[Corellia-System, Selonia, Nachtseite, Insel, Gouverneurspalast, Keller, Schutzraum]- Alynn, Legat Lanius, Verwaltungsbeamte, Storm Commandos
Zwei Storm Commandos machten den Anfang, als es an der Zeit war, aus dem Schutzraum abzurücken – nach Öffnung der Tür offenbarte sich, dass die Energiezufuhr im Rest des Gebäudes ausgefallen schien. Die Soldaten würden das Fehlen von Licht mit den in ihre Helme integrierten Nachtsichtgeräten kompensieren – Alynn selbst war auch ihre durch die Macht geschärften Sinne angewiesen. Der verschüchterte Haufen Verwaltungsbeamter unter „Führung“ des mittlerweile stark schwitzenden Lanius musste sich ganz auf das Wohlwollen der Eskorte verlassen.
„Gesichert.“
Gedämpft drang diese erste Statusmeldung der Vorhut durch ihr Comlink zu Alynn vor, ehe sie den beiden Soldaten in den Korridor folgte – dicht hinter ihr die Beamten, ihre unmittelbaren Bewacher und schließlich die Nachhut.
„Heiliger Kosmos…“, entfuhr es Lanius, kaum dass sie den Korridor betreten hatten und vermutlich selbst er im Zwielicht erkannt hatte, welche Verwüstung hier angerichtet worden war. Bilder und Skulpturen waren zerschmettert, Gobelins von den Wänden gerissen worden. Der dicke Teppich war blutdurchtränkt, in unmittelbarer Nähe der verborgenen Tür zum Schutzraum lag auf ihm hingestreckt ein Mann in Technikeruniform, die gallertartigen Augen weit aufgerissen und seinen letzten, stummen Schrei auf den verzerrten, aufgerissenen Lippen. Auch den kurzen Blick der Sith in seine Richtung konnte der Legat augenscheinlich gut erkennen – er verstummte sofort. Offenbar hatte er ihre Drohung was die Beseitigung von hinderlichen Individuen anging ernst genommen – zu seinem Glück. Aus dem Munde vieler Offiziere wäre diese Drohung leer gewesen. Aus ihrem nicht.
Die kleine Prozession bahnte sich den Weg durch die finsteren Gänge und aufwärts innerhalb des Palasts und zunächst schien alles nach einem problemlosen Ablauf auszusehen – die Selonianer hatten gewütet, jeden getötet, der nach Imperium aussah – und waren dann weitergezogen, zum Sturm auf die Garnison, der gerade im vollen Gange war. Lieutenant Salm und seine Männer dürften an Bord des Landungsboots entkommen sein – für Captain Convarion und den kümmerlichen Rest der Garnison sah das anders aus. Alynn hoffte fast, dass der Offizier sich den letzten Rest Energie seiner Waffe für sich selbst aufhob. Den Anblick der Leichen nach zu urteilen, die immer wieder ihren Weg durch den Palast säumten, entfesselten die Einwohner Selonias all ihren angestauten Hass auf die größtenteils menschlichen Besatzer. Etwaige Kollaborateure dürfte ein ähnliches Schicksal heimgesucht haben.
Fast in dem Moment, in dem ihr Gefahrensinn anschlug, hob der die Führung innehabende Soldat warnend seine linke Faust und die Gruppe kam – nicht ohne, dass die Verwaltungsbeamten ineinander prallten – zum Stehen. Unschwer konnte die Sith jetzt die Gruppe an Lebewesen vor ihnen im Korridor ausmachen – den Storm Commandos musste es ebenso gehen. Dummerweise funktionierte das auch in die andere Richtung – Selonianer verfügten imperialen Unterlagen zufolge über ausgezeichnete Nachtsicht und recht schnell wurde klar, dass sie die imperiale Gruppe erspäht hatten.
„Ausschalten“, zischte Alynn und Millisekunden später zerrissen bereits die ersten präzisen Schüsse aus den Waffen der Storm Commandos die drückende Stille im Inneren des Palastes. Mehrere Selonianer brachen zuckend zusammen – doch der Rest stob, zur Überraschung der Sith auf allen Vieren, auseinander, zum Teil zur Flucht, zum Teil zum verzweifelten Angriff. Scheinbar hatte keiner der Nichtmenschen eine Schusswaffe.
