[Hyperraum - Hybris Fury - Cockpit - Yelm]
Yelm unterschied sich im Bezug auf die Komplexität seiner Programmierung kaum von
Rope und sollte daher ebenfalls nicht nach den Maßstäben von lebenden sozialen Wesen gemessen werden. Wenn er etwas tat, konnte er gar nicht ausreichend, gut, perfekt oder genial sein oder, um auch ein paar negative Beispiele aufzuführen, schlecht oder miserabel sein. Er tat was ihm sein Besitzer befahl und nutze dann alle ihm zur Verfügung stehenden Ressourcen um die Aufgaben zu erledigen. Er strengte sich dabei weder an, noch verzögerte oder beschleunigte er sein Tun, unabhängig davon worum es ging. Er arbeitet zwar effizient, doch das hat nichts mit seinem nicht vorhandenen Charakter zu tun, sondern war einfach die Parameter seiner Programmierung. Etwas langsamer zu tun als möglich war, war einfach unlogisch, irrational. Und Yelm konnte gar nicht so arbeiten. Deshalb hatte er nach der kurzmöglichsten Zeit von tausenden Planeten, ihren Satelliten und größeren Gesteinsbrocken alle bis auf 77 aussortiert. Hätte
Hybris ihn am Anfang gefragt wie lange er brauchen würde, er hätte ihn zwar nicht sagen können in welcher Minute er fertig werden würde, dafür aber die Stunde und das immerhin mit einer Wahrscheinlichkeit von über 90%. Zugegeben, durch die dazugekommenen Planeten, von denen er erst seit Bastion wusste, wäre das nicht mehr korrekt gewesen, doch alles konnte Yelm ja nun auch wieder nicht vorhersehen bzw. berechnen.
Jetzt da er also fertig war, wäre er als intelligenter Bioorganismus sicherlich froh, zufrieden, glücklich oder gar euphorisch gewesen, doch er war ein Droide und damit nicht einmal von Gleichgültigkeit erfüllt. Zu behaupten es wäre ihm egal wäre nämlich genau so falsch, weil das implizieren würde, das es möglich wäre das es ihm etwas bedeuten könnte. Er hatte nur eine Aufgabe erfüllt und konnte sich nun anderen Dingen widmen. Die Suche stand ganz oben auf seiner Prioritätenliste und würde dort auch noch so lange stehen bis die eigentliche Schmiede gefunden war. Doch bis er die Fury auf Kurs bringen konnte –
Saphenus Befehl dazu fehlte noch – konnte er sich um die Nummer 2 kümmern. Beziehungsweise hätte er können, wäre der Zabrak nicht in eben jenem Moment im Cockpit erschienen um zu verkünden das sie starten konnten. Dann verschwand er auch schon wieder und verzögerte somit die notwendige Kommunikation. Da er dem Apprentice etwas mitteilen musste, rief er ihn über Bordfunk und ließ ihn erneut ins Cockpit kommen. Kurz bevor der Iridonianer eintraf, kam auch Rope dazu und stellte sich so an die Wand gegenüber dem Eingang, das er Yelm und Saphenus im Blick haben würde. Da der Pilotdroide sich grundsätzlich nicht umdrehte wenn er mit jemandem sprach, empfing er den Schüler des Meisters in seiner üblichen Pose.
„Ich muss sie darüber informieren das wir uns im Augenblick auf einer Prioritätsstufe 1 Mission befinden. Diese erfordert es das wir nicht auf direktem Wege zurück fliegen.“
Der kleine Holoprojektor hinter Yelm erwachte zum Leben und projizierte den Teil der Galaxie in die Luft in dem sie sich gerade aufhielten. Neben Bastion und dem noch namenlosen Planeten auf dem sich Hybris und
Ares aufhielten – Yelm hatte ihn schlicht als S1 gekennzeichnet – waren noch ein paar weitere Planeten und Handelsrouten eingezeichnet. Der Pilotdroide bediente nicht sichtbar ein paar Kontrollen und mehr als siebzig weitere Objekte erschienen. Während die ursprünglichen Punkte und Routen allesamt gelb waren, leuchteten die neuen rot auf. Und wurden fast alle einen Augenblick später mit einem schmalen ebenfalls roten Strahl verbunden. Einige jedoch wurden nicht einmal gestreift, blieben aber stets in der Nähe der neuen Route.
„Berechne Flugdauer“ verkündete Yelm im selben Augenblick und nicht einmal drei Sekunden später konnte der Zabrak sehen wie lange es dauern würde. Der Droide sprach es dennoch aus:
„4 Wochen, 5 Tage, 21 Stunden.“
Kaum hatte er es ausgesprochen, flackerten die grünen Zahlen kurz orange auf und verschwanden dann.
