[Anaxes | Pols Anaxes | Sirar-Hügel | Anaxes Citadel | Korridor] Darth Draconis, Chiffith
Chiffith hörte aufmerksam zu und versuchte sich den Wortlaut einzuprägen, damit er später vielleicht Gelegenheit bekommen würde, sich über den Inhalt Gedanken zu machen. Für ihn, der sein ganzes Leben als Einzelgänger gelebt hatte, war es ein ungewohnter und schwer vorstellbarer Gedanke, jemanden zur freiwilligen Gefolgschaft zu bewegen, indem man ihn von seinen Ansichten und Zielen überzeugte. Das Prinzip einer Herrschaft durch Terror leuchtete ihm mehr ein, und wenn man ihn vor einer Minute gefragt hätte, so hätte er mit einiger Sicherheit behauptet, dass dieser auch eher dem Wesen der Sith entsprach. Er hatte offensichtlich noch viel zu lernen.
Während der Fahrt durch die Stadt verhielt er sich schweigsam und zurückhaltend. Er hatte auch genug damit zu tun, mit dieser fremden Umgebung und sich selbst klarzukommen. Anaxes unterschied sich in vielerlei Hinsicht von allen ihm bekannten Welten; die gravierenden Unterschiede schienen alles zu sein, was die Planeten überhaupt gemeinsam hatten. Das verlangte jedes Mal eine enorme Anpassungsfähigkeit von einem Wesen, dem es an jeder Form von Bildung, Kultiviertheit und der daraus resultierenden Aufgeschlossenheit gegenüber Unbekanntem mangelte. Ein Cosmopolit würde Chiffith wohl niemals werden. Aber immerhin halfen ihm seine scharfen Sinne und seine Raubtierinstinkte, sich auch in unbekannter Umgebung zurechtzufinden, wie er sich, Darth Draconis und einer glücklosen Bohrratte auf Coruscant bewiesen hatte.
»Zu Befehl, Meister«, quittierte er die Anweisung von Darth Draconis, die Gefühle der anderen Personen um sie herum (ausgenommen die Sith) zu erspüren.
Wie er das anfangen würde, wusste er noch nicht, aber er hoffte, dass er es herausfinden würde, wenn es soweit war. Eine Frage wurde ihm abermals von der raschen Folge der Ereignisse unmöglich gemacht, denn nun hielten sie.
Der Lamproid war noch niemals bei einer großen öffentlichen Veranstaltung zu Gast gewesen, schon gar nicht als ein Ehrengast (oder Begleiter eines solchen). Dies war eine völlig neue Erfahrung für ihn, begonnen schon mit der Kontrolle vor dem Eingang zu dem Tribünenbau, dessen Zweck er noch nicht erraten konnte. Es begann mit einer Kontrolle, einem Prozedere, dem er sich aus schlechter Erfahrung nur sehr ungern unterzog. Während man ihn scannte und aus typisch blöden Humanoidenaugen von allen Seiten misstrauisch beäugte, war sein langer, von fast ebenso langen Muskelfasern durchzogener Körper angespannt wie eine Stahlfeder. Er entspannte sich auch kaum, als sie weiter gingen, denn bald wurde ihm bewusst, wo sie sich hier befanden. Er hatte große Ansammlungen von Menschen und anderen fremdartigen Wesen um sich herum immer vermieden; doch dort auf der Tribüne und weiter die breite Triumphstraße entlang mussten sich Zehntausende befinden, wenn nicht mehr! Es kostete den Lamproid eine gewaltige Selbstbeherrschung, sich so weit zusammenzureißen, dass er Darth Draconis' Befehl gerecht werden konnte: Nicht auffallen! Sofern das für einen fünf Meter langen Nicht-Humanoiden mit gefährlichen Kiefer- und Greifwerkzeugen überhaupt möglich war.
Den Truppenaufmarsch, der unten stattfand, nahm er nur am Rande zur Kenntnis. Er hatte kein persönliches Interesse an solchen Dingen und empfand es zudem als albern, so mit seinen Kräften zu protzen. Gegner, deren Stärke unbekannt war und somit leicht unterschätzt werden konnte, waren wesentlich gefährlicher als diejenigen, die sich aufplusterten und mit ihren Muskeln prahlten.
Auf seinem Platz angekommen, musterte Chiffith die Anwesenden aufmerksam mit all seinen Sinnen, einschließlich seiner noch ungeschulten Machttalente. Sofort erkannte er Lord Nergal, sowohl an seinem Äußeren wie auch an seiner Präsenz, die er erst vor Kurzem auf Coruscant aus unmittelbarer Nähe gespürt hatte. Doch er merkte, dass da noch mehr war. Eine weitere starke, düstere Ausstrahlung ging von mindestens einer anderen Person in der Runde aus. Der Adept war sehr alarmiert von der Tatsache, dass er nicht wusste, um wen es sich handelte. Dies musste er unbedingt herausfinden, bevor er versuchte die Gefühle der Anwesenden zu lesen, wenn er nicht Gefahr laufen wollte, gegen den sicherlich begründeten und lebenswichtigen Ratschlag seines Meisters zu verstoßen. Wenn schon sein eigener Herr zu so drastischen Strafen gegriffen hatte, was würde dann erst ein fremder Sithlord im Zorn mit ihm anfangen, der an seinem Überleben und seiner körperlichen und geistigen Nützlichkeit überhaupt kein persönliches Interesse hatte?
Also lautete das einzig vernünftige Vorgehen: Beobachte, höre zu, mache dich mit der Umgebung vertraut und mache dir ein Bild von diesen Leuten, bevor du versuchst, in ihren Gedanken herumzustöbern.
[Anaxes | Pols Anaxes | Tribüne am Paradeplatz] Lord Nergal, Darth Draconis, Chiffith, Aviendha, Horatio, Veran und andere