Erst mal muss ich insofern zustimmen, dass das Merchandise insofern eine große Rolle gespielt hat, dass nicht nur "das beste Design" gewählt wurde, sondern so ziemlich JEDES Design, das für TPM erstellt wurde - das würde ich aber weniger George Lucas vorwerfen, denn ich hatte (trotz vieler Fehlentscheidungen von seiner Seite) immer den Eindruck, dass es ihm am Herzen lag, diese Vorgeschichte erzählen zu können.
Jar Jar fand ich persönlich nie SO schlimm, ich finde sogar, dass sich die meisten wirklich anstellen, was den großmäuligen Gungan betrifft.
Er ist ein totaler Tollpatsch und seine Stimme (im Deutschen, wie im Original) nervt gewaltig, aber ich komme einfach nicht drum herum, ihn irgendwie zu mögen.
Wer sich über überdrehte Comic Relief Charaktere im Star Wars Universum beschwert, sollte sich mal unser liebgewonnenes Droidenpaar und die Ewoks ansehen, die kreischen zwar nicht mit Jim Carrey Stimmen und fuchteln wild mit ihren Armen, aber sie sind zur Zeit der OT ebenfalls kritisiert und von Vielen gehasst worden.
Mich stört in der Hinsicht lediglich das Ausmaß, in dem Jar Jar seinen Einsatz fand und dafür mache ich GL's Besessenheit von CGI verantwortlich.
Ja, Star Wars ist in der Filmgeschichte ungemein wichtig, was Effekte betrifft - ohne Star Wars wär CGI heute nicht so weit gekommen, wie es letztendlich der Fall ist.
Aber seit der Veröffentlichung der ersten Special Editions 1997 (oder wenn man noch weiter zurück möchte schon Jurassic Park und Toy Story) schien GL fasziniert von vollständig durch CGI generierten Charakteren zu sein.
Dies mag zu coolen Charakteren wie Watto geführt haben, doch Ende der 90er Jahre war die Technologie eben leider noch nicht ausgereift genug, um besagte Charaktere auch gut altern zu lassen und damit sehen sie heute zum Teil echt mies aus. Für einen Nebencharakter wie Watto hätte es gereicht, aber ein so wichtiger und ständig präsenter Jar Jar leidet dann nunmal darunter.
Das Podrennen ist meiner Meinung nach keinesfalls Videospielwerbung!
Tatsächlich hat Lucas bereits außerhalb von Star Wars gerne mit Rennsequenzen experimentiert und auch in RotJ hatten wir mit der Speederbike-Verfolgungsjagd ein Rennen - dies ist daher in meinen Augen leider nicht als Kritikpunkt zu betrachten.
Es gibt des Weiteren die "Ring-Theory", laut der die sechs Filme einander reflektieren, daher im ersten und letzten Kapitel jeweils ein Rennen, auf jeden Fall lesenswert:
klick!
Und abgesehen davon ist das Podracer-Spiel einfach nur genial!
Dann noch das Argument "Kinderfilm":
Ich glaube der wesentliche Faktor, der bei Vielen diesen Eindruck erweckt hat, ist die Tatsache, dass Anakin in so jungem Alter gezeigt wird und dem Punkt kann ich bedingt zustimmen.
Schuld daran ist sicherlich nicht Jake Lloyd - kein Kind ist ein besonders guter Schauspieler und es hätte uns wesentlich schlimmer treffen können.
Jake ist ein persönlicher Freund von mir und spricht außerhalb von Conventions nicht gerne/viel über seine Zeit mit Star Wars, was ihm nach dem ganzen Rumgezicke empörter Fans nicht übelgenommen werden kann.
Der Grund ist vielmehr die Intention GL's: Ja, es ist wesentlich tragischer, wenn man zunächst auf einen jungen, begabten Anakin Skywalker trifft, der sich langsam zum Helden entwickelt und dann durch seinen ultimativen Fall zum größten Schurken der Galaxis wird. Die Ausführung jedoch war etwas fehl am Platze: So sehr ich Jake in Schutz nehme, muss ich gestehen, dass auch ich Anakin nicht als Kind sehen wollte.
Jung, ja, aber nicht SO jung! In AotC erreicht er das Alter, in dem ich ihn rückblickend in TPM gern gesehen hätte (minus dem ganzen Gezicke, das ihn stellenweise echt unsympathisch macht).
Abgesehen vom Alter Anakins und Jar Jars Slapstick sehe ich jedoch keinen Grund, TPM einen Kinderfilm zu nennen.
Ja, Anakin und Jar Jar sind wichtige Charaktere, aber eben nicht so tragend wie die erwachsenen und viel interessanteren Qui-gon und Obi-Wan.
Problematischer ist da das Finale:
Wir haben einen verdammt beeindruckend choreographierten Kampf zwischen Obi, Jinn und dem fantastisch designten Maul, der den Film insgesamt für zahlreiche Fans in vielerlei Hinsicht rettet.
