[: Bacrana-System | Bacrana | Amma :||: Stadtzentrum | Residenz des Governors | Medienraum :||: Horatio Kraym, Governor Dysart und eine Menge Journalisten :]
Bevor Horatio selbst das Wort an die Meute Journalisten richtete, die sich für diese Pressekonferenz zusammengefunden hatten, hatte er sich schweigend im Hintergrund gehalten. Doch die ganze Zeit hatte er nicht nur den recht detaillierten Ausführungen seiner Kollegin, Governor Dysart, gelauscht, sondern auch die Medienvertreter beobachtet. Er hatte sich die Positionen der einzelnen Reporter – sowie deren Redaktionen – ins Gedächtnis gerufen, während sein konzentrierter Blick langsam von Gesicht zu Gesicht gewandert war. Denn nach den bisherigen Plänen sollten sich diese unwissenden Journalisten zu dem Dolch formen, den der adlige Imperiale gnadenlos in Rhenya Aldine Rücken zu rammen gedachte. Ja, der Moment, in dem er aus seiner sicheren Deckung – erhobenen Hauptes! – treten und sich einem seiner mächtigeren Widersacher offen stellen würde, war gekommen. Obwohl ihn ein ungutes Gefühl begleitete, würde er tatsächlich die Konfrontation suchen.
„Ehe ich mich Ihren Fragen stellen werde, möchte ich auch noch einmal von meiner Seite aus betonen für wie wichtig ich das geschlossene Abkommen halte“, sagte Thyferras aktueller Governor und trat damit zweifellos in den Vordergrund. Rasch fokussierten ihn mehrere kugelrunde Droiden, die mühelos durch winzige Repulsoren in der Luft schwebten und scheinbar nur aus einem einzigen Objektiv samt etwas verarbeitender Technik dahinter zu bestehen schienen. „Der Brak-Sektor hat das eher zweifelhafte Vergnügen eine Art 'imperiale Insel' auf neurepublikanischen Territorium zu sein. Es ist demzufolge unsere höchste Pflicht – nicht nur als Vertreter der Regionalen Verwalter, sondern ebenso als imperiale Bürger – für das Fortbestehen dieses isolierten Gebietes zu sorgen...“
Eigentlich mochte man meinen, dass das Galaktische Imperium ein schrankenloser Wirtschaftsraum war, aber Dank diverser Animositäten zwischen den einflussreichen Supersektorverwaltern glich es in vielen Dingen viel mehr wie ein bunter Flickenteppich. Bastion sah schon seit Jahren – vielleicht sogar Jahrzehnten – weg. Man konnte mit Sicherheit behaupten, dass die imperiale Thronwelt doch an Bedeutung verloren hatte, obwohl Imperator Allegious – sowie dessen Vorgänger – die obersten Gremien dort versammelt hatte. Nein, diese Pressekonferenz war der beste Beweis dafür. Weiterhin mit ruhiger, selbstsicherer Miene begegnete der adlige Governor dem sehr grellen Blitzlichtgewitter, richtete sich sogar zu seiner vollen Körpergröße auf, indem er automatisch noch ein bisschen mehr Haltung annahm. Seit man ihn auf Coruscant zum Legate befördert hatte – und er mehrmals äußerst prestigeträchtige Projekte angestoßen hatte –, hatte er solche Situationen, wo man mit einem Mal im Fokus der medialen Öffentlichkeit stand, kennen und auch ein wenig lieben gelernt. Hier war er in seinem Element.
