[Bastion-System | Bastion | Center | Tempel der Sith | Domäne der Oberen | Domizil von Janus | Briannas Quartier | Janus, Brianna
Die Position des Beobachters war nützlich, sie erlaubte es, das Geschehen aus einer nüchternen, im wahrsten Sinne des Wortes distanzierten Warte zu betrachten und zu bewerten. Mitten im Geschehen, in der Hitze des Gefechts, war diese Fähigkeit natürlich ebenfalls von großer Bedeutung und sogar überlebenswichtig, aber eine gewisse Beeinflussung durch die Tatsache, dass man selbst in Gefahr war und jeder Augenblick zählte, ließ sich nicht ganz vermeiden. In dieser Hinsicht zog es Janus zumindest in dieser Situation vor, am Rande der Ereignisse zu verweilen, zu beobachten und zu prüfen. Der hochgewachsene, schlanke Sith erinnerte in seiner dunklen Robe an eine Statue, als er dort stand, die Arme hinter dem Rücken verschränkt und seine grünen Augen aufmerksam auf Brianna und ihre Gegner gerichtet. Mehr als aufmerksam: Lauernd. Dies war ein Moment der Herausforderung, ein Augenblick, in dem über Leben und Tod entschieden wurde. Die Jünger, die sich auf Brianna stürzten, waren hungrig – ein Hunger, den ihr Herr seit langer Zeit befeuert hatte. Er schätzte Diener, die einen gesunden Ehrgeiz besaßen, die mehr erreichen wollten und die bereit waren, dafür Opfer zu bringen. Solche Kreaturen waren nützlich, und solange sie glaubten, dass er der beste Weg war, um ihre Ziele zu erreichen, ausgesprochen loyal. Es war diese Loyalität, die zu außergewöhnlichen Taten antrieb, und diesem Fall brachte sie die Akzeptanz von gebrochenen Knochen, vergossenem Blut und selbst des Todes mit sich. Wer würde diesen Preis bezahlen, wer würde für sich den Sieg einfordern? Janus rechnete nicht unbedingt damit, dass es den Jüngern wirklich gelingen würde, Brianna zu töten, aber das war auch nicht wichtig. Wenn die Echani siegte und dabei ihre Zurückhaltung aufgab, war dies ein erfreuliches Ergebnis, denn es würde ihre Indoktrination voranbringen, und wenn einer der Jünger überraschendes Potential demonstrieren und die ehemalige Jedi erschlagen sollte, war dies ebenfalls ein erfreuliches Ergebnis, denn dann würde der Graf einen fähigen neuen Schüler haben. Gleichgültig, was geschah, er gewann – die Art von Situation, die er am meisten schätzte und wann immer möglich zu arrangieren versuchte. Ein Narr glaubte, dass nur ein einziger Weg zum Erfolg führte, ein weiser Mann hingegen wusste, dass es viele Pfade, die in Triumphen münden konnten.
Entsprechend gelassen verfolgte Janus die Konfrontation, sein Gesicht glatt, seine Miene neutral. Es kam so, wie es zu erwarten gewesen war: Den Jüngern gelang es nicht, ihre zahlenmäßige Überlegenheit von den entscheidenden ersten Sekunden an voll auszuspielen, und damit verloren sie den einen Vorteil, der ihnen den Sieg hätte bringen können. Ihr Herr und Meister gestattete sich einen Anflug von Missbilligung, es war zu hoffen, dass Raveen seine Leibgarde anders instruierte. Gegen eine so fähige Kämpferin wie Brianna zählte jeder Augenblick, wurde jedes Zögern gnadenlos bestraft. Und so lichteten sich die Reihen ebenso rasch wie brachial, die weißhaarige Fastmenschin nutzte ihre Beweglichkeit, um gleich zu Beginn mit einem Sturmangriff ein Ausrufezeichen zu setzen und Chaos und Furcht zu säen. Schock und Überraschung waren mächtige Waffen, sie zerstörten den Anflug von Koordination, der sich unter anderen Umständen vielleicht zu Attacken von allen Seiten entwickelt hätte. Ein wenig konnte er daher Briannas Indignation nachempfinden, auch wenn seine Stimme kühl und gelassen blieb, als er das Geschehen flüchtig kommentierte.
