Auf Thema antworten

}>>[ Bastion >< Sithorden >< Arica Kolars Turm >< Alecs Zimmer >< allein ]<<{


Das Buch war alt, sehr alt, in braunes Leder gebunden und sah so schwer aus, wie es dick war. Verwischte Staubschlieren zogen sich über die Frontseite, die den Dreck geradezu an sich zu ziehen schien. Das Licht der untergehenden Sonne Bastions schien dumpf durch die Fensterscheiben von Xander Alexis Zimmer, legte sich in einem nahezu unnatürlichem weiß auf Boden und Wände, auf den großen Tisch und den Sith Adepten davor, auf das Buch und den krude ins Leder geritzten Titel, der "Bios" oder "ßioZ" oder sonstwas heißen mochte. Die Luft war schwer und stickig. Alec hätte die Staubpartikel vor sich im schwindenden Sonnenlicht tanzen sehen können, wenn er sich die Mühe gemacht und die Kopf von den auf den Tisch gelegten Armen gehoben hätte.


Sein Zimmer war die reinste Rumpelkammer und sah trotzdem kaum so aus, als ob hier drinnen jemand wohnte. Alec hatte sie dafür bislang auch kaum genutzt. Stattdessen zeugten zahllose halb aufgerissene Kisten, hier und da verteilte Tüten und Töpfe mit braunen Kräutern und grauen Pulvern und verschiedenste Zylinder, Rohre und Kessel aus Glas, Zinn oder anderem Material von der Arbeit, der sich hier gewidmet wurde. Und eine kleine Phiole mit eine schwarzen Flüssigkeit blubberte auf einer Werkbank, nur ein paar Meter von Alec entfernt, vor sich hin, ohne dass sie durch irgendeine erkennbare Quelle erhitzt zu werden schien.


Alec richtete den Kopf auf und fuhr sich mit beiden Händen durchs Gesicht. Er konnte geradezu förmlich die Schwere der Tränensäcken unter den Augen fühlen. Seinen eigenen, unangenehmen Körpergeruch entging ihm jedenfalls nicht. Sein Blick glitt zum abertausendsten Mal auf das Buch, dass er so bedächtig von Tatooine geschmuggelt hatte, nachdem es ihn soviel gekostet hatte, es zu bekommen. Das unwirkliche Licht ließ das Buch einen langen Schatten über den Tisch werfen und die eigentlich gelbliche Titelschrift ganz und gar grau aussehen. Dieses Licht scheint alles nur noch dunkler zu machen, so wie dieses verdammte Buch, dachte Alec, stöhnte entnervt und schlug das Buch abermals auf. Zunächst blätterte er wahllos darin umher, schlug Seite um Seite um, las die eine oder andere Zeile oder ließ ganze Kapitel aus. Wenn es soetwas wie Kapitel, Abschnitte oder dergleichen darin überhaupt gab. Das meiste schienen Auflistungen von Materialien und Rezepte zu sein, geschrieben in einer hübschen, eleganten und kontrollierten Handschrift. Die Zubereitungsanweisungen waren kurz gehalten und präzise, die Namen der Rezepturen mit kompliziert wirkenden Namen in einer Sprache geschrieben, die Alec nicht verstand, die er jedoch für wissenschaftliche Formularisierungen und somit für unwichtig hielt.

Doch dann kamen immer wieder ganz und gar unwissenschaftlich anmutende Texte, mal über die gesamte Blattbreite geschrieben, mal am Rand, mal gerade und mal quer. Es waren kurze Reime oder ganze Gedichte, düstere Kurzgeschichten oder auch nur einzelne Wörter, die wie dunkle Beschwörungen klangen. Sie waren ganz krakselig und schief geschrieben, teilweise kaum lesbar und nie glich ein Buchstabe einem anderen. Alec erblickte einen, der ihm neu war.


Vater, Vater bringe die Nacht

das tote Kind ist aufgewacht.

Vater, Vater decke den Schmauß

das tote Kind kommt schon nachhaus.

Vater, Vater zeig uns Mitleid

das tote Kind der Hunger treibt.


