[Sartinaynian-System | Bastions Mond | Jägerbasis Last Defense | Ebene Fünf | Unterrichtsraum] Chett Nectu, Aiden Thiuro, Hess'amin'nuruodo, Sakura Mitsumo, Cain T. DeSkalz, Jeremy Mengsk, NPCs
Die Entscheidung war gefallen. Aus den Einzelergebnissen der verschiedenen Prüfungsteile waren addiert worden, und nachdem man vermutlich noch den einen oder anderen politischen Bonus addiert oder sympathiebedingten Malus suptrahiert hatte, standen die Endpunktzahlen der Bewerber fest. Chett Nectu gehörte nicht zu denen, die sich während der gesamten Prüfung ihre Punkte notiert und mit anderen verglichen hatten, um genau zu wissen, wo sie standen. Andere hatten kaum verstehen können, warum er sich so wenig dafür interessierte. Selbst die Punktstände der abschließenden Flugprüfung, die ihnen ausgehändigt worden waren, hatte er kaum beachtet. So wusste er nicht wirklich, wie er dastand, als die Namen derjenigen genannt wurden, die im engmaschigsten Sieb des Einstellungstests hängengeblieben waren. Leven, Caranthyr, Inmore, Mengsk... und dann fiel sein Name. PO Nectu. Der Yaga-Minoer war verblüfft. Er hätte nie damit gerechnet, dass man ihn auswählen würde. Ihm war klar, dass er in einigen Teilbereichen nicht gut abgeschnitten hatte - insbesondere die allererste Flugsimulation war ein Flop gewesen und in den psychologischen Eignungstests hatte er auch nicht immer geglänzt. Zum Ende hin waren seine Leistungen aber besser geworden; offenbar hatte das ausgereicht, um seine Fehler aus der frühen Phase auszugleichen. Womöglich war es der Abschuss von zwei TIE-Drohnen gewesen, der ihm die entscheidenden Punkte eingebracht hatte. Oder sein erfolgreicher Ionenangriff auf den schildgeschützten Blasterturm in der Höhle. Was auch immer es war: Plötzlich war er ein Wolf. Ein Mitglied jener legendären Staffel. Ob er sich darüber freute? Er wusste es nicht genau. Noch immer war ihm nicht ganz klar, was ihn überhaupt dazu gebracht hatte, sich zu bewerben. Und was ihn angetrieben hatte, möglichst gute Leistungen zu erbringen. Die Antwort darauf erhielt er auch jetzt nicht. So blieb seine Miene - abgesehen von seiner sichtbaren Überraschung - relativ neutral. Inmitten der Mitbewerber, auf deren Gesichtern sich entweder schiere Begeisterung oder tiefe Enttäuschung zeigten, stellte er somit einen Fremdkörper dar. Er schüttelte Hände, weil sie ihm entgegengestreckt wurden, und ließ sich auf die Schulter klopfen, weil er es nicht vermeiden konnte, doch Heiterkeit stahl sich nicht in seine Züge. Schließlich ergriff er auch die hellblaue Hand von Hess'amin'nuruodo, um ihr zu ihrer Beförderung zu gratulieren - weil man das von ihm erwartete, nicht mehr. Er war froh, als er dem Trubel endlich entkommen durfte. Diejenigen, die heute einen positiven Bescheid bekommen hatten, gingen an diesem Abend feiern. Chett war vielleicht der einzige, der es den Verlierern gleichtat und sich in sein Quartier zurückzog. Er war alleine dort, denn von den vieren, die mit ihm hier einquartiert gewesen waren, waren drei bereits ausgeschieden und der letzte, Inmore, hatte den Weg zur Messe eingeschlagen und würde wohl erst in ein paar Stunden hier auftauchen. Dann würde der Yaga-Minoer längst nicht mehr hier sein. Er begann augenblicklich damit, seinen Spind auszuräumen. Staff Sergeant Tonith hatte ihm und den anderen Siegreichen jeweils ein Einzelquartier zugewiesen. Er wollte seines, das zwei Korridore weiter lag, sofort beziehen. Die Möglichkeit, sich noch weiter von den anderen zurückzuziehen, wirkte überaus verlockend auf ihn.
