[Aria’Prime – Janems Palast – Terrasse] – Veyd'r
Exilis. Der erste Gedanke als er am nächsten Tag erwachte, war er gewesen. Vielleicht wegen des Traumes, wenn es wirklich ein Traum war, oder dem, was davon übrig blieb, nach dem er aufgewacht war. Unruhig und etwas nervös hatte es einen Moment gedauert, bis er sich wieder erinnerte, wo er war. Aria’Prime, das Reich der Chiss. Die Bilder seines Traumes konnte er jetzt schon nicht mehr klar auseinander halten, immer mehr und mehr verschwammen sie zu einer einzelnen, breiigen Masse, die er kaum verstand. Exilis war darin vorgekommen und Janem, aber ebenso Ilumina und Allegious. Das waren die klarsten Gedanken, die er noch daran hatte. Warum ausgerechnet diese vier? Was hatte er mit ihnen zu schaffen? Einfach um den Konflikt innerhalb der Sith wider zu spiegeln? Der Chiss und der Noghri sprachen dafür, aber deren Schüler? Es hatte gedauert, bis der ehemalige Mandalorianer eine Verbindung entdeckt hatte. Stunden, Stunden die er auf der eisigen Terrasse zugebracht hatte und sich immer wieder und wieder die letzten Tage vor Augen gerufen hatte. Bastion, der Ball, Phaeda und allem voran das Gespräch mit Alaine, sowie Ilumina. Noch immer erzürnte ihn das was für ihn auf dem Ball offenbar geworden war. Doch auf der anderen Seite, gab es daran nur eine Sache, die ihn zornig machen sollte. Und zwar das es nicht er war, der der begünstigte dieses Plans war. Abgesehen davon, das Allegious noch immer durch Janem umgebracht werden konnte. Der Noghri hatte noch einen Exekutor auf seiner Seite. Und was hatten sie? Eine Hand voll Warrior und Dutzende Apprentice als Kanonenfutter. Andererseits hatte er keine Ahnung, wie groß der Rest des Lagers um den Noghri war, von den ihm bekannten Gesichtern abgesehen. Vielleicht sah es dort nicht anders aus?
Da er einer Pause bedurfte, wand er sich ohne weiteres von der Brüstung ab, schritt ins Innere der schwarzen Zitadelle und begann den Abstieg, in Richtung seines Quartiers. Dort, wo sich sein Besitz, seine Lichtschwerter befanden. Und während er, mit hallenden Schritten die Treppe nach unten stieg, jagte er das Gespräch mit dem Kommandanten der Chiss noch einmal durch seinen Kopf. Veyd’r hatte erwartet, das die Besprechung mit ihm länger dauern würde. Aber er hatte nur eine kurze Beschreibung der Situation und Verifizierung bedurft. Die Nachricht von Janem hatte ihm ausgereicht als Beweis. Immerhin bekam man dergleichen nicht ohne weiteres gefälscht. Nicht in diesem Umfang. Aber seit er das Büro von Gen’Dan Jano Alk'Han'Yar verlassen hatte, nagte Zweifel an ihm. Wenn er dem Chiss nicht half, würde dieser Krieg schneller vorbei sein, wenn er ihn verriet, würde er vielleicht an der Seite des Noghri emporsteigen. Oder er entledigte sich Veyd’r wie der Verbannten, die dumm genug gewesne waren, ihm unter die Augen zu treten. Mit Sicherheit wusste er bis jetzt nur eines, endlich, klar und deutlich. Keine der beiden Seiten war seine. Und niemand konnte ihm das Garantieren was er wollte. Egal wie viele Sith und wie viele Truppen man aufwiegen konnte, letzten Endes würden diese Dinge es nicht entscheiden. Und Veyd’r war noch immer am Überlegen, wie er es am Geschicktesten anstellen konnte, am Ende auf der Seite der Sieger zu stehen.
Mittlerweile hatte er die Hälfte der Strecke hinter sich gebracht, verharrte auf einer Ebene kurz und blickte den Gang hinab. Wieso er letzten Endes diesen Weg dann auch einschlug, konnte er nicht sagen. Vermutlich um mehr Zeit in Bewegung mit seinen Gedanken zu verbringen. Und schon kehrte er zurück… Die Seite der Sieger.