Es gab gewiss hundert und einen solcher Gedichte und Verse in dem Buch, doch Alec kümmerte sich kaum, sie alle zu zählen, geschweige denn sie zu lesen. Ihr Autor musste nicht nur eine blühende Fantasie haben, sondern auch ganz schön wahnsinnig sein. Das war natürlich wenig verwunderlich, immerhin hatte er das Buch aus der Grabstätte eines irren Sithlords entwendet.


Also wollte sie ihn verhöhnen, blubberte die schwarze Phiole weiter vor sich hin, neben Alecs Atem das einzige stetige Geräusch im Zimmer. Alec warf ihr einen finsteren Blick zu, bevor er sich wieder dem Buch zuwandte. Er blätterte weiter, bis er die Seite endlich wiederfand. Der Titel der Rezeptur, deren detailierte Beschreibungen fast über zwei Seiten ging, war wie die anderen für Alec unlesbar, doch hatte die krakelige Handschrift seine eigene Übersetzung parat: Der Sud der Finsternis. Wie schon aberdutzende Male zuvor wanderte Alecs Augen über die Zutaten und Arbeitsschritte und versuchten dabei, die nervigen Korrekturen zu übersehen. Denn hier wie auf so ziemlich jeder anderen Seite des Buches war in einer harten, kantigen Schrift Verbesserungen am Text vorgenommen wurden. Hier und da war die Rechtschreibung verbessert, ab und zu war sogar ein ganzer Satz durchgestrichen und durch einen kürzeren, knapperen und prägnanteren Satz am Rand ersetzt wurden. Selten ließ sich sogar ein ganzer, zusammenhängender Text finden, der sich am Seitenrand über viele Blätter erstreckte und stylistisch wie inhaltlich zwischen Predigt und Aufsatz zu schwanken schien. So auch hier.



"Die Dunkelheit ist nicht, was sich verzehren oder aneigenen lässt. Sie entsteht durch Verdichtung, d.h. durch die Kooperation Gleichgesindter. Ihre Einigkeit erhebt sich in Existenz durch ihre geeinte Stärke. Sie zieht an sich, konsumiert und bindet gleich konzentrierter Masse. Sie ist ein schwarzes Loch, geschaffen durch den gemeinsamen, unbeugsamen Willen und die Unterwerfung der Vielen unter die Macht. Die Mächtigen kontrollieren diese Masse um zu Schaffen und zu Zerstören. Die Dunkelheit ist die Macht aller. Der Einzelne geht in ihr unter, ist nur ein Teil des Einen Ganzen. Teilhabe an der Macht ist nur durch Unterwerfung möglich. Nur der Diener kann sich der Macht bedienen. Der Diener bedient sich des Dominierenden, so wie sich der Dominierende des Dieners bedient. Alleine sind sie Niemand. Die Dunkelheit erstreckt sich zwischen ihnen als die Masse, die alles andere zu verschlingen droht. Folgsamkeit gebiert als der Schlüssel zur Macht der Dunkelheit die ..."


Blah blah blah und noch mehr blah. Alec beherrschte diesen Spruch schon bald auswendig, hatte er doch stets gehofft, er würde ihm einen hinweis darauf geben, was genau der sogenannte Sud der Finsternis vermochte. Doch offenbar war die harte, kalte und unerbittliche Schreibe bloß zum Klugscheißen dort auf der Seite, ohne wirklich zu helfen. Die Bemerkungen des eigentlichen Rezept-Autors zur Wirksamkeit waren praktisch nicht vorhanden, sei der Sud wohl noch in der Probephase gewesen. Lediglich die krakselige Schrift schien zu wissen, worum es sich bei dem Sud handelte. Und das war der Grund gewesen, weshalb Alec seid Tagen versucht hatte, diese alchemistische Kunststück hin zu kriegen. Und nun stand er da, scheinbar gelungen und höhnisch blubbernd. Und doch hatte Alec Zweifel. Nochmals las er, was die krakselige Handschrift zu verkünden hatte:


Der Sud der Dunkelheit


Ein Bad im Zwielicht,

löst die Fesseln des Graus,

den im Grau ist das Tor zur Macht.

