Bastion - Sith-Tempel – Pyramide der Extinktoren - Eowyns Zelle, mit Kira und Kayn
Es würde sich bald ändern, die Sith würden sich zusammenschließen? Guldurs Kommentar Eowyns baldigen Tod betreffend ignorierte diese, war dieser doch längst eine Tatsache. Aber was meinte die Sith damit? Wider Willen runzelte sie leicht die Stirn, bevor sie sich kurz darauf wieder glättete. Vielleicht log sie einfach. Vielleicht hatte sie irgendwelche Pläne, einen Zusammenschluss voranzutreiben, aber - wie oft hatten irgendwelche Sith schon großspurig behauptet, einen Zusammenschluss zu initiieren, nur, damit das Vorhaben doch wieder grandios scheiterte? Sith waren nicht gemacht zur gemeinsamen Arbeit. Zwangsweise, wenn sie das gleiche Ziel verfolgten, ja. Kurzzeitig. Aber niemals langfristig. Also... brauchte sie sich wohl darüber keine Gedanken zu machen.
Zum ersten Mal schien Guldur Eowyns Worte tatsächlich zu interessieren. Kein Wunder... Informationen waren ein heiß gehandeltes Gut unter den Sith. Aber diese Sache war kein allzu großes Geheimnis mehr, Eowyn war von Beginn an offen mit ihrer Tarngeschichte umgegangen. Die Sith schien die Geschichte noch nicht zu kennen, und Eowyn beließ es bei der vagen Andeutung von Vertrauen.
Sie nickte mit einem dünnen Lächeln. Er kann durchaus charmant sein, wenn er möchte, das ist richtig. Aber zugeben, dass sie die Sith unterschätzt hatte? Nein. Das war nicht realistisch. Vertrauen ist etwas anderes als Gefühle, Miss Guldur. Doch ja, Ihr seht nun, weshalb unserem Orden dieser Punkt so wichtig ist. Er war durchaus sehr umstritten, die Interpretation nicht so einfach, aber das brauchte die Sith nicht zu wissen. Es ging sie nichts an - und es waren Jedi-Interna. Vertrauen ist nun einmal ebenso ein Grundpfeiler unseres Ordens. Ich habe einen Fehler gemacht, für den ich bezahle - doch unterschätzt habe ich die Sith niemals. Diesen Fehler wird kein Jedi begehen, immerhin hat Euer Orden... einen gewissen Ruf.
Ian hatte sich also, wenn sie nicht log, Guldurs Unterstützung gesichert. Das war... gut. Er arbeitete, er machte Fortschritte. Das war gut. Guldurs Worte hingegen konnten sie nicht treffen, auch, wenn ihre Rolle sicher etwas pikiert war. Doch auch die Rätin hatte sich wohl längst mit ihrem Fehler abgefunden. Damit zu hadern machte schließlich nichts ungeschehen.
Die Sith sprach, wie so viele ihrer Besucher vor ihr, das Thema des Überlaufens an, und Eowyn richtete sich ein wenig gerader auf. Ich werde sterben, wie ich gelebt habe. Sith werden das nicht verstehen, aber ich werde meine Prinzipien nicht verraten. Ich werde meinen Orden nicht verraten. Was sie bisher auch faszinierenderweise noch nicht getan hatte, denn der einzige Versuch, sie zu foltern, war durch Ian unterbunden worden. Ihr müsst es nicht verstehen. Eowyn sah Guldur ernst in ihre gelben Augen. Doch ich werde nicht so enden wie Ihr. Lieber sterbe ich. Ob das unter das fiel, was Ian als "dumm" bezeichnen würde? Aber Eowyn war sich sicher, dass auch die diplomatischste Rätin so handeln würde. Und wenn Guldur ihr erneut ihr Handgelenk brach... was bedeutete es schon?
Ihre Rache aber sah eher anders aus, so schien es, und diese war beinahe schlimmer als vieles, was sie ihr körperlich antun konnte. Guldurs Finger an ihrem Kopf, ihre körperliche Nähe, die scheinbar ungezwungenen Berührungen ihrer anderen Körperteile, sie riefen kurze Bildblitze in Eowyns Kopf von Dingen, die nicht mehr existieren sollten, von Dingen, die eigentlich mit der Versagerin Eowyn verschwunden sein sollten. Mellah, wie sie ähnliches tat... und gleich darauf das Bild von eben jener, das Ian ihr in den Kopf gepflanzt hatte. Für einen sehr kurzen Moment war die Rätin verschwunden und Eowyn war kurz davor, Guldur zu zeigen, dass sie zwar nicht auf die Macht zugreifen konnte, wohl aber noch einen Körper hatte, der sich zu wehren wusste, doch mit eiserner Hand war sie wieder vernünftig und klug. Sie ließ die Sith gewähren, sprach es nicht mehr an. Sie war in der schlechteren Position - und vielleicht würde es der Frau langweilig werden, wenn sie sie ignorierte. Das war wohl das klügste.
