Carida ? Gelände der Akademie ? auf dem Weg zu einem Übungsstand oder etwas in dieser Art ? Lidia
Sie hatte sich doch entschlossen, noch etwas zu essen und so führte sie ihr Weg nochmals an der Kantine vorbei, in deren Angebot sich der Flesak (Animals Döner ^^) - jener praktische Zwischendurchsnack zum Mitnehmen - befand.
Wenige Minuten später bereits fand sie sich über das Gelände schlendernd wieder ? den köstlich riechenden Flesak in der einen und einen Becher Wasser in der anderen Hand haltend. Abwechselnd kaute und schluckte sie und beugte sich ab und an vorneüber, weil Fleischstücke, Rohkost und Soße allzu üppig in dem Weißbrot drapiert waren und sie es vorzog mit keiner beklecksten Uniform herumzulaufen. Das war der einzige Nachteil an diesem Schnellgericht ? Essen geriet hier fast schon zu einer Kunst und da sie nur eine Hand frei hatte, um den Flesak zu halten und abzubeißen, gestaltete sich dies äußert schwierig. So beschloss sie kurz Rast zu machen, um wenigstens den Becher abzustellen. Doch sie kam gar nicht dazu, sich ein geeignetes Plätzchen zu suchen.
Durch die Menge der Studenten raste ein besonders gekennzeichneter Militärgleiter und hielt abrupt unweit von ihr, weil sie sich zufällig gerade in der Nähe des Zugangs zum medizinischen Komplex befand. Hektische Rufe drangen zu ihr herüber, eine Repulsorliege wurde aus dem Gleiter gezogen und zwei Sanitätsassistenten mit lehmverschmierter Uniform liefen damit los ? genau auf Lidia zu, die gerade zur Seite springen wollte, sich dann aber anders besann und sich ihnen in den Weg stellte. Ihre Übungen konnten warten ?...
?Aus dem Weg, Ma'am. Ein Notfall.?
riefen sie ihr laut entgegen.
?Ich bin Ärztin und sofort einsatzbereit.?
Lidia sah auf den ersten Blick, dass es sich tatsächlich um einen Notfall handeln musste. Das Gesicht der Person auf der Liege war zugeschwollen ? soweit man das unter der Atemmaske erkennen konnte. Außerdem war sie bewusstlos. Allein die Haare, die unter dem Verband hervorschauten, ließen den Schluss zu, dass es sich um eine Frau handeln musste.
Einer der Sanitäter musterte sie argwöhnisch und schien dann aber in Anbetracht der dringlichen Lage recht schnell davon überzeugt, dass sie recht hatte - möglicherweise auch hatte man gerade einen Engpass an Ärzten [lahme Ausrede, ich weiß].
?Na gut, kommen Sie mit.?
willigte er schon im Weiterlaufen ein.
?Kadett Cassie Bennett, weiblich, 18. Sie hat eine schwere Kopfverletzung, mehrere Stunden bewusstlos. Der Transport hat sich wegen den Wetters als schwierig erwiesen.?
Flesak und Wasser fielen vorbildlich in einen der Mülleimer, während sie versuchte Schritt zu halten.
Wegen des Wetters? Für einen Moment lang starrte ihn Lidia an. Wetter? Vor Stunden? Dann huschte ein kurzes Lächeln über ihre Lippen und ihr wurde ganz warm ums Herz. Die gestrige Nacht ?...kein Wunder, dass sie von dem Wetter nichts mitbekommen hatte. Vermutlich hätte die Welt um sie herum untergehen können und sie hätten es nicht einmal bemerkt.
Doch schnell riss sie sich wieder zusammen. Der Zustand der jungen Frau war bedenklich und erforderte Eile.
?Wie ist das passiert??
erkundigte sie sich weiter, in der Hoffnung alle wichtigen Informationen möglichst schnell beisammen zu haben. Inzwischen hatten sie die Zugangsschleuse zum OP-Trakt erreicht und passiert. In aller Kürze bekam sie ihren Bericht, während sie einen der Voruntersuchungsräume erreichten.
Lidia wusch und desinfizierte sich die Hände, griff einen der bereitliegenden Untersuchungskittel und trat an die Untersuchungsliege heran, auf die Bennett inzwischen gebettet und hektisch verkabelt worden war. Ein Blick auf den Monitor verriet Lidia, dass ihr Zustand trotz des verzögerten Transports relativ stabil war. Nur die Messung der Hirnaktivitäten ergab Auffälligkeiten, die aber nicht in den Zonen für lebensnotwendige Funktionen lokalisiert werden konnten. Andere Bereiche mussten getroffen worden sein ? das Sprachzentrum womöglich. Verursacht vermutlich durch eine Blutung oder durch eine Schwellung aufgrund des Sturzes. Hier würde ihr eine genauere Diagnose nur nach einem weiteren Scan möglich sein.
Lidia drehte sich um und suchte eine Assistentin oder etwas in dieser Art, denn die Sanitätsoffiziere, welche für Bennetts Transport zuständig gewesen waren, hatten sich gerade mit ihrem Einverständnis verabschiedet.
?Ah, gut dass Sie kommen.?
Es war keine Assistentin, den Schockraum betrat ? aber ihr männliches Pendant, zumindest hielt Lidia den jungen Mann dafür. Außerdem war er bereits entsprechend umgezogen und desinfizierte sich schon die Hände.
?Ich brauche die Akte von Kadett Cassie Bennett und einen Scan des Gehirns. Leiten Sie das bitte gleich in die Wege ? ja?"
Der Mann nickte und machte sich gleich an die Arbeit ? er schloss ein weiteres Gerät an die junge Frau an.
Lidia währenddessen sah sich deren Wunde an. Es dauerte ihr viel zu lange, bis sie die Unmengen von Verbandsmaterial von ihrer oberen Kopfhälfte entfernt hatte. Da hatte es jemand tatsächlich sehr gut gemeint ? vermutlich weil der Schnitt, der schließlich sichtbar wurde, stark geblutet hatte. Wenigstens hatte man so eine Infektion ausgeschlossen, aber die Wundränder waren bereits ganz schief miteinander verklebt. Sie betrachtete nachdenklich das ohne die Schwellung vermutlich ebenmäßige und durchaus hübsche Gesicht der jungen Frau vor ihr. Eine gräßliche Narbe würde mitten im Gesicht zurückbleiben, wenn man nicht mit aller Vorsicht zu Werke ging.
?Ma'am, es wäre dann alles soweit bereit.?
?Danke.?
nickte sie schließlich und rief das Ergebnis des Hirnscanns auf dem Monitor auf.........
Carida ? Gelände der Akademie, medizinscher Komplex ? Untersuchungsraum 7a ? Lidia mit Cassie und Assistent