„Behalten Sie unseren Rücken im Auge“, instruierte sie die Nachhut, dann erwachte die Klinge ihres Lichtschwerts mit einem Zischen zum Leben und bohrte sich in einer fließenden Bewegung in den Leib eines Selonianers – oder ob der Bevölkerungsstruktur des Planeten wahrscheinlicher: einer Selonianerin – der sich den Schüssen der Soldaten entzogen hatte und nun im Begriff war, sich fauchend auf sie zu werfen. Mit einem feuchten Gurgeln brach der nun entstellte Körper des Angreifers zu ihren Füßen zusammen – ein weiteres Würgen, das sie hinter sich vernehmen konnte, musste von einem der Verwaltungsbeamten kommen.
Der Kampf war kurz darauf vorbei, als ein Storm Commando sein Vibromesser aus dem letzten Selonianer herauszog, der es geschafft hatte, den imperialen Soldaten in den Nahkampf zu verwickeln – im Grunde ein aussichtsloses Unterfangen. Selbst die schärfsten Krallen konnten das Duraplast der Körperpanzer nicht durchdringen. Ein Angriff der Verzweiflung vielleicht – oder des Zorns. Eines hatte er jedenfalls gekostet – Zeit.
„Weiter.“
Der Rest ihres Weges verlief ohne Zwischenfall – es musste eine Gruppe Nachzügler gewesen sein – oder Plünderer – der sie über den Weg gelaufen waren, und die, die in der Lage gewesen waren, zu fliehen, hatten es scheinbar nicht geschafft, ihre Artgenossen zu alarmieren. Auf der Landeplattform jedenfalls stand wie erwartet die Fähre der Viper, mit der die Storm Commandos auf den Planeten gelangt waren, bewacht von ihrem sichtlich nervös wirkenden Kopiloten, der nervös an seiner DH-17 herumnestelte, ehe er Alynn und ihre Gruppe erblickte.
„Commodore! Die 765ste meldet starke republikanische Verbände im Anflug… Atmosphärenfluggeräte, Truppentransporter… ETA in zwei Minuten!“
Diese Meldung nahm die Sith mit einem knappen Nicken zur Kenntnis – der Kampf um Selonia war also – wie im Grunde der Kampf um das gesamte System – verloren. Die Republik hatte den Widerstand der imperialen Verteidiger gebrochen und war nun auf dem Weg, um die letzten losen Fäden zu beseitigen. Fäden wie die spärlich verteidigte, durch Luftschläge und den Aufstand der Selonianer geschwächte Residenz des Gouverneurs. Viel Arbeit wartete nicht mehr auf die republikanischen Soldaten – höchstens um die aufgebrachten Selonianer wieder unter Kontrolle zu bringen.
„Verladen Sie unsere… Gäste“, wies sie den Anführer der Storm Commandos an, ehe sie kurz den Blick über die Brüstung am Rande der Landeplattform schweifen ließ – hin zur imperialen Garnison. Auf deren Brustwehr befanden sich jetzt keine imperialen Soldaten mehr – und dahinter brannte es.
„Wir sind hier fertig.“
Eine Minute später war das elegante Shuttle vom Gouverneurspalast abgehoben, noch außer Reichweite der anrückenden republikanischen Truppen, und die Staffel TIE-Interceptor hatte sich in Geleitformation eingereiht. Der Haupthangar des Sternzerstörers war schnell erreicht und die Zuweisung von Überbrückungsquartieren an die wenigen verstörten Überlebenden des Verwaltungsapparats auf Selonia konnte beginnen – Alynn verschwendete mit diesen Details indes keine Zeit. Ihre Aufgabe war es nun, die Kampfgruppe dem vereinbarten Treffpunkt zuzuführen.
Auf der Brücke erwartete Captain Asakawa sie bereits.
„Commodore, wir haben keinerlei republikanische Aktivität feststellen können, die uns gefährlich werden könnte. Die Kampfgruppe ist bereit zum Sprung in Richtung Rendezvouspunkt mit dem Rest des Geschwaders.“
„Führen Sie den Sprung durch“, instruierte Alynn ihre Flaggkommandantin knapp.
