|| Coruscant ▫ City ▫ obere Ebenen ▫ Raumhafen ▫ Cafe || ▫ Azgeth
Es gestaltete sich in etwa so schwierig wie sie vermutet hatte. Immer wieder fing sie von vorne an, um dann doch am Ende alles wieder zu löschen. Ihr fielen einfach nicht die richtigen Worte ein. Keine Silbe, die das erklären konnte, was geschehen war. Möglicherweise war das einer dieser Fälle, in denen Worte einfach nicht ausreichend waren. Dennoch musste sie Alaine irgendeine Nachricht hinterlassen. Dies und vieles anderes war sie ihr mehr als schuldig. Immer und immer wieder las sie den Text und jedes Mal formulierte sie um. Selbst als der fertige Text stand, überkam sie der Wunsch erneut zu beginnen. Aber es brachte nichts. Sie konnte noch tagelang daran sitzen, ihre Nachricht würde niemals ausreichend sein. Also musste sie sich mit dem zufrieden geben, was sie hatte. Doch vorerst würde sie mit dem Abschicken der Nachricht noch etwas warten. Wer wusste schon welche Mittel ihrer Freundin zur Verfügung standen? Sie wollte ihr keine Möglichkeit zum Reagieren geben, daher würde sie mit dem Verschicken der Nachricht bis kurz vor dem Abflug warten.
Mittlerweile saß Azgeth einige Stunden hier und es wurde Zeit sich um die letzten Angelegenheiten zu kümmern. Ihre Nase hatte sie bereits behandeln lassen, nun musste sie nur noch den Zeitpunkt der Abreise erfahren. Da ihr Pilot noch nicht genau wusste wann es losging, konnte sie getrost davon ausgehen, dass sie am heutigen Tag nicht mehr starteten. Der Gleiter erwartete sie bereits vor dem Raumhafen, so konnte es schnell zu ihrer Wohnung gehen. Der Vermieter musste über ihren Auszug in Kenntnis gesetzt und eventuelle bürokratische Angelegenheiten erledigt werden. Bis es soweit war, erreichte sie die Antwort von Jace, der den Abflugtermin auf den morgigen Vormittag verschob. Also hatte sie ihn richtig eingeschätzt. Allzu viel Zeit hatte sie also nicht mehr. Der "geliehene" Gleiter war in Topzustand, gerade ein paar Monate in Gebrauch, es wäre demnach dumm, ihn nicht vorher noch zu verkaufen. Viel Zeit einen geeigneten Käufer zu finden, stand ihr allerdings nicht zur Verfügung. Egal.
Da sich der Vermieter nicht im Hause aufhielt, bot es sich an, diese Sache sofort zu erledigen. Die Adressen mehrerer Händler für gebrauchte Gleiter wurden den Infoseiten entrissen und der Weg zu diesen ermittelt. Insgesamt entpuppte sich dieser "Ausflug" als interessante Unternehmung. Anschauungsunterricht für die Skrupellosigkeit mancher Geschäftsmänner. Den zweiten Händler auf der Liste hätte die Ex-Sith für seine Unverschämtheit fast zusammengeschlagen. Er hatte ihr allen Ernstes nicht mehr als 2.500 anbieten wollen. Das war gerade mal 1/8 des Kaufpreises, wenn nicht sogar weniger. Für einen Gleiter der nicht einmal ein Jahr in Betrieb war und bis auf marginale Mängel wie neu aussah. Nach dem Besuch des Vierten Händlers konnte sie dieses Gebaren erst Recht nicht verstehen, da sie dort wesentlich mehr herausschlagen konnte, wenn auch nicht soviel, wie sie eigentlich erwartet hätte.
5.000 brachte ihr das Geschäft schlussendlich ein, ihrer Meinung nach pure Abzocke, aber was sollte sie machen? Der Verkauf musste heute erledigt werden. Immerhin noch weitere fünftausend auf ihrem Konto. Damit hatte sie gute 20.000 Credits an Barem in ihrer Tasche. Damit sollte man einiges erreichen können. Den Rückweg trat sie mit den öffentlichen Verkehrsmitteln an, was soviel Zeit in Anspruch nahm, dass der Vermieter bei ihrer Ankunft bereits wieder zu Hause war. Perfekt. Damit konnten die Formalitäten in Angriff genommen werden. Eine so plötzliche Wohnungsräumung gefiel diesem nicht besonders, aber schließlich einigten sie sich, nicht zuletzt aufgrund finanzieller Zugeständnisse seitens der Dunkelhaarigen.
