[Rishi / Am Rande der Atmosphäre / Shuttle]
Lieutnant Wonka Third, Spezialeinheit Black Cat's
Die kleinen Lichter an der Decke blinkten in roten Farben auf und erzeugten dadurch eine angespannte Atmosphäre im Schiff. Wonka ging geradewegs den Gang entlang. Aus den Türen liefen ihm immer wieder Soldaten entgegen, die ihn zackig grüßten.
Zwei Minuten!, schallte es aus den Lautsprechern an der Decke. Ein kurzer Blick auf das Datapad in seiner linken Hand und er griff an sein Komlink:
Einfinden im Bereitschaftsraum, Einsatzbeginn in T-2 Minuten.
Die roten Lampen an der Decke blinkten jetzt abwechselnd weiß und rot auf und signalisierten der Crew damit, dass der Landeanflug beginnen würde. Der Gang endete an einer Tür, hinter der sich der Bereitschaftsraum des Schiffes befand. Auch er war sehr klein, bot aber dennoch Platz für zwanzig Personen, wenn sich diese halbwegs zusammen quetschten. Bequeme Sitze waren an die Wände gebaut, zehn an jeweils eine Seite. In diesem Raum herrschte Anschnallpflicht, keiner durfte sich hier frei bewegen. Am gegenüberliegenden Ende lag eine weitere Tür. Dahinter befand sich nur die Ausstiegsluke. Der Raum musste existieren, um vor dem Ausstieg einen eventuellen Druckausgleich herzustellen. Dementsprechend war der er auch ausgerüstet. An der Decke befanden sich links und rechts zwei Spulen. Hier konnte man den Haken seines Anzugoberteils einklinken und so die Gefahr minimieren, durch einen Ausrutscher förmlich aus dem Schiff zu fallen. Das war gar nicht so übertrieben, bei geöffneter Luke peitschte der Wind ziemlich heftig durch diese in den Innenraum des Schiffes.
Es saßen bereits sieben Soldaten angeschnallt in den Sitzen und machten einen nervösen Eindruck. Wonka blinzelte lächelnd zu ihnen herüber, mit der Hoffnung, ihnen irgendwie die Nervosität nehmen zu können. In Wahrheit versuchte er damit nur, seine eigene Nervosität und Unsicherheit zu kaschieren. Er setzte sich auf der linken Seite in einen Sitz, schnallte sich an und klappte das Visier seines Helmes ganz nach oben. Nervös blickte er erneut auf das Datapad. Dieses übermittelte ihm alle notwendigen Informationen. So zeigte es ihm noch 1:23 Minuten bis zur Landung an. Gleichzeitig sah er den Status der anderen Einheiten und konnte sich eine Übersicht über den Kampf im Weltraum verschaffen. Es schien so, als würden die republikanischen Schiffe langsam das Blatt zu ihren Gunsten wenden.
Immer mehr Soldaten trudelten im Eilschritt ein und salutierten im Vorbeigang zackig vor ihm. Kurz blieb sein Blick an Hilin hängen, der jungen Frau mit den hübschen braunen Haaren. Sie hatte eine so erstaunliche Karriere hingelegt, so dass Wonka es beim ersten Durchlesen ihrer Akte nicht wahrhaben wollte. Sie war mit gerade mal 18 Jahren zum Militär gegangen, hatte die Aufnahmeprüfungen mit Leichtigkeit bestanden und war innerhalb eines halben Jahres zu den Special Forces versetzt worden. Wonka hatte keinen Zweifel: Diese Frau war besser als er und es würde nicht lange dauern, bis sie ihre eigene Einheit übernehmen würde. Doch ließ sie bei all ihren Belobigungen nie Arroganz und Hochnäsigkeit durchblicken - ganz im Gegenteil. Sie stellte nie ihre Befehle in Frage, war offen, hilfsbereit und hatte immer ein offenes Ohr für alle anderen. Gerne hätte Wonka mehr Leute von ihrem Schlag in seiner Einheit gehabt, doch man konnte schließlich nicht alles haben.
