Alderaan, Apalisküste – Schloss Organa, Besprechungsraum der Organas – NPCs, Fensa, Steven, Tenia, Akani und Brianna
Brianna hatte die übrigen Mitglieder der republikanischen Delegation nicht um ihre Meinung gefragt, als sie eigenmächtig die Einteilung ihrer Leute in eine ‚Killik‘- und eine ‚Thul‘-Fraktion vorgenommen hatte, und es kam auch keine Äußerung einer solchen. Gut, befand die eigensinnige Echani, langsam hatte wohl jeder begriffen, wer hier auf dieser Mission das Sagen hatte. Fensa ließ sich ohne Murren zu den Kabalen mit den alderaanischen Adeligen einteilen, bekam mit Steven noch einen Aufseher zugeteilt, nicht dass hier noch eigenständige Entscheidungen getroffen wurde. Tenia mit Anhang Akani durften als Briannas Insektenexperten dienen, während die Silberhaarige höchstselbst sich um das Killikproblem (und damit indirekt auch um die Caamasi, die ihr Talery wegen ja am Herzen lagen) kümmerte. Und schon lief es mit der Mission! Wie einfach die Galaxis doch sein konnte, wenn man einfach mal die richtigen Leute machen lief, befand sie zufrieden.
Die Zufriedenheit rührte auch daher, dass das diplomatische Geplänkel für sie erst einmal vorbei war. Hier herumzustehen und nichts tun zu können außer zu reden, ging ihr gehörig auf den Keks. Sie wollte raus in diese herrliche Landschaft, auf Berge klettern, Seen durchschwimmen und wundervolle Orte in der freien Natur finden, wo man Echani-Kampfkunst praktizieren konnte. Viel zu lange hatte sie in diesem Protzpalast herumgehangen, dem der Muff von Jahrtausenden Adelsgeschichte ebenso sehr anhing wie seinen Bewohnern. Davon hatte sie die Nase voll. Auf Coruscant in der medizinischen Abteilung des Jedi-Tempels hatte sie schon wenige Bewegung gehabt, doch beim Heilen meditierte man wenigstens, und man merkte nicht, wie die Zeit verging. Hier laberte man nur mit langweiligen Leuten und Sekunden krochen nur so dahin.
Apropos langweilige Leute: Herzog Holt Organa schien sich in einen unendlich langen Prozess allmählich damit abzufinden, dass seine geliebte Tochter Eila, die mit Abstand sympathischste Organa, die Brianna bisher kennengelernt hatte, so oder so ihren Kopf durchsetzen würde und es besser wäre, wenn sie dies mit Jedi-Schutz tat als ohne.
„Einverstanden,“
Meinte der Mann undefinierbaren Alters schließlich primär an seine Tochter gewandt.
„Ich gestatte dir, als Teil der Abgesandten des Hauses Organa mit den Jedi zu gehen.“
Freilich machte Eilas Mimik mit Nachdruck deutlich, dass dieses Einverständnis rein optional war und ihre Worte keine Bitte, sondern die Verkündung einer Tatsache darstellten. Damit war nun endlich alles erledigt und sie konnten los – oder brauchte es dazu vielleicht noch einen Staatsakt mit einem feierlichen Auszug aus dem Schloss? So oder so, Brianna würde es nicht erfahren, denn in dem Moment kam ein Protokolldroide in Organafarben eilig mit schnarrenden Servos in den Raum gewatschelt und verkündete, einschließlich der elektronischen Simulation, außer Atem zu sein.
„Wenn ich unterbrechen darf, durchlauchter Herzog Organa, erhabene Prinzen und Prinzessinen, werte übrige Anwesende: die Delegation des Hauses Thul und die des Imperiums sind soeben eingetroffen! Sie werden angeführt von einem Sith-Diplomaten!“
Das simulierte Entsetzen des Droiden war irgendwie ulkig – obwohl, vielleicht war es ja nicht mal simuliert. Vor Sachbeschädigung hatten Sith naturgemäß wenig Skrupel und je niedriger jemand galt, desto mehr hatte ein solcher wohl von den Sith zu befürchten. Droiden galten als Sachen, im Imperium auf jeden Fall und an den meisten anderen Orten auch. Am meisten Angst vor den Sith überhaupt hatten, das hatte Brena bei einem der abendlichen Nach-der-Arbeit-Runden beim Ortolaner erzählt, hatten weibliche nichtmenschliche Sith-Jüngerinnen und es klang glaubwürdig. Doch es war ein anderer Gedanke, der die Echani-Jedi mehr beschäftigte.
