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[Bastion | Bastion Center | Sith-Tempel | Katakomben | Zirkel der Inquisitoren | Dunkle Kammer] Voth, Janus, Darth Aethernitas


Eifrig flogen die grünlich schimmernden Augen seines Meisters im Halbdunkel über den Inhalt der Metallkiste. Janus schien, wie Voth vorher auch, nachzudenken, welches Instrument wohl am Besten geeignet war. Gespannt wartete der Twi'lek ab. Wofür würde der Graf sich entscheiden? Messer und Skalpelle? Fläschchen und Phiolen? Oder doch für den Stacheldraht?


Schließlich war Janus zu einem Ergebnis gekommen. Er wies Voth an, den Spiegel, der sich in der Kiste befand, so zu montieren, dass Samuel sich selbst betrachten konnte, um zu sehen, wie die fremdartigen Substanzen auf ihn wirkten.


Ein brillianter Plan, musste Voth anerkennen. Zu sehen, wie die Folter sich genau auswirkte, musste für den Gefolterten noch um ein Vielfaches schlimmer sein als die Folter an sich allein. Warum war er nicht selbst darauf gekommen? Vermutlich, weil er nicht so viel Erfahrung mit dieser Tätigkeit hatte. Oder auch, weil der Spiegel ihm bisher nicht aufgefallen war. Doch nun fiel der Blick des rothäutigen Humanoiden auf das breite Holzbrett am Rand der Kiste, auf dessen Oberfläche eine spiegelnde Scheibe montiert war. Vermutlich nicht der hochwertigste Spiegel, doch er würde seine Aufgabe erfüllen.


Voth langte in die Truhe und zog den Spiegel heraus. Dann klemmte er das Brett so zwischen Streckbank und Metallkiste, dass es festsaß, sich aber noch kippen ließ. Penibel achtete Voth darauf, dass Samuel sich gut sehen konnte. Bereits jetzt musste er festgestellt haben, was mit seiner Hand geschehen war, doch noch zeigte sich keine Reaktion.


"Das werden wir ja sehen", murmelte Voth leise vor sich hin. Dann stellte er sich vor die Metalltruhe und betrachtete das Regal mit den Fläschchen. Keines der Gefäße hatte eine Beschriftung; im Inneren befanden sich Flüssigkeiten unterschiedlicher Farben. Gemäß den Anweisungen seines Meisters hob der Twi'lek die Flasche ganz links von ihrem Platz und betrachtete den Inhalt im trüben Licht des Raumes. Die Flüssigkeit im Inneren war farblos, schimmerte an der Oberfläche aber seltsam gräulich.


Hoffentlich würde sie den Diener nicht umbringen, dachte Voth. Dann begab er sich ans Kopfende der Streckbank. Aus müden Augen schaute der blonde Mensch ihn an. Ja, eine Ähnlichkeit mit Whip war definitiv vorhanden... Voth schüttelte den Kopf. Nein! Dieser Mensch hier war nicht Whip und würde es nie sein. Er war nur ein x-beliebiger Diener.

Voth griff mit der unteren rechten Hand nach dem Kiefer des Mannes und zog ihn nach unten, während er mit der oberen Hand langsam den Inhalt der Flasche in seinen Mund tröpfelte. Sollte er das Gefäß ganz ausleeren? Mit einem Schulterzucken beschloss Voth, dass es vermutlich keinen Unterschied machen würde und kippte den Inhalt in Samuels Mund.


Während Voth die Flasche neben sich auf die Streckbank stellte, trat er einen Schritt zurück und betrachtete den Liegenden. Er schien die Flüssigkeit geschluckt zu haben, und er schien noch zu leben... Das war gut. Gespannt beobachtete der Twi'lek den Diener. Tat sich da irgendetwas? War in dem Fläschchen vielleicht etwas gänzlich Ungefährliches gewesen?


Nein, es sah nicht danach aus. Im ersten Moment erkannte Voth es nicht, doch als er Samuel genauer ins Gesicht sah, bemerkte er, dass der Hautton anders war als vorher. Hatte der schlanke Mensch zu Beginn einen relativ normalen, wenn auch blassen Teint gehabt, schimmerte die Haut des Mannes nun in einem aschfahlen Grau. Auch die Hände und nackten Füße hatten die Farbe gewechselt.

Interessiert begutachtete Voth das Geschehene. Der Diener sah noch einigermaßen gewöhnlich aus, wenn auch gespenstischer als zuvor, ja, er sah irgendwie weniger lebendig aus.