Damit waren sämtliche Dinge auf Coruscant erledigt, und ihre letzte Nacht auf diesem Planeten brach an. Sie war fast ein wenig aufgeregt. Sie hatte nicht den geringsten Schimmer was sie auf Naboo erwartete, aber mit Sicherheit würde es etwas Neues für sie sein. Jetzt nachdem es mehr geworden war als bloß ein Gedanke, überkam sie Vorfreude. Sie war verdammt neugierig und ein Gefühl von Freiheit kam auf. Würde sie wirklich den Sprung schaffen und zu sich selbst finden? Sie hatte schon sehr viel erreicht, aber die nächsten Schritte mussten einfach auf einem anderen Planeten erfolgen. Hier waren immer noch zu viele Gefahrenzonen, Orte und Personen, die ihre mühsam errungenen Fortschritte ins Nichts blasen konnten. Die letzte Nacht auf Coruscant verging ohne erwähnenswerte Probleme, lediglich ein wenig Unruhe hatte den Schlaf beeinflusst. Die Vorfreude hatte sich in Nervosität verwandelt. So etwas Lächerliches! Sie hatte vor Exekutoren und Imperatoren gestanden und nun machte sie eine einfache Reise zu einem Nervenwrack? Da sollte einer den menschlichen Geist, die menschliche Seele verstehen.
Zum Glück hatte sie nicht genügend Zeit um sich länger mit ihrem Unwohlsein zu beschäftigen. Um pünktlich am verabredeten Dock, bzw. Gate zu sein, musste sie recht früh aufstehen, weshalb sie unverzüglich ihr morgendliches Programm startete. Das sanfte, warme Prasseln der Wassertropfen gab ihr einen Teil ihrer Zuversicht zurück. Eine – für alles bereite – Azgeth kam aus dem Bad und packte ihren Traveler - Rucksack. Ein letzter prüfender Rundgang versicherte ihr nichts vergessen zu haben. Zeit zum Aufbruch. Sie verließ die Wohnung und warf die Zugangskarte in den vereinbarten Briefschlitz. Auf Wiedersehen Coruscant. Viel war hier geschehen, doch ihr Leben ging woanders weiter. Den bereits im Voraus ermittelten Weg nahm sie nun zum Eastport – Raumhafen, welcher früher in Sichtweite kam als gedacht. Eine schnelle Verbindung am heutigen Morgen. Somit war sie über eine Stunde zu früh. Super! Das nahe liegende folgte. Azgeth setzte sich erneut in ein Cafe und nahm noch etwas zu ihrer Stärkung zu sich.
Sie wollte nicht blöd herumsitzen wenn Jace noch Vorbereitungen zu tätigen hatte, daher wartete sie lieber im Terminalbereich und genoss das letzte Getränk auf diesem Planeten. Regelmäßig glitt ihr Blick zur Uhr im Eingangsbereich, um auch nicht zu spät zu kommen. Noch ungefähr eine Viertelstunde bis zum genannten Zeitpunkt. Nun konnte sie problemlos die Nachricht verschicken. Sie ließ die Bezahlung liegen und verließ noch einmal den Raumhafen um zur nächstgelegenen Plattform zu gelangen. Der Blick über die Kante verriet über hundert Meter Abgrund. Sehr gut. Azgeth nahm ihren Kommunikator zur Hand und rief die Nachricht auf. Ein wenig viel Gefühlsdudelei, aber wie sie schon erkannt hatte, war es kaum möglich die perfekten und passenden Worte zu finden. Mit einem festen Fingerdruck wurde die Nachricht versand und eine Bestätigung empfangen.
***** Com - Nachricht an Alaine Aren *****
Alaine!
Viel ist geschehen und viel Zeit ist vergangen seit wir uns das letzte Mal sahen. Heute will ich Dir einen Teil der Antworten auf die Fragen geben, die Du dir sicherlich gestellt hast. Erst heute habe ich den Mut gefunden die Geschehnisse in Worte zu fassen, auch wenn es schwierig ist.
Was ich getan habe wird Dich unvorbereitet und völlig unerwartet getroffen haben. Mich jedenfalls hat es vollkommen überrascht. Warum und wieso ich ging kann ich selbst heute nicht genau sagen. Was ich Dir sagen kann ist, dass es mir einigermaßen gut geht.