„Vielleicht. Vielleicht sind sie das wirklich. Umso demütigender wäre es, wenn ein stolzes Nexu von einer Meute hungriger Wompratten gefällt werden sollte, nicht wahr?“
Ein kleiner Nadelstich, eine Anspielung auf den Stolz seiner Schülerin, um sie anzustacheln und ihre Wut zu befeuern. Es kam, wie es nun kommen musste: Einer nach dem anderen fielen die Jünger den Attacken der Echani zum Opfer, wurden brachial zur Seite gestoßen, getreten oder geschlagen. Es war wie eine Welle, die wieder und wieder gebrochen wurde, und Janus kam nicht umhin, einen Hauch von genuiner Bewunderung für die kämpferischen Fähigkeiten seiner Schülerin zu empfinden. Was für eine Waffe sie erst sein würde, wenn er sie nach seinen Vorstellungen neu geformt hatte. Das Wissen, die Kraft, die Energie, es war alles da. Nur eines fehlte: Der Wille, diese Gaben rücksichtslos und ohne Gnade einzusetzen. Wie so oft war es der Geist, der die größten Hemmungen auferlegte, und nicht der Körper. Immerhin würde die gefallene Jedi heute einen Schritt in die richtige Richtung machen, denn nachdem sich die Spreu vom Weizen getrennt hatte, kam tatsächlich so etwas wie genuine Gefahr auf. Die letzten vier Jünger, nun nicht mehr behindert durch die tobende Masse und frei, sich zu koordinieren und ihre speziellen Waffen zu nutzen, setzten Brianna tatsächlich unter Druck, zwangen sie, sich wirklich in den Kampf zu versenken und sogar ihr Vorgehen anzupassen. Es dauerte, bis der Erste aus dieser Gruppe fiel, und es war mehr Kraft und Grips dafür notwendig als für alle Gegner zuvor. Nun also noch drei, und Janus spürte deutlich, dass Brianna dieses Kampfes im Grunde überdrüssig war. Sie hatte ihre Fähigkeiten demonstriert, hatte gezeigt, dass sie die bessere Kriegerin war, weder sie noch ihre Gegner waren ernsthaft verletzt oder gar tot: Aus ihrer Sicht war wohl nun der Moment, in dem man sich respektvoll zunickte und ein jeder seiner Wege ging. Bei den Jedi mochte dies so sein, doch nicht hier. Nicht hier.
Janus lächelte hauchdünn und konzentrierte sich, als er seinen Geist ausstreckte und mit der Macht die drei verbliebenen Jünger berührte, ihren Verstand und ihre Emotionen. Geschickt dämpfte er Furcht und Zweifel und nährte stattdessen Zuversicht und Zorn. Dort stand die Frau, die ihnen den Weg zu wahrer Macht und Größe versperrte, dort stand sie und glaubte, schon gewonnen zu haben. War das nicht der beste Grund, um ihr eine Lektion zu erteilen und ihren Platz einzunehmen? Was der Lord tat, entsprach im Grunde der Technik der Kampfmeditation, er stärkte die Jünger, nahm ihnen die Last ab, die sie niederdrückte, und ließ sie die beste Version ihrer selbst werden: Stärker, schneller, härter, voller Ehrgeiz und Kampfeslust. Prompt fletschten die Jünger in einer fast schon tierischen Geste die Zähne und begannen, ihre Gegnerin zu umkreisen, sich mit knappen Worten und Gesten absprechend und auf das geringste Zeichen von Schwäche lauernd.
„Ich muss zugeben, ich bin enttäuscht. Ich hatte mehr erwartet. Nun...eine Parade wartet. Bringt es schnell zu Ende.“
Völlig offen blieb, an wen genau der Graf diese ruhigen, geschäftsmäßigen Worte richtete. So oder so, diese Konfrontation würde enden. Wie? Nun, das war von geringerem Interesse. Auf die eine Weise oder auf die andere, Janus würde das bekommen, was er wollte. Das war es, was Sith ausmachte, was sie stark machte. Sie beugten nicht das Haupt vor einem vermeintlichen Schicksal, sondern zwangen der Galaxis und ihren Bewohnern ihren Willen auf, ließen sie nach ihren Vorstellungen handeln. Nur so konnte man die Fesseln sprengen, die einen klein hielten, nur so konnte man die Freiheit erlangen, von der ihr Kodex sprach.
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