Doch bis auf die Tatsache, dass Samuel die Farbe gewechselt hatte, schien die Substanz nichts bewirkt zu haben. Zwar hatte der Mensch wohl auch bemerkt, dass er anders aussah, doch gesundheitlich schien es ihm gut zu gehen.


"Also, Samuel, soll ich weitermachen oder möchtest du mir vorher etwas sagen? Nein? Na schön, nicht mein Problem. Wer weiß, vielleicht wächst dir ja ein drittes Bein."


Voth grinste fies und wandte sich wieder der Kiste zu. Eines musste er Samuel lassen - er war zäh. Doch warum eigentlich? Was war so geheim an der Antwort auf Janus' Frage, dass man sie nur unter Folter - wenn überhaupt - herausbrachte? Voth wurde das Gefühl nicht los, dass nicht sein Meister im Mittelpunkt dieser Prüfung stand, sondern er selbst.


Doch noch immer fühlte das, was er tat, sich richtig an. Ein Gefühl von Erfolg und Stärke durchfloss ihn und bestärkte seine Taten, vor denen andere, schwächere Individuen womöglich bereits zurückgeschreckt wären.


Voth griff nach der zweiten Phiole von links. In ihr befand sich eine trübe, leicht bräunliche Flüssigkeit, die wenig appetitlich aussah. Naja, er würde sie nicht trinken müssen.

Erneut öffnete er Samuels Mund und träufelte den Inhalt der Flasche hinein. Doch während er dies tat, kam plötzlich ein anderes Gefühl in ihm auf. Es war nicht lange da und auch nicht besonders kräftig, doch für einen Moment fühlte Voth sich, als hätte er einen Fehler begangen. Einen schlimmen.


Schulterzuckend tat er den Gedanken als Hirngespinst ab. Er tat das Richtige. Er bestand die Prüfung und sorgte dafür, dass er mächtiger wurde. So einfach war das. Mit einem Schütteln leerte er die Flasche komplett und stellte sie zurück ins Regal.


Aus seinem momentanen Blickwinkel hatte Voth, genau wie Samuel, einen guten Blick auf dessen Körper. Darum musste er nicht erst einen Schritt zurücktreten, um die Veränderungen zu bemerken. Offenbar handelte es sich hier um eine schneller wirkende Substanz als die von gerade eben, denn schon nach wenigen Sekunden tat sich etwas. Erneut veränderte sich die Haut des Dieners. Doch dieses Mal änderte sie nicht die Farbe, sondern ihre Struktur. Als erstes schien sie an vielen Stellen Falten zu werfen, doch bei genauerem Hinsehen erkannte Voth, dass es keine Falten, sondern Narben waren. Unzählige Narben erschienen auf Samuels Gesicht, auf seinen Armen, seinen Beinen, überall. Die Haut war nun nicht mehr glatt, sondern uneben und von vernarbten Verletzungen überzogen.


Doch das war noch nicht alles. Bei einem Blick auf das Gesicht des Dieners stellte Voth fest, dass die Augenfarbe sich wandelte. Sie wurden allmählich dunkler, bis sie ein komplettes Schwarz erreicht hatten. Die Iris war nun nicht mehr von der Pupille zu unterscheiden, die Augen des Menschen boten einen gruseligen Anblick.


Plötzlich blitzte ein Bild in Voths Gehirn auf. Ein Bild von einer entstellten Kreatur, die regungslos dalag, mit grauer, vernarbter Haut und schwarzen Augen, einer Lichtschwertverletzung am Oberkörper... Whip.


Und nun, da er diesen Moment vor Augen hatte, den Tod seines ehemaligen Freundes, wurde ihm bewusst, was er getan hatte. Er hatte einen unschuldigen Diener gefoltert, hatte ihn verunstaltet, entstellt! Ein Gefühl des Grauens überkam ihn, Grauen vor sich selbst und vor dem was er angerichtet hatte, Grauen vor diesem Ort, vor vergangenen Situationen, einfach vor allem.


Doch halt... Voth zwang sich, sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Er durfte nicht wieder zulassen, dass seine Gedanken ihn schwächten, ihn fertig machten. Dieser Mensch hier hatte nichts mit seiner Vergangenheit zu tun! Er war nur ein beliebiger Diener, ein...