Sie trug ihr E-17D Scharfschützengewehr über die Schulter geklemmt, der schwarze Anzug und der Helm betonten ihre Figur auch wirklich optimal...
Ich muss mich zusammen reißen!, sagte er zu sich und blickte wieder auf das Datapad, während die letzten Soldaten neben ihm Platz nahmen. Rechts von ihm ein Mensch, links ein Chiss.
1 Minute!, rief er mit harter Stimme durch den Raum. Man vernahm das Klicken der sich entsichernden Waffen, während sich der Chiss neben Wonka seinen Helm aufsetzte.
Mattac!, rief er durch den Raum und blickte zur gegenüberliegenden Sitzreihe, wo ein Mensch seinen Arm nach oben hob.
Sie übernehmen das Kommando!
Aye, Sir!
Die Tür des Raumes öffnete sich erneut und ein Mann in gelber Uniform trat herein. Der Einweiser, der ihm beim Ausstieg helfen würde. Umsichtig ließ Wonka nochmal seinen Blick durch die beiden Reihen gleiten. Mit einem Blick auf Curlac, dessen Schweißflecken sich auf dem Anzug abdrückten, setzte er nochmal an:
So, ihr Elitesoldaten oder so was ähnliches! Jetzt ist Schluss mit dem Eierschaukeln und Pappfiguren abknallen, heute versohlen wir mal den Droiden richtig den Arsch! Ich weiß, einige machen sich hier vor Angst in die Hosen, aber diese Looser werden sowieso schnell wieder aus dieser Einheit fliegen. Ihr werdet euch heute richtig den Arsch aufreißen oder ich ziehe euch Vollidioten persönlich vor's Kriegsgericht! Hab ich mich klar und deutlich ausgedrückt?
Hoahhh!!!!, hallte es durch das ganze Shuttle - Curlac wäre am liebsten im Boden versunken. Normalerweise hielt Wonka solche eine Art von Reden nicht, doch so kurz vor einem Einsatz waren sie die optimale Möglichkeit, um nochmal richtig Druck auszuüben. Laut hörbar entsicherte er seinen Blaster, löste sich aus dem Anschnaller und ging auf den Raum mit der Ausstiegsluke zu.
Vorwärts!
Ein erneutes Hoahh! ging durch den Raum, während sich die übrigen Männer erhoben und bereit für den Ausstieg machten.
Wonka's Blick glitt an Hilin vorbei, die einen besorgten Gesichtsausdruck aufgesetzt hatte. Als sie Wonka erblickte, formte sich ihr Mund zu einem krampfhaften Lächeln. Er wusste sofort, irgendwas stimmte nicht, doch in diesem Moment verdrängte er diesen Gedanken konsequent. Jetzt gab es wichtigeres, als irgendein besorgten Gesichtsausdruck einer jungen Soldatin!
Wonka musste krampfhaft sein Gewicht verlagern, als das Schiff mehrere starke Kurven flog. Sie flogen offenbar gerade mitten durch die Atmosphäre hindurch, wo der Kampf allen Anschein nach noch voll im Gange war. Das Licht im Raum blinkte jetzt schnell weiß auf, zusätzlich ertönte ein schriller Alarmton. Die Tür öffnete sich, dahinter wartete schon der Einweiser. Die Ausstiegsluke war geöffnet und der Wind peitschte durch den Innenraum. Schnell schob Wonka das Visier seines Helmes nach unten, so dass ihn der Wind nicht mehr mit voller Wucht traf.
Der Einweiser hatte links und rechts an der Luke zwei Seile gespannt, so dass sich zwei Leute gleichzeitig abseilen konnten. Der Mann hob die Hand zweimal nach oben und meldete damit: Bereit zum Ausstieg!
Das Schiff wackelte instabil von einer Seite zur anderen. Unter dem ohrenbetäubenden Lärm der Triebwerke vernahm Wonka das Knallen der Flugabwehrgeschosse. Los!, rief er, mehr zu sich selber, als zu den Anderen.
