Bastion - Center - Appartementkomplex - Iras, Olesia en-Geth
Als Elise den mittlerweile etwas leereren Straßenzüge Richtung Appartmentkomplex folgte, hatte sie sogar Zeit ein wenig über die Gesamtsituation nachzudenken, mit so etwas wie einem freien Kopf. Immerhin hatte sie gerade erneut eine schwierige, zwischenmenschliche Aufgabe zum guten lösen können, also meldete sich der Tatendrang in ihr. Wie sollten sie weitermachen? Alles mal so nebenbei trainieren war ja gut und schön, aber es musste eine gewisse Regelmäßigkeit her, vielleicht eine Hand voll Treffpunkte, die sie immer mal wieder ändern mussten. Ihr fiel ein Dojo im 4. Unterverwaltungsbezirk ein, sie war schon ein paar mal dort gewesen, um sich fit zu halten. Der Besitzer war ein umgänglicher Zeitgenosse, jemand der mal nicht die ganze Zeit verschwurbelte Stammtischparolen von sich gab, um dem Imperium seine unumstößliche Treue zu beweisen. Ein paar abgeschottete Sparringsräume konnte man sogar mieten. Vielleicht ein guter erster Treffpunkt, lag er doch weit genug von ihrem Appartement und anderen Points of Interest entfernt. Das 'Wo' würde sich schon finden. Das 'Wie' war die weit aus interessantere Frage. Immerhin mussten sie überaus vorsichtig sein, wenn es darum ging zu trainieren. Vor allem durften sie sich nicht dabei erwischen, wie sie aus einem Reflex heraus die Macht anwendeten. Das widersprach komplett dem Charakter, den ein vernünftiges Training für eine derartige Mission wie diese haben sollte. Denn wenn es für das im Sithtempel befindlichen Team eng wurde, war das Außenteam im Bestfall eine Unterstützung. Wie konnte aber ein Padawan eine Unterstützung sein, der sich ganz am Anfang seiner Ausbildung befand und von dem Potenzial, das ihn im schlummerte keinen Nutzen machen konnte? Das war ihre große Frage. Sie war selbst noch mitten im Lernprozess, war aber bereit, die Herausforderung anzunehmen. Die Ausbildung Riuens würde für sie kein Order-by-Mufti Projekt. Sie würden gemeinsam einen Ansatz finden müssen, um erfolgreich unentdeckt zu bleiben und den Schüler auf ein Mindestmaß an Jedi-Fähigkeiten zu trainieren.
Markus‘ Trainingsmethoden mögen konservativ gewesen sein, doch im Wesentlichen sie haben die Ritterin zu einer fähigen Kämpferin geschult, die sich sogar auf Dromund Kaas bewähren konnte. Markus, wie es ihm wohl ging? Was er wohl tat? Wes und Rätin El’mireth trugen mit ihren Ansätzen seinerzeit ihr übriges bei. Und auf ihre Weise würde sie ihr Können vermitteln. Sie würde weiter nicht zimperlich mit der Blauhaut umgehen, Streicheln und Pflegen lag auch nicht in ihrer Natur. Das beste würde sein, wenn Riuen selber mitdachte, kombinierte. Elise wusste um die imperiale Vergangenheit ihres Schülers. Dieses Wissen, sowie seine und ihre Erfahrungen würden den Grundstein für ihre (Überlebens-) Strategie bilden und in dieser Folge entstand zwangsläufig ein gemeinsamer Trainingsplan.
Zu ihrer Freude enttäuschte Iras Olesia nicht. Er war angekommen und ein zufriedenes Lächeln legte sich auf die Lippen der Jedi, das von einer lockeren Handbewegung begleitet wurde. Sie kam ebenso fröhlich und überschwänglich wieder, wie es Olesias Rolle entsprach.
"Na wenn das nicht der unbekannte Blauhäutige aus dem Spectre ist."
Das erste was die Alderaanerin inkognito in seiner Hand sah, war eine Flasche Hochprozentiges in Folge dessen die Ritterin kurz ihr Lächeln unterbrach und eine Augenbraue geringfügig nach oben bewegte, ganz bewusst. Alkohol trübte die Sinne, machte träge, krank. Sie liebte einen guten Schluck und phasenweise auch den dazugehörigen Rausch, doch verabscheute sie immer den Folgetag. Und ihrem Training war das so oder so nicht zuträglich. Lallend und unkonzentriert würden sie heute gar nichts mehr schaffen. "Gute Idee, das mit dem Schluck. Und eine noch bessere, ihn für etwas Besonderes aufzuheben." sie zwinkerte.
"Ah der Duft-Typ" Elise lächelte verschmitzt "Ich sehe mal zu, dass mich nicht immer all zu sehr verausgabe." Daraufhin lachte sie.
"Wollen wir hochgehen?" unter anderen Umständen ein zweifelhaftes Angebot. Wobei, auch unter diesen Umständen fühlte sie sich wohler den Grund erneut klarzustellen. "Wir können uns sofort in die Arbeit stürzen." Auch nicht ein-eindeutig, aber Riuen wusste schon.