Befreit vom Griff der Dunkelheit

macht Schmerz zu Stärke

tilgt Qual und Schwäche

lässt den Unbeugsamen emporsteigen von

tiefster Dunkelheit in die dunkle Tiefe der Macht.


Während die anderen Rezepte zu kompliziert wirkten, ihre Wirkungen zu langweilig, gefährlich oder unverständlich klangen, oder es sich bei den Beschreibungen weniger um Rezepte als vielmehr um Rituale handelten, schien der Sud machbar, sogar für einen Anfänger wie Alec. Und die kryptischeb, verheißungsvollen Zeilen des Krakseligen versprachen Großes. Und doch war es vor allem eins: Dumm. Xanders Hand glitt in seinen Kragen und fuhr über die dumpf schmerzende Narbe auf seiner linken Schulter. Er schüttelte den Kopf. Egal was dieser Spruch versprach - den Sud zu Trinken wäre reinste Idiotie. Doch obwohl Alec dies instinktiv von Anfang an gewusst hatte, hatte er es probiert. Er wollte sehen, ob er es kann. Er wollte es sich selbst beweisen. Vielleicht wollte er es, irgendwie, auch Arica beweisen. Doch vor allem, wollte er es nutzen, stärker werden, mächtiger. Doch gab es einen dummeren Weg, als eine schwarze Brühe zu trinken, deren Rezept in einem alten Buch geschrieben stand, das höchstwahrscheinlich von ein paar Wahnsinnigen geschrieben wurde? Und nicht nur das: Wieso hatte er sich überhaupt diesem Risiko ausgesetzt, unter Aricas Nase soetwas im Verborgen zu versuchen? Seit Wochen war sie ihren eigenen Nachforschungen nachgegangen und so hatte auch Alec sich seinem vermeintlichen Schatz von Tatooine zugewendet. Er war ihr also geflissentlich aus dem Weg gegangen, hatte die meiste Zeit in den zumeist verlassenen und dunklen Lagern, Laboren und Werkstätten verbracht. Doch wofür? Um einen wahrscheinlich hochgiftigen Schnoder zu trinken und, wenn er es überleben sollte, schließlich von Arica zu Tode bestrafen zu lassen?


"Als ob sie mir dieses Gnade gewehren würde."


sagte Alec und musste über sich selber lachen. Plötzlich flackerte eine unglaubliche Wut in ihm auf und er griff nach dem Buch. Mit hoch erhobenen Armen, das Buch über sich, stand er da, bereit die Phiole mit dem dicken Schinken zu zerschmettern, die Beweise für seine Idiotie, Zeitverschwendung, Geheimhaltung und den Verrat seiner Meisterin zu vernichten. Ein paar Sekunden, die sich in die Ewigkeit zu erstrecken schienen, stand er so da ... und ließ das Buch schließlich langsam wieder sinken. Er konnte es nicht. Mit einem lauten aber unbedenklichem Knall landete das Buch wieder auf dem Tisch, auf dem es zuvor gelegen hatte, und Alec sank in seinen Drehstuhl. Den Kopf auf die rechte Hand gestützt starrte er aus dem Fenster und ließ die vergangenen Monate an sich vorüber ziehen. Wo war seine Selbstsicherheit nur hin? Wie hatte ihn so eine dumme Köchelei nur in beschlag nehmen können, wie hatte es ihn so beherrschen und schließlich entmutigen können? Oder lag das alles an dem, was in Dukarius Geheimkamer geschehen war? Was hatte ihn diese dunkle Erinnerung, noch immer nur in Fetzen vorhanden, mit ihm gemacht? Oder war es etwas anderes? Hatte er sich in sich selbst geirrt? Zuvor war doch alles noch so klar gewesen. Er war Arica Kolars Schüler. Der Adept der großen Exekutorin. Es war an ihm nach all der Macht zu greifen, an die er durch sie gelangen konnte, und schließlich, würde er sie hinter sich lassen können. 