Instabil machte er zwei Schritte nach vorne und hackte den Haken seines Anzuges in die linke Spule ein. Zugleich winkte ihn der Einweiser nach vorne und deutete mit ausgestrecktem Zeigefinger und Daumen auf die Luke: Er sollte raus.
Aus den Augenwinkeln heraus konnte er erkennen, wie sich Mattac in die rechte Spule einklinkte. Er konnte die Umgebung allerdings nicht mehr hundertprozentig wahrnehmen. Der Helm besaß nur einen kleinen Schlitz, durch den man spärlich blinzeln konnte. Ein letztes Mal holte er tief Luft und versuchte, die Anspannung zu reduzieren. Showtime!, rief er sich innerlich zu, machte einen kleinen Schritt nach hinten und rannte dann mit aller Kraft vorwärts.
Plötzlich war da nichts mehr. Die Füße verloren den Halt und unter dir war nichts als die pure Tiefe. Trotz des ohrenbetäubenden Lärms vernahm er deutlich den Klick, als sich der Haken aus der Spule löste, kurz danach spürte er die Hand des Einweisers im Rücken, der ihn aus der Luke heraus drückte. Wie im Training tausend mal einstudiert liefen die Aktionen ab. Er umklammerte das Seil mit Händen und Füßen und ließ sich langsam herabgleiten. Mehrmals schlaffte das Seil durch die hastig Korrekturbewegungen des Schiffes durch, doch er fand gerade noch rechtzeitig den Halt wieder. Es dauerte auch nicht lange, dann folgte der schmerzhafte Aufprall. Die Füße setzten auf das Dach auf und kurz darauf später war Wonka ganz aufgesetzt. Das war der Moment, in dem das Adrenalin in die Adern schoss und die Motivation beinahe ins unendliche Stieg. Schnell löste sich Wonka vom Seil, machte einen kleinen Schritt vorwärts, ging auf die Knie und sicherte durch sein Blastervisier die Umgebung ab. In Sekundenschnelle prüfte sein geschulter Blick die Umgebung. Der Himmel leuchtete vor lauter Geschossen der Flotte und vor allem der Flugabwehr. Die Triebwerke der in diesem Moment eintreffenden Schiffe brachten das Dach zum Vibrieren. Das waren die Einheiten, die unten die Hauptstraße sichern sollten.
Das Abseilmanöver war nicht ganz nach Plan gelaufen. Das Schiff hatte sich südlich, beinahe direkt über der Hauptstraße positioniert, auch wenn der Drop eigentlich für die Mitte des Hauses geplant worden war, wo schließlich auch die Sprengladung platziert werden sollte. Doch das waren nun mal militärische Pläne - Sie waren solange gut, bis die ersten Fehler passierten. Rechts von Wonka war nun Master Sergeant Mattac gelandet, der von nun an das Kommando übernahm. Auch er ging auf die Knie und sicherte somit seine Kameraden ab.
Operation X4Z3P ist angelaufen - Alles läuft nach Plan! Mattac hob den Daumen auf Wonkas Funkspruch. Hinter ihnen setzen zwei Soldaten auf dem Dach auf, zwei Sprengstoffexperten. Sie begaben sich zur Mitte des Daches, wo sie unter der Deckung von Wonka und Mattac die Sprengladung platzieren sollten. Mit einem kurzen Drücken ans rechte Ohr schaltete er den Kanal seines Komlinks auf öffentlich um:
Einheit 2 abgesetzt...Einheit 4 geht in Position...Einheit 3 steht bereit... Shuttle 3-5 in Warteposition... Die Sprüche hallten ununterbrochen über das Komlink und man verlor schnell den Überblick. Aus den ganzen Funksprüchen ließ sich momentan eh nur ein logischer Schluss ziehen: Es lief nach alles nach Plan.
[Rishi / Dach des Zielgebäudes / Planquadrat Z4-A]Wonka Third, Master Sergeant Mattac, Soldaten