Lianna, Jedi-Basis, Arrestzelle, mit Eowyn, davor zwei Wachen (NPC)
„Aber er funktioniert“, bestätigte Ian noch einmal mit einem Lächeln, als Eowyn hoffentlich wirklich begriffen hatte, um was es ihm ging. Und da waren genügend schöne Momente, die Ian auf Anhieb einfielen, ohne groß darüber nachdenken zu müssen. Auch wenn es ihm sicher lieber war, wenn sie in Zukunft ein paar weniger emotionale Diskussionen führen würden – vielleicht war das, was heute geschehen war, der erste Streit gewesen. Und vielleicht konnten sie daraus lernen.
Was das Ertragen allgemein anging, schweig Ian besser, denn er wusste zu gut, dass es manchmal unausweichlich war, Situationen auszuhalten oder zu ertragen. Ian konnte sich gut vorstellen, dass Eowyn etwas ganz anderes gesagt hätte, hätte sie ihn viel früher gekannt. Und nahezu genauso sicher war er sich, dass es Zeiten geben würde, in denen sie nicht mehr so überzeugt sagen würde, dass sie weit davon entfernt war, ihn ertragen zu müssen. Coruscant. Coruscant würde hart werden, dessen war Ian sich sicher und wenn sie all das, was mit Coruscant zusammenhing überstanden, würde alles einfacher werden.
Er der Experte, was Bezeihungen betraf? „Natürlich, ein absoluter Vollprofi“, bemühte Ian sich nicht zu sarkastisch zu klingen, auch wenn die Gerunzelte Stirn in Verbindung mit dem Lächeln, wohl genug Aussagekraft hatte. Wäre er dieser Profi gewesen, hätten sie sich vorhin vermutlich nicht einmal missverstanden. Er hätte gefragt, was genau sie meinte, sie hätte ihm geantwortet und sie wären gar nicht erst in Verlegenheit geraten.
Weitere Entschuldigungen waren absolut unnötig und obwohl Eowyn zuerst den Kopf schüttelte, wurde sie doch vernünftig. „Gut, denn sonst muss ich strenger mit dir werden.“ Ian hatte zwar keine Ahnung, wie das aussehen sollte, aber vielleicht war das Abschreckung genug, auch wenn diese Worte nicht wirklich ernst zu nehmen waren?
Was seine Erklärungen betraf, war Ian nicht ganz sicher, ob Eowyn ihn tatsächlich richtig verstanden hatte. Es ging um mehr, als das, was die Sith ihn gelehrt hatten. Nein, es ging um viel mehr. Da war nicht allein die dunkle Seite, da waren zu viele Ebenen, die sich miteinander vermischten. Situationen aus seiner Kindheit – Gefühle daraus. All das verwob sich manchmal, ohne dass Ian es steuern konnte, zu einem einzigen Chaos. Deswegen hatte ihn die Wut so gepackt. Aber wie sollte er das erklären? Zumal Eowyn schon weitersprach und ihn damit weg von diesen Gedanken brachte, denn da war etwas anderes, was er nicht stehen lassen konnte.
„Eowyn“, und die Ernsthaftigkeit trat zurück in seine Stimme, er würde hier keinen Widerspruch gelten lassen, „ich ertrage dich nicht. Das klingt… furchtbar, gerade so, als seist du eine ständige Last.“ Ian fixierte sie genau, denn auch das musste gesagt werden. „Du bist keine Last für mich, das musst du mir glauben.“ So etwas sollte sie nicht einmal denken. Nein, solche Gedanken durfte sie nicht haben und Ian wollte unbedingt vermeiden, dass Eowyn an so etwas zu glauben begann. Er wusste, wie es war, als Last gesehen zu werden, er war es lange Zeit für mehr als eine Person gewesen und dieses Gefühl war schrecklich gewesen. Unzumutbar. Bei Eowyn war es völlig und absolut unberechtigt. Niemand war eine Last, am allerwenigsten sie. Situationen waren belastend ja, aber nicht zwangsläufig die ganze Person an und für sich.
Was hingegen das ‚über den Dingen stehen‘ betraf – Ian stimmte in das Seufzen mit ein, hob beide Augenbrauen. „Wenn du das herausgefunden hast, solltest du ein Buch schreiben und alle Wesen der Galaxis daran teilhaben lassen.“ Es war alles andere als einfach, über den Dingen zu stehen und es gab wohl viele, die genau dasselbe Problem hatten. War das nicht eine Form von Akzeptanz? Vermutlich.