„Es gibt Sith-Diplomaten?“
Raunte sie den umstehenden Mitgliedern ihrer Delegation zu.
„Das klingt wie ein Widerspruch in sich. Ich frage mich, was für einen mürrischen, alten, von der Dunklen Seite zerfressenen Inquisitor uns hier als Verhandlungspartner vorsetzt.“
Laut verlangte Brianna von ihren Gastgebern Auskunft. Sie stemmte die Hände fordernd in die Hüften, als sie Holt Organa ansah.
„Wieso wurden wir nicht darüber in Kenntnis gesetzt, dass das Haus Organa außer uns auch eine imperiale Delegation erwartet?“
Es schien, als machte der Herzog sich über andere Dinge Gedanken als über Briannas eher wenig diplomatisches Auftreten. Er versuchte zwar, es sich nicht anmerken zu lassen, doch für eine Echani verriet seine Körpersprache ernste Besorgnis.
„Das Haus Organa wurde selbst erst kurz vor Eurem Eintreffen von der imperialen Administration informiert, dass ihre Delegation von einem Sith geführt wird, war Uns sogar völlig neu,“
Entgegnete er in bemüht neutralem Tonfall. Ein Brianna nicht namentlich bekannter Organa oder ein hochrangiger Diener (womöglich beides) bekam einen Wink vom Hausherrn.
„Wenn die gnädigen Herrschaften mir bitte folgen würden,“
Nuschelte dieser vor sich hin, klatschte in die Hände und die Organafarbigen bildeten eine Art Prozession nach einem scheinbar vorgegebenen Muster, das sich Brianna nicht ganz erschloss. Während der Anfang bereits den Raum verließ, wurden der Herzog und seine Familie in die Mitte genommen und die Echani und ihre Begleiter folgten mit etwas Abstand dahinter. Sie wurden in einen benachbarten, viel größeren und mit Statuen, Gemälden und anderem Tinnef verzierten Besprechungsraum gebracht. Es gab einen großen runden Tisch mit vielen Stühlen in der Mitte und außer ihnen war noch niemand hier, als auch kein verbohrter alter Sith-Diplomat. Man wies ihnen Plätze in der Nähe der Organas zu, wobei einige anscheinend unwichtigere sich anschließend aus dem Raum entfernen durften, und bat sie, sich zu setzen, was Briannas Laune weiter trübte. Sie hatte doch gehofft, dass nun erst einmal Schluss war mit Palaver! Wie zum Hohn gab es noch die übliche Mischung aus Säften, Wasserflaschen, Keksen und Früchten, die auf solchen Verhandlungstischen im Allgemein mehr der Tischdeko dienten als sonst irgendwas, weil niemand der erste sein wollte. Brianna, die in der Hinsicht eigentlich einigermaßen schmerzfrei war, vermutete, dass es hier sogar eine feste Reihenfolge, den Rang absteigend gab, in der man über die Fressalien herfallen durfte. Wahrscheinlich gab es auch noch eine Regel, dass man alle Kekse mit Marmelade drin an den Herzog abtreten musste, oder so. Die Echani beugte sich vor, um Tenia und den anderen ins Gesicht zu sehen und herauszufinden, ob die anderen ähnlich glücklich mit der Situation waren.
„Hoffentlich lassen uns die Thuls, das Imperiums und der komische Sith wenigstens nicht allzu lange warten,“
Bekundete sie dabei leise ihren Missmut.
Alderaan, Apalisküste – Schloss Organa, großer Verhandlungsraum – NPCs, Fensa, Steven, Tenia, Akani und Brianna