Brianna. Das Thema Brianna hatte die Sith schon auf Sturns Party gewaltig gewurmt, die Geschichte der beiden war ja wohl schon alt und hier lief offensichtlich ein kleiner Privatkrieg. Doch auf diesen hatte Eowyn keinen Einfluss - wohl aber darauf, was die Echani hier bei ihr gewollt haben könnte.
Der Schüler brachte sich wieder ins Spiel, und sein Grinsen war richtiggehend ekelhaft. Sie hatten sie im Visier, das war deutlich, und Eowyn konnte nur hoffen, dass die Jedi gut auf sich acht gab. Sie war schließlich essenziell für die Mission. Seinen Worten konnte Eowyn nicht recht Glauben schenken, und so umspielte erneut ein leises Lächeln ihre Lippen. Es wäre mir neu, dass die Sith Überläufer um die Ecke bringen, aber wenn sie weiterhin den Weg beschreitet, den sie eingeschlagen hat... Ihr Lächeln erlosch. Kein Rat würde es gutheißen, wenn man mordete - abgesehen von Ahna vielleicht. Doch ein Sith weniger... Die Jedi werden um keinen Sith trauern. Das war schließlich die Wahrheit, auch, wenn jeder den Verlust von Brianna selbst betrauern würde.
Wäre das alles hier kein groß angelegtes Täuschungsmanöver, natürlich.
Kayn schritt zur Tat. Es war ein seltsames Gefühl, so "ausgehorcht" zu werden, aber es betraf ja ohnehin Rätin El'mireth, und diese... stand über den Dingen. Immer. Sie beobachtete den Mann, folgte jedem seiner Schritte. Angst... Angst? Nein. Wovor sollte sie schon Angst haben?
Er kam ihr erneut unangenehm nahe, aber Eowyn hielt ihre Position. Nährboden für die dunkle Seite... Unsinn. Das war wahrlich Unsinn. Nie, wirklich niemals würde sie dieser Seite nachgeben, weshalb auch?
Sie konnte seinen Atem spüren und fragte sich interessiert, weshalb ihr Körper darauf so unangemessen reagierte, wieso sie versucht war, die Augen zu schließen oder beginnendes Händezittern unter Kontrolle bringen musste. Es war nur Atem? Mit seiner Beschreibung über die Taube hatte er Recht, was Eowyn anging. Sie war sogar ziemlich treffend, stellte sie anerkennend fest.
Plötzliche, wilde Dunkelheit, die von ihm ausging, überrollte sie dann beinahe, und die Kombination mit seinem Geräusch ließ sie zusammenzucken. Wieder wusste Eowyn nicht, weshalb... Doch es geschah, und wenn sie genau darüber nachdachte... war es auch keine Katastrophe. Ein erneutes Zeichen von Schwäche würde sie schließlich eher schützen. Sie wäre es nicht wert, sich weiter mit ihr zu beschäftigen... Also versuchte sie erst gar nicht, es zu verbergen und legte nur ein wenig den Kopf schief, als Kayn erneut auf seine Unterlippe biss. Das war ihr schon einmal aufgefallen... er schien irgendwie... beinahe... krank zu sein. Ein wenig... irre. Das konnte die dunkle Seite mit einem machen, aber... er war erst Schüler. Es war... äußerst bedauerlich. Eine weitere verlorene Seele...
Eowyn lächelte sanft. Welches Schicksal auch immer auf sie wartete... Ich werde bereit sein dafür. Ich bin eine Jedi. Ich bin für alles bereit. Und sowieso, sobald alles vorbei war, würde sie es selber beenden - das ließ sie den Gedanken daran besser ertragen.
Guldur spürte also das gleiche in Eowyn - ebenfalls Angst? Nun... vielleicht war hier auch der Wunsch Vater des Gedanken. Es spielte auch keine Rolle. Die beiden sollten ruhig glauben oder spüren, was sie wollten, es würde nichts ändern. Gar nichts.