Er hatte aufgehört und er hatte es rechtzeitig bemerkt und diesmal widersprach Ian nicht, denn es hätte wirklich schlimmer kommen können. Statt sich mit Vorwürfen zu überhäufen, sollte auch er endlich lernen, Dinge anzunehmen. Finn hatte er nichts getan und auch Finn hatte erkannt, dass es Ian ernst war, nicht weiter den Pfaden der Sith zu folgen. Ian runzelte für Sekunden die Stirn, als Eowyn erklärte, dass es nicht nötig sein würde, Joseline von dem Vorfall mit dem Spiegel zu unterrichten, bis so etwas wie Erkenntnis in seinen Blick trat. Natürlich. Sie hatte seinen Ausbruch selbst gespürt und wusste bereits Bescheid. Eowyns Zögern ließ diese Befürchtung beinahe zu einer Gewissheit werden, ehe sie weiter sprach. Sie hatte mit Joseline geredet und war dabei nicht sonderlich höflich gewesen? Oh oh. Allerdings war das, was dann folgte so anders, als das, was Ian erwartet hatte, dass er Eowyn nahezu fassungslos anstarrte. Joseline hatte der Reise nach Coruscant zugestimmt? „Sie hat was?“, kam die völlig tonlose Frage und noch immer starrte Ian Eowyn fassungslos an, musste sich sogar zusammenreißen, damit seine Kinnlade nicht nach unten fiel.
„Sie stimmt der Reise nach Coruscant zu?“, wiederholte er die Frage, als habe er die Antwort tatsächlich nicht verstanden. „Sie stimmt der Reise nach Coruscant zu.“ Jetzt klang es eher, als wiederhole er etwas, um es zu verinnerlichen. Sie stimmte der Reise zu. „Das ist…“, ihm fehlten die Worte und nicht nur das. Was ihn in Freudensprünge hätte versetzen müssen, löste überhaupt nichts aus. Absolut nichts; als müsse er noch immer begreifen, was Eowyn ihm da eben offenbart hatte. Joseline stimmte der Reise nach Coruscant zu. Wusste sie schon hiervon? „Ich meine, sie…sie stimmt wirklich zu?“ Und da tropfte es langsam, sehr langsam in Ians Bewusstsein und die Frage, ob die Rätin über den Spiegel Bescheid wusste, trat in den Hintergrund, trat in die Vergessenheit. „Sie stimmt zu!“ Und endlich kehrte so etwas wie Freude und vor allem Erleichterung – absolute Erleichterung, in Ians Stimme, als er diese drei Worte zum hundertsten male wiederholte. „Eowyn, das ist…“, doch Ian konnte gar nicht weiter sprechen, als er zu Lachen begann und mit diesem Lachen löste sich nicht allein seine Angst und seine Anspannung. Kein Monat. Kein verfluchter Monat! Keine Entscheidung zwischen Hilfe und Eowyn. Endlich ein Ende der Handlungsunfähigkeit, ein Ende der Ohnmacht. Sie durften – sie durften reisen! Eowyn hatte mit Joseline gesprochen. sie hatte nicht nur mit ihr gesprochen, sondern sie überzeugt! Sie mussten nicht mehr warten, er musste nicht mehr bangen! Sie würden reisen dürfen. kein festsitzen, kein Warten, keine Angst mehr es nicht mehr ertragen zu können. Keine Trennung von der Frau, die er liebte. Die furchtbare Entscheidung, wählen zu müssen, zwischen einem gebrochenen oder einem herausgerissenem Herzen, war nicht mehr nötig. Das Gefühl, nichts zu tun ,die Ungerechtigkeit, zu Leben, während andere starben - und dabei Schuld zu empfinden, all das hatte ein Ende. Das war keine Erleichterung , das war so viel mehr, so viel mehr! Als Ian Eowyn diesmal – weinend – in seine Arme zog, ein undeutliches „Danke“, hervorbrachte, das zwar kaum verständlich, aber aus der Tiefe seines Herzens hervorkam, waren es vor allem Tränen der Erleichterung und Tränen der Freude. eine Last, die so untragbar erschienen war, war mit einem Mal wie mit einem Fingerschnippen von seinen Schultern genommen worden. Und das nur oder vor allem dadurch, das Eowyn ihn doch verstanden hatte. Sie hatte nicht das siegen lassen, was sie selbst als Egoismus bezeichnet hatte, nein. Sie hatte mit Joseline gesprochen. Unabhängig davon, ob sie höflich gewesen war oder nicht, ob sie in angemessenerweise mit einer Rätin gesprochen hatte oder nicht, Eowyn hatte das Gegenteil von dem getan, was sie vielleicht selbst vermutet hatte. Das war kein im Stich lassen gewesen, nein. Eowyn hatte ja keine Ahnung, was sie getan hatte - für ihn, wie sehr sie Ian damit geholfen hatte, wie sehr sie sein Herz davor bewahrt hatte, zu zerbrechen. In dieser Umarmung lag mehr Dank als Ian je mit Worten hätte ausdrücken können und wenn er sie je so fest gehalten hatte, dass niemand in der Lage gewesen wäre, sie von ihm trennen zu können, dann jetzt in diesem Augenblick. Dabei hielt er Eowyn mit der Behutsamkeit, einer Person, die etwas absolut zerbrechliches in den Händen hielt und so widersprüchlich es auch sein mochte, jemanden fest zu umarmen , ohne ihn dabei zu erdrücken, genau das tat Ian, mit einer ganzen Bataillon an Gefühl.
Lianna, Jedi-Basis, Arrestzelle, mit Eowyn, davor zwei Wachen (NPC)