|| Coruscant ▫ City ▫ Mittlere Ebenen ▫ Wohnhaus ▫ Wohnung von Azgeth || ▫ Azgeth & Chesara
Woher kommen wir? Wohin gehen wir? War all das, was man Leben nannte, nichts weiter als eine Laune eines übermächtigen Wesens, das nicht einmal wusste, was es einigen seiner Schöpfungen antat? Vage nahm Azgeth ihre Umgebung war, hörte die Worte die ihr mitteilen sollten um jeden Preis zu kämpfen. Sie hatte ihr ganzes Leben lang gekämpft, hatte aus allem was sie hatte, das Beste machen müssen. Warum hörte es niemals auf? Woher sollte sie die Kraft nehmen immer und immer wieder zu kämpfen? Warum wurde diese Bürde anderen nicht ebenso aufgebürdet? Kämpfen. War dies die Grundessenz ihres Seins? Ihr Schicksal? Nein, das war es nicht. Wie einfach war es all die Dinge, die man ihr angetan hatte, als Begründung zu nehmen den Kampf aufzugeben. Sie hatte seit sieben Jahren auf Nichts mehr hingearbeitet. War bereitwillig gefolgt um die Ungerechtigkeit, was letztendlich nur ihrem Empfinden entsprang, auszugleichen. Doch sie war einem Irrtum erlegen. Ihr Pfad der Rache hatte sie ins Niemandsland geführt. Aber anstatt einzusehen, dass sie sich verlaufen hatte, rannte sie blind weiter in die Öde der dunklen Seite. Sie hatte sich bereitwillig in die Sklaverei begeben. Und da war plötzlich der blitzende Funke. Der Impuls, der die beschädigte Maschine wieder in Gang setzte. Sie wusste bereits all dies und hatte doch weitergemacht, Schicksalsergeben.
"Als Kind wollte ich immer nur frei sein. Fort aus der Sklaverei. Ich hätte sie leben können, ich konnte alles tun was ich wollte. Doch das einzige was ich getan habe war in die nächste Sklaverei zu rennen. Ich habe es nicht gesehen, meine Rache hat mich so blind gemacht. Selbst nachdem mir die Wahrheit über meinen Weg der Vergeltung klar wurde, die Sinnlosigkeit, konnte ich nichts anderes tun als weiter zu laufen. Immer geradeaus, blind und schwach. Ich hätte es sehen müssen und doch habe ich mir das Schlimmste angetan was ich hätte tun können."
Die von unzähligen Gefühlen Geplagte löste sich leicht von der Jedi und streckte ihre Arme aus. Nur einen der beiden drehte sie herum. Nach ihrer Prüfung zur Warrior hatte sie es erkannt. Viel zu spät. Sie hatte sich selbst gegenüber versagt. Sie war zu schwach gewesen den Verlockungen größerer Macht zu trotzen. Auf ihrem rechten Handrücken war das Zeichen wahrer Sith eingebrannt, derjenigen denen man zusagte wahre Meister der Macht zu sein. Auf der Innenseite des anderen Unterarms war noch immer schwach eine Art Strichcode zu sehen. Sie wusste immer noch nicht eindeutig ob es ein Zeichen huttischer Sklaven war, aber inzwischen nahm sie es einfach an.
"Alle Zeichen waren da, ich hätte nur hinschauen müssen. In dem Moment als ich nichts anderes mehr sah als meine Zukunft in den Reihen der Sith, versagte ich. Versteht ihr? Wie soll ich gegen etwas kämpfen dass ich mir freiwillig angetan habe? Nie wieder wollte ich eine Sklavin sein und ?
Wie kann ein einzelnes Wesen nur so fehlen? So blind sein?"
Pure, reine und ungefilterte Verzweiflung erfasste die ehemalige Sith. Wie sollte sie kämpfen? Wie? Sie hatte sich doch selbst dieses Schicksal auferlegt. Doch ? sie hatte irgendwann verlautbaren lassen, immer alles im Leben zu schaffen, was sie sich vornahm. Konnte es jetzt nicht ebenso sein? Als wäre alleine ein kurzfristiger Auflehnungsgedanke ein Affront, bestrafte die dunkle Seite sofort mit körperlichen Schmerzen. Niemand entkam der Finsternis, und diese willige Dienerin erst recht nicht. Azgeth glaubte ihr Sith - Symbol würde in Flammen aufgehen. Brennender Schmerz fuhr durch ihren Arm, gleichzeitig hörte sie die Klagen der unzähligen, die sie gemordet hatte. Ein kurzer Aufschrei erfolgte bevor die muskulöse Frau nach vorne kippte. Wie ein Kind rollte sie sich zusammen in der Hoffnung so dem Schmerz zu entgehen. Sie wollte schreien, doch die Worte kamen nur ein wenig lauter als in normaler Lautstärke aus ihrem Mund.