Aber dann war da schließlich SIE gewesen. Die langbeinige Schlampe in ihrem violetten, hautengen Kostüm.

Sie hatte einfach durch ihn hindurchgesehen, und als er sie hatte lehren wollen, dass man dies nicht tat, hatte sie ihn angespukt und auf seinem eigenen Lichtschwert aufgespießt. Und seitdem brannte diese verfluchte schwarze Narbe, Tag für Tag, wie um ihn an seine Schmähung zu erinnern. Dieses Miststück hatte damals schon etwas in ihm gebrochen und die Risse zogen sich immer weiter, wurden immer breiter - so wie auch die dunkle Narbe wuchs, sich ihre schwarzen Glieder immer weiter ausstreckten und nun sogar schon teilweise bis an seinen Hals reichten. Gierig huschte Alecs Blick erneut zum Sud und wieder zurück, hinaus auf die Stadt. Es war Wahnsinn. Dieses Gebräu konnte es auch nicht Stoppen. Er musste wieder stark werden, Stärke finden, umdenken, sich neu erschaffen aus der Asche, die irgendwo unter dem Orden lag, dort wo die Sith-Schlampe ihn getötet hatte. Und Arica war der Schlüssel. Nur wie?


Alec Augen wanderten über die Wolkenkratzer Bastions, die vom Turm der Exekutorin gar nicht mehr so umwerfend wirkten. Unzählige Shuttles und Speeder flogen durch die Luftstraßen. Es war ein beinahe hypnotischer Anblick, die Unendlichkeit des Verkehrsstroms in Center. Alecs Gedanken kamen gerade zur Rast, gebannt blickend auf das Meer der Gleiter, als sich eine Staffel an Militärkreuzern, das scheinbar gerade nahe des Sith-Tempels abhob, vor sein Blickfeld schob. In Formation bewegte es sich in Richtung des schier unendlichen Gebäudehorizonts, erschreckt in ihrer kalten Präzision und Ordnung.


Die Dunkelheit ist die Macht aller. Der Einzelne geht in ihr unter, ist nur ein Teil des Einen Ganzen. Teilhabe an der Macht ist nur durch Unterwerfung möglich. dachte Alec und sah die Fliegerformation in der Ferne veschwinden, bevor er sich in seinem Stuhl drehte und den Sud der Finsternis abermals mit seinem Blick fixierte.

Arica war der Schlüssel zu allem. Ohne sie, war er hier nichts und würde auch nie zu etwas werden. Doch nicht nur sie, sondern der ganze Orden und schließlich das ganze Imperium, musste er sich zu nutzen machen. Es wäre töricht, sich nur auf seine Meisterin zu verlassen. Und trotzdem, sie war der Schlüssel zu allem. Im Moment noch, wenigstens. Der Diener bedient sich des Dominierenden, so wie sich der Dominierende des Dieners bedient. Vielleicht steckte doch etwas Weisheit in der pedantischen Handschrift, vielleicht war "Bioß", wie er es für sich nannte, doch noch zu etwas gut. Aber wie stellte er es an? Er musste Arica einfach von dem Buch erzählen, musste ihr seine Gier gestehen und hoffen, dass sie insgeheim stolz auf ihn sein würde. Durch seine demonstrierte Ergebenheit würde sie ihn dann hoffentlich nur milde bestrafen. Den Sud würde er ihr schließlich zeigen können als beweis, dass er nicht wochenlang nur über einem Buch gebrütet hatte, sondern aktiv gewesen war. Letztlich hatte er sich schließlich ins Zeug gelegt und versucht, die Dunkle Seite auf seine Weise zu erforschen. Das musste etwas wert sein. Und wer weiß: Vielleicht würde es ihm mit Aricas Hilfe möglich sein, das wahre Potential des Buchs doch noch zu nutzen.


}>>[ Bastion >< Sithorden >< Arica Kolars Turm >< Alecs Zimmer >< allein ]<<{


Gib den dritten Namen ein: skywalker yoda vader kenobi
Zurück
Oben