|| Coruscant ▫ City ▫ Untere Ebenen ▫ Straße || ▫ Azgeth
Hunderte, Tausende, vermutlich Abertausende von Schritten hatte die psychisch kranke Frau hinter sich gebracht als sie schließlich vollkommen erschöpft zusammenbrach. Einfach so, als hätte jemand die Fäden der Marionette durchgeschnitten. Der Körper hatte der Physik letztendlich Tribut zollen müssen, die Beine waren eingeknickt und ließen die vollends entkräftete fleischliche Hülle in den Dreck der Straße sinken. Azgeth war gelaufen. Und wie sie gelaufen war! Kilometer um Kilometer durch die Dunkel- und Vergessenheit von Coruscant’s Unterwelt. Ihr Antrieb war schlicht und allein der Chor der Verdammten gewesen, der sie getrieben hatte wie ein Tier. Das mordende Raubtier das sie abgeschlachtet und ihr Leben beendet hatte. Diese Symphonien des Schmerzes waren ihr Taktgeber gewesen. Doch nun hatten ihre Kräfte sie verlassen. Dies war das Ende ihrer Straße.
Die Seelen der Dahingeschlachteten indes waren mit der ehemaligen Sith noch lange nicht fertig. Die Dunkelhaarige betete stumm zu einer höheren Macht. Möge sie doch die Stimmen zum Schweigen bringen oder sie zumindest erlösen. Wie kaum anders zu erwarten verhallten ihre Bitten ungehört im Nichts. Panisch wälzte sich die Gemarterte auf dem dreckigen Boden, die Augen weit aufgerissen und leise wimmernd. Das bereits wild pochende Herz wurde lauter und lauter in ihrer Wahrnehmung, bis sie das Gefühl hatte das Rauschen ihres Blutes mit jedem Herzschlag hören zu können. Glücklicherweise kam der Moment, an dem die Belastungsgrenze der widerstandsfähigen Azgeth überwunden war und die sich Quälende dem Erschöpfungsschlaf anheim fiel.
So lag der weibliche Körper am Rande der Straße, der Witterung und den Blicken und der Wahrnehmung der Vorbeikommenden ausgesetzt. Zu einem anderen Zeitpunkt hätte sich die Ex - Warrior nicht mal im Traum in eine derartige Position gebracht, doch in diesem Moment war der erholsame, erlösende Schlaf die reinste Wohltat und alles Weitere belanglos. Dieser war mehr als notwendig, allerdings währte dieser nur solange, bis der schwarzhaarige Dämon genug Energie erhalten hatte, um die nächste Folter zu überstehen, die in Form von Alpträumen folgte.
Eine frische Brise umschmeichelte die Wahrnehmung der in der Finsternis Wandelnden. Die Luft roch wie nach einem Herbststurm, leichter Nebel lag in der "Luft". Azgeth "fühlte" sich gut in ihrem Traum. Sie sah sich um und ging in den Nebel hinein. Irgendetwas musste ja darin liegen. Zuerst passierte nicht viel. Lediglich die Windstärke variierte ein wenig. Schritt für Schritt drang sie tiefer in den Nebel, der mit der Zeit dichter wurde, und auch das Geräusch des Windes nahm langsam, aber stetig zu. Es fing sogar an zu rauschen, so als wären Bäume hier, in deren Kronen sich die Luft verfangen konnte. Sehen konnte Azgeth diese jedoch nicht. Lediglich undeutliche Schemen konnte die 28 - Jährige ausmachen. Während sie auf diese Schemen zuging, sah sie eine plötzliche Bewegung in ihren Augenwinkeln. Der Kopf ruckte nach rechts, doch was auch immer dort gewesen war, es entzog sich ihrem Blick. Merkwürdig.
Schließlich zuckte die Schwarzhaarige mit den Achseln und lief weiter auf die … die Schemen, die sie eben noch vor sich erblickt hatte, waren verschwunden. Was sollte das? Was war hier los? "Hallo!" , rief die sichtlich Verwirrte in die graue Nebelwand, doch außer einem unheimlichen Echo war nichts zu hören. Es wurde immer besser! Sich immer noch keinen Reim daraus machen könnend, spazierte Azgeth weiter. Wieder ein Huschen, dessen Ursprung sich nicht ausmachen ließ. Ein weiterer in der anderen Ecke ihres Sichtfeldes. Mittlerweile wurde es der Dunkelhaarigen zu dumm.
"Was bei der Macht soll das?" , schrie sie voller Zorn, woraufhin der Wind sofort erstarb und sich einen beängstigende Stille über die Landschaft legte.
"Zeigt euch oder ihr vernichte euch alle!!" , rastete die ehemalige Sith nun völlig aus. Vermutlich hatten die feigen Hunde nur darauf gewartet, denn im nächsten Augenblick wurde sie von hinten getroffen und zu Boden geschleudert. Mit einem Sprung war die Kriegerin sofort wieder auf den Beinen, suchte allerdings vergeblich nach dem Angreifer.
"Feiges Pack! Zeigt euch!"
