[ Both-System | Orbit von Bothawui | MC40a „Sunrise Over Coruscant“ | Gänge | allein ]
Leer und still waren die vielen Korridore auf der „Sunrise Over Coruscant“. Gleichzeitig waren alle Stationen derzeit nur mit einer kleinen Anzahl an Mannschaftsmitgliedern besetzt. Der größere Teil der Mannschaft genoss an diesem Tag die beschränkte Freizeit. Denn der amtierende Kommandant, Captain Navara Ven, und dessen erster Offizier, Commander Reija Muber, hatten eine Ruhephase für den Hauptteil der großen Besatzung beschlossen, da man bisher noch keine neuen Befehle erhalten hatte. Trotz allem durften die Mannschaftsmitglieder, die im Moment keinen Dienst taten, den grauen Mon Cal-Kreuzer nicht verlassen. Sie mussten ihre knappe freie Zeit aus diesem Grund in den großen Quartieren – wo man sich den raren Platz mit bis zu neun weiteren Kameraden teilen musste – oder in der eigenen Messe, ebenfalls im Beisein anderer Kameraden, verbringen. Trotzdem war die Abwesenheit spürbar, denn eine ungewohnte Stille herrschte die ganze Zeit in den Gängen.
Leise zischend öffnete sich die Tür der kleinen Turboliftkanzel. Der Twi'lek Navara Ven trat aus der sehr engen Kabine. Ein kräftiger Schwall beklemmende Stille kam ihm auf dem leeren Korridor mit einem plötzlichen Schlag entgegen. Doch davon ließ sich der große Kommandant der „Sunrise Over Coruscant“ – trotz dem unwillkürlichen Zucken seiner tätowierten Lekku – nicht so schnell aus der Ruhe bringen. Mit entschlossenen Schritten ging er weiter in Richtung Maschinenraum, wo er noch einen Termin mit seinem Chefmechaniker, dem ernsten Mon Cal Mortim, hatte. Komplett gekleidet in die übliche Uniform der republikanischen Flottenoffiziere ging Navara nun an einem Schott nach dem anderen vorbei. Dabei ließ er aufmerksam den Blick über die vielen technischen Vorrichtungen schweifen, die an den einzelnen, mächtigen Schotts angebracht waren. Flüchtig konnte man bei ihm ein zufriedenes Nicken erkennen.
„Mortim hat bei seiner Truppe wirklich einen eisernen Griff“, murmelte der Twi'lek anerkennenden. „Mit einem Ergebnis dieser Qualität habe ich nicht gerechnet.“
Einen kurzen Augenblick verweilte der grünhäutige Nichtmensch an einem der offenen Schotts. Sah sich die getane Arbeit mit der nötigen Ruhe ganz genau an. Zwar hatte der leichte Mon Cal-Kreuzer in der Schlacht um Bothawui kaum feindliche Treffer einstecken müssen, doch das konnte schon im nächsten Kampf mit imperialen Truppen anders aussehen. Navara kannte nur zu gut den Wankelmut des Glücks. In einem Moment war die Glücksgöttin auf seiner Seite, in der nächsten hatte sie schon einen neuen Geliebten. Grimmig seufzte der Captain, bevor er – mit ernsten Miene und recht festem Schritt – wieder durch die langen Korridore ging. Nur seine Schritte waren in der künstlichen Stille, die durch die geringe Anzahl an aktiven Mannschaftsmitgliedern bedingt war, zu hören. Trotz allem genoss der Kommandant diese ungewohnte Abwesenheit der üblichen Geräusche. Nur flüchtig ließ er sich von ihr, der Stille, sogar einhüllen – gar in einen dichten Kokon der Ruhe spinnen.
Lieutenant Commander Torill Kaal, die derzeitige Nummer Zwei, wartete nur wenige Meter vor der schweren Tür zum eigenen Maschinenraum der „Sunrise Over Coruscant“ auf Navara. Kurz nickten sich die beiden Männer zu. Dann öffnete der Twi'lek, per Knopfdruck, die Türen und die zwei traten in das Innere, wo jeden Tag, jede Nacht gewaltige Maschinen liefen. Sofort schlug ihnen eine heiße, trockene Luft entgegen, nachdem man gemeinsam ein paar Schritte getan hatte. Mehrere Techniker, alle mit dunklen Öl-, Ruß- und Schweißflecken auf den Uniformen, kamen ihnen rennend und ohne sie eines einzigen Blickes zu würdigen entgegen. Einen etwas längeren Moment sah der muskulöse Twi'lek diesen paar Männern nach. 'Da war ich wohl etwas zu voreilig mit meinem Urteil', dachte er sich grimmig. Erst nach ein paar Minuten ging man weiter. Torill Kaal hielt sich die gesamte Zeit an der Seite seines schweigsamen Vorgesetzten.
