Ihr zwei habt sichtlich Spaß.
Ich liebe solche Metabetrachtungen, leider gibts das im deutschsprachigen Bereich viel zu selten. Danke daher an dich general-michi und Ilargi Zuri. Macht echt Spaß, so was mal auf deutsch zu lesen.

Wobei ich leider (für eure tollen Beiträge) sagen muss, dass ich so was nicht von der transzendentalen Seite angehe, sondern der Ecke aus der ich komme: Naturwissenschaft/Menschenbeobachtung. Ihr dürft mich daher gerne übergehen
Ich nehme mir also den Part aus general-michis Beitrag heraus, den ich aus meiner Sicht und Erfahrung ergänzen kann, beziehe mich da aber grundsätzlich nur auf Kylo Ren, weils ja sein Thread ist.
So und nun zur Antwort an
@general-michi
Als ich gelesen habe, dass er es den ersten Teil der Trilogie macht habe ich genau auf das gehofft, was es geworden ist: Ein kleines Schatzkästchen - randvoll mit Spekulationspotenzial. Ich seh die Truhe in Maz Katans Schloss durchaus nicht nur auf Star Wars bezogen, sondern das ist auch sehr symbolistisch für genau das, was JJ.Abrams üblcherweise macht. Märchenkisten deponieren, in die man neugierig reinschaut und dann steht man rum und hat ganz lang ganz viel nachzudenken

(wenn man will, ansonsten kann mans einfach auch ohne große in die Tiefe zu gehen genießen).
Ben/Kylos ganz großes Thema ist nicht nur Verlassen-Sein, das ist aber exakt die Ursache für seine emotionalen Defizite. Was Ben/Kylo will und was sich auch an vielen Stellen im Film zeigt ist:
"Verbindung".
Das ist das, was er wirklich sucht, was er brauchen würde um seine Entwicklung zu einem Erwachsenen mit intaktem Gefühlsspektrum abzuschließen und es ist auch genau das, was ihm durch die Bank nicht gewährt wird.
Das jedes Treffen mit anderen Menschen im Scheitern mündet (da gebe ich dir vollkommen recht) ist an dem Punkt logisch. Er selber kann sich nicht verbinden, ihm fehlen die social skills dazu. Denkwürdig klar in der Szene mit Rey, wo sie ihn fragt "Where am I?" und er - sichtlich erstaunt -vollkommen absurd antwortet: "You`re my guest." Jeder Mensch der halbwegs normal gestrickt ist, kann da nur mit dem Kopf schütteln.
Selbiges zeigt sich im Umgang mit Hux, der ihm - zumindest laut Roman - als Kämpfer und wegen seiner Machtfähigkeiten anfangs schon durchaus Respekt entgegenbringt. Den er aber eigentlich unnötig hart anblafft, beleidigt und das in öffentlichem Ambiente und auf eine demütigende Weise Keine social skills, überhaupt keine und das bei Leia Organas Sohn. Das erinnert aber schon wieder massiv an zwei der wichtigeren Männerfiguren seiner Familie: Han Solo als Vater und Anakin als Opa. Alle Drei haben sie ein Gefühl für zwischenmenschliche Sachen wie ein Gartenschlauch.
Sehr schön geschrieben!
Ich greife hier noch mal kurz Rey heraus. Weil die ist von allen möglichen Bezugspunkten derjenige, der so fundamental einfährt, dass es ihn am Ende vollkommen zerlegt, als er auch da nicht anknüpfen kann.
Die Interaktion zwischen den Beiden zu beschreiben würde allein Seiten füllen. Defacto erkennt Rey in ihm seine wahren Ängste: Nämlich nicht zu entsprechen,
weniger zu sein als er den Anschein vermittelt. Sie macht ihn, in einer total unerwarteten Umkehrung der Befragungsszene, auf und zu wie einen Reißverschluss ... und allein dafür liebe ich diesen Charakter.

Dann haut sie ab, ohne dass er das mit ihr abschließen kann. Und da gibts eine Menge abseits der Karte. Ich fasse es nur noch mal zusammen: beide erleben ein fundamentales Gefühl einsam zu sein, beide sind von ihren Familien verlassen worden, beide haben nie das Stadium eines gefühlsmässig vollwertigen Erwachsenen erreicht und da ist noch Han Solo, die Vaterfigur, die Ben nie haben konnte und die er Rey in weiterer Folge auch wegnimmt.
Jedenfalls erkennt er in ihr eine absolut verwandte Seele und auch hier würde ich nicht viel drauf wetten, dass er ihr und Finn nachläuft, weil Snoke es ihm befohlen hat. Was dann am Ende noch passiert, ist ihre totale Ablehnung auf sein Angebot, bei ihm zu bleiben und das erst mal auszusortieren. Weil nur darum gehts ihm an dem Punkt, denke ich. Unbeholfen, total egozentriert, wie in jeder einzelnen zwischenmenschlichen Interaktion zuvor, bietet er sich als ihr Lehrer an und der Rest ist dann Geschichte. Auch dieser Versuch sich zu verbinden läuft ins Leere. Der eigenartige Blick, den er ihr über den Abgrund noch nachwirft spricht Bände. Sie lässt ihn zum Sterben zurück und er weiß das. Das ist dann endgültig die finale Zurückweisung.
(Mich würde interessieren ob er gewusst, hat dass er von Hux getrackt werden kann. Weil er dreht sich dann weg von ihr und zur Seite in den Schnee - das sieht man in der HD- Version, wenn man drauf achtet.)