"Lass mich ? frei!"
Was zuvor als kleiner Vorgeschmack begonnen hatte, wurde nun zu einem Sturm der verderbten Macht und des Schmerzes. Aufmüpfigkeit wurde von der dunklen Seite nicht geduldet. Azgeth Myrjal würde schon noch sehen was sie mit ihrem Widerstand bezweckte. Ein gequältes Keuchen erklang, doch etwas Ungewöhnliches lag in den Augen der Ex - Sith. Hier und heute würde sie nicht nachgeben. Sie war so viele Jahre in Schmerz, Pein und Verlust geschwommen. Wenn die dunkle Seite glaubte sie erneut brechen zu können, würden sie es ausfechten. Auf Ord Biniir hatte sie bereits ein Duell für sich entschieden. Was auch immer kommen sollte, sie war gewappnet.
Das Rauschen des Sturms umgab sie, betäubte ihre Sinne. Azgeth ließ sich ganz fallen, hinein in das Höllenloch welches geschaffen ward seine Opfer für immer in gleißenden Sphären zu halten. Sie wurde herumgewirbelt, bis der Sturz endete. Sie hätte mit Vielem gerechnet, doch das was sie erwartete kam überraschend. Sie sah ? nichts. Keine absolute Dunkelheit, die bei sternenloser Nacht herrschte. Es war eine gräuliche Masse, gebildet von Sand, Erde und Stein. Die Winde des Sturms waren angereichert von den Früchten des Bodens. Dreck und Schmutz peitschten ins Gesicht der Weltenwanderin und zwangen sie dazu die Augen zu bedecken. Was sollte das? Der Wind pfiff und zerrte an ihrer Kleidung, drang bis zu ihrer Haut durch. Ein Frösteln ließ ihren Körper erzittern. Sie war verloren, mitten im Sturm, ohne zu wissen in welche Richtung sie sich wenden sollte. Eigentlich sollte dies der Moment sein an dem man aufgab, an dem man einsah, dass ein Entkommen unmöglich war, doch die Brünette lachte nur. Dieses lächerliche Hindernis konnte sie mit Sicherheit nicht aufhalten. Fast schon ein wenig enttäuscht tat die Gequälte genau das, was Chesara zuvor gesagt hatte. Sie setzte einen Fuß vor den anderen. Schritt für Schritt. Der Weg war unangenehm führte aber dennoch voran. Der Wind wechselte ständig seine Richtung, zog und drückte sie in verschiedene Richtungen, doch Azgeth ließ sich nicht beirren. Sie ging weiter und weiter in die farblose Leere hinaus.
Einschätzungen konnten fehl laufen, Maßnahmen ungenügend durchgeführt werden. Die dunkle Seite handelte schnell indem sie die Windstärke um ein erhebliches Maß erhöhte. Das Rauschen wurde zu einem erschütternden Dröhnen und das Pfeifen ohrenbetäubend. Azgeth stöhnte und wankte als sie plötzlich in eine Wand lief. Der Sturm zerrte an ihren Haaren, ließ sie wild umherwehen und trieb ihr zeitgleich die Tränen in die Augen. Die einzige Antwort der Gefallenen bestand in einem freudlosen, kurzen Schnauben. Die Wut, die sie jahrelang zu einer Dienerin der verdorbenen Elemente gemacht hatte, wurde in titanharte Entschlossenheit verwandelt. Sie lehnte sich gegen die Kraft der Luftmassen und schritt weiter voran, im gleichen Prinzip wie zuvor. Schon bald merkte sie die Anstrengungen, die ein paar wenige Schritte mit sich brachten. Unglücklicherweise interessierte dieses Detail die Schwarzhaarige nicht im Geringsten. Egal, was sie aufbringen musste, um aus dem Sturm zu kommen, sie würde es tun. Es gab nichts als den reißenden Wind und die einsame Gestalt in der kalten Düsternis. Jeder Schritt war eine Qual, jeder halbe Meter musste mit vollem Körpereinsatz erkämpft werden. Selbst das eigene Gewicht wurde als Antriebsmittel genommen. Was es sie kostete war vollkommen unwichtig. Die Alternative stand nicht zur Verfügung. Nicht mehr.