Einzelquartiere waren das einzige Privileg, das die frisch gebackenen Wolves von nun an genossen. Zumindet sofern man ihre vom Standard abweichende Uniform nicht als Privileg betrachten wollte. Sie erhielten keine Extra-Freizeit, keine Vorzugsbehandlung bei der Nutzung der Stationseinrichtung, keinen höheren Sold und auch keinen Urlaub auf Bastion (weshalb es Chett nicht möglich war, an ein paar Prostituierten seinen massenhaft aufgestauten Frust abzulassen, wie er es sonst getan hätte). Die Zerstörung der TIE-Drohnen wurde ihnen ebenfalls nicht als Abschüsse anerkannt und Chett hatte beinahe den Eindruck, dass er noch froh sein musste, wenn man ihm die beiden abgeschossenen Maschinen nicht vom Sold abzog. Es war deutlich zu merken, dass man als Mitglied der Elitestaffel keine bevorzugte Behandlung zu erwarten hatte. Im Gegenteil: Die roten Streifen auf der Dienstuniform schienen einen Makel darzustellen. Missgünstige Blicke waren die Norm, bissige Bemerkungen nicht selten. Es schien, als hätten die übrigen Piloten in der Last Defense die Bewerber nur so lange als Gleichgestellte angesehen, wie ihr Scheitern als wahrscheinlich gelten musste. Jetzt gewann Nectu den Eindruck, dass man ihm seinen Erfolg übel nahm. Er hatte schon zuvor die eine oder andere Stimme gehört, die dem Wolves' Squad offenbar seinen Elitestatus neidete und den Mitgliedern pauschal Hochnäsigkeit und Arroganz unterstellte, doch dass ein positives Abschneiden im Auswahlverfahren zu seiner Ausgrenzung führen würde, hatte er nicht vorausgesehen. Allerdings kam ihm das gar nicht ungelegen: Er schätzte Isolation. Sie bestätigte ihn sogar ein wenig in seinem Selbst- und Weltbild, denn sie unterstrich erneut, dass es die von der Propaganda angepriesene Einheit und Kameradschaft im Sternenjägercorps nicht gab. Ein zur Missgunst übersteigertes Konkurrenzdenken zwischen verschiedenen Staffeln hatte er auch früher schon erlebt, auf dem Vindicator-Kreuzer Champion beispielsweise. Auch dort war es einmal zu einer Schlägerei gekommen. Chett Nectu hätte sich gewiss daran beteiligt, wenn er zufällig in der Nähe gewesen wäre, denn auch beim Dienst auf dem umgebauten Trägeschiff hatte er viel Frust und Stress angestaut, die er gerne auf diese Weise entladen hätte. Er hätte dabei wahrscheinlich mit so rücksichtsloser Härte und Brutalität zugeschlagen, dass er froh hätte sein müssen, wenn man ihn hinterher nur in Unehre aus dem Corps entließ. Mit den drei Tagen Arrest im Zellenblock der Champion, die die anderen Beteiligten abzubüßen gehabt hatten, wäre es wohl nicht getan gewesen. Hier auf der Last Defense wurde derzeit jedoch niemand eingesperrt. Die Schlägerei war noch einmal verhindert worden. Aber er vermutete, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis es zur Eskalation kam. Nein, die Wolves erfreuten sich ganz und gar nicht mehr des Ansehens, das sie einmal genossen hatten. Mehr als einmal fragte sich der Pilot, wo er da nur hineingeraten war.
