[Fest-System – Fest – in der Hauptstadt Perennial – persönliches Gouverneurs Appartement] Sair Curze, Hausangestellter
„Und was haben wir hier?“
Eigentlich wusste Sair nur allzu gut, was er da vor sich hatte. Mit der Frage verschaffte er sich einfach etwas Zeit um Überlegen zu können, was er nur damit anfangen sollte.
„Die Statue stellte Yanon dar. Einer der vier gesetzgebenden Weisen von Dwartii.“
Antwortete es, außerhalb seines aktuellen Blickfeldes geflissentlich. Er kommentierte die Worte nur mit einem Nicken. Sollte man das einen Kommentar nennen können. Wo nur hin mit der Statue?
Nicht das Sair sich sonderlich viel aus der Inneneinrichtung seiner Wohnstätte machte. Er lebte in typisch imperialer Schlichtheit. Was die Akzente, die in Form von Gemälden, Statuen oder sonstigen Verschönerungen und Aufwertungen, gemacht wurden, seiner Meinung nach subtil aber bestimmt unterstrich. Möglich das er sich eines Tages umorientieren würde, doch heute war nicht dieser Tag.
Sair hatte schlicht und einfach mit Überbleibseln seines Amtsantrittes und der offiziellen Feier desselbigen zu ringen. Die Statue Yanons war ein Geschenk, das ihm der reichste Bürger von Fest gemacht hatte. Ein Zeichen dessen Wohlwollens, wenn Sair dessen Worte bemühte.
„In den Empfangsbereich damit. An die Ostwand, zwischen die beiden Gemälde.“
Und damit wurde die Statue an ihren Bestimmungsort gebracht und Sair war, vorerst, allein.
Welchen Zweck Torva Seerus mit dieser Statue verfolgte, war ihm natürlich klar. Er hatte lange genug als Vizegouverneur gedient um zu wissen, dass die Arbeit innerhalb der Sektorverwaltung des Imperiums an vielen Punkten fest verwoben war mit dem, was private Männer leisteten. Selbst die Werften von Kuat unterstanden nicht wirklich imperialen Befehlen. Und so verhielt es sich mit zahlreichen anderen Dingen, die dennoch für das Imperium arbeiteten. Nicht jede Fabrik die Sturmtruppen Panzerungen produzierte, war in Hand des Staates. Nicht jeder Hersteller von E-11 Karabinern war ein imperialer Betrieb. Und viele derjenigen, um nicht zu sagen alle, die noch Herr ihres eigenen Unternehmens waren, gedachten dies auch zu bleiben. Immerhin waren die Geschäfte mit dem Imperium profitabel. Eine galaktische Militärmacht, die sich im Wiederaufbau befand. Bessere Deal konnte man sich vermutlich nicht vorstellen.
Sair ließ sich an seinem Schreibtisch nieder, beachtete die Flimsifolien die dort lagen jedoch nicht, sondern bemühte direkt den integrierten Holoprojektor um Torva Seerus Akte aufzurufen. Komlinks, Kleidung, Haushaltsgeräte und Gleiter, gehörten zu den bekannteren Produkten die seine Unternehmen herstellten. Weniger bekannt war, dass es noch drei weitere gab, die sich mit Optiken für Blasterwaffen beschäftigten, als auch zwei Bergbauunternehmen, die beinahe 70% ihrer Erzeugnisse an imperiale Stellen lieferten. Wieso das weniger bekannt war? Fest Bevölkerung war nicht unbedingt der größte Fan des Imperiums. Es gab Ausnahmen, Torva Seerus beispielsweise und einige andere Industrielle, Künstler und Adelige, die den Genuss imperialen Luxus durch ihr persönliches Vermögen genießen konnten. Doch die breite Masse? Die hatte wenig davon und sah im Imperium eher einen fordernden Schirmherren, der ihnen in ihrem schon forderndem Leben auf Fest noch versuchte etwas von ihrem Besitz abzupressen. Wie nah oder fern diese Ansichten von der Wahrheit waren, sei erst einmal dahin gestellt. Daran galt es zu arbeiten. Oder besser gesagt es zu ändern.
Fest hatte sich im ersten Moment wie eine Verbannung angehört. Andererseits war er recht froh das Mygeeto ihn bereits an eine kalte Welt gewöhnt hatte. Von einer normal bis warm klimatisierten Welt, in diese Eishölle zu kommen, hätte Sair wohl stärker geschockt. Unweigerlich glitt sein Blick zu der links von ihm liegenden Glasfront, durch die er einen Ausblick auf die unter ihm liegende Stadt hatte.