Auch in diesem Fall hatten die Herren der Schattenwelt die einzelne, bisher so schwache Frau unterschätzt. Sie gab einfach nicht auf, sah ihren sinnlosen Versuch nicht ein. Also wurde es Zeit sie zu zerschmettern. Wer glaubte sie zu sein? Seit Äonen labten sich die Gestaltlosen an der Essenz der Geblendeten. Nur Narren glaubten diesem Schicksal entkommen zu können. Niemand entkam. Niemand!
Taubheit hatte sich längst auf die Sinne der Schwarzhaarigen gelegt. Ab hier galt es nur noch dem eigenen Gefühl zu vertrauen, welches ihr suggerierte noch immer Strecke zurückzulegen. Sie war noch nicht erschöpft, konnte noch weiterlaufen. So würde sie niemand brechen! In diesem Moment ebbte der Wind schlagartig ab. Für einen Moment war Azgeth einfach nur baff, sie hatte es geschafft! Das war alles? Sie lachte ungläubig auf. So viele Jahre der Knechtschaft und dies war alles um sie zu brechen? Unfassbar! Genau dieses Wort blieb im Geist der Ex - Sith hängen als ihr der verfrühte Hochmut entgegengeschmettert wurde. Sie erkannte den Moment der Windstille. Die Windstille im Auge eines Tornados! Die Urgewalt umfasse ihren Körper und riss ihn in die Höhe. Sie wurde herumgeschleudert und -geworfen bis ihr fast schlecht wurde. Irgendwann flaute es ab, was sie wieder in die Nähe des Bodens brachte. Leider hatte sie jegliche Orientierung verloren, jedes Gefühl für ihre Umgebung. Was sollte nun werden? Sie wusste nicht mehr in welche Richtung sie gehen musste. Wenn sie jetzt einfach weiterging konnte sie gut und gerne in genau entgegen gesetzter Richtung laufen. Wobei von laufen keine Rede mehr sein konnte. Ihr Körper konnte sich kaum am Boden halten, die Macht des Sturms ließ ihn vom Boden abheben. Und wenn sie dann wieder auf dem Boden aufsetzte? Sie wusste nicht ob sie zurückgeschleudert worden war. Oder nach rechts, oder nach links.
Es war sinnlos. Was auch immer sie vorher erreicht hatte, konnte bereits verpufft sein. Unter diesen Umständen konnte sie bis in alle Ewigkeit kämpfen. Sie würde nichts erreichen. Bereits so nahe war sie gewesen sich zu befreien, doch nun musste sie erkennen, dass sie chancenlos war. Es blieb lediglich eine Alternative. Eine Möglichkeit außer der die Aufgabe hieß. Und diese hieß ? blinde Hoffnung. Was hatte sie zu verlieren? Sie konnte sich letzten Test stellen und bis zu ihrer Ohnmacht kämpfen. Wenn sie verlor würde es nicht schlimmer werden als wenn sie es nicht versuchte. Wie sagte man so schön? Eine minimale Chance ist immer noch größer als gar keine. Selbst wenn man sie sich nur einbildete? Azgeth akzeptierte diese eine Wahl die sie hatte und wartete auf den Moment des nächsten Bodenkontaktes. Konnte man sich überhaupt irgendwo festhalten? Ihre Finger gruben sich in den Boden, suchten einen festen Halt. Und tatsächlich, es gab so etwas wie Wurzeln, wie sonst sollte es einen Boden geben auf dem sie gehen konnte? Das Warum und Wieso war letztendlich sowieso egal. Sie nahm einfach was sie bekam. Die Brünette krallte sich fest und zog sich in Richtung Boden. Sobald sie nahe genug heran war, nahm sie die andere Hand und grub diese in die Erde um dort nach einem Halt zu suchen. Sie schaffte es. Sie hatte eine Armlänge des vermutlich unendlichen Weges zurückgelegt. Durch die Entscheidung blind zu hoffen, hatte sie Freiheit erlangt. Freiheit darüber nachzudenken wie schlecht ihre Chancen standen. Schmerzen waren irrelevant, Erschöpfung war irrelevant. Was zählte war einen Schritt nach dem anderen zu tun.
