[ Both-System | Bothawui | Drev'Starn | Landeplattform | „Prestige“ | Privatgemächer | allein ]
Ein neuer Tag brach allmählich auf Bothawui an. Langsam zog sich die düstere Nacht in den fernen Westen zurück, während zur selben Zeit im Osten die grelle Sonne den strahlend blauen Himmel – zielstrebig in Richtung Zenit – erklomm. Zu dem goldenen Feuerball gesellte sich bloß eine Schar schneeweiße Wolken. Lautstark erhoben sich in diesen Stunden auch die kleinen Paradiesvögel, die durch die ersten warmen Sonnenstrahlen aufgeschreckt worden waren. Mit grazilen Flügelschlägen ließen sie plötzlich ihre Nester, die in den grünen Kronen der gewaltigen Bäume steckten, hinter sich. Die Bäume rauschten im Wind – vielleicht zum leisen Abschied. Genau zur selben Zeit regten sich in Drev'Starn, der bothanischen Hauptstadt, die ersten Lebenszeichen. Junge und alte Bothaner betraten, recht behutsam und leise, die leeren Straßen ihrer prachtvollen Stadt und inspizierten auf der Stelle die unfreiwilligen Hinterlassenschaften der republikanischen Soldaten, welche bis spät in die Nacht ihren Triumph über das Imperium gefeiert hatten.
Fast zärtlich setzte die Musik im Hintergrund ein. Flink erfüllte sie die gesamte Kabine. Problemlos durchdrangen die glasklaren Töne die Dunkelheit und fanden ein Ohr, um ihre einzige Bestimmung – gehört zu werden – zu erfüllen. Plötzlich war neben der Musik noch ein Rascheln zu hören. Etwas bewegte sich langsam in dieser Finsternis. Nach einigen Minuten erwachten auf einmal die wenigen Lichter, die man in die Decke eingelassen hatte. Flackernd vertrieb das künstliche Lichtstrahlen die letzten Reste der Dunkelheit. Doch die leise Musik drang weiterhin durch mehrere Lautsprecher, die man ebenfalls in dem Zimmer geschmackvoll untergebracht hatte. Im Bett konnte man erneut einige kämpferische Bewegungen ausmachen. Es dauerte ein paar Minuten bis sich Sian Nunb von Decke, Bettlagen und Kopfkissen erfolgreich befreit hatte.
Noch vollkommen müde – und unter kräftigem Gähnen – sah sich der republikanische Politiker sehr flüchtig in seinem privaten Zimmer um. Zu diesem Zeitpunkt konnte der alte Sullustaner noch nicht alle Detail mit der gewohnten Routine aufnehmen, denn die letzte Nacht hatte eindeutig ihren Tribut gefordert. Bis mitten in die Nacht hinein hatte sich Sian mit mehreren bothanischen Würdenträgern, die ein Teil der Exilregierung Bothawuis waren, unterhalten. Hatte dabei stets für das sullustanische Hilfsangebot geworben. Hatte etwas über mögliche Absprachen zwischen den Bothanern und seiner Heimat gesprochen und versucht einen Teil dieser paar Politiker auf seine Seite zu ziehen. Langsam kehrten die Erinnerungen über diese Nacht in sein Bewusstsein zurück. Sian stöhnte kurz. Mit einer Hand suchte er nach dem Schalter, der schnell die Musik abstellte. Denn sein Kopf dröhnte noch ein bisschen vom bothanischen Schnaps – ein wirklich hochprozentiges Getränk.
Minuten der Regungslosigkeit zogen sich schleppend hin. Dafür kehrte allmählich die Wachsamkeit in seine großen schwarzen Augen zurück. Ein weiteres Mal sah sich der alte Minister in dem großen Zimmer um. Er befand sich derzeit auf der „Prestige“, seinem neuen Diplomatenschiff – gesponsert von der bekannten SoroSuub-Gesellschaft. Doch wie war er nach der pompösen Siegesfeier von den zahlreichen Gästen im VIP-Bereich wieder zu seinem Schiff gelangt? Zurückgehalten hatte er sich – natürlich! Als hochrangiges Mitglied der Regierung – immerhin war er Verteidigungsminister – war er stets im öffentlichen Fokus. Trotzdem schien ihm am Ende die heimtückische Müdigkeit gänzlich übermannt zu haben. 'Jemand muss mich hergebracht haben...', kam Sian allmählich in den Sinn als er sich von seinem Nachtlager erhob. 'Denn meine Kleidung hängt, ganz säuberlich, über die Lehne des Stuhls.' Noch leicht mitgenommen vom kurzen Schlaf torkelte der Sullustaner zu dem Stuhl und strich mit der rechten Hand über die teuren Stoffe. Erneut musste er gähnen. Dann schlürfte er ganz langsam zu seinem eigenen Bad.
