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Meister Joff sah sie an. Zumindest konnte man das vermuten. Es war ein Hologramm, ein Abbild, und nicht ihr Meister persönlich. Während sie alles geschildert hatte, was in den vergangenen Wochen geschehen war, hatte Zasuna diesen kleinen Unterschied nur allzu gerne mehrere Male vergessen. Aber auch wenn man davon absah, dass es sich um ein Hologramm handelte:
Meister Joff hatte auf Alpheridies nie eine Augenbinde, Brille oder ähnliches vor seinen leeren Augenhöhlen getragen. Sie als Miraluka störte das nicht. Für sie war das ein Zeichen der Vertrautheit. Ihr Meister hatte sich ebenso wie seine ehemalige Schülerin niedergekniet und wartete einige Sekunden. Sie hatten bereits ein wenig zusammen meditiert. Nicht so tiefgehend wie Adrian ihr das gezeigt hatte. Aber immerhin so weit, dass sie wieder etwas zu ihrer inneren Ruhe zurück gefunden hatte. Es sollte nicht zu viel Zeit vergehen, bis sie wieder auf das Zimmer ging.
„Nun, Zasuna, ich verstehe deine Situation. Die Lehren der Jedi wird dir nur dein späterer Meister beibringen können. Aber es gibt einiges an Wissen, welches ich mit dir teilen möchte. Ich denke, du bist bereit für einige Dinge, über die du in den nächsten Tagen nachdenken solltest. Solltest du Fragen haben, da bin ich mir sicher, kannst du dich auch an Jedi Adrian wenden.“
Sie nickte. Beide Hände ruhten mit den Handflächen nach unten auf ihren Oberschenkeln, während sie auf dem steinernen Boden kniete. Das Bild veränderte sich nun, Meister Joff verstand und zeigte stattdessen drei sich im Kreis drehende Säulen. Jede Säule trug ein anderes Symbol.
„Man spricht von den drei Säulen der Jedi. Die Macht, Wissen und Selbstdisziplin. Aber über allem steht der Jedi-Kodex. Ich bin mir sicher, du hast die Worte schon einmal gehört. Aber dennoch besteht die täglich wichtigste Aufgabe für jeden Jedi darin, sich über den Kodex Gedanken zu machen und zu fragen, ob man ihn tatsächlich versteht und immer danach handelt. Er gilt als grundlegende Philosophie der Jedi und zeigte ihre Verbindung und Verhalten zur Macht. Ganz ähnlich der Lehren, die die bei den Miraluka zu teil wurden. Glücklicherweise gibt es da viele Überschneidungen und wenig… Gegensätzliches. Aber dennoch, wenn du eine Jedi werden möchtest, musst du immer und zu jeder Zeit nach diesem Kodex leben und handeln. Es wird der Punkt kommen, an dem du dich entscheiden musst, ob du nun eine Sene Seeker oder eine Jedi bist.“
Die Säulen verschwanden und in Miralukese schweben nun fünf kurze Sätze vor ihr in der Luft. Ehe Zasu sich darauf konzentrieren konnte, frage sie sich, was ihr Meister tatsächlich damit gemeint hatte. Noch immer hatte er ihr nicht gesagt, ob er tatsächlich ein Jedi gewesen war. Die Tatsache, dass er so viel über sie wusste sprach dafür. Als einer der wenigen Miraluka hatte auch er vor ihr Alpheridies bereits verlassen. Aber vielleicht war er - genau wie er es ihr gerade prophezeit hatte – irgendwann an diesen Punkt gekommen, wo er sich entscheiden musste. Heute lebte er alleine irgendwo in den Bergen. Irgendetwas musste da schon geschehen sein.
Sie schaute nochmal auf die fünf Sätze noch ohne sie verstehen zu können ging es ihr zunächst nur darum, sie sich einzuprägen. Es war ein altertümliches Miralukese, ohne ihre Ausbildung bei den Luka Sene hätte sie es nicht verstanden.
Es gibt keine Gefühle, es gibt Frieden. Es gibt keine Ignoranz, es gibt Wissen. Es gibt keine Leidenschaft, es gibt Gelassenheit. Es gibt kein Chaos, es gibt Harmonie. Es gibt keinen Tod, es gibt die Macht.
Das war… tatsächlich nicht einfach. Die Stimme ihres Meisters meldete sich nochmals zu Wort.
„Ich möchte, dass du darüber nachdenkst und auch mit Jedi Adrian darüber sprichst. Das nächste Mal erzähle ich dir dann etwas über die drei Säulen der Jedi.“
Von einem Moment auf den anderen verschwand das Holobild und es wurde still um sie herum. Lediglich etwas Lärm von der Straße drang zu ihr hinauf. In weiter Ferne vernahm sie sogar ein landendes oder startendes Raumschiff.
Es gibt keinen Tod, es gibt die Macht. Sie wusste noch nicht, ob es fünf einzelne Sätze waren oder ob sie einen sinnhaften Zusammenhang sehen sollte. Aber dieser letzte Satz war für eine Miraluka auf jeden Fall am einfachsten zu verstehen. Der Tod war nicht das Ende von allem. Ashla wachte über sie und Ashla führte ihren Weg. Gerade deshalb war es so wichtig für sie, dass alle Mirlakuka auf diesen Weg blieben. Vom Weg abgekommenen wieder ins Licht zu verhelfen war ihre Aufgabe als Sene Seeker. Wenn eine Rasse verstand, dass die Macht sie alle umgab, dann waren es die Miraluka. Alles wurde von der Macht durchflutet und durchströmt. Und das galt nicht nur für die räumlichen, sondern auch für die zeitlichen Dimensionen. Gerade durch ihren Traum bei der Meditation hatte sie das nochmal am eigenen Leib zu spüren bekommen.
Der Satz davor, wenn gleich deutlich schwieriger, hing damit nach ihrem Verständnis auch zusammen. Es gibt kein Chaos, es gibt Harmonie. Es gibt kein Zufall, es gibt daher auch kein Chaos. Die Macht ist die regelnde und sortierende Kraft. Erst wenn man sich mit der Macht in Einklang brachte, so konnte man ihre Harmonie erspüren. Auch dieser Satz glich den miralukesischen Sprichwörtern. Dennoch würde sie Adrian auf sein Verständnis dieser Dinge ansprechen müssen.
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