[Coruscant, Obere Ebenen, Raumhafengegend, Noas Wohnung]- Noa, Cris
Kam es ihm nur so vor, oder amüsierte sein wenig stringentes Herumdrucksen Noa königlich? Cris hatte fast den Eindruck, als kräuselten sich die Lippen der Widerstandskämpferin zu einem mühsam unterdrückten Grinsen – und trotz der Implikationen eines solchen sah sie immer noch wunderschön aus! – bevor sie schließlich das Thema hin zum Essen änderte und schließlich fast fluchtartig das Sofa in Richtung der Kochecke verließ. Vermutlich befürchtete sie, Cris würde auf seine unbedachten Worte noch weniger bedachte Taten folgen lassen… Schließlich war er der ehemalige Vollstrecker des Imperiums und über Leichen gehende Agent der Republik, gewohnt, sich das, was er wollte, zur Not mit Gewalt zu nehmen. Diesen Eindruck hatte er bedauerlicherweise mehr in Noa erweckt – er konnte sich an keines der Probleme erinnern, von Cert, über die geschlossene Tür des Wohnhauses bis hin zur Zeltron, das er am vergangenen Tag ohne Gewalt oder zumindest den Gebrauch seiner Waffe gelöst hätte. So klang Noas nachgeschobenes Kompliment in seine Richtung fast wie Hohn – ein guter Mensch, natürlich. Vor kurzer Zeit war er noch ein blutrünstiges Monstrum und eine potentielle Zeitbombe gewesen. Andererseits… vielleicht hatte er es in den letzten Tagen wirklich geschafft, Noas Bild von ihm nachhaltig zu beeinflussen?
„Machen Sie sich keine… ach, was soll’s…“
Es war ohnehin schon zu spät. Noa stand an ihrer Kochstelle und war bereits damit beschäftigt, eine weitere Portion des zugegebenermaßen sehr wohlschmeckenden Auflaufs für ihn vorzubereiten, was ihn exakt in die Lage versetzte, die er hatte vermeiden wollen: sie arbeitete und er saß untätig auf ihrer Couch, ließ sich von ihr nach Strich und Faden bedienen. Nun, ganz so schlimm war es nicht… außerdem bot sich ihm so die Gelegenheit, während Noa mit dem Essen beschäftigt war, das Spiel ihrer braunen Haare zu beobachten, die bei jeder leichten Bewegung in einer wellenartigen Verlagerung anders über ihre Schultern zu fallen schienen… und es fiel ihm gar nicht schwer, sich vorzustellen, wie sich ihre haselnussbraunen Augen auf ihre Arbeit konzentrierten und sie ihre ansehnlichen Lippen möglicherweise vor Konzentration leicht zusammenpresste. Nein, natürlich tat sie das nicht – das Aufwärmen eines Auflaufs war keine Astronavigation. Aber vorstellen konnte er es sich. So wie er sich an das Funkeln in ihren Augen erinnern konnte, als sie ihren Bruder zur Rede gestellt hatte. So ein lebendiges Feuer… Warum stand er nicht einfach auf, um einen besseren Blick auf sie zu erhaschen? Sie schien ihn ja höchstens amüsant zu finden, nicht unangenehm – und das war ein großer Fortschritt.
Als er sich tatsächlich aus dem Sofa erhob, klopfte sein Herz ihm seltsamerweise bis zum Hals. Dabei war alles ganz harmlos – er würde ihr die Teller abnehmen, zum Tisch bringen, artig seine zweite Portion essen und sich darum bemühen, das Gesprächsthema nicht wieder auf imperiale Kriegsverbrechen zu lenken. Irgendwann würden sie ihre Wohnung dann verlassen und wieder gemeinsam für die Sache der Defender arbeiten. Oder getrennt. Alles andere war wilde Fantasie, der Hitze des Augenblicks entspringen. Vermutlich Nachwirkungen seiner gefühlt hundertsten Nahtoderfahrung. Sonst nichts. Was konnte Noa Chanelle Cortina auch schon mit Cris Sheldon anfangen, außer ihn ihrer Widerstandsgruppe als wertvollen Aktivposten zuzuführen?
Wie ihr Haar wohl roch? Oder sich anfühlte, wenn er es wie zufällig von ihrer Schulter strich?
„Noa, ich…“
Er hatte keine Ahnung, was er als nächstes hatte sagen wollen – mittlerweile stand er fast direkt neben ihr, ohne die Überbrückung der Distanz sonderlich registriert zu haben – sodass sein Mund für einen Moment untätig offen stand. Dann klopfte es an der Tür und der Mund klappte zu.
„Ähm… soll ich aufmachen?“
[Coruscant, Obere Ebenen, Raumhafengegend, Noas Wohnung]- Noa, Cris