Dann, endlich, ließ die Sith sie mit ihren Haaren in Frieden. Nicht völlig, selbstverständlich, aber das war nichts im Vergleich zu ihren Berührungen zuvor; Berührungen, Eowyn konstant irgendetwas hatten fühlen lassen, von dem sie nicht einmal wusste, was es gewesen war.
Ob sie Recht hatten? Erwartet Ihr eine Antwort auf diese Frage?, gab Eowyn sanft zurück. Sie würde ihr nicht widersprechen, weshalb auch. Sie selbst kannte sich schließlich am besten und musste sich nicht erklären oder rechtfertigen. Sie wusste, was sie fühlte. Und diese beiden... wussten es nicht.
Wie ich Eurem Schüler bereits sagte, Miss Guldur, fuhr Eowyn leise fort, ich bin bereit. Mein Leben war erfüllt und voller Sinn, ich bereue nichts. Und wenn die Sith das Bedürfnis haben, mich zuvor leiden zu lassen... Dann wird es so sein.
Eowyn hätte in der Tat bestimmt Angst gehabt. Sie hätte auch definitiv eine andere Ansicht dazu gehabt... was für ein Glück, dass dem nun nicht so war. Vielleicht war es ganz gut, dass sie nun kurzzeitig noch eine echte Rätin war. So würde sie alles viel leichter ertragen. Vielleicht war es genau das gewesen, was Ian gewollt hatte?
Sie kam nicht dazu, lange darüber nachzudenken. Schon wieder Brianna. Guldur war wirklich ein wenig fixiert auf sie... Auch sie kam ihr nun näher, und auch ihr Atem war nun spürbar, kitzelte Eowyn am Ohr, löste erneut irgendwelche kurzen, undefinierbaren Gefühle in ihr aus, die schon kurz darauf wieder fort waren. Vielleicht auch, weil die Worte, die zu diesem Atem gehörten, keine guten waren. Sprach Guldur die Wahrheit? Aber weshalb lief Brianna dann noch frei herum? War es nur ein Schuss ins Blaue? Die Hoffnung, Eowyn würde irgendwie reagieren und ihr somit einen Verdacht bestätigen? Darauf konnte die angeblich baldige Lady lange warten. Nicht mit ihr. Nein, nicht mit ihr.
Wieder legte Eowyn den Kopf leicht schräg, betrachtete die Sith, als würde sie das alles gar nichts angehen. Das Spiel war vorbei? Wie konnte es sein, dass sie dann nicht wusste, was Brianna hier gewollt hatte? Wenn der Imperator Bescheid wüsste, wirklich Bescheid wüsste... sie wären alle nicht mehr hier. Nein, Guldur log. Vielleicht ahnte sie etwas, aber Wissen? Das konnte nicht sein. Das hier war zu groß. Man hätte sie... verhöhnt. Ganz sicher. Und es wäre nicht ihr Gegenüber, das ihr alles offenbarte, nicht ein so kleines Licht.
Guldur selbst gab mit ihren verhöhnenden Worten quasi zu, dass sie nicht genug wusste, definitiv nicht alles, denn dann hätte sie Ian nicht erwähnt. Nicht so. Das war der eindeutige Beweis und ließ sie sogar die Hand an der Wange ertragen.
Nichts war verloren, gar nichts. Wenn sie sie jetzt nicht verriet.
Eowyn ignorierte Guldurs Frage an Kayn, der Schüler konnte warten mit seinen irren Analysen, die ja ohnehin keine Rolle spielten. Sie nickte langsam, verstehend.
Ja, sie wird sterben. Früher oder später wird jemand von Euch sie töten... weil dies jedem Sith geschieht. Der Imperator natürlich ausgenommen. Sie war ein kluges Mädchen. Sie war lernfähig. Der Imperator war unfehlbar... Ich weiß nicht, von welchem Spiel Ihr redet. Vielleicht... könnt Ihr mir einen Hinweis geben, einen Tipp, damit ich verstehe, worauf Ihr hinauswollt? Verzeiht mir... mein Gedächtnis leidet hier etwas. Eowyn sah kurz zu Boden, bevor sie wieder aufblickte. Wäre dies ein Spiel, dann hätte ich noch die Chance zu gewinnen, nicht wahr? Aber wie Ihr so treffend festgestellt habt - ich bin bereits verloren. Und Brianna... ist es ebenfalls. Nur... anders. Wunderbar, dass Rätin El'mireth lügen konnte. Ein Talent, das wirklich praktisch war. Schade, dass es erst jetzt auftauchte, aber es war, wie es war.
Bastion - Sith-Tempel – Pyramide der Extinktoren - Eowyns Zelle, mit Kira und Kayn