Klein, sehr klein war das Büro des Chefmechanikers. Zu allem Überfluss herrschte zusätzlich noch eine (fast) unerträglich hohe Luftfeuchtigkeit in diesen vier grauen Metallwänden. In dem Büro gab es keine einzige grüne Pflanze, sondern nur ein paar schwere dunkelgraue Aktenschränke sowie ein klobiger Schreibtisch. Hinter diesem großen Schreibtisch saß im Moment der lachsfarbene, bullige Mon Calamari in einer gelassenen Körperhaltung. Das schwache Licht, das ständig von der Decke auf die Anwesenden strahlte, spiegelte sich unfreiwillig in der metallischen Platte, welche Mortims rechte Schädelhälfte sowie den Hinterkopf zierte. Plötzlich funkelte eine weitere kleine Prothese im Gesicht auf, die seit mehreren Jahren sein linkes Auge ersetzte. Man konnte kurz ein rotes Leuchten erkennen. Unwillkürlich musste Navara bei dieser hohen Feuchtigkeit, die stets in Luft lag, seinen Kragen etwas lockern. Flüchtig blickte der Twi'lek zu dem Epicanthix. Äußerlich ziemlich ruhig saß der Lieutenant Commander auf seinem Stuhl.
„Ah endlich trifft man sich, Lieutent … Lieutenant Commander Kaal“, ergriff Mortim als Erster das Wort mit gurgelnder Stimme, wobei er sich – um den Rang von Torill Kaal lesen zu können – etwas über den Tisch gebeugt hatte. „Sie haben meine Jungs ganz schön gescheucht als die Sensoren einen Fehler hatten. Nicht schlecht, nicht schlecht.“
„Können Sie solche privaten Dinge auch später klären?“, fragte Navara, dem die Feuchtigkeit noch immer nicht bekam, mit leicht gereizten Unterton nach. „Sie wollten mich persönlich sprechen...“
„Richtig, Captain Ven“, gluckste der Mon Calamari und ahmte kurzzeitig in menschliches Lächeln nach, bevor er wieder mit ernster Miene die beiden Offiziere anstarrte. „Heute haben die Techniker eine geringe Abweichung von drei Prozent in Nebentriebwerk Vier entdeckt. Außerdem haben sie bei mehreren Bremsklappen eine Störung entdeckt. … Wir brauchen also noch knapp drei Stunden, bevor das Schiff für einen sicheren Hyperraum bereit ist.“
„Woher kommen die Schäden?“, wollte der grünhäutige Kommandant sofort wissen.
„Höchstwahrscheinlich der unzählige imperiale Schrott, der durch die gesamte Schlacht im System herum trudelte“, antworte der Chefmechaniker gelassen und lehnte sich wieder zurück. „Insgesamt seit zwei Stunden sind meine Leute schon unterwegs.“
Navara nickte knapp. Kurz sah er zu dem riesigen Epicanthix. Hatte Torill Kaal an Mortim noch ein paar Fragen. Immerhin kannte sich der Lieutenant Commander mit der ganzen Technik ziemlich gut aus. 'Im Gefecht hat er recht schnell reagiert', überlegte der muskulöse Twi'lek und sah kurz auf sein Datapad. Die Kommunikationsstation hatte ihm eine Nachricht übermittelt. Bei dem Absender stand „Commander Alema Rar - Flame of Courage“. Einen flüchtigen Moment zögerte Navara. Spürte in sich den Drang, die Nachricht schnell zu überfliegen. Doch er konnte all seine vielen Gewohnheiten nicht abstreifen. Schnell ließ er das Gerät wieder aus seinem Sichtfeld verschwinden. Ein Glucksen, das von Mortim stammte, lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf das Gespräch. Mit einer strengen Miene musterte der Mon Calamari den Lieutenant Commander. Man wartete auf eine Reaktion von Torill Kaal.
[ Both-System | Orbit von Bothawui | MC40a „Sunrise Over Coruscant“ | Maschinenraum | Büro des Chefmechanikers | mit Lieutenant Commander Torill Kaal und Chefmechaniker Mortim (NPC) ]