Die Nachricht die Du an mich sandtest hat mich erreicht, doch kam ich nie dazu sie richtig zu lesen. Die Fragen wären zu viel für mich gewesen. Ich weiß nicht was Du seitdem von mir denkst, damals hatte ich Angst vor der Wahrheit. Ich kann mir vorstellen wie enttäuscht Du bist. Ich kann mir vorstellen, dass Du wütend bist. Beides kann ich gut verstehen, mir ginge es an deiner Stelle wahrscheinlich genauso.
Doch was soll ich sagen? Es gibt Dinge, die geschehen, ob wir sie verstehen oder nicht. Manche können passieren, andere müssen es. Heute bin ich überzeugt davon, dass dieser Schritt zu den notwenigen gezählt hat. Die Reden der Jedi mögen mich beeinflusst haben, doch hätten sie dies nicht vermocht wenn nicht schon etwas vorhanden gewesen wäre, dass nicht mehr in Ordnung war. Wie ich inzwischen weiß habe ich mich mit der Zeit immer mehr verloren bis ich nicht mehr ich selbst war. Ich war geblendet von mir selbst und meinem Wahn, den ich mittlerweile erkannt habe.
Es tut mir leid, dass ich Dir nie zugehört habe. Ich glaube wir standen uns zu Nahe - es ist schwierig zu erklären. Seit dem Moment als ich ging, habe ich viel mit mir selbst zu tun gehabt. Ich habe Vieles verstanden und mich von einigem Überflüssigen getrennt. Doch wie das mit Antworten so ist, gab es stattdessen nur wieder neue Fragen auf die ich eine Antwort finden muss.
Ich weiß wer ich nicht bin, doch wer ich bin? Diese Frage bleibt weiterhin ungeklärt.
Diese Antwort - oder wenigstens ein Teil davon - ist mir persönlich sehr wichtig. Aus diesem Anlass schreibe ich Dir heute. Ich werde auf die Suche nach mir selbst gehen, wobei ich nicht weiß wie lange sie dauert und wohin sie mich führt. Ob und wann ich mich noch einmal melden werde ist ungewiss. Gerne würde ich zu Dir kommen und alles mit Dir teilen, doch habe ich zuviel Angst davor. Bevor ich den verlorenen Teil meines Ichs nicht gefunden habe, kann ich Dir nicht in die Augen sehen. Ich weiß nicht ob Du das verstehen kannst oder nicht, aber so ist es. Möglicherweise interessiert Dich das alles nicht mehr, vielleicht wünschst Du mir den Tod an den Hals.
Ich kann nur für mich sprechen und ich weiß dass meine Gefühle für Dich genauso freundschaftlich sind wie am ersten Tag. Was auch passieren mag, für mich wirst Du immer eine Freundin bleiben. Ich kann nur hoffen dass meine Taten nicht dafür gesorgt haben dass wir uns als Feinde gegenüberstehen werden. Ich wünsche Dir alles erdenklich Gute. Möge die Macht immer mit Dir sein und über Dich wachen.
Auf das wir uns eines Tages wieder sehen.
In tiefster Verbundenheit
Azgeth
P.S. Ich werde dieses Com - Link zerstören und den Planeten umgehend verlassen, versuche also gar nicht erst mich zu finden.
***** Com - Nachricht Ende *****
Ein leichtes Lächeln umspielte die Lippen der Machtbegabten als sie ihr Comlink losließ und es im freien Fall dem mehrere Ebenen tiefer gelegenen Boden entgegenraste um dort zu zerschellen. Wer warf schon seinen Kommunikator weg? Sie tat es, weil sie nicht genügend Ahnung von Sicherheitstechnik hatte. Möglicherweise konnte man die ID dieses Gerätes in irgendeiner Weise zurückverfolgen und sie somit eventuell aufspüren. Dieses Risiko, wenn es denn eines war, wollte sie einfach nicht eingehen.
So. Hier gab es nichts mehr für sie. Es wurde Zeit Jace aufzusuchen, bzw. ihren Flug zu erwischen. Jetzt musste sie nur noch Dock 54357 finden. Ihre Füße setzten sich in Richtung Raumhafen in Bewegung.
|| Coruscant ▫ City ▫ obere Ebenen ▫ vor dem Eastport - Raumhafen || ▫ Azgeth