Das Heulen kehrte zurück, doch diesmal gehörte es nicht dem Wind, sondern klagenden Stimmen. Hektisch wandte sich der Blick der Angegriffenen hin und her, in der Hoffnung den nächsten Angriff abwehren zu können. Ihre Bemühungen waren vergebens, kein Sinn der erfahrenen Kämpferin konnte den nächsten Angriff, der wiederum von hinten erfolgte, wahrnehmen. Und wieder stand Azgeth sofort wieder auf.
"Ihr miesen Feiglinge!" , gab sie, langsam der Verzweiflung anheim fallend, von sich. Wie konnte man nur so feige sein! Sie war niemals derartig hinterhältig gewesen. Brutal und erbarmungslos: ja. Auf keinen Fall jedoch so heimtückisch. Den klagenden Stimmen wurden nun auch Körper gegeben. Aus dem Nebel schälten sich schattenhafte Geister. Gesichtslos, lediglich mit vagen Konturen, doch eindeutig humanoid. Azgeth griff an ihren Gürtel um eine der nicht vorhandenen Waffen zu greifen. Was? Keine Waffen? Auch egal. Dann würde sie das verlogene Pack eben so auslöschen!
"Da seid ihr ja endlich." , grinste die Dunkelseitenutzerin, mit wahnsinnigem Glanz in den Augen. In ihr schrie alles nach Mord und Vernichtung. Die Wesen blieben stehen, gerade rechtzeitig um Azgeth einen klaren Blick in ihre Gesichter zu verwehren. Rumms! Die nächste hinterhältige Attacke stieß sie zu Boden und raubte Azgeth das letzte Quäntchen an Kontrolle. Ein irres Brüllen wich aus ihrer Kehle, während sie sich erneut aufrappelte und auf die nebelhaften Wesen zustürmte. Die Ex - Warrior schaffte es nicht die Distanz zu überbrücken. Auf dem Weg ins Gemetzel durchzuckten sie auf einmal unvorstellbare Schmerzen, fast wie Machtblitze tobten diese durch ihren ganzen Körper. Nicht mehr fähig auf ihren Beinen zu bleiben, brach Azgeth vor Schmerzen schreiend zusammen. Aus dem Chor der summenden Gestalten kristallisierte sich eine heraus. Eindringlich und Ehrfurcht - gebietend.
"Nur Mord und Bosheit sitzen in deinem Herzen. Du bist nicht mehr als ein wildes Raubtier, das nicht gebändigt werden kann. Kannst Du an nichts anderes denken als an Zerstörung und Tod? Du bist verdorben Azgeth Myrjal! Verdorben durch und durch. Wir werden Dich hier behalten. Für immer. Auf das Du für die Verbrechen und Taten bestraft wirst, die Du begangen hast."
Nun meldeten sich auch all die anderen Stimmen zu Wort als sie im Chor immer und immer wieder ihre Anklagen hervorbrachten:
"Killer! Mörderin! Du hast mich getötet! Monster! Bestie! Sollst Du in der Hölle schmoren …" , und weitere solcher Einwürfe wurden der Ex - Sith an den "Kopf" geworfen. Immer und immer wieder, bis Azgeth es nicht mehr ertragen konnte und glaubte wahnsinnig zu werden. Sie schrie nutzlos dagegen an, hoffte die Stimmen zum Schweigen zu bringen, doch diese waren so unbarmherzig, wie sie es gewesen war, als sie diejenigen getötet hatte. Schlussendlich ergab sie sich dem Meer aus Anschuldigungen und ließ jedwede Gegenwehr fahren.
Äonen voller Schmerz und Leid vergingen, ihr Selbst lag längst in Tausend Splitter zerschlagen vor ihr. Verstümmelt und ausgelöscht. Mit kristalliner Klarheit war ihr vor Augen geführt worden, was sie getan hatte, welche Vergehen auf ihrer Seele lasteten. So viele Tote. All diese Menschen und Nichtmenschen die sie umgebracht hatte. Einfach so. Zum größten Teil aus nichtigen Gründen. Nur zwei dieser Verdammten hatten es verdient. Doch bei all den anderen war der Tod unsinnig und unnütz gewesen. Warum hatte sie das getan? Warum? Sie hatte sich nie Gedanken darum gemacht. Es hatte keine Zweifel, kein Bedauern gegeben. Sie hatte eben getötet, weil ihre Macht ihr die Befähigung dazu gegen hatte. Recht und Unrecht, Richtig oder Falsch waren nicht von Belang gewesen. Doch jetzt … jetzt wo sie sich vor all diesen Morden verantworten musste, wo es nötig war, sich dafür zu erklären, gab es keine Verteidigung. Sie WAR ein Monster. Eine gewissenlose, mordende Bestie. Es gab keine Erlösung für diese Taten. Eine Rehabilitation war unmöglich. Wie es aussah, musste sie für alle Ewigkeit hier bleiben. Musste sich der Gerechtigkeit stellen, die von den getöteten Seelen ausgeübt wurde.
So bekam Azgeth nicht mit, wie ihr Körper abkühlte, wie sich nach Stunden des bewusstlosen Herumliegens einige Gestalten näherten und anfingen die offenbar hilflose Frau zu durchsuchen. Auch war sie sich nicht bewusst, dass diese Dinge finden könnten, die besser unentdeckt geblieben wären.
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