„Negativ. Es entsteht dadurch ein Konflikt mit der maximal zur Verfügung stehenden Zeit. Berechne neu. Verringere weiter die potenziellen Standorte. 77 … 61 … 49 … 37. Akzeptabel. Kurs ist berechnet, Sprung wird eingeleitet.“
Wie es schien war die erste Sprungkoordinate unverändert geblieben, weshalb die Fury schon bei dem Wort „Sprung“ in den Hyperraum gesprungen war. Ein kurzer Ruck, Lichtstrahlen wurden zum Hyperraumtunnel und schon waren sie aus dem Sternensystem von Bastion verschwunden.
„Der Meister hat genaue Anweisungen hinterlassen, sollte es möglich sein während Eures Aufenthaltes auf Bastion die potenziellen Standorte so weit zu reduzieren, dass wir sie maximal innerhalb einer Standardwoche anfliegen und scannen können. Ich spiele die Nachricht nun ab.“
Da Saphenus ebenfalls nur ein Befehlsempfänger war wenn es um Hybris ging, wurde er gar nicht erst gefragt oder eine Reaktion von ihm abgewartet. Die Projektion des Quadranten verblasste und wurde schließlich durch den Oberkörper des Sith Executors ersetzt. Wie man es sich hätte denken können, verschwendete er keine Zeit.
„Da irgendwo im gesuchten Ort eine mächtige Waffe oder ein mächtiges Artefakt versteckt ist, welches man mit Hilfe der Machtsinne aufspüren kann, wirst du bei jedem einzelnen Planeten und Mond nach eben einer solchen Präsenz suchen. Yelm wird dich rufen falls er einen solchen Standort gefunden hat.“
Kaum hatte er das letzte Worte ausgesprochen, fror die Projektion ein.
„Des weiteren hat euch der Meister gestattet eine Entscheidung bezüglich dessen zu treffen was ihr in dieser Woche tun werdet. Falls ihr Interesse daran habt von mir die Bedienung der Fury und all ihrer Funktionen zu erlernen, so kann ich euch die Grundlagen beibringen. Die andere Möglichkeit wäre:“
Darth Hybris verschwand kurz und tauchte dann mit leicht veränderter Körperhaltung wieder auf. Während es am Anfang ausgesehen hatte als hätte er die Hände hinter den Rücken verschränkt gehabt, hatte er sie wohl nun an seiner Seite.
„Falls du geglaubt hast das mir deine Schwächen, sein es nun die in deinem Inneren oder jene die du an deinem Körper mit dir herum schleppst, so sollst du wissen was es nur einen Grund gibt weshalb ich sie dir nicht schon längst ausgetrieben habe. Dein emotionaler Ballast, deine Unfähigkeit deine Taten mit Notwendigkeiten zu rechtfertigen bedeutet für einen Sith eine tödliche Schwäche. Aber, falls man lange genug überlebt, kann man sie auch in eine Waffe verwandeln. Yelm, übergib ihm jetzt die Aufzeichnungen.“
Hybris senkte den eben gerade erst erhobenen rechten Arm wieder und wartete. Der Pilotdroide hatte plötzlich ein Datenpad in der rechten Hand und reichte es dem Apprentice ohne sich umzudrehen. Da er im Notfall schnell manuell die Kontrollen bedienen oder sich selbst verteidigen musste, konnte sich sein Arm ohne jede Einschränkung in alle Richtungen drehen und beugen. Als der Zabrak das Padd entgegen nahm, sprach Hybris weiter.
„Empfindungen weiterleiten und Kampfmeditation. Aus Gründen die dich nicht zu interessieren haben, haben Yelm und Rope den Frachtercaptain am Leben erhalten, sodass er dir in dieser Hinsicht dienlich sein dürfte. Nutze dieses Angebot, denn solltest du mich weiterhin mit deinen Schwächen konfrontieren, muss ich dich anderweitig einsetzen. Ein Diener oder Sklave wirst du aber selbst dann nicht sein, doch deine Ausbildung wirst du dann niemals beenden können.“
Und da verschwand Hybris auch schon wieder.
„Wir haben die Entscheidungen des Meisters nicht zu hinterfragen … dann sag so etwas nicht … negativ. Der Meister hat angeordnet das wir in seiner Gegenwart und der seiner Schüler in einer für sie verständlichen Sprache reden sollen … mir hat er es gesagt.“
„Verstehe. Dann werde ich mich ebenfalls danach richten.“
Rope verließ nun seine Wand und baute sich vor Saphenus auf. Da er mehr als einen Kopf kleiner war, neigte er den Oberkörper ein wenig nach hinten, hob wie so oft die Arme ein wenig wenn er sprach und wiederholte dann das was er Yelm zuvor schon mitgeteilt hatte:
„Das Haustier ist schwach und enttäuscht den Meister. Ich bin nicht in der Lage hinter die Entscheidungen des Meisters zu blicken, ich kann es nicht berechnen, es erscheint unlogisch. Doch Yelm hat recht, es steht mir nicht zu seine Entscheidungen zu hinterfragen oder etwas zu sagen das den Schluss nahelegt das ich es tue.“
Natürlich blieb eine Reaktion des Apprentice nicht aus, was Rope jedoch nur zu einem weiteren verbalen Angriff nutzte.