Ja, Darth Maul wird (wie so viele coole Antagonisten in Star Wars) viel zu schnell verheizt und verkommt zunächst zum charakterlosen Schurken, der lediglich cool aussieht, aber TCW ändert das.
Seine Wiederauferstehung mag weit hergeholt wirken, aber die tatsächliche Umsetzung und seine Charakterentwicklung, die ihm etwas Tiefgang verleihen konnte, war genial!
Dann haben wir noch das Gefecht im Tempel - kann ich mit leben - eine Raumschlacht, die mehr oder weniger die über Endor imitiert, jedoch dabei eher unspektakulär wirkt, und ein gewaltiges CGI-Gemetzel auf einem großen Rasen...
...DAS IST ZU VIEL FÜR EIN FINALE!
GL hat wirklich mit allen Mitteln versucht, das Epischste der Epik darzustellen und gleichzeitig dem Publikum zu zeigen, wie toll CGI ist, dabei hat bereits TESB gezeigt, dass ein Star Wars Film auch ohne großes "Bumm Bumm" auskommt, solange das Publikum mit dem Protagonisten mitfiebern kann, also emotional involviert ist.
Dieses tolle Konzept wird in dem, was als Beginn einer Saga verkauft wird, bereits verheizt, indem man versucht etwas zu übertreffen, das chronologisch noch garnicht stattgefunden hat.
Ja, hier käme wieder die interessante Ring-Theory ins Spiel, aber selbst dann hätte man eins der beiden Bodengefechte streichen können, sodass das Publikum nicht versuchen muss, in 4 unterschiedlichen Finalen gleichzeitig "mitzufiebern".
Ich bin der Meinung, dass George Lucas die Prequels viel zu ambitioniert angegangen ist, statt einfach eine gute Handlung zu erzählen.
Statt CGI als nützliches Werkzeug einzusetzen, wo es erforderlich ist, versucht er es uns so oft wie möglich vor die Nase zu schieben - dies sorgt für den um Welten anderen Ton, als noch die sehr "organisch" und lebendig wirkende OT ihn bis heute hat.
Die Umgebungen wirken künstlich, denn 90% aller Kameraeinstellungen der gesamten PT hat irgendwo einen Blue/Green Screen im Hintergrund.
Die Designs sind toll, aber die Umsetzung wirkt daher unglaubwürdig.
Und doch muss ich sagen, dass ich ein Fan der Prequel Trilogie bin.
Es mag vielleicht daran liegen, dass auch ich vom Jahrgang '92 bin und mich daher in genau der richtigen Zielgruppe befand, als die Filme ins Kino kamen (wobei ich die OT vor TPM kannte, nur um das mal klarzustellen!

), aber meine Meinung hat sich bis heute nicht geändert und auf Nostalgie schiebe ich das auf keinen Fall!
Die PT hat sich tatsächlich von Teil zu Teil gebessert (und RotS ist bis heute sogar eine meiner Lieblingsepisoden), aber sie hat niemals das Niveau der OT erreicht - wir haben niemals einen Protagonisten wie Luke serviert bekommen, mit dem wir auf gleicher Wellenlänge in ein unerwartetes Abenteuer gestürzt sind, mit dem wir mitgefiebert, gelitten und gejubelt haben (im übertragenen Sinne natürlich!), aber selbst die PT hat trotz Allem ihren Charme und meiner Meinung nach (genau wie TCW) definitiv ihre Daseinsberechtigung!
Ich bin froh, dass JJ Abrams sich mit der ST eher an der OT zu orientieren scheint, doch trotz all ihrer Schwächen ist die PT in meinen Augen exzellentes Popcornkino, das zu unterhalten weiß..
..und genau das wollen wir als Filmenthusiasten doch, unterhalten werden!
Der Aufschrei vieler Fans liegt eher an unerreichten Erwartungen, immerhin hat man sich alles völlig anders vorgestellt und/oder hat Schwierigkeiten, sich an eine neue Generation des Kinos anzupassen (wenn man möglicherweise schon 1977 im Kino saß).
Vollkommen gleich wie gut oder schlecht die ST und die Spinoffs werden, es wird immer "Fans" geben, die über alles und jeden meckern, aber das scheint ganz einfach nicht zu verhindern zu sein.
Natürlich hat jeder ein Recht auf seine Meinung und ich bin froh, wenn nicht jeder meine teilt (ohne Diskussionen gäb es keinen Grund für die Existenz dieses Forums), ich finde nur, dass man sich überraschen lassen sollte, anstatt vehement darauf zu bestehen, dass die exakten Erwartungen bis ins kleinste Detail umgesetzt werden.
Also nochmal zur Zusammenfassung: Sind TPM und die übrigen Prequels durchweg schlechte Filme?
Nein!
Sind sie besonders ausgezeichnete Meisterwerke?
Nein!
Sie sind, ungeachtet des Tons und einzelner Fehlentscheidungen, genau das, was ich von Star Wars erwartet habe und auch weiterhin erwarten werde: Tolle Unterhaltung in einer weit, weit entfernten Galaxis....