- Coruscant - City - Einkaufspromenade -
Die hohen Pfenningabsätze klackerten auf dem glatt polierten Boden einer der exklusivsten Einkaufsmeilen Coruscants. In Valara Wingstons rechter Armbeuge baumelte eine winzige Handtasche aus Schlangenleder, an ihrem linken Handgelenk klirrten zahlreiche silberne Armreifen. Mit schwingenden Hüften und zügigen Schrittes rauschte sie in der Mitte der Straße an den Geschäften vorbei. Ein großer Hut mit breiter Krempe schützte ihre empfindliche Haut vor der Sonne und bewahrte sie vor all zu neugierigen Blicken. Valara war es gewohnt, dass man sie anstarrte. Wo immer sie hin ging folgten ihr die Blicke der Männer - so war das nun einmal, wenn man eine makellose Schönheit war. Sie hatte sich für einen kleinen Einkaufsbummel durch die Juwelierläden entschieden. Natürlich kaufte sie sich keinen Schmuck selbst! Ihre Philosophie war, dass es viel praktischer war sich Schmuck schenken zu lassen und daher suchte sie sich lediglich aus, welche Stücke ihr besonders gut gefielen, um diese dann später bei ihren zahlreichen Verehrern als deren Geschenk an sie zu positionieren. Männer zu manipulieren war so einfach! Dieses Spiel beherrschte sie nahezu perfekt. Natürlich hatte sie sich, trotz ihres ursprünglichen Vorhabens für diesen Tag, rein zufällig auch noch in diverse Modeboutiquen verirrt, in denen sie einige neue Kleider und Schuhe erstanden hatte. Diese wurden nun getragen von einem Droiden und einem Diener ihrer Mutter, die in gebührendem Abstand hinter ihr her marschierten. Anfangs war der Angestellte noch unmotiviert durch die Gegend geschlurft, doch Valara hatte ihm den Kopf zurecht gerückt und ihm erklärt, wie geschmeichelt er sich fühlen durfte, sie zum Shopping zu begleiten, was ihn auch prompt dazu veranlasst hatte, sich zusammen zu reißen und die Schultern zu straffen anstatt herum zu lümmeln wie ein Halbwilder, der erst vor drei Tagen gelernt hatte aufrecht zu gehen.
Als sich ihr Komlink meldete und melodisch in ihrer Tasche vibrierte, formte Valara ihre Lippen zu einem überraschten "oh", schnippte den Verschluss ihrer Handtasche mit den Fingern auf und zog das kleine Gerät hervor, um die neu eingetroffene Textnachricht zu lesen. Zweifelsfrei musste es um etwas extrem wichtiges gehen! Vielleicht eine Einladung zum Dinner mit dem Gouverneur? Eine solche würde Valara ganz unbekümmert ablehnen. Politiker lagen ihr nicht besonders, die redeten viel zu viel. Nicht einmal im Bett standen die kleinen Mäulchen still, was dann und wann recht anstrengend sein konnte. Valara handelte lieber statt tiefgehende Gespräche zu führen und wenn, dann war es ihr lieber selbst zu reden als stundenlang zuzuhören. Das war so ermüdend, dabei schlief sie bloß ein. Zu ihrem Erstaunen war es jedoch keiner ihrer Verehrer, der sich bei ihr via Kom gemeldet hatte, sondern ihr Neffe, der sich endlich dazu herab ließ seiner besorgten Tante zu antworten! Entzückt rief Valara die Nachricht auf. Sie hatte seit Ewigkeiten nicht mehr mit Adrian gesprochen und schon gar nicht mehr geglaubt, dass er ihr antworten würde - nachdem sie ihm bereits vor mehreren Stunden eine Nachricht geschickt und bisher keine Antwort erhalten hatte! Umso besser, dass er nun ein Treffen vorschlug. Genau so hatte sich Valara das vorgestellt! Den Ort, den er als Treffpunkt vorschlag, kannte sie indes nicht. Renee würde heraus finden müssen, wo sich dieses "Honey House" befand und was das überhaupt war. Dummerweise war Renee...
"Ach, da bist du ja!"
Wie passend! In genau diesem Augenblick war Renee wieder zu ihr gestoßen. Valara hatte ihre Gesellschafterin beauftragt ein paar äußerst empfindilche Kleidungsstücke in die Reiningung zu bringen und die Säuberung persönlich zu überwachen. Es hatte nicht lange gedauert und Renee trug nun eine große Schutzhülle, in der die Kleidung verborgen war.
"Gib das dem Diener."
