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"Das klingt nach den Geschichten, die ich früher als Kind immer gehört habe." Markus nickte. Das war ihm sehr wohl bewusst. Früher hatten alle Kinder heldenhafte Geschichten über Jedi gehört. Die Vorstellung eines Lichtschwerts hatte Erstaunen hervorgerufen, die unfassbaren Fähigkeiten ein bewunderndes Leuchten in die Augen gezaubert. Der Jedi-Meister konnte sich noch gut daran zurückerinnern. Damals konnte er stolz auf sich und den Orden sein. Er konnte stolz auf seine Fähigkeiten und seine Herkunft sein. Jetzt war das ein bisschen anders. Man musste sich als Jedi verstecken, im Untergrund leben und durfte sich nicht verraten, sonst konnte man schnell dem Tode geweiht sein. Die Sendung über die öffentliche Hinrichtung der aufgegriffenen Widerständler war das, was man sich unter der neuen Ära vorstellen konnte. Krieg, Niederlagen, Frustration und Verderben... Es sah nicht gut aus für jemanden wie ihn. Und doch durften sie die Hoffnung auf bessere Zeiten nicht aufgeben.
Während er in sein leeres Whiskeyglas starrte und so über die offenen Tatsachen nachdachte, schwappte Shana schon wieder vor Begeisterung über. Sie redete sich in Rage, träumte ebenfalls von vergangenen Tagen. Die Freude sprach aus ihr, als sie über den Urlaub mit ihrem damaligen Freund erzählte.... Freund. Ihr Freund? Unbewusst sah Mark genau bei diesem Wort auf. Sie waren auf Naboo gewesen. Tatsächlich ein wunderbarer Planet - Er hatte ihn vor kurzem noch besucht.
"Es scheint, als wäre der Krieg an Naboo vorbeigezogen..."
, warf er nebenbei in ihre Ausführungen ein, um nicht völlig unbeteiligt an dem Gespräch zu sein und einen Dialog zumindest halbwegs vorzuschwindeln. Als er sie so ansah, blieb ihm das Leuchten ihrer Augen nicht verborgen. Sie waren strahlend Blau, wie die Seen auf Naboo in der Nachmittagssonne.
"Was ist seither geschehen? Warum ist er nicht mehr bei dir?"
, brach der Corellianer hervor, ohne dabei darüber nachzudenken, ob die junge Schönheit überhaupt darüber sprechen wollte. Waren sie noch zusammen? Es schien nicht so, sonst wäre er wohl an diesem Abend anwesend. Vielleicht war er sogar zusammen mit ihr zum Widerstand gegangen und dort... Sollte er eines der zahlreichen Opfer des Krieges geworden sein? Oder hatte er sie verlassen, als sie diesen großen Wandel durchlebt hatte, von dem sie Mark bereits erzählt hatte? Vielleicht hatte auch sie Schluss gemacht, obwohl man zugeben musste, dass es sich bei diesen tollen Erinnerungen nicht danach anhörte. Markus war neugierig. Langsam merkte er auch die Wirkung des Alkohols, doch er hatte noch lange nicht genug, bedachte man, dass er von corellianischer Abstammung war. Shana hatte ihr Glas noch nicht geleert, also bestellte er nur für sich - ein Bier und einen weiteren Whiskey.
Nun ging es darum, die nächste Frage zu beantworten. Die Talusianerin wollte wissen, was das beeindruckendste Ereignis oder die beeindruckendste Person in seinem Leben war. Im ersten Moment hätte er fast ihren Namen genannt, doch konnte er sich gerade noch daran hindern. Es überraschte ihn selbst, was er beinahe gesagt hätte. Vielleicht war es doch schon genug der Spirituosen, dass er nicht mehr Herr seines Verstandes war und leichtfertige Antworten zu geben drohte. Nun nahm er sich doch noch etwas Bedenkzeit, indem er erst einmal von dem frischen, kühlen Bier trank.
"Der erste Blick vom Cockpitfenster auf den Todesstern! Das war auf jeden Fall ein sehr beeindruckender Augenblick."
Doch das war nur ein Ausschnitt aus seiner Zeit als Jedi, welchen er hierzu nennen konnte. Sie hatten ja bereits darüber gesprochen, dass dieser riesige Kampfstern ein Wunder der Technik war und die Tatsache allein, dass Markus diese Station betreten hatte, war schon sehr beeindruckend. Dann blieb aber immer noch die Frage nach einer interessanten Person.
"Meine Zwillingsschwester."
, murmelte er schließlich und sah in der Antwort auch noch Erklärungsbedarf, weshalb er sofort fortsetzte:
"Mel ist ihren Weg gegangen, wie sie es wollte, auch wenn ich nicht immer ihrer Meinung war... Nein, das ist zu milde ausgedrückt - Ich habe ihr das Leben zeitweise sogar sehr schwer gemacht!"
Der Corellianer schwenkte das Glas. Die Schaumkrone des Bieres hatte sich schon längst in seine Bestandteile aufgelöst, was dem guten Geschmack jedoch nichts ausmachte.
"In jungen Jahren verlor ich sie auf Tatooine an einen Farmer.... Der Kerl gefiel mir nicht! Ich kann dir heute nicht einmal sagen, was mir an ihm nicht gefiel. Ich weiß nur, dass ich etwas dagegen hatte, meine kleine Schwester bei ihm zurückzulassen."
Markus schmunzelte, auch wenn nicht klar war warum.
"Ich hab ihn nach Strich und Faden verprügelt, als das Schwein verkündete, er hätte sie defloriert! Darauf bin ich heute noch stolz und ich würde es jederzeit wieder tun... Mel sah das allerdings etwas anders. Sie sprach kein Wort mehr mit mir, wollte nichts mehr mit ihrem Zwilling zu tun haben..."
Das Glas fand seinen Weg zum Mund und der junge Mann fühlte die kühle Flüssigkeit, die langsam aber sicher seine Kehle hinabrann.
"Egal was damals passiert ist, ich bin in gewisser Weise stolz auf sie, wie sie ihr Leben meistert! Sie hat den Kerl geheiratet, besitzt eine Farm auf Tatooine und hat dort ihre Familie gegründet. Ich habe einen Neffen!!"
Markus stellte das Glas ab und griff an seinen Allzweckgürtel, an dem neben vielen anderen Dingen ein kleiner, runder Holoprojektor hing. Diesen löste er von der Schnalle, aktivierte ihn und stellte ihn in die Mitte des Tisches. Sofort leuchtete eine bläuliche Projektion auf, welche eine junge Frau mit einem Jungen darstellte. Die Frau hatte Marks Gesichtszüge - wenn auch weiblicher gestaltet, sah man die Ähnlichkeit. Ihr Haar war dunkel und lang, bis über die Schultern hinab. Das Kind war blond gelockt, etwa im Alter zwischen 10 und 12 Jahren. Ein junger, kräftiger Bursche, dem man ansah, dass er fleißig auf der Farm mithalf.
"Sein Name ist Finn!"
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