Diese Seite, konnte nur eine sein. Und er hatte dafür sorge zu tragen, das es seine war. Nicht die von Janem, oder von Allegious. Seine. Und wenn er selbst Sorge dafür tragen musste, das es diese war! Unerwartet hielt Veyd’r inne. Das war die lang ersehnte Erleuchtung. Eine, die er schon viel zu lange erwartet hatte. Das finstere Grinsen um seine Mundwinkel verzog sein Gesicht zu einer verheißungsvollen Maske, die nur eines versprach. Und ein jeder, der die Sith kannte, wusste das es nichts gutes sein würde. Truppen, versteckte Rückzugsorte, reine Anzahl an Sith, all diese Dinge waren nicht der Schlüssel zum Sieg. Ein Krieg unter Sith konnte nur auf eine Art und Weise gewonnen werden. List, Tücke, Verrat. Die Schlüssel zum Sieg. Und Veyd’r wusste das er mit Hilfe dieser Werkzeuge am Ende sehr, sehr viel weiter oben auf der Leiter stehen würde. Doch von dem was resultieren konnte, würde er sich nicht blenden und ablenken lassen. Es war sinnlos zu sagen ‚wenn er sich darauf einließ’, da er sich bereits dafür entschieden hatte. Er musste vorsichtig sein, es gab gar keine andere Option und seine Schüler waren die ersten, denen er mit Sicherheit nichts davon erzählen würde. Niemandem.
Gerade mit Allegious, der sich ebenfalls so gut auf jenes Spiel der Scharade verstand, würde es schwer werden, aber es war machbar.
Er hatte sein Quartier erreicht, knapp 15 Minuten später und feilte noch immer daran, wie er beginnen sollte. „Beginnen sollte.“ Das hier ist kein Spiel, aus dem er sich würde zurückziehen können, sobald es brenzlig wurde. Jeder seiner Schritte musste genau geplant werden. Sehr genau. Und dann kam er ihm, der Einfall, wie es beginnen sollte. Wie er es beginnen würde, den Verrat an den Sith, Verrat an allen die er kannte, jemals geschätzt hatte. Was würden sie schon für ihn tun? Janem wollte Ergebenheit und entlohnte nur gering, hatte noch nicht einmal Aussichten auf Erfolg die versprechend waren und Allegious... „Loyalität! Dieser Narr...” Verächtlich schnaubte der Sith und hielt sein Komlink bereits in der Hand. Die erste Nachricht, würde an Janem gehen. Immerhin musste er ihm von seinem Erfolg berichten. Schnell war sie fertig und versand. Ein knapper Bericht, das er seinen Auftrag ausgeführt hatte und noch weiter auf Aria’Prime verweilen würde. Als er ansetzte um die Zweite Nachricht zu tippen, hielt er inne. Das war sein Komlink und selbst mit entsprechender Verschlüsselung würde man ihm irgendwie auf die Schliche kommen.
Eine knappe halbe Stunde später hielt er ein komplett neues, noch nicht benutztes Komlink in seiner Hand. Einen Vorteil Abgesandter des Overlrods zu sein, hatte es doch. Nachdem die zweite Nachricht ebenfalls versandt worden war, mit Arica und Allegious als Empfänger, zerdrückte er das Komlink mit der Macht. Bis man nicht mal mehr erkannte, was es einstmals gewesen war. Vielleicht war er auch nur paranoid, aber sicher, war eben sicher. Schwer atmete er aus. Jetzt gab es kein zurück mehr. Nie wieder. Was er so eben getan hatte, war Verrat, an Janem und es würde nicht das letzte Mal gewesen sein. Aber man konnte ihn nicht verdächtigen. Niemand wusste, dass er hier war. Niemand den man befragen würde, würde es wissen, abgesehen vom Gen’Dan vielleicht. Aber sie waren nicht die einzigen, die die Route zu Gesicht bekommen würden. Schmunzelnd kippte er seine Hand zur Seite und ließ die Zermalmten Teile des Komlinks in den Müllschlucker rieseln...
Und jetzt, würde er sich der Ausbildung seiner Adepten widmen, vordergründig jedoch um sich abzulenken und vielleicht auch ein wenig zu beruhigen. Adepten die ihren Wert verlieren würden, würden sie hier nicht bestehen und sich als würdig für seine Lehren erweisen. Vielleicht, sollte der Konflikt zu lange dauern, würde er sie einweihen. Den Shaliz’na zumindest. Er war ihm mehr als loyal und schien geeignet. Aber noch würde er diese Dinge nicht mit ihnen bereden. Dafür hatte er noch zu wenig Ergebnisse. Um nicht zu sagen keine. Und so verließ er, in schlichter schwarzer Kleidung sein Quartier und suchte Ameta und Jujuka auf…
[Aria’Prime – Janems Palast – Gänge] – Veyd'r