungszelt gegangen, um zu arbeiten. Der Generator war noch immer außer Gefecht, doch was Giselle brauchte, befand sich, wenn sie sich richtig erinnerte, irgendwo auf einer der zahlreichen Datenkarten. Sie hatte begonnen einiges zu sortieren, als sie zum ersten Mal mit Exodus die vorhandenen Akten gesichtet hatte. Giselle setzte sich auf einen der beiden Stühle und sah sich um. Neben ihr stand eine Wasserflasche, die sie sich mitgebracht hatte. In einer kleinen Box lagen die verschiedenen Datenkarten. Etwa die Hälfte von ihnen war ordentlich beschriftet. Lange dauerte es nicht, bis sie gefunden hatte, wonach sie suchte und schon bald war Giselle, die den Inhalt der Karten über ein Datapad abrief, damit beschäftigt, die Auflagen der Regierung zu lesen, die der Wingston Corporation erteilt worden waren, um die noch völlig unberührte Natur auf und rund um Fingers Mark zu schützen. Diesen Artikel hatte sie zuvor mit Exodus nur überflogen, doch diesmal nahm sich Giselle mehr Zeit. Es hab Regularien, die genau besagten, wie viel des vorhandenen Lumiums die Wingston Corporation abbauen durfte. Die ihr vorliegenden Unterlagen gingen von 45% per Quadratmeter aus. Durch das Einhalten dieser Werte war, laut den Behörden und dem Umweltschutzamt Fresias, die Weiterversorgung der Tiere und Pflanzen in den Tiefen des Ozeans gewährt. Lumium trug, und Giselle fragte sich, wie viele der hier beschäftigten Nautolaner dies tatsächlich wussten, in erheblichem Maße dazu bei, den Lebenszyklus unter Wasser während der Dunkelphasen zu erhalten, denn während die meisten Pflanzen auf Fresia der langen Licht- und der kurzen Dunkelphase angepasst waren, gab es einige wenige Arten, die schon nach wenigen Stunden ohne direkte Lichtquelle abstarben. Dies zu verhindern war die Aufgabe der leuchtenden Steine.
Es stand für Giselle außer Zweifel, dass sie Exodus auf ihren Fund würde aufmerksam machen würde. Es würde ihm vermutlich nicht gefallen - weniger abbauen zu können, bedeutete einen Verlust für die Firma. Sollte das Vorkommen in den aktuellen Höhlen nicht ausreichen, um die Bedarfe zu decken, würde man sich im Zweifelsfall anderorts umsehen müssen, was wieder einiges an Forschung und Kosten nach sich ziehen würde. Schweigen würde Giselle jedoch nicht. Der Stimme der Natur, die nach ihr gerufen hatte, klang in ihren Ohren. Vielleicht war das der Grund, oder zumindest einer von vielen, warum sie hier auf Fingers Mark war – um dafür zu sorgen, das erhalten blieb, was erhalten bleiben musste.
Ein Schatten legte sich über den Eingang und ließ Giselle aufsehen. Exodus' Hand schob einen Teil der zur Hälfte herab hängenden Plane zur Seite und trat durch die Zeltöffnung.
"Hallo."
Sagte Giselle und deutete auf das Datapad in ihrer Hand.
"Ich bin noch nicht weit mit den Berechnungen. Eigentlich ist es bisher erst eine grobe Schätzung. Mir fehlt das Terminal für eine genaue Simulation."
Erklärte sie und warf einen Blick auf das Chrono. Vermutlich würde bald auch die Gruppe aus Hill City zurück sein - im Idealfall mit einem Techniker an Bord.
"Dafür habe ich jedoch etwas anderes gefunden, das ich dir gerne zeigen würde."
Giselle schloss das Programm zur Berechnung der zu erwirtschafteten Mengen und lud die Datenkarte, die sie zuvor eingehend studiert hatte.
"In den Auflagen der Regierung, was die Erhaltung der Natur angeht, gibt es einen wichtigen Unterpunkt zum Abbau des Lumiums."
Sagte Giselle sachlich und hielt Exodus das Datapad mit der entsprechend markierten Textstelle hin. Sie vermied es, ihn zu lange und zu direkt anzusehen.
"Am besten liest du es selbst. Demnach müssen wir die Schichtleiter anweisen, genaue Vermessungen der Gebiete durchzuführen, um sicher zu stellen, dass wir nicht mehr Lumium abbauen, als explizit genehmigt."
Giselle griff nach ihrer Flasche und trank einen Schluck Wasser. Aus den Augenwinkeln musterte sie Exodus, dessen Augen auf das Datapad fixiert waren.
"Die erlaubte Menge an Lumium, die wir abbauen dürfen, liegt bei 45% pro Quadratmeter."
Nicht einmal die Hälfte.
"Vermutlich werden wir den Minendroide früher benötigen als gedacht, um die tiefer gelegenen Höhlen als zusätzliches Gebiet zu erschließen."
Jeden Tag hatte Giselle den Eindruck, Neues über Exodus Wingston zu lernen. Dennoch hatte sie noch immer nicht den Eindruck, ihn zu kennen. Manchmal überraschte er sie mit dem, was er tat. Er war schwierig einzuschätzen. Was sie wusste war, dass er als Vizepräsident der Wingston Corporation in erster Linie im Sinne der Firma denken musste. Selbst wenn er persönlich vielleicht sogar verstehen würde, dass es wichtig war, die Natur zu erhalten - und Giselle war nicht sicher, ob er das tat - würde er in seiner Rolle als Geschäftsmann nicht begeistert über die Neuigkeiten sein, die seine Assistentin ihm brachte. Vor allem anderen hoffte Giselle jedoch, dass er eins nicht tun möge: zu bereuen, dass er sie mit nach Palm Island gebracht hatte.
- Fresia – Fingers Mark – Palm Island – Strand – Camp – Verwaltungszelt - Mit Exodus -