| Hyperraum – Mikrosprung nach Corellia – 7. Kampfgruppe – Liberator-Transportkreuzer 'Rote Flamme' – Hangar | – Cauron Has Tev, Jassar Jezz |
Es waren nur wenige Augenblicke vergangen, in denen der Saurin dem Beladungsdroiden dabei zugesehen hatte, wie die mächtigen Bombenschächte seines Y-Wing befüllte. Nur wenige Momente, ehe er aus dieser fast hypnotisch gleichmäßigen Arbeit aus allein Tagträumen gerissen wurde. Etwas gedankenverloren drehte sich der geschuppte Bomber-Pilot herum - wobei seine natürliche Panzerung am Stoff der Fliegermontur scheuerte. Ihm präsentierte sich der Anblick einer kleinen Gestalt mit seltsam überlappender Gesichtshaut. Dieses Wesen - eine Sullustanerin - eröffnete ohne Scheu oder Skepsis einen verbalen Sturm. Zumindest nach der Auffassung des bisweilen wortkargen Reptiloiden.
"Hi, ich bin Linh. Linh Denb – die Neue bei der ‘White’-Staffel. Ich suche meinen Gunner, Sali Khressing, er ist ein Mensch…“
Sofort horchte der 2nd Lieutenant auf - war die im Vergleich zum Saurin doch winzige Person doch scheinbar neuestes Mitglied der Bomberstaffel. Das wechselwarm wirkende Echsenwesen leckte sich mit gespielter Langsamkeit über die hornige Fläche, die bei anderen Humanoiden die Lippen darstellten. Es war nicht mehr und nicht weniger als eine Übersprungshandlung. Doch noch ehe Cauron Has Tev, der bullige Reptiloide, antworten konnte, ergänzte die Sullustanerin - Linh - eine weitere Frage.
”Ich habe die Einsatzbesprechung nicht ganz mitbekommen, und ich weiß nicht genau, wo ich hin soll. Kannst du mir helfen?“
Cauron ließ seinen geschuppten, dornenverbrämten Kopf zur rechten Seite kippen, was ein neuerliches, schabendes Geräusch seiner Hornplatten verursachte. Ein Knacken, gefolgt von einem spitzzahnigem Grinsen, waren das Resultat. Das breitgebaute Schuppentier setzte zu einer Antwort an.
Der Bordschütze, nach dem die Sullustanerin suchte, war Cauron zwar nicht unbekannt, allerdings konnte er keine nähere Auskunft zu dessen Aufenthaltsort machen. Er musste sich um seinen eigenen Bomber kümmern. Er musste die Beladung der explosiven Ladung überwachen. Andererseits war er kameradschaftlich genug, der neuen Piloten helfend zur Seite zu stehen.
"Ich bin Cauron. White 7, fallss Du ess genau wissen willsst. Ssali muss ssich hier im Hangar befinden, die Sstaffel macht ssich sschon bereit. Ess geht gegen dass Imperium - wir greifen eine Golan-Raumsstation an!"
Mit fast schon naiver Offenherzigkeit plauderte der Saurin artig alles heraus, was er seiner Meinung nach mitteilen konnte oder durfte. Trotz seiner beeindruckenden Erscheinung war das grobschlächtige Reptilienwesen im Grunde überaus friedvoll - zumindest seit er frei von jedwedem Drogenkonsum war. Die Entzüge seitens der Neuen Republik hatten den früher so lasterhaften Saurin geläutert. Eben diesen Lebenswandel zahlte er nun mit besonders energischer Loyalität und gesteigertem Pflichtbewusstsein zurück. Cauron deutete mit der rechten, fünffingrigen Hand in Richtung der anderen Y-Flügler, die in diesem Moment abflugfertig gemacht worden. Die neue Piloten nickte dem Reptiloiden kurz zu und düste dann in Richtung der anderen Flieger.
"Ch-Ch-Chefchen, was w-war denn d-d-das? Jetzt noch n-neue Piloten?", sagte Jassar Jezz, der Duro-Bordschütze und Co-Pilot des Saurin. Das unscheibare, blauhäutige Wesen war kaum hörbar aufgetaucht und gab nun seine persönlichen Bedenken kund. Diese Tatsache hatte natürlich eine hypersensible Skepsis als Fundament, die dem Duro zu Eigen war. Darauf jedoch gab der schuppige Bomber-Flieger nicht viel.
"Sstimmt, Jassar. Wie weit isst die Masschine?"
Ein Themenwechsel war nie verkehrt. Zumal eine enorme Anspannung den 2nd Lieutenant in einem eisernen Griff hatte - die drohende Schlacht forderte ihren Tribut. Auch wenn es im Moment nur in Form von negativen Emotionen war.
"S-soweit gut.", antwortete Jassar schnell und förderte dann einen Datenblock zu Tage. Mit Hilfe dieses feinen Stückchens Technik las er die letzten Analysedaten des Y-Wing und nickte noch einmal kräftig. "Ja, die letzten Bomben werden soeben verladen - dann nur noch die R2-Einheit und w-wir sind b-bereit.", stammelte der Blauhäutige. Das waren endlich gute Nachrichten. Dem Saurin huschte ein weiteres, raubtierhaftes Grinsen aufs echsische Antlitz.