„Zu Befehl, Ma’am.“
Dann waren die Accuser, die Vengeance und ihre Begleitschiffe mit einer Pseudobewegung der normalem Realität für einen Moment entschwunden, hatten den eroberten Planeten Selonia und seine geschlagenen imperialen Verteidiger – sofern noch am Leben – hinter sich gelassen. Der nächste Kontakt mit dem Normalraum offenbarte den Anblick auf die Avenger – und zahlreiche andere Schiffe. Offenbar hatte jede der Teileinheiten es zurück zum vereinbarten Treffpunkt geschafft. Ob sie alle ihre Primärziele erfüllt hatten oder ähnlich erfolgsarm geblieben waren wie die Accuser stand auf einem anderen Blatt.
Da dieser Teil der Operation des Geschwaders nun abgeschlossen war, nahm Alynn sich die Zeit, abschließend dafür zu sorgen, dass die evakuieren Würdenträger an die ihnen zugedachten Plätze kamen und die durch die Landeoperation auf Selonia etwas durcheinander geratene Fährenkonfiguration wieder in Ordnung gebracht wurde – die Fähre der Viper kehrte auf die Corona-Fregatte zurück, anders als die Storm Commandos. Für sie konnte Alynn sich noch die eine oder andere Verwendung unter ihrem direkten Zugriff vorstellen. Eine knappe Stunde später kehrte sie schließlich auf die Brücke zurück.
„Kommunikation, ich wünsche sofort eine Verbindung zur Avenger und zu Vice Admiral Nerethin.“
Elysa musste den Gesamtüberblick über den Erfolg der gesammelten Operationen haben – und den Befehl für die Einleitung des weiteren Vorgehens geben. Schließlich stand ein Planet noch aus: Corellia selbst.
„Zu Befehl, Ma’am.“
Eine kurze Pause entstand, in der der Kommunikationsoffizier seine Anfrage an das Flaggschiff des Geschwaders in die entsprechenden Kanäle leitete. Die dann erfolgende Antwort war allerdings überraschend…
„Es tut mir Leid, Commodore. Admiral Nerethin befindet sich nicht auf der Avenger. Sie hat das Schiff mit einem Transporter verlassen, um zur Korvette Gladius überzuwechseln.“
Alynn warf einen kurzen Blick auf das neben ihr in der Luft schwebende Hologramm, das die derzeitigen Schiffsbewegungen am Sammelpunkt – von den keilförmigen Sternzerstörern bis zu kleinen Fährschiffen – recht akkurat abbildete.
„Gladius?“
„Die Korvette, die erst im System zum Geschwader stieß, Ma’am. Wohl ein Überbleibsel der Dritten Flotte.“
Die Erinnerung kehrte zurück, auch, da Alynn die Details des von Elysa ausgearbeiteten Plans wieder gewahr wurden. Diese kleine Korvette – kommandiert von einem Offizier, den die Commodore sogar noch weniger einschätzen konnte als die Kommandanten ihrer neuen Kampfgruppe – würde die Hauptlast der bevorstehenden Operation bei Corellia tragen, zumindest in Bezug auf präzises Vorgehen. Keine leichte Aufgabe.
„Hat Admiral Nerethin angedeutet, auf der Gladius unmittelbar an der Evakuierung teilnehmen zu wollen?“
„Nein, Ma’am.“
Nachdenklich betrachtete Alynn den Punkt, der den im Verhältnis zu den ihn umgebenden Schiffen winzigen Sturmtruppentransporter repräsentierte, auf dem Elysa sich zur Zeit befinden musste, bis dieser sich der Gladius so weit angenähert hatte, dass er verschwand. Ein seltsames Gefühl schien sie zu beschleichen… vielleicht ein Anflug milder Paranoia. Doch dann war da auch noch dieses Band, das eine unzerstörbare Brücke zwischen ihr und ihrer Mentorin darstellte. Warum besuchte Elysa so kurz vor Beginn der Operation persönlich den Kommandanten dieses Schiffes? Um ihm die Wichtigkeit seiner Aufgabe bewusst zu machen? Kaum. Jeder Offizier, der seine Rangzylinder wert war, musste Bescheid wissen.
„Setzen Sie einen Funkspruch an die Gladius auf…“, befahl Alynn schließlich.
„Ich hätte Vice Admiral Nerethin gerne gesprochen, sollte sich das einrichten lassen. Vertraulich.“
[Rückzugspunkt Aurek, außerhalb des Corellia-Systems, ISD II Accuser, Brücke]- Alynn, Cpt. Asakawa, Crew