…
Nach knapp einer halben Stunde ging Sian, gehüllt in neue Kleider, in den Aufenthaltsraum der sehr luxuriösen „Prestige“. Dort warteten Aril Tevv, eine Jedi-Ritterin, Ten Dhur, sein Sekretär, sowie C-7DX, der silberne Protokolldroide, auf den Verteidigungsminister der Neuen Republik. Mit kleinen Schritten durchquerte er den Raum. Begrüßte brummend die drei Anwesenden. Ruhig erwiderte die Jedi diesen Gruß höflich. Sogar mit einer leichten Verbeugung. Aril Tevv trug, wie immer, eine ganz schlichte Robe, welche den gesamten Körper verhüllte. Lediglich die sehr schwere Kapuze hatte sie nicht über ihren Kopf gezogen. Still folgten ihre großen schwarzen Augen dem Politiker. Doch Sian ließ sich davon nicht aus der gewohnten Ruhe bringen. Gleichzeitig griff Ten Dhur nach einem sehr kleinen Datapad. 'Etwa neue Mitteilungen von Mon Calamari?', fragte sich Sian und ließ sich dabei auf einem Sofa nieder. Erwartungsvoll musterte er seinen Sekretär.
„Der Senat hat eine neue Sitzung einberufen – schon in drei Tagen“, begann der junge Sullustaner ohne eine Aufforderung. „Initiiert wurde diese Sitzung durch Senatorin Moss...“
„Die Gungan?“, hakte Sian nach und lehnte sich sachte etwas zurück. „Weiß man schon, was sie in dieser kurzfristigen Sitzung erreichen will?“
„Anscheinend geht es um eine militärische Intervention im Osarian-System“, antworte Ten Dhur in der gewohnt ruhigen Tonlage. „Mindestens der Verteidigungsausschuss muss sich für diesen Antrag zusammensetzen.“
Nachdenklich nickte der ältere Sullustaner. 'Rhommamol?', fragte sich der Minister und runzelte die ziemlich breite Stirn. 'Das liegt mitten auf imperialem Territorium. … Und warum kümmert sich die Senatorin von Naboo um solche Angelegenheiten?' Sian hatte die rosa Gungan bei einem Abend im „Red Lobster“ – einem noblen Restaurant in Coral City – kennengelernt. Doch in dieser kurzen Zeit hatte der erfahrene Politiker über seine junge Kollegin bloß einen recht flüchtigen Eindruck erhalten können. 'Die paar Einschätzungen reichen nicht aus, um ihre Möglichkeiten einzuschätzen.' Gerade in der Sache war sich der sullustanische Senator einfach zu unsicher, um darin problemlos den Bluff oder gar eine politische Scharade zu sehen. Auf einmal fiel ihm der Senator von Kol Huro-System – Eamar Darakis II. – ein. Gleich am Anfang hatte Sian Nunb – neben Innenministerin Kalma Visari – aus deren Richtung den ersten Gegenwind aufgrund des Naboo-Desasters spüren müssen. Langsam setzte Sian wieder zum Sprechen an...
„Ich denke, sämtliche politischen Pläne, die ich hier auf Bothawui erfüllen wollte, sind mittlerweile in einem Zustand, den man problemlos als „akzeptabel“ bezeichnen darf“, bemerkte der Senator in nachdenklichem Ton. „Darum sollten wir binnen der nächsten Stunden schnell nach Mon Calamari aufbrechen. Übermitteln Sie, Mr. Dhur, dem Kanzler sowie den vielen bothanischen Würdenträgern meinen Dank. Ebenso den Militärs.“
[ Both-System | Bothawui | Drev'Starn | Landeplattform | „Prestige“ | Aufenthaltsraum | mit Aril Tevv, Ten Dhur und C-7DX ]