Perennial lag in einem Tal, einem recht großen Tal, dass die Millionen-Stadt jedoch ohne Probleme ausfüllte. Auf dieser Seite des Tals, der nördlichen Hangseite, schmiegte sich das Regierungsviertel an die hinter ihm aufragenden Gebirge und beherbergte ebenso das Gebäude in dem sich Sairs Appartement befand. Auf der südlichen Hangseite thronte der industrielle Sektor der Stadt, dem vorausgelagert ein weites Feld an Raumhäfen, oder besser gesagt Landefeldern herrschte, auf dem sich zu Tag und Nacht Frachter tummelten, die die Erzeugnisse, der auch hier in Perennial sich in den Stein fressenden Bergbaumaschinen in den Orbit und von dort über die Grenzen des Systems hinaus in das Imperium transportierten.
Fest hatte zwar keine hervorstechenden Besonderheiten wie zum Beispiel besonders bezaubernde Strände die es zu einer Urlaubswelt machten, oder spezielle Bodenschätze, die es wertvoller machten auf Grund des begrenzten Vorkommens dieses Stoffes in der Galaxis. Nichts dergleichen. Dafür strotzte der Planet vor Bodenschätzen. So zumindest lauteten vorsichtige Schätzungen.
Alle potenziellen Standorte hatte man noch nicht überprüft, doch Fest war ein Planet der zwei Dinge im Überfluss aufzuweisen hatte: Gebirge und Schnee. Und bisher hatte sich jeder Standort als ertragreich erwiesen. Sicher… manch einer mehr als der andere, doch geklagt hatte noch niemand. Trotzdem war Fest nicht als Bergbauparadies bekannt. Wieso? Maßgeblich das Klima. Denn auch wenn der Planet dicht besiedelt war, herrschten hier harte Bedingungen, die sowohl von Gerät, als auch den Arbeitern die dieses Gerät bedienten, abverlangte.
Sair gedacht dies zu ändern. Doch einfach mit ein paar Folien herumwedeln und Versprechungen zu machen, würde noch lange niemanden davon überzeugen, dass es hier wirklich etwas zu holen gab. Und möglicherweise könnten sich andere Standorte auch als weitaus weniger vielversprechend herausstellen, als man vermutete. Dementsprechend brachte auch ein zu schnelles vorpreschen nichts, da man sich besser nicht in gemachte Betten legte, ehe diese geliefert, geschweige denn abbezahlt waren.
Es war sicherlich nicht die schlauste Idee vom Idealfall auszugehen, doch Sair hatte Hoffnung geschöpft. Ganz gleich wie sehr er sah das Fest keine Endstation war und er sich nichts hatte zu Schulden kommen lassen, als das dies hier eine Strafversetzung sein könnte… der nagende Gedanke, dass es genau das war, hatte sich in dem Moment in seinen Gedanken eingenistet, als er die ersten Dokumente über Fest gelesen hatte. Seit gestern womöglich, schon vor der Feierlichkeit die am Abend abgehalten worden war, als er damit begonnen hatte sich intensiver um die wirtschaftlichen Daten zu kümmern, war dieser Gedanke zunehmend schwächer geworden. Und erste Grundzüge eines Marschplanes hatten sich in seinen Gedanken geformt.
Gemeinsam mit denjenigen, die dem Imperium besser gesinnt gegenüber standen, würde er diese Gedankenkonstrukte nach und nach vielleicht verwirklichen können. Nicht das Sair damit rechnete alles würde ohne Widerstand ablaufen. So waren Lebewesen nicht gestrickt. Es gab immer jene, die sich gegen den Fortschritt weigerten. Was man nur allzu gut auch daran sehen konnte, dass die Republik sich gegen das Imperium stellte. Anarchie. Chaos. Willkür. Dinge die die Republik mittlerweile so oft als Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit maskiert hatte, dass deren Politiker, Sairs Meinung nach, auch mit den besten Methoden nicht von der Rechtmäßigkeit des Imperiums überzeugt werden könnten. Warum also es versuchen? Fest jedoch… Fest und seine Bewohner verdienten den Versuch. Immerhin waren sie imperiale Bürger. Egal wie überzeugt, sie waren imperiale Bürger und für Sair machte das einen Unterschied. Bis zu einem gewissen Punkt jedenfalls. Irgendwann hatte jegliche Empathie und Geduld ein Ende und der einzig verbleibende Weg war das kreischende, rötlich aufblitzende Statement einer E-11 Karabinermündung…
[Fest-System – Fest – in der Hauptstadt Perennial – persönliches Gouverneurs Appartement] Sair Curze