- Argai - Sah Gosta - Cormil Sanpass Museum für Raumfahrt und Technologie 2 - - Maalraas, Jevan Vassic, Etara, Spectre, Noak
Erstaunlicherweise verging die Zeit wie im Flug, nachdem sie im Schutzbunker zusammengepfercht nach Schutz gesucht hatten. Das Gaunerduo bestehend aus Maalras und dem Piraten Jevan Vassic überbrückte die Zeit, um in ihrer Tarnung aufzugehen und innerhalb irgendwelcher Fantasiegeschichten ihr Dasein als Sicherheitsberater beredeten. Der Bandit merkte schnell, dass sein neu gewonnener Partner und auch Kumpel ein ähnliches Talent für Improvisation hatte, wie er selbst. Für jemanden wie ihn, der sein halbes Leben auf der Flucht und die andere Hälfte in den verschiedensten Schattengeschäften zugebracht hatte, war es jedenfalls eine lebenswichtige Gabe. Amüsante Lügengeschichten über Operationen im Outer Rim halfen Maalraas dabei, seinen Unmut über die Tatsache auszugleichen, dass er sich eben noch vollkommen umsonst zum Affen gemacht hatte und sein Ablenkungsmanöver vollkommen vergebens war. Stümperhafte Arbeit wie diese kannte er aus seiner Vergangenheit und einigen heiklen Rauben und der Gauner wusste, dass es meistens ein schlechtes Zeichen war, wenn ein Coup schon in der Vorbereitungsphase von solchen vermeidbaren Missverständnissen geprägt war. Unter anderem wegen solchen Fehlern hatte er bereits sechs falsche Identitäten annehmen müssen. Im Augenwinkel achteten die beiden ständig auf Zeichen der beiden Chiss, die bereits einen jungen Mann ins Visier genommen hatten und diesen die gesamte Zeit über bearbeiteten. Und als sich ihr Aufenthalt im Schutzraum dem Ende neigte, hang sich Etara förmlich an den Burschen und führte ihn nach draußen.
Der Bandit nickte seinem Partner bloß stumm zu, ehe sie dem Trio unauffällig auf etwa zwanzig Meter folgten, leise und klammheimlich.
Unlängst war über der staubigen Wüste von Sah Gosta ein violetttöniger Nachthimmel eingebrochen und die Temperaturen merklich gesunken. Maalraas zog sich seine Bomberjacke zurecht, war eben dabei sich eine Zigarette anzuzünden, ehe er plötzlich die Hand Jevans an seiner Schulter spürte und dieser ihn zum Stehen brachte. Etara war dem Fremden auf die Pelle gerückt und dabei, ihn zu bedrohen. Ruhig nahm der als Sicherheitsberater getarnte Gauner seine ohnehin nutzlose Sonnenbrille ab und verfolgte das Schauspiel aus sicherer Distanz, aber jederzeit dazu bereit, einzugreifen.
"Hol besser schon mal den Gleiter, den wir vorhin dort drüben geparkt haben. Ich warte hier."
Raunte er hinüber zum Gehörnten, der nickend bestätigte und in der Dunkelheit des staubigen Nachtwindes verschwand. Und ehe er sich versah, stieß die von ihrer Geisel übermannte Chiss einen lauten Fluch aus und machte sich an die Verfolgung ihres fliehenden Ziels. Maalraas schnippte eilig seinen Glühstängel gen Boden und setzte ebenso wie seine beiden Partnerinnen zu einem Verfolgungssprint an. Der Kerl floh schnurstracks in eine Gasse, dicht verfolgt von den beiden Frauen, was prinzipiell nicht dumm war, aber in letzter Konsequenz seine Aussichten verschlechtern sollte. Der Gauner atmete hektisch ein und aus und nahm eine Abschneidung, die in eine parallele Gasse führte. Der athletische Hybrid hatte vor, den Fliehenden in die Falle zu locken und auf der anderen Seite abzufangen. Dann hörte er das Donnern eines heranzischenden Motors und sah im Vollspring kurz zurück; es war Jevan am Steuer ihres vorhin gestohlenen Gefährts, der dieses direkt neben ihn steuerte und Maalraas auf die Einstiegsleiste auf Beifahrerseite springen ließ. Der Gehörnte beschleunigte und bog mit Karacho scharf rechts ab, wo sie das Gefährt deaktiviert stehen ließen und sich direkt vor den Fluchtweg des Typen stellten und das mit geradezu kinoreifem Timing.
Langsam näherten sich die beidem dem umzingelten Fremden und Imperialen, der seine ausweglose Situation einsehen musste, die Flucht also aufgab und ein paar Drohungen ausstieß, die aber ihre Wirkung verfehlten und Jevan und Maalraas sich nur gegenseitig angrinsen ließen. Der Flüchtige hob seine beiden Fäuste und nahm eine Kampfhaltung ein, die keine Spur von einer professionellen Auslage erkennen ließ, aber ebenfalls bedeuteten, dass er sich nicht kampflos ergeben würde.