Meinte Valara beiläufig und zeigte Renee die Adresse, die Adrian ihr übermittelt hatte.
"Ich muss dringend wissen, wo dieser Ort ist. Mein Neffe wartet dort auf mich. Ich werde ihn morgen früh treffen."
Sie klang dabei sehr entschlossen. Es würde der letzte Punkt auf ihrer Liste sein, bevor sie Coruscant wieder verließ. So nett es hier auch gewesen war, sie benötigte wieder mehr Ruhe. Außerdem bekam ihr der Lärm nicht, von den Abgasen und dem Gestank ganz zu schweigen. Zudem wirkten sich die schlechten Umweltverältnisse gravierend auf ihren Teint aus. Seufzend beobachtete sie, wie Renee zu einem der Routenterminals ging und sich einen Stadtplan anzeigen ließ. Coruscant war groß, selbst jemand der hier aufgewachsen war konnte sich unmöglich überall zurecht finden und Valara, die es gewohnt war sich von einem Chauffeur herum fahren zu lassen, erst recht nicht. Sie vertrieb sich die Zeit, in der sie auf Renee wartete, damit, eine Frau und ihr schreiendes Kind zu beobachten. Offenbar hatte der kleine Junge kein Interesse daran, seiner Mutter in diverse Geschäfte zu folgen und ihr beim Einkaufen zuzusehen. Sowas ungezogenes.
"Ich habe es."
Renee tauchte wieder hin ihr und Valara hob fragend die Augenbrauen.
"Das Etablissement befindet sich in den unteren Ebenen."
"Den unteren Ebenen?"
Valara rümpfte die Nase. Was trieb ihr Neffe dort unten? Konnten sich die Jedi keinen anständigen Unterschlupf mehr leisten? Nun gut, sie waren nicht unbedingt willkommen im imperialen Corsucant. Valara seufzte.
"Und was für ein Etablissement ist es genau?"
Wollte sie wissen und ahnte die Antwort bereits, als ihre Zofe errötete.
"Ein Bordell! Das ist ja unfassbar! Ausgeschlossen, dort werde ich keinen Fuß hinein setzen!"
Stellte sie klar.
"Das ist eindeutig unter meiner Würde. Alleine der Gedanke an die unteren Ebenen ist verstörend!"
"Aber sagtet Ihr nicht, Adrian käme ganz nach seinem Vater?"
Nun war Valara ernstlich verwirrt.
"Exodus? Inwiefern?"
Eigentilch war der Junge ihrem Cousin nicht unbedingt ähnlich. Exodus war impulsiv und unbedacht, während Adrian das nachdenkliche Wesen seiner Mutter hatte.
"Ist Exodus nicht auch so stur?"
Gab Renee zu bedenken. Nun verstand Valara.
"Oh, ach so. Ja, das ist er... ein unglaublicher Dickkopf... und Adrian ganz genauso. Er war immer ein wirklich netter Junge mit den besten Manieren, aber wenn er sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, konnte ihn keine Menschenseele davon abbringen! Ganz genau wie Exodus! Fürchterlich!“
Theatralisch seufzte Valara.
„Wie spät ist es?“
Wollte sie wissen. Renee warf einen Blick auf ihr Chrono.
“Kurz vor vier. Zeit für den Nachmittagstee.“
„Ja, tatsächlich.“
Nickte Valara. Sie hatte bereits alles für ihre Abreise von Coruscant geplant und wenn sie Adrian sehen wollte, dann würden ihr nur der Termin und der Ort bleiben, den er vorgeschlagen hatte. Immerhin würden dort keine neugierigen familiären Ohren mithören können. Was sie ihm sagen wollte, war nur für ihn bestimmt. Alad wäre sicherlich nicht begeistert davon, wüsste er, dass Valara vor hatte, ihren Neffen zu ermutigen, weiter nach seiner Schwester zu suchen.
„Nun gut.“
Entschied sie also.
„Machen wir uns auf den Weg zum Tee und morgen früh werden wir meinen Neffen besuchen. Ich brauche natürlich ein Mitbringsel. Ich kann den Jungen freilich schlecht besuchen ohne ihm etwas mitzubringen. Was wäre ich da für eine Tante!“
Valara zückte erneut ihr Kom, um auf Adrians Nachricht zu antworten. Er sollte sich bereit halten, wenn sie sich schon für ihn in die unteren Ebenen begab - alleine bei dem Gedanken daran schauderte ihr - und sie an der Türe empfangen. Das war schließlich das mindeste!
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