„Eure Antworten und Gesten spiegeln nur eure Schwächen wieder. Der Meister hat es wie folgt ausgedrückt-“ Ropes Stimme verklang und wurde mit nur einer kurzen Unterbrechung durch eine Aufnahme von etwas ersetzt das Hybris irgendwann mal in seiner Gegenwart gesagt hatte
„- ...weder man ist schwach, erkennt es an und ändert es dann oder man ist schwach und regt sich darüber auf wenn andere einen darauf hinweisen. Es ist so ermüdend sich ständig mit diesen vorgeschobenen Emotionen herumschlagen zu müssen. Als würde das irgendwas ändern … Yelm-“
Rope wand sich ab, da es aus seiner Sicht nichts mehr zu sagen gab und verschwand aus dem Cockpit.
Die darauf folgende Stille wurde schließlich nach einigen Sekunden von Yelm gestört.
„Der Meister verachtet Schwäche, weil er der Meinung ist das diese Schwäche keinen Naturgesetzen unterliegt. Sie hinzunehmen, sie zu akzeptieren, mit ihr zu leben bedeutet für ihn aufzugeben. Das hat er ebenfalls gesagt, auch wenn ich keine Aufzeichnung darüber habe. Ihr seid des Meister Schüler. Er gibt euch nicht auf bis er alle Möglichkeiten ausgeschöpft hat. Solltet ihr eure Fehler bis dahin nicht überwunden haben, tritt und ich darf an diesem Punkt zitieren: „Das Gesetzt des Stärkeren“ in Kraft.“
Yelm schien sich selbst unterbrochen zu haben, denn plötzlich neigte er den Kopf, hob ihn schließlich wieder und sah den Zabrak dann doch tatsächlich direkt an. Er sah genau so aus wie Rope.
„Ich hinterfrage die Entscheidungen des Meisters nicht, aber ich darf behaupten ihn zu kennen. Er war geduldig mit euch, geduldiger als er es mit Rope und mir ist. Ihr befindet euch offenkundig in einer Position in der ihr dem Meister von Nutzen seid und es wert seid über das normale Maß hinaus Geduld zu beweisen. Aber … ab einen gewissen Punkt werden die Berechnungen fehlerhaft … ich kann nicht mehr vorausberechnen was der Meister tun wird. Doch ich kann euch sagen wann er diesen Punkt mit einer Wahrscheinlichkeit von 86% erreichen wird. Wollt ihr es wissen? … Er hat ihn bereits erreicht. Meinen Berechnungen nach seid ihr, rein statistisch und theoretisch, zu 47% tot, 33% am Leben und 20% in einem Zustand, der euch ersteren herbeisehnen dürfte. Daher, sofern ihr meinen Rat annehmen und dem Meister effizient dienen wollt, solltet ihr euch mit den Techniken und nicht mit der Fury beschäftigen.“
Ohne eine Antwort abzuwarten drehte sich Yelm wieder um.
„Ich begebe mich nun in einen Energiesparmodus. Falls ihr eine Entscheidung treffen solltet für die ihr mich braucht, sprecht einfach meinen Namen laut aus und ich werde wieder reaktiviert.“
Und dann war er schon weg.