Maalraas war noch dabei, ein paar Schritte auf ihn zuzumachen, um diesem Schauspiel ein schnelles Ende zu bereiten, als jedoch die Chiss Etara die Initiative ergriff, direkt und wie eine Besessene auf den Mann zulief und ihn in Windeseile, aber unter Gegenwehr übermannte. So...ging es auch, auch wenn das aus der Nase ihres Ziels auf den Boden tropfende Blut nicht unbedingt von Vorteil war. Den Kerl gen Boden gedrückt, stieß Etara noch ein paar Drohungen aus und winkte den beiden Gaunern zu, die den Mann rau auf die Beine zerrten und im altbekannten, aber immer noch ungeschlagen effektiven Polizeigriff festhielten. Er gab sich nicht geschlagen und wehrte sich noch immer etwas; das musste Maalraas ihm lassen. Aus der Luft näherte sich jedoch schon ein alarmierendes Surren und hektisch verschwand Etara, um sich an einem der geparktem fahrbaren Untersätze zu schaffen zu machen. In dem zweisitzigen Schlitten, den Jevan und er vorhin ergattern konnten, hatten sie schließlich schon ohne Geisel keinen Platz. Die gewiefte Chiss hatte recht schnell Erfolg und mit einem nicht unbedingt gesund klingenden Ton startete ihr Fluchtvehikel. Mit ihrer Geisel fest im Hebelgriff stießen sie zu ihr, als sich urplötzlich eine unbekannte Person der Szenerie näherte.
Der Gauner stieß einen leisen Fluch aus und fuhr sich gereizt übers Kinn. Auch das noch! Unsanft schubste er den Imperialen direkt in die Arme der kräftigen Piratin und zückte seine silberne Westar, mit der er vorhin noch die Straßengängs der Stadt aufgemischt hatte. Viele Optionen blieben ihnen nicht: entweder würden sie die Fremde auf der Stelle kaltmachen, oder sie kurzerhand mitnehmen. Mit wachsamen Blick musterte der Hybrid die etwas ältere Dame, die nicht in diese raue Gegend gehörte; fein gekleidet, sogar ganz nach seinem Stil und mit einem Äußeren, dass nicht gerade für eine Zugehörigkeit der Unter- oder Mittelschicht deutete. Nein, sie zu töten und hier zurückzulassen würde noch mehr Staub in dieser Stadt aufwirbeln als der gigantische Sandsturm vorhin. Das erkannte auch Etara, die die Anweisung gab, den unglücklichen Menschen zu fassen. Mit einer deutlich sanfteren Bewegung packte Maalraas sie am Oberarm, um sie zwar halbwegs ruhig, aber dennoch bestimmt zum gestohlenen Gefährt zu führen, während er ihr noch schnell den kleinen Blaster abnahm und in seinen Hosenbund steckte. Captain Vassic, der schon vor einer Minute erkannt hatte, dass ihnen die Zeit davonlief, hatte unterdessen das Triebwerk ihres Speeders gestartet und war leise und ohne aktivierte Scheinwerfer herangefahren.
"Verzeihen Sie mir, aber die Umstände gebieten es, Madame."
Mit diesen Worten drückte Maalraas sie in den Kofferraum, direkt neben den wie ein abgestochenes Banta blutenden Imperialen, knallte die Klappe zu und sah zu, wie die Chiss augenblicklich beschleunigte und davonschoss. Mit eiligen Schritten sprang der Bandit auf den Beifahrersitz neben Jevan, der ebenfalls mit voller Kraft ins Eisen stieg und dem anderen Gefährt mit rasantem Tempo durch die stockdüsteren Straßen zu folgen. Maalraas beugte sich über seine Tür in den staubigen Nachtwind und versuchte zu erkennen, ob sie verfolgt worden und in der Tat; es sah sogar ganz gut aus. Mit finsterer Miene ob der sich überschlagenden und nicht gerade beruhigenden Ereignisse legte er seinen Arm auf die Fensterlehne und sprang augenblicklich aus dem Speeder, als sie in irgendeinem noch abgelegeneren Randbezirk schließlich zum Stehen kamen, die beiden Gefährte unauffällig unter einem Port hinterhalbs des Gebäudes abstellte und sich sofort daran machten, ihre Geiseln ins Innere zu verschleppen. Mit dem Imperialen fest im Griff und der wildfremden Frau in den Händen der beiden Chiss betraten sie das Innere des verfallenen und düsteren Gebäudes. Maalraas sah um sich; mehrere Tische, Bürostühle und ein marodes Mischpult. War es womöglich eine verlassene Radiostation inmitten dieser Favelas? Ihr Weg führte sie in einen Nebenraum, wo die Geiseln mit Kabeln an zwei Stühle gebunden wurden und dann vorerst eine aus deren Sicht bedrohliche Stille herrschte.
Mit einer Zigarette im Mund, von denen er den anderen dreien ebenfalls eine angeboten hatte, ging er langsam auf die gefangene Dame los und tastete sie nach ihrer ID ab. Und in der Tat wurde er fündig. Der Bandit hielt das Dokument unter das durch das zersprungene Fenster hineinscheinenden Mondlicht und lachte ungläubig auf:
"Ein diplomatischer Ausweis, Madame Stellar Demeter Kosh?"
Sich von den anderen nicht aus der Ruhe bringen lassend las er weiter, ehe sich seine Miene versteinerte und er ungläubig in die Runde blickte.
"...Senatorin von Leritor!"
Der Bandit sah Jevan mit unruhigem Blick an, dann die beiden Blauhäutigen. Sie saßen also hier, mitten in irgendeinem argaischen Favela mit einem Imperialen und einer republikanischen Politikerin hohen Ranges als Geiseln.
"Shit"
Flüsterte Maalraas nur noch leise, während er den Raum verließ und begann, sich genauer umzusehen...
- Argai - Sah Gosta - Randviertel - Abgelegenes Bürogebäude - Maalraas, Jevan Vassic, Etara, Spectre, Noak, Stellar Demeter Kosh