„Kein Planet, kein System und auch kein Sektor ist allein überlebensfähig“, fuhr Horatio mit klarer, fester Stimme fort. Sein Blick war dabei auf einen imaginären bunten Punkt in der Meute gerichtet. „Sowohl die Wirtschaft als auch die Sicherheits- und Ordnungspolitik verlangen geradezu nach ein paar freundschaftlichen Kontakten aus der unmittelbaren Umgebung – und als imperiale Bürger ist es selbstverständlich unsere Pflicht unsere Brüder und Schwester, die unwillkürlich in die Isolation geraten sind, nicht hängen zu lassen!“ Näher, immer näher kam er den magischen Punkt. Er steuerte auf den offenen Verrat unweigerlich zu. Jedoch konnte man das zu diesem Zeitpunkt kaum erahnen. „Thyferra und Bacrana haben sich auf eine friedliche Kooperation geeinigt. Zwar mag noch nicht in allen Punkten Einigkeit, aber der Wille, auf wirtschaftlicher Basis enger zusammenzuarbeiten, steht hier wie da fest. Insbesondere für das Bacta ist der Brak-Sektor einfach die beste Station für einen letzten Halt, bevor es in den galaktischen Südosten transportiert wird.“
Seit ihrem heimlichen Gespräch auf dem Sternzerstörer „Glory“, der die imperiale Delegation nach den Friedensverhandlungen auf Umbara zurück auf imperiales Territorium brachte, hatte sich beide Politiker zu diesem Schritt entschlossen – und nun war die offizielle Verkündung geschehen. Dabei trug man anscheinend gleichzeitig dazu bei, dass sich „Imperial Bacta“ von seinem bisherigen Erbe, dem thyferrianischen Bacta-Kartell, abnabelte. Der Megakonzern wurde in seinem Vertrieb breiter, sehr viel breiter aufgestellt. Möglicherweise war Bacrana bloß der Anfang. Nein, immer mehr reifte in Horatio der Entschluss, dass er diese gewaltige Machtbasis nicht an irgendwelche Konkurrenten abtreten würde. Er musste die Tapani – auf politischem Wege – unschädlich machen. Zwar mochte Fondor der Nabel des Zwanzigsten Supersektors sein, aber Thyferra war mit seinem Monopol auf Heilung der geheime Mittelpunkt der Galaxie. Dysart hatte dies erkannt. Aber galt das Gleiche auch für Rhenya Aldine?
„Im Gegensatz zu meiner überaus hochgeschätzten Kollegin habe ich vor wenigen Stunden davon gehört, dass sich Sector Adjutant Aldine und Moff Ranier bei separaten Treffen über diese Sache unterhalten haben“, fuhr der Adlige nun fort – und ging damit unwillkürlich zum Angriff über. „Und obgleich ich zur Loyalität gegenüber Vorgesetzten verpflichtet bin, so habe ich auch die Pflicht Schaden vom imperialen Volk abzuwehren. Jegliche Pläne, die eine Aufwertung der hiesigen Werften für militärische Zwecke im Fokus hat, verurteile ich zutiefst. Denn sie lassen de Brak-Sektor unweigerlich zu einem Ziel heran reifen, sollte der Frieden mit der Neuen Republik irgendwann doch in die Brüche gehen. Jedoch bin ich mir sicher, dass sich Moff Ranier dieses Fakts bewusst ist…“ Nun richtete sich sein fester Blick bewusst auf die wissbegierige Journalistin, die zuvor schon die eine oder andere Frage an Governor Dysart gerichtet hatte. Er fügte kühl hinzu: „... bei Ms Aldine hoffe ich es.“
Ein Raunen ging plötzlich durch den Saal. Bloß die besagte Journalistin (Molly Quinn) hielt weiterhin eisern ihre Hand empor. „Governor Kraym, soll das etwa tatsächlich bedeuten, dass Mrs Dysart und Sie nicht bei allen Sitzungen anwesend waren?“
„Fondor und Thyferra – als explizite Vertreter des riesigen Zwanzigsten Supersektors – sind jeweils mit ihren eigenen Plänen nach Bacrana gereist“, antwortete Horatio und griff danach zu einem Glas gefüllt mit klarem Wasser, das auf dem Pult stand. Nachdem er sich einen Schluck genehmigt hatte, fuhr er fort: „Die Kooperation mit dem Brak-Sektor ist im Sinne beider Planeten. Den Auftrag, den mir unter anderem die thyferrianische Regierung erteilt hat, habe ich erfüllt – wie Sie Jetzt und Hier zweifelsohne sehen können. Welche Order man Ms Aldine nun genau gegeben hat, kann ich Ihnen hingegen leider nicht sagen. Jedoch hoffe ich, dass man diesen militärischen Aspekt im Vorfeld mit einbezogen hat – und es am Ende bloß deformierte Gerüchte sind, die uns nun über diese Sache so sehr diskutieren lassen.“
Der Dolch saß nun – bildlich gesehen – tief und fest im Rücken der ehrgeizigen Tapani. Zweifellos hatte Horatio mit diesen Ausführungen zu verstehen gegeben, dass er seine politische Widersacherin ohne zu Zögern über die Klinge springen ließ. Mochte sie nun ruhig in ihm einen Feind sehen, den man ernst nehmen musste – womöglich spielte ihm das sogar in die Karten. Langsam, ganz langsam klang das ungute Gefühl, das er die ganze Zeit hatte, ab. Stattdessen nahm sein Selbstbewusstsein mit jedem weiteren Wort mehr zu. Ja, er fand allmählich zu alter Größe zurück. Schließlich festigte er mit dieser Kooperation seine neue Machtbasis. Das Bacta würde auf Bacrana Einzug halten – und den Planeten wohl oder übel verändern. Möglicherweise mauserte sich der Brak-Sektor sogar zum neuen Zentrum des hiesigen Supersektors. Wer wusste das zu diesem Zeitpunkt schon?
