:: CATHAR ::
:: "Ting" & alle anderen ::
Einer Woge gleich brach ein unkontrollierbarer Sturm über den Duros herein. Vergessen war die gefälschte Identität, die Zweifel des eigenen Schaffens, die Annahme von Unzulänglichkeit und baldigem Scheitern. All das wurde verschluckt von einer Urgewalt sinistrer Mächte. Der Befehl des Draconis beschwor ein düsteres Szenario in solcher Eile hinauf, dass der geprügelte Kath-Hund namens Ruul kaum in der Lage war alles zu realisieren. Angst lähmte seine Glieder, Furcht ließ sein Herz gefrieren, Panik übermannte seinen Geist, derweil ein Schlottern den restlichen Leib plagte. Die vom Erhabenen geforderte Entscheidung an Ort und Stelle verkam zu einer Kumulierung der Abscheulichkeiten! Dass ausgerechnet auf körperliche Ebene darüber verfügt werden sollte, wer das Erbe der Scholarin antreten durfte - eine Gemeinheit! Doch an Ort und Stelle konnte er seinem Unmut keinerlei Ausdruck verleihen, denn gerade als seine zerebralen Kapazitäten ausgelastet schienen, agierte die Dünkelhafte als Erste. Dem grünhäutigen Jünger blieb keine Zeit zur Wehklage, er musste handeln .. denn diese Auseinandersetzung bestimmte über die Zukunft von beiden!
Sein Körper, von Verheerungen gebeutelt, von mangelhafter Ertüchtigung verweichlicht und vom verschreckten Verstand gehemmt, handelte verzögert und schien sich seiner vollständigen Kontrolle entziehen zu wollen. Die Bewegungen des Duros wirkten fahrig, ungelenk und tolpatschig. Es fehlte an Koordination, an Zielgenauigkeit und Exaktheit. Sein erster Versuch nach dem Lichtschwert zu greifen verkam zu einem peinlichen Stolpern, gefolgt von einem ungewollten Wegstoßen des Griffes. Gleichzeitig wirkte seine Konkurrentin grazil, elegant und tödlich - auch wenn Ruuls Wahrnehmung ihn diesbezüglich Lügen strafte. Seine eigene Tölpelhaftigkeit ließ ihre Anmut um ein vielfaches größer sein und verunsicherte ihn zusätzlich. Doch gerade seine mangelhafte Gewandheit gereichte ihn an dieser Stelle zum Vorteil, denn sein Ungeschick machte ihn in einem gewissen Rahmen unberechenbar.
Es war kein von Eleganz geprägter Kampf, sondern glich mehr einer wilden Rauferei zwischen unerfahrenen Kämpfern - was beide auch bedingt durch die gegensätzlichen Herkünfte waren. Auf der einen Seite sie, die Anmaßende, dem Luxus und Adel gleichermaßen erwachsen; auf der anderen er, der Geplagte, von Rückschlägen und Fehlern geprägt, einer schlichten Familie abstammend. Beide hatten weder Kindheit noch Jugend mit Konflikten oder Konfrontationen säen müssen, weshalb ihnen die jetzige Situation unvertraut und unschön gleichermaßen erschien. Fehlerhafte Griffe, falsche Schritte und klägliche Versuche reihten sich aneinander und machten die Auseinandersetzung zu einer optischen Bestrafung. Unbeholfen griffen sie nacheinander nach dem Lichtschwert, erreichten selbiges nicht oder entwanden es sich gegenseitig. Gliedmaßen schoben sich ungewollt zwischen die Leiber und verhinderten gezielte Bewegungen, Ausrutscher und Patzer sorgten für Fehler und Stürze.
Und trotz der erkennbaren Defizite in dem kriegerischen Zweikampf erschien die düstere Schönheit gewandt und grazil, derweil der Duros grobschlächtig stampfte und die Kluft seiner falschen Identität beschmutzte. Es war verkam zu einer Rangelei, jeder versuchte dem Lichtschwert habhaft zu werden und ... scheiterte letztlich am Vorhaben.
Ruul schalt sich während dieses Ringens um die Vorherrschaft einen Narren, sich in eine solche Situation begeben zu haben. Seine Unzulänglichkeit war offensichtlich, seine Unfähigkeit beschämte ihn wie auch seinen Herrn und sein Fehlbarkeit machte ihn zu einem rufschädigenden Schüler - sollte er denn überhaupt obsiegen können.
