Joe Biden - Ein Porträt von Evan Osnos
Ja, es handelt sich um ein Porträt und nicht um eine detaillierte Biographie. Entsprechend überschaubar ist mit gut 250 Seiten der Umfang des Buches, zumal die Schriftgröße sehr großzügig gewählt wurde. Die Grundlage des Buches bildet eine Reihe von Zeitungsartikeln, die zwischen 2011 und 2020 im New Yorker erschienen sind. Der Text ist flüssig geschrieben sehr gut lesbar und endet zeitlich im Prinzip mit der Ernennung Kamala Harris.
An verschiedenen Stationen im Leben Joe Bidens erhält der Leser einen Einblick in seine Stärken, aber auch Schwächen und seinen wunden Punkten. Aus einfachen Verhältnissen stammend und vom Stottern betroffen, hat sich Joe Biden hochgearbeitet und eine beeindruckende Karriere in der Politik hingelegt.
Es wird sowohl auf seine Schicksalsschläge eingegangen, seine ursprünglichen Komplexe, seine wiederholten Plagiate vor Jahrzehnten, seinen politischen Opportunismus, seine wiederholten persönlichen Übertreibungen, die teilweise auf keiner Grundlage fußten und andere legendäre verbale Aussetzer, aber anderseits erhält man auch das Bild von einem unheimlichen erfahrenen, weltweit gut vernetzten Politiker, dem es in den letzten Jahrzehnten auch immer wieder gelungen ist, mit politischen Gegnern zusammenzuarbeiten und einer Person, die ihren Mitmenschen zugewandt ist, deren Gegenwart liebt, Fehler auch eingestehen und über sich selbst lachen kann.