Der Flug zu dem ersten Planeten dauerte ganze zwei Tage, sieben Stunden und fünfundfünfzig Minuten. In dieser Zeit waren weder Yelm noch Rope aktiv. Saphenus, der sich für die Techniken entschieden hatte, war für sich geblieben und falls er den Captain besucht hatte, so hatten es keiner der beiden Droiden mitbekommen. Erst als sie aus dem Hyperraum sprangen „erwachte“ Yelm und übernahm sofort die Fury. Von dem Austritt nun überrascht oder nicht, der Zabrak befand sich zu diesem Zeitpunkt nicht im Cockpit und würde vorerst auch nicht von dem Pilotdroiden gerufen werde. Das Sternensystem in das sie eingetreten waren, war nicht besonders groß und es gab nur drei Planeten die außerdem auch recht weit von ihrem Stern entfernt um diesem kreisten. Die Scanns waren schnell abgeschlossen und konnten keinerlei künstliche Strukturen ausmachen. Um so effizient wie möglich vorgehen zu können, schlugen die Scanner nur dann an wenn es auf den Planeten Elemente gab die auf Bearbeitung jedweder Art hinwiesen. Würde es dort zum Beispiel Durastahl oder eine seiner alten Varianten bis hin zu schlichten Stahl geben, sie würden es registrieren. Alles andere – und sei es auch ein wolkenkratzergroßer Wurm – würde nicht einmal auf den Schirmen auftauchen. Da die Planeten am äußeren Rand des Systems außerdem nicht besonders groß waren, konnte die Fury schon nach knapp einer halben Stunde wegspringen und sich zum nächstgelegenen System aufmachen. Sie würden deshalb fast eine Woche brauchen, weil die nah beieinander liegenden potenziellen Planeten und Satelliten so weit von Bastion und S1 entfernt lagen und nicht weil sie sich an jeweils anderen Enden der Galaxie befanden. Deshalb schaffte es die Fury innerhalb der nächsten zwei Tage dreißig der siebenunddreißig Standorte zu scannen. Und jedes mal ohne Erfolg. Die Nähe zu dem Pulsar mit seiner tödlichen Gamma- und Röntgenstrahlung hatte alle benachbarten Systeme abgetötet und ausschließlich leergefegte Gesteinsbrocken hinterlassen auf denen meist nichts größeres als Einzeller überleben konnten. Aus diesem Grund hatte Yelm Saphenus auch nie zu sich gerufen. Ab und zu war der Zabrak aber doch gekommen, nur um sich dann anhören zu müssen das sie nichts gefunden hatten.
Dreißig Fehlschläge. Und dann sprang die Fury in ein weiteres System mit insgesamt acht Planeten, von denen fünf Gasriesen und zwei Gesteinsplaneten waren die sich so nah am Stern befanden das die Oberfläche geschmolzen war. Das System war bekannt und deshalb waren diese sieben unbewohnbaren Planeten gar nicht erst in Yelms Liste aufgetaucht. Der 8. aber schon. Er befand sich auch recht nah am Stern, war aber gerade noch weit genug weg um durchschnittliche 41° Celsius zu ermöglichen. Er wurde phantasielos, wie Astrophysiker nun mal gerne waren wenn es um unbedeutende Sternensysteme ging, T7K94 genannt und auch wenn es sicherlich einen Grund gab ihn so zu nennen, so war selbst Yelm nicht daran interessiert. Er scannte ihn. Und fand binnen Sekunden eine künstliche Struktur. Und stellte am Ende fest, das es bei der einen blieb. Eine einzige Ansammlung von künstlichen Objekten, eingepfercht in einen Krater von gewaltigem Ausmaß. Ob es sich dabei um einen erloschenen Vulkan, einen Meteoritenkrater oder um noch etwas anderes handelte, war inzwischen nicht mehr festzustellen. Außerhalb dieser mehr als sieben Kilometer hohen Gebirgswände gab es im Grunde nichts mehr. Keine Ozeane, keine Wälder, nicht einmal andere Gebirge. Wieso der Planet ansonsten so tot war, war klar. Aus den selben Gründen wie auch schon zuvor. Doch dieser Krater und die in ihm enthaltenen Strukturen hatten der Strahlung getrotzt. Und der gewaltigen Stürme drum herum. Keine Berge und Wälder konnten die von der Sonne entfachten Winde abschwächen, sodass sie wie auf einem Gasriesen dahin glitten und alles schleiften das sich ihnen in den Weg stellte. Bis auf den Krater eben. Doch das wieso war im Augenblick irrelevant. In ihm gab es eine Energie-und Strahlungsquelle. Yelm rief Saphenus und flog unterdessen schon einmal näher heran. Der dreckig braunschwarze Planet wurde immer größer, bis schließlich nur noch ein Gebilde zu sehen war das der Droide auch direkt ansteuerte. Bis er etwas erfasste das ihn dazu brachte mit der Fury abzudrehen. Natürlich wollte der inzwischen aufgetauchte Apprentice wissen wieso.
„Im Inneren des Kraters gibt es ein Kraftfeld, ähnlich dem welches der Meister im Labor verwendet. Nur älter … primitiver. Doch es dürfte genügen euch festzusetzen. Es bedarf einiger Modifikationen an den Schilden um es dennoch passieren zu können, doch das dauert. Die Zeit dafür ist aber nicht vorhanden. Könnt ihr etwas spüren?“
Der Apprentice ignorierte wohl Yelms Aussage, denn er ließ sich viel Zeit bis er schließlich antwortete. Kurz gesagt: Ja, er spürte etwas, hatte aber keine Ahnung was es war.
Mehr gab es hier im Moment also nicht zu tun, weshalb Yelm die Fury aus dem Einflussbereich des Planeten steuerte und sogleich in den Hyperraum sprang. Eine erste brauchbare Spur. Doch fünf Planeten und ein Mond warteten noch auf sie...
[Hyperraum - Hybris Fury - Cockpit - Yelm und Saphenus]