Da hörte er es. Zum ersten Mal gab Samuel tatsächlich einen Laut von sich, der kein Stöhnen war, doch das, was jetzt kam, war tausendmal schlimmer. Mit einer Stimme, die kein Mensch sonst aufbringen könnte, begann er zu schreien. Er schrie lauter als alles, was Voth zuvor gehört hatte und brachte seinen Kopf schier zum platzen. Mit auf die Ohren gepressten Händen stand Voth gebeugt neben der Streckbank und versuchte, die Schreie auszusperren. Unmöglich. Mit übermenschlich lauter Stimme brachte der Diener die Wände des Raumes zum erbeben.


Und auch Voths Geist erbebte. Hatte er es gerade fast geschafft, sich aus seinen Gedanken freizukämpfen, wurde er nun in einen Strudel gezogen, einen Strudel aus Tod, Verderben und Geschrei. Die schrillen Schreie ließen ihn all die schlimmen Situationen seit seiner Ankunft um Tempel noch einmal erleben. Darth Baal, wie er den ihn folterte, der Kampf auf Leben und Tod mit dem Bormterran - die Jagd nach dem Informanten, auf der Suche nach der Wahrheit inmitten einer Verschwörung, die dem Informanten das Leben kostete - Der hoffnungslose Kampf gegen Soris - und zu guter Letzt, natürlich Whips Tod.


Immer tiefer Zog der Strudel Voth. Doch auf einmal, irgendwo, schien ein kleines Licht aufzuleuchten. Ein einzelner Gedanke, der ihm sagte, dass seine Vergangenheit schlimm war, er aber damit leben müsse, darüber hinwegkommen müsse. Er durfte nicht versuchen, die Dinge zu verdrängen, sondern sie als Teil seiner selbst sehen.


Voth hatte keine Ahnung, wo dieser Gedanke seinen Ursprung hatte, doch er hatte sowieso keine andere Möglichkeit. Er wehrte sich nicht mehr gegen den Griff, den seine Gedanken um ihn geschlossen hatten, sondern fügte sich. Einzeln ließ er alle Momente der Vergangenheit vor seinem inneren Auge ablaufen, doch diesmal nicht gezwungenermaßen, sondern bewusst. Er achtete auf jede Einzelheit, auf jedes schlimme Detail seiner Erlebnisse. Und nun, da er endlich nicht mehr gegen seine Vergangenheit ankämpfte, konnte er sie sachlich und distanziert betrachten. Und er merkte, wie die Erlebnisse bei genauerer Betrachtung gar nicht mehr so schlimm schienen. Die Folter und Veränderungen Baals - schlimm, doch Baal hatte dafür bezahlt. Außerdem hatte Voth zwei neue, nützliche Arme. Der tote Informant - Ein Opfer seiner eigenen Verschwörung. Im Grunde genommen war er selbst schuld daran. Soris - Er war nicht über den Tod seines Bruders hinweggekommen und daran zugrunde gegangen. Und Whip - ja, Whip war so etwas wie ein Freund gewesen. Voth würde ihn vermutlich nie einfach vergessen, doch er musste sich damit abfinden, dass er tot war. Außerdem hatte Whip kein schönes Leben gehabt. Wo immer er jetzt war - dort ging es ihm besser.


Schlagartig befreit öffnete Voth die Augen. Der Strudel war weg. Nicht vertrieben, sondern aufgelöst.

Der Inquisitor hatte Unrecht gehabt. Albträume konnte man besiegen, töten. Man musste nur auf sie eingehen.


Überwältigt von dieser neuen Erkenntnis stand Voth staunend da. Bis ihm bewusst wurde, dass er noch immer die Hände auf den Ohren hatte und Samuel noch immer schrie wie am Spieß. Mit der lautesten Stimme, die er aufbringen konnte, streckte Voth die Hand in Richtung des Dieners aus und brüllte


"HÖR AUF! DU MACHST MIR KEINE ANGST MEHR!"



Stille. Plötzliche Stille. Für ein Sekunde klang der Schrei in den Ohren des Twi'lek nach, dann war es tatsächlich ruhig.

Völlig perplex starrte Voth Samuel an. Wie hatte er das gemacht? Er hatte irgendwie durch sich selbst hindurch gefunden, war mit seiner Vergangenheit ins Reine gekommen und nun - nun machte sie ihm wirklich keine Angst mehr.


Mit einer plötzlichen Eingebung wandte Voth sich dem kleinen Inqusitor zu. Er hatte auf einmal sichere Gewissheit, wer hinter dieser ganzen gedanklichen Qual steckte. Mit einem gewinnenden Lächeln blickte er den Sitzenden an.


"Und ihr tut es auch nicht."



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