Unter den Journalisten machte der Governor auf einmal auch Nejj Tannik vom „Patriot“ aus. Durch eine schlichte Geste gewährte er dem jungen Mann die nächste Frage: „Da Sie eine Aufwertung der hiesigen Werften für einen Fehler halten, Mr Kraym, bleibt natürlich weiterhin die Frage bestehen wie der Brak-Sektor für die Sicherheit der vielen Transportunternehmen sorgen soll. Sie sprachen ja vorhin selbst vom 'Fortbestehen' dieses isolierten Sektors sowie der Sicherheitspolitik...“
„Ich möchte an dieser Stelle nur äußerst ungern meine Worte von vorgestern wiederholen“, begann der Adlige und gestattete sich dabei ein süffisantes Lächeln. „Aber bezüglich meiner Pläne, sowohl den Sector Rangern als auch lokalen Sicherheitsfirmen mehr Verantwortung zu übertragen, hat sich nichts geändert. Ich weiß, dass Mrs Dysart in diesem Punkt etwas andere Wege favorisiert – unter anderem einen stärkeren Fokus auf die Systemverteidigung und den Imperialen Zoll –, aber ich bin überaus zuversichtlich, dass sich mit der Zeit ein Konzept erarbeiten lässt, das beide Aspekte unter Umständen vereint. Insbesondere im Hinblick auf die vielen Plagen, die unsere Galaxie wieder und wieder beuteln, sind wir es schlicht schuldig, dass wir das Bacta einfach zu Jederzeit sicher in alle erdenklichen Ecken der Galaxie befördern. Niemand soll Profit aus dem Leid anderer schlagen...“
Kritiker, Neider und höchstwahrscheinlich noch zahlreiche andere Personenkreise würden ihm diese Absichten selbstverständlich absprechen. In der Vergangenheit mochte sich Horatio zwar schon das eine oder andere Mal als „aufrichtiger, besorgter Politiker“ erfolgreich präsentiert haben, aber man konnte einfach nicht jeden blenden. Dieser Tatsache war sich der Adlige bewusst. Die bunte Meute an Journalisten stellte nach diesem Erhobenen-Zeigefinger-Moment noch eine ganze Reihe anderer Fragen – sowohl an Thyferras als auch an Bacranas amtierenden Vertreter. Souverän antworteten die beiden Politiker. Es galt noch die eine oder andere Einigung, die man getroffen hatte, der breiten Öffentlichkeit zu präsentieren. Doch nach gut einer halben Stunde neigte sich die Pressekonferenz allmählich ihrem Ende. Versteckt unter zahlreichen anderen Dingen hatte man öffentlichkeitswirksam Rhenya Aldine diskreditiert – das war die Hauptsache. An der Seite von Governor Dysart verließ der Adlige die Bühne. Zwei Flottensoldaten der „Batalaria“, einem kampferprobten Victory-Sternzerstörer der Imperialen Flotte, warteten schon auf ihn.
„Mein Besuch auf Ihrem wunderschönen Planeten neigt sich leider seinem Ende zu“, sagte Horatio und obwohl die Worte kitschig klingen mochten, waren sie doch ernst gemeint. „Meine Pflichten auf Thyferra rufen mich. Und bestimmt können Sie verstehen, dass eine zu lange Abwesenheit nicht besonders gut für die eigene Stellung ist.“ Er schmunzelte aufrichtig. „Ich möchte mich noch einmal für Ihr Geschenk, die 'Prestige', bedanken. Nach all den vielen Tagen, die schon auf irgendwelchen Kriegsschiffen in unbequemen Quartieren verbracht habe, weiß ich diese Aufmerksamkeit wirklich zu schätzen. Ich hoffe, in naher Zukunft kann ich mich einmal erkenntlich zeigen, Mrs Dysart.“
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