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Eine gefühlte Ewigkeit später saß Cauron Has Tev im Doppelcockpit des Y-Wing der BTL-S3-Serie. Hinter ihm - die Stuhllehnen Rücken an Rücken - hatte sein Bordschütze und Co-Pilot, Jassar Jezz, Position bezogen. Noch etwas weiter hinten befand sich R2-G5, der Astromech-Droide des Langstreckenbombers. Diese Trio wartete nun an Bord des Trägerschiffes, einem Liberator-Kreuzer, auf den finalen Startbefehl. Doch noch gab es zuviel Tumult dort draussen über Corellia. Vor wenigen Augenblicken hatte die Flotte der Neuen Republik den Mikrosprung ins System vollführt - wobei der Saurin aufgrund eines abergläubischen Hirngespinstes während der Reise jenseits des Realraumes die Augen fest geschlossen hielt.
Nun also lag seine Rechte um den Steuerknüppel gepresst, die Linke an den Konsolen des langsam in die Jahre kommenden Bombers. Das drohende Szenario von sich beschiessenden Raumjägern generierte eine enorme Anspannung. Um selbiger Herr zu werden, begann der Reptiloid einen banalen Routine-Check.
"Alle Ssyssteme einssatzzbereit?"
[Keine Fehlermeldung. Subroutinenanalyse erfolgreich.], vermeldete die R2-Einheit mit Hilfe des kleinen Monitors in den Bordarmaturen.
"Jassar?"
"K-kann ich b-bestätigen.", ergänzte Jassar Jezz obendrein. Offenbar funktionierte der Y-Flügler wirklich. Zumindest wenn man dem Bordcomputer Glauben schenken durfte. Gerade als der Saurin weitere Befehle zur Definitionen etwaiger Abläufe eingeben wollte, erklang eine Stimme im Helm des Reptilienpiloten.
"Harlequins, hier White One. Bereithalten.", ertönte die Stimme von Wing Commander La'sara, dem Twi'lek-Geschwaderführer im Kanal der gesamten Einheit. Sofort versteifte sich Cauron. Es gab wenige Gestalten, vor denen der hünenhafte Echsenmann Respekt hatte. Der Wing Commander war einer davon. Er war mutig, stolz und nicht mehr oder weniger als ein echter Krieger.
"Halten wir unss bereit."
"White-Staffel, fertig machen. Wir starten in T minus einer Minute.", ergänzte der Wing Commander. Das überraschte den Saurin nun doch. Während um ihn herum die A- und X-Flügler des Geschwaders abhoben und den vollkommen überfüllten Haupthangar des Liberator-Trägerschiffes verließen, sollten die trägen Bomber offenbar auch direkt in den Kampf werfen. Ein gewagtes Unterfangen - konnten die bisweilen altersschwachen Flieger doch schnell zur leichten Beute werden. Die Hände des 2nd Lieutenant legten sich enger um die Kontrollen seines Y-Wing.
"Sschalte Repulssortriebwerke hinzzu. Heben ab."
Mit stoischer Ruhe - der Anspannung zum Trotze - manövrierte der grobschlächtig wirkende Saurin seinen BTL-S3 langsam vom Hangarboden. Elf weitere Modelle dieser Langstreckenbomber, angeführt vom Wing Commander, schwebten mit einer plumben Eleganz langsam aber sicher auf das Dämmfeld des Hangars zu. Das Herz in der Brust des Reptiloiden begann kräftiger zu pumpen. Neben seinem eigenem Flieger erkannte er den Y-Flügler seines Flügelmannes - Sams Facen. Der selbsternannte Wunderknabe lächelte unter seinem schweren Pilotenhelm und wollte es offenbar mit dem gesamten Imperium allein aufnehmen. Fast bewunderswert, dieser tollkühne Mut.
Wenige Herzschläge später durchstieß die Nase des Langstreckenbombers das Dämmfeld und sofort umfing allgegenwärtige Schwärze das Cockpit. Die Finsternis wurde jedoch jäh von grellen Lichtbahnen zerrissen, die wild umherpeitschten. Das Szenario glich einem apokalyptischen Höllensetting. Überall kreischten feindliche Maschinen heran, feuerten aus allen Rohren. Großkampfschiffe wurden schwer getroffen, antworteten mit diabolischen Salven. Raketen flogen umher und schlugen ein. Freie Geister kämpfter, tyrannische Unterdrücker starben. Und all das, um eine weitere Welt aus dem Joch des Imperiums zu befreien.
"Er-Zzwo-Geh-Fünf, Golan-Sstation lokalissieren und markieren."
[Lokalisierung läuft ...], antwortete der kleine Astromech in Form einer Textbotschaft auf dem winzigen Monitor in den Bordkonsolen. Nun hieß es warten - während die restlichen Harlequin-Staffeln sicher schon bald im engen Todeskampf mit imperialen Jägern verschlungen waren.
| Corellia System – Planquadrat "F5" – 7. KG – Harlequins – White Squadron | BTL-S3 Y-Wing | – Cauron Has Tev, Jassar Jezz; hinter dem Cockpit R2-G5 |