Daran änderte sich auch beim Einsatzbriefing nichts. Die drei Staffeln des Geschwaders hatten sich im Besprechungsraum auf Ebene Drei versammelt, um ihre Marschbefehle entgegenzunehmen. Nach wie vor wurde in allen Teilen der Galaxis getötet. Der Waffenstillstand mit der Neuen Republik hatte daran nichts geändert, denn auch wenn man die Gebiete der Rebellen vorläufig ausklammerte, gab es noch immer Millionen von Systemen, die sich der imperialen Herrschaft auf die eine oder andere Weise widersetzten. Der Korporationssektor und die Hutts waren nur die größten unter Tausenden von Staaten, die sich als unabhängig betrachteten, bis jemand kam, um ihnen das Gegenteil zu beweisen. Chett machte sich keine Illusionen darüber, dass man genug Möglichkeiten finden würde, um Sternenjäger samt Piloten dutzendweise zu verheizen. Um so überraschter war er darüber, dass man sie auf ein Schiff versetzte, das zur Reserve der achten Flotte gehörte. Man schickte sie nicht direkt auf einen toten Posten im Outer Rim, aber es fühlte sich beinahe so an. So wie es klang, waren die Aufgaben, die auf sie warteten, weder ihnen noch ihren teuren Maschinen angemessen. Ein Akt sinnloser Verschwendung. Eigentlich hätte Nectu nichts dagegen haben sollen: Er legte keinen Wert darauf, zu sterben. Mehr als oft genug hatte er den Eindruck gehabt, dass man seinen Tod viel zu bereitwillig in Kauf nahm und dann als Lappalie abtun würde. Nun eine Weile einen etwas ruhigeren Dienst schieben zu können, war eigentlich eine verlockende Aussicht. Aber er verstand es einfach nicht. Es wirkte noch sinnloser, als schildlosen TIEs ohne Raketenwerfer zu befehlen, die Position gegen einen Supersternenzerstörer zu halten, wie er es im Rehemsa-System erlebt hatte. Und diese Sinnlosigkeit missfiel ihm. Doch das behielt er vorläufig für sich. Auf Jacen Fosters Aufforderung, eventuelle Fragen zu stellen, schwieg er.
Auf die Besprechung folgten acht arbeitsreiche Stunden. Es gab eine Menge zu tun, wenn ein ganzes Jägergeschwader mit Sack und Pack umziehen sollte. Doch die Zeit war nicht zu knapp bemessen. Schließlich war alles, was zur Ausrüstung der Wolves gehörte, verpackt und alles Personal abreisefertig. Die Piloten steckten nun zum ersten Mal seit ihrer Einberufung in die Staffel wieder im Pilotenanzug und bestiegen TIE-Defenders - diesmal keine Übungsmaschinen, sondern ihre eigenen. Einen echten Unterschied bemerkte Chett Nectu jedoch nicht, außer dass die Armaturen etwas weniger abgegriffen aussahen. Kurz darauf landeten die drei Staffeln des Geschwaders sowie ein Schwarm von Personen- und Frachtfähren auf einem klobigen Eskortträger mit dem malerischen, aber wenig sagenden Namen First Sunray. Dieser sollte sie zum derzeitigen Einsatzgebiet der achten Flotte fliegen, wo sie auf die Defender wechseln würden. Nachdem er seine Maschine punktgenau in der dafür vorgesehenen Deckenhalterung arretiert hatte, kletterte Chett Nectu aus dem Cockpit, holte seinen Seesack aus dem kleinen Frachtraum und überließ den Jäger dann den Hangarmannschaften. Die Piloten warteten darauf, dass man ihnen Quartiere zuwies oder Anweisungen erteilte. Diese Gelegenheit nutzte der Yaga-Minoer, um Captain Thiuro anzusprechen, der mit Officer Mitsumo etwas abseits vom Rest der Staffel stand.
»Sir, ich werde meine Befehle nicht in Frage stellen,« eröffnete er, um keine Zweifel aufkommen zu lassen, »aber vielleicht können Sie mir helfen, sie zu verstehen: Wir haben eine Staffel der modernsten und schlagkräftigsten Maschinen der Galaxis und haben unsere Eignung gerade in einer Reihe harter Tests unter Beweis gestellt. Warum schickt man uns dann nicht an die Front, sondern ins Hinterland auf Patrouille, während schlechtere Jäger mit schlechteren Piloten da draußen die richtige Arbeit machen?«
[Sartinaynian-System | Weltraum | Eskortträger First Sunbeam | Hangar] Chett Nectu, Aiden Thiuro, Hess'amin'nuruodo, Sakura Mitsumo, Cain T. DeSkalz, Jeremy Mengsk, NPCs