Ihr Appartment war in einem endlos hohen Gebäude ziemlich weit oben gewesen. Der Ausblick auf die Stadt war eine Katastrophe, gab er doch nur in die Jahre gekommene, verwitterte Gebäude frei, doch sie hatte sich hier oben einigermaßen wohlgefühlt. Die Nachbarn hatte sie bereits mehrere Male abgecheckt. Über ihr wohnte ein Geschäftsreisender, der bisher nur ein mal in seiner Wohnung war. Offenbar um mal eine Nacht zu Hause zu verbringen und Sachen zu waschen, denn schon am Folgetag war er wieder verschwunden. Den Flur runter wohnte eine Familie, fünf Leute etwa, die Eltern waren beide im Einzelhandel tätig und machten einen recht soliden Eindruck für imperiale Verhältnisse. Die einzige Person, die wirklich regelmäßig zu Hause war, war eine Frau hohen Alters, Gundhi: Beinharte Rassistin, und sowas von indoktriniert. Olesia hatte ihre Ansichten natürlich voll und ganz geteilt, wie es sich gehörte, seit dem war sie nicht mehr ganz so misstrauisch. Ein gekaufter Kuchen schien das Eis endgültig gebrochen zu haben, dennoch hielt sie immer ihre furchtbar guten Ohren auf. Hier mussten sie sich ein wenig vorsehen. Die Wände waren zwar stark schalldämmend, aber sicher war nun mal eben auch hier, sicher.
"Herein in die gute Stube." es ergab sich ein trostloser Anblick. Ein taubengraues Appartement mit einem Schrankbett, einer Küchenzeile und einem großen, fast unmöblierten Wohnzimmer. Eine große Couch und ein alter, großer Holo-Emitter, der wenn er eingeschaltet war auf Frequenzen strahlte, die vielen anderen elektrisch- elektronischen Geräten die kleinen Nackenhaare aufstellte, samt Beistellschrank waren der Bereich in der Olesia sich aufhielt, wenn sie sich nicht außerhalb ihrer Wohnung befand. Doch da sie die meiste Zeit eh außer Haus war, war die spartanische Einrichtung für sie ok. "Kaffee?" Ein einigermaßen ordentlicher Kaffee-Röstautomat samt Brühstation, ein nahezu antikes Stück Technik, war das einzig luxuriöse, das sie sich gönnte. Gute Kaffeebohnen durften natürlich nicht fehlen. Und noch bevor Riuen sich ernsthaft zu der Frage positionieren konnte, drückte sie ihm eine legierte Tasse in die Hand, stellte ihm kurz die Wohnung vor, und schlaute ihn, nach dem sie über das Holo einen Musiksender in überlagernder Lautstärke aktiviert hatte, auch über die Nachbarsituation auf.
"Fühl dich jederzeit wie zu Hause." was so viel hieß wie: du kannst dich hierher zurückziehen, wenn du nicht weiter weißt. Den Zahlencode hatte sie für ihn gut sichtbar eingegeben.
Nach dem sich beide kurz etwas entspannt hatten und die mittlerweile einigermaßen paranoide Tarn-Imperiale erneut alle Räume nach Abhöreinrichtungen abgesucht hatte, wollte Elise die versprochene Trainingseinheit gern noch beginnen. Ja, man konnte das übertrieben nennen, doch hatten sie beide keine Zeit zu verlieren. Der ihnen bevorstehende, mögliche Einsatz konnte jederzeit ihr Handeln erfordern, oder eben auch nicht. Aktuell waren sie Schläfer, wartend auf den entscheidenden Hinweis.
"Lass uns meditieren." und ja, trotz lauterer Musik. "Ich war früher kein Freund davon, ich empfand es als lästig, unnötig. Doch manchmal findet man in der inneren Ruhe wirklich das ein oder andere Puzzelsteinchen." Elise war umgezogen, sie hatte sich in ein zweckgemäßigen Hoodie samt schwarzer Lümmelhose geworfen. Die Vorhänge waren zugezogen. Wenn Riuen danach war, konnte er sich seines Fatsuits für den Moment entledigen. "Vielleicht willst du es dir ja etwas bequemer machen." sie zog sich an den Schultern, als würde sie aufs Oberteil anspielen.
"Es spielt übrigens keine Rolle, ob du sitzt, stehst, kniest oder liegst. Meditation ist keine Sache der Haltung sondern der inneren Bewusstheit. Das mit dem Augenschließen finde ich allerdings überaus hilfreich." es war durchaus fordernd bei dem 'Lärm', doch eine gute Übung auf jeden Fall. Iras musste weiter Iras bleiben und durfte den Riuen nicht durchblicken lassen. "Du musst ein winzig kleines Lichtchen bleiben und trotzdem nach Antworten suchen. Du hast die Erfahrungen hier. Du weißt wie diese Leute ticken, wie sie vorgehen, was sie wann tun. Wir beide müssen uns eine sichere Strategie überlegen, die wir in unsere Routinen einbauen können. Damit wir gemeinsam stärker werden können. Ich zeige dir dafür ein paar Tricks und Kniffe." sie lächelte erneut. "Fragen? Wünsche? Wutausbrüche?"
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