Wut war kein Kernelement seiner Motivation, denn dafür fürchtete er sich viel zu sehr vor seiner Rivalin. Die Düstere schüchterte ihn seit jeher ein und ihr forsches Vorgehen in diesem Wettstreit sorgte für weitere Beklemmung. Getrieben wurde er tatsächlich eher von dem dringenden Wunsch lebendig aus dem Kampf herauszukommen. Hatte er wenig zuvor noch darüber sinniert seinem eigenen Dasein durch die eigene Hand ein Ende zu bereiten, so wurde dieser lächerliche Gedanke im Angesicht wahrer Bedrohung beiseite gefegt. Überlegung und Realität krachten in hier in wesentlich härterer Ernsthaftigkeit aufeinander, als es die Körper der Probanden des Kampfes taten. Das Manifest physischer Unpässlichkeit fand ihren Höhepunkt in ungeschickter Kabbelei nach dem Griff der Klinge Draconis'. Hände schlangen sich um den zylindrischen Körper, Finger krallten sich ins Material und rangen um Dominanz. Im konkurrierenden Miteinander der Glieder war es der bloße Zufall, der für eine Entscheidung sorgte. Im glitschigen Gefummel schweißnasser Finger gelang es dem Duros - vollkommen ungewollt - den Auslöser der Klinge zu erhaschen. Mit einem infernalischen Fauchen erwachte das tödliche Rot der Waffe zu unheimlichen Leben und brannte sich mit der Hitze von tausend Sonnen durch alles was ihm im Weg stand. So auch durch den sonst so makellosen Leib der Sinistren. Ihr erstauntes Seufzen drang in die akustischen Sinnesorgane von Ruul, stach dort mit der Grausamkeit von Hunderten von Nadeln zu und hinterließ ein Echo ewigen Vorwurfs. Geschockt, verwirrt und entsetzt entließ er die Waffe seinem klammernden Griff und war kurz davor die zu Boden sinkende Marishka aufzufangen. Doch seine Reaktionszeit war zu lang.
Anstatt sie in seine schwächelnden Arme zu nehmen, wankte der Duros ein, zwei unsichere Schritte rücklings, betrachtete sein Tun fassungslos und sackte dann kraftlos auf die Knie herab. Sein Mund wurde binnen eines Augenblicks staubtrocken, seine sonst so glühend roten Augen verloren an Glanz und Intensität. Bestürzt suchte er Halt im Blickwechsel mit dem Erhabenen, doch dessen Präsenz glich einem Bollwerk, an dem Ruul direkt scheiterte. Entgeistert, verstört und aufgelöst harrte der Nichtmensch aus, teilweise panisch entsetzt über sein Tun. Sein medizinisches Wissen war nicht groß genug um der Zugerichteten Hilfe leisten zu können und die Möglichkeit zu tödlich getroffen zu haben paralysierte ihn förmlich.
Sekunden verstrichen, glichen Äonen und die vorhaltende Stille legte sich wie ein Schleier über die Szenerie. War hier wirklich eine Entscheidung gefallen? Hatte er tatsächlich den Wettstreit für sich entschieden? Konnte er sich fortan 'Schüler' nennen? War er der legitime Nachfolger der einstigen Einfältigen? All diese raschen Veränderungen überforderten den Grünhäutigen, bereiteten ihm dauerhaftes Unbehagen und sorgten für zusätzliche Verunsicherung. Und über all dem lag das Gefühl der Schuld. Sollte er die Dünkelhafte wirklich erschlagen haben? Durchbohrt mit der Waffe des Ordens? Ruul wusste, dass er diese Tötungswerkzeuge hasste und diese neue Grenzerfahrung verstärkte seine Abscheu noch zusätzlich. Niemals hatte er sich eine solche Untat ausmalen können, nicht in seinen kühnsten und auch nicht in seinen schrecklichsten Träumen und Vorstellungen. Die Galaxie schien ihn weiterhin peinigen und quälen zu wollen ... seine Marter kannte schier kein Ende. Dann näherte sich der Drachenhafte leise. Ein schwerer Kloß verschloss die Kehle des Duros.
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