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Danke für die Einblicke in den Religionsunterricht.

Scheint ja nicht ganz so schlimm zu sein, wie ich's befürchtet hatte. Gleichzeitig ist es aber auch noch weit von dem Entfernt, was ich als ideal ansehen würde.


Als Star-Wars-Fan (und auch so) war ich (wie ihr vermutlich auch) schon des öfteren in der Situation, dass ich etwas für mich wichtiges getan habe, dass die meisten anderen Menschen als absolut sinnlos ansehen. Ich meine, ich bin ein Erwachsener, der Geld für Sachbücher ausgibt, in denen die technischen Details nicht existierender Raumschiffe erläutert werden. Das hat für mich genauso viel praktischen Nutzen, wie beispielsweise eine Bibel. Und ich weiß auch noch mit Gewissheit, dass alles in diesem Star-Wars-Buch gar nicht existiert. Und trotzdem kauf und les ich es.

Von daher kann ich schon in gewisser Weise nachvollziehen, dass einem etwas entgegen aller Vernunft wichtig ist. Darum will ich das Bedürfnis eines Menschen, sich oder seine Kinder vor der ewigen Verdammnis (die für einen stark religiösen Menschen ja nicht nur eine Möglichkeit ist, sondern eine Tatsache) zu bewahren wirklich nicht leichtfertig abtun.

Aber trotzdem denke ich, dass es am Ende für uns alle am besten ist, wenn die Weltanschauungen sich dem Staat unterordnen müssen. Und das hieße dann nicht nur, dass ein Muslim sich hier angewöhnen muss, dass eine Frau genauso viel wert ist wie er (Ist nur ein Beispiel. Mir ist schon klar, dass nicht alle Muslime ihre Religion so auslegen.). Sondern es würde z.B. auch bedeuten, dass ein Jude/Muslim sich hier angewöhnen müsste, dass man einem Baby keine (medizinisch unnötigen) Verletzungen zuführen und es damit als einer Weltanschauung zugehörig markieren darf. Und Christen müssten sich hier angewöhnen, dass ihre Religion vom Staat nicht bevorzugt behandelt wird.



Du musst natürlich tun, was du für richtig hältst. Aber ich persönlich sehe keinen Sinn darin, Kindern etwas beizubringen, an das man selbst nicht glaubt. Weihnachtsmann und Osterhase sind ja ein ganz anderes Kaliber als Gott. Die spielen nur an zwei Feiertagen eine Rolle und machen da auch nichts weiter, als Geschenke zu bringen. Da gibt es keine Regeln, die unhinterfragbar sind, dein ganzes Leben bestimmen können und mit denen man eventuell mal Verhalten rechtfertigen könnte, das ansonsten schlicht als falsch erkannt werden würde.



Also, wenn tatsächlich ca. 60% als Christen registriert sind und wir bedenken, dass sicherlich nicht alle von denen aktiv ihren Glauben praktizieren, dann steht wohl eher nicht zu vermuten, dass die meisten Kinder christlich erzogen werden. Eher die Hälfte.


Darüber hinaus finde ich, dass Masse hier kein triftiges Argument ist. Wenn an öffentlichen Schule Ansichten gelehrte werden sollen, nur, weil ein Großteil der Bürger diese vertritt, dann müssten wir wahrscheinlich auch Fächer für Fremdenfeindlichkeit oder Ignoranz einführen.

An Schulen sollte in erster Linie praktisches Wissen vermittelt werden, das möglichst in vielen Lebenslagen von Nutzen sein kann. Also Wissen um die Beschaffenheit und Mechanismen der Welt und der Gesellschaft. Religion als solche ist zwar Teil der Gesellschaft und sollte darum auch behandelt werden. Dabei ist es wichtig, wie Religion allgemein funktioniert, wo sie herkommt und was sie bewirken kann. Aber, die Mythen einer bestimmten Religion zu lernen, das ist bei weitem nicht nützlich genug, um ein eigenes Schulfach zu rechtfertigen.


Zudem sollte sich der Staat (und somit auch die Schule) in Glaubensfragen neutral verhalten, da er sonst die freie Meinungsbildung der Kinder beeinträchtigt. Wenn aber z.B. die Wahl zwischen zwei Fächern besteht - das eine ist Ethik (inkl. Religion allgemein), dass andere ist faktisch "Christentum und die anderen" - dann birgt das die Aussage, dass die Schule (und damit der Staat) erstens der Religion höhere Bedeutung beimisst, als der Konfessionslosigkeit und zweitens dem Christentum höhere Bedeutung beimisst, als allen anderen Religionen.

Für dich mag sowas ja kein Problem sein, aber stell dir mal vor, jemand ist z.B. Hindu und soll jetzt entscheiden, welches Fach sein Kind besuchen soll. Da ihm Religiosität wichtig ist, fragt er, was da genau gelehrt wird und erfährst, dass "Religion" bedeutet: "Christentum und auch die anderen". Da fühlt man sich bestimmt nicht, wie ein vollkommen gleichwertiges Mitglied einer Gesellschaft. Man fühlt sich (EDIT: wahrscheinlich), wie einer von denen, deren Weltanschauung nicht so wichtig ist, wie eine andere. Und der Staat sollte keinem einzigen seiner Bürger dieses Gefühl vermitteln.


Dieselbe Aussage geht auch aus den obersten Bildungszielen bayerischer Schulen hervor. Es ist natürlich nicht so, dass man da Angst bekäme, das Kind würde indoktriniert oder so. Aber als Konfessionsloser bekommt man dort Schwarz auf Weiß zu lesen, dass das oberste Bildungsziel darin besteht, die Überzeugungen, die man seinem Kind vermitteln will, umzukehren.

Was würden wohl die religiösen Menschen im Land sagen, wenn es da hieße, das oberste Ziel der Schule sei die Achtung vor dem Atheismus?


Gib den zweiten Namen ein: kenobi anakin vader
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