Ihr Körper arbeitete wie eine Maschine auf jeden Griff folgte ein Heranziehen und ein Festklammern der zweiten Hand. Dann wiederholte sich die Prozedur. Abwechslung brachten lediglich kurze Phasen der Abschwächung in denen sie auf allen Vieren beschleunigt Strecke zurücklegen konnte. Danach folgte wieder die harte und beschwerliche Methode. Irgendwann konnte die muskulöse Frau ihre Arme nicht mehr spüren, ihre Muskeln waren versteinert vor Überanstrengung, doch sie ignorierte dies mit jeder Faser ihres Seins. Ihre Beine wedelten im launischen Sturm gen Himmel gerichtet, während die Gepeinigte permanent darum kämpfte den Kontakt zum Boden nicht zu verlieren. Bis es schließlich doch geschah. Ihr Griff war nicht fest genug gewesen wodurch ihr Körper sich vom Boden löste und hochgezogen wurde. Ein Schrei der Verzweiflung erschütterte die sturmgleiche Umgebung.
"Neiiiiin!"
Alles umsonst, sie hatte versagt. Tränen verschleierten ihren Blick. Sie hatte einen beispiellosen Kampf abgeliefert und doch war alles vergebens gewesen. Ihr Erfolg löste sich im Nichts auf. Irgendwann berührte sie wieder den Boden. Sie griff zu, doch fragte sie sich was es noch für einen Zweck hatte. Sie konnte noch soviel Kampfgeist aufbringen, am Ende reichte ein kleiner Moment der Schwäche sie die Schlacht verlieren zu lassen. Die dunkle Seite hatte gewonnen! Sie war zu schwach, hatte zu spät begriffen was mit ihr geschah. Eher aus Trotz als aus der Überzeugung noch etwas erreichen zu können, machte sie weiter. Mutlos zog sie sich vorwärts, kämpfte sich Zentimeterweise vorwärts. Und die ganze Zeit heulte sie. Heulte aufgrund ihres Versagens, ihres Verlustes. Als wäre es nicht genug die Dienerin gebrochen zu haben, wurde ein für alle mal aufgezeigt welche Strafe diese Rebellion nach sich zog. Die Wurzeln, die Azgeth als Rettungsanker dienten, veränderten sich. Dornen drangen durch die Oberfläche und machten jeden Griff zu einer blutigen Qual. Ein Lachen das aus purer Verzweiflung geboren wurde, erklang als Erkenntnis darauf. Sie lachte und lachte, während sie testete was noch zu erreichen war, bevor sie ihre Niederlage vollends akzeptierte. Der Geist hatte mittlerweile ausgesetzt, lediglich der Körper ahmte die immer wieder durchgeführten Bewegungen nach. Bewusstlosigkeit senkte sich über den Verstand der ehemaligen Warrior, deren Welt zu verschwimmen begann.
Roskal. Würde sie ihn bald wieder sehen? Fast glaubte sie sein Gesicht vor sich zu sehen. Dann fiel sie und prallte auf den Boden.
Es war zu Ende, der Sturm war vorbei. Endlich. Endlich hatte die Qual aufgehört. Doch was war das? Das Gesicht war nicht das ihres Bruders. Das Gesicht, das trotz aller Begegnungen Güte ausstrahlen konnte, war das der Jedi Chesara. Was? Wie? Sie verstand nicht. Sie hatte versagt, hatte den Kampf verloren. Oder nicht? Wie fühlte sich eine Niederlage an? Sie fühlte sich ? es war schwer zu beschreiben. Nein ?
Eigentlich nicht.
Sie war frei. In welcher Art und Weise wusste sie nicht, aber sie war frei. Zu schwach der eigenen Freude Ausdruck zu verleihen, blieb nur die innere Gewissheit. Schwach hauchte sie Worte in Richtung der Rätin.
"Der Sturm ist vorbei gezogen.
Und ich bin noch da."
Ob Chesara damit etwas anfangen konnte? Nicht so wichtig. Die Erschöpfung, die sie fühlte war so allumfassend, wie sie sie noch nie in ihrem Leben gespürt hatte. Bei dem was sie bereits erlebt und auf sich genommen hatte, sollte dies etwas heißen. Sie war froh überhaupt die beiden Sätze gesprochen zu haben. Sie könnte auf der Stelle die Augen zumachen und im gleichen Moment einschlafen.
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