- Coruscant – Eastport Raumhafen – Landebucht – Mit Pablo -
Der alte YT-1200 war fast startbereit. Cloé und Jesper und auch der Pilot waren bereits an Bord. Ric Pelino war ein Rodianer, einer von der Sorte Piloten, die sich ihren Unterhalt damit vertrieben, fragwürdige Frage und flüchtige Passagiere von A nach B zu transportieren. Für Noa und ihre Familie schien er genau der richtige Mann. Er hatte einen Haufen Credits für den Flug nach Lianna gefordert und Matteo Cortina hatte ihn im Voraus bezahlt, größtenteils von seinem eigenen Geld, aber auch von Jespers Gespartem. Cloés Freund hatte darauf bestanden, dass er und Cloé für ihre eigenen Reisekosten aufkamen, so gut es eben ging. Trotz des stolzen Preises für die Reise machte der alte Frachter einen eher armseligen Eindruck. Es war das erste Mal seit Jace Chorios und Barad Selby, dass Noa nicht von einem Schiff, mit dem sie Corsucant verließ, beeindruckt war. Sie stand neben Pablo vor dem Frachter. Die Gangway war noch herunter gefahren und die letzten Vorbereitungen für den Start befanden sich in ihren Endzügen. Sie hatte die Nacht über nur schlecht geschlafen und obwohl sie nicht miteinander gesprochen hatten, glaubte Noa, dass es Cloé ähnlich gegangen war. Ihre Schwester hatte dunkle Ringe unter den Augen und gerötete Pupillen. Ohne Zweifel hatte sie viel geweint.
„Sie wird schon wieder mit dir reden.“
Wie immer fiel es Pablo leicht, Noas Gedanken zu erraten.
“Meinst du?“
Noa war sich da nicht so sicher. Seit ihrem Streit herrschte Funkstille zwischen ihr und Cloé. Ihre Zwillingsschwester nahm ihr noch immer übel, was passiert war. Wegen Noa war sie gezwungen ihre Heimat zu verlassen. Es mochte Leute geben, die freiwillig von Coruscant flohen um Schutz in der Republik zu suchen, doch nicht so Cloé. Imperium hin oder her, wäre es nach ihr gegangen, wäre sie für immer hier geblieben.
“Immerhin haben wir Jesper als Puffer dazwischen.“
Noa verdrehte die Augen. Irgendwann musste Cloé natürlich wieder mit ihr sprechen, spätestens wenn sie auf Lianna ankamen, doch bis dahin konnte es eine harte Zeit werden und der Flug war nicht kurz.
„Noa, kommst du?“
Jespers blonder Schopf erschien oberhalb der Einstiegsrampe. Er winkte Pablo zu.
„Wir sind so weit!“
“Gib mir eine Minute!“
Noa drehte sich wieder zu Pablo um, der Jesper noch einmal winkte. Sie hatten sich vorhin schon voneinander verabschiedet. Es waren jetzt nur noch sie beide.
„Schreib mir, wenn ihr angekommen seid.“
Sagte er. Noa nickte. Sie hatte ihm das Komlink gegeben, das sie ursprünglich von Cris erhalten hatte. Es war ein modifiziertes Gerät, das gesendete und empfangene Nachrichten über mehrere Relaisstationen umleitete, um den ursprünglichen Absender bzw. Empfänger zu verschleiern. Dies half in der Kommunikation zwischen imperialen und republikanischen Welten. Cris besaß das zweite, zugehörige Komlink und Noa hatte vor, Pablo von diesem aus zu schreiben, sobald sie Cris auf Lianna getroffen hatte – vorausgesetzt natürlich, dieser hatte Interesse daran, überhaupt mit ihr zu sprechen.
„Und vergiss nicht, deinen Verband regelmäßig zu wechseln.“
Pablo lächelte.
„Rámon wollte unbedingt, dass ich dich daran erinnere.“
“Mach' ich.“
Noa verdrehte die Augen. Sie war ja nicht blöd. Ihr Bruder umarmte sie, vorsichtig, und der wirkliche Moment des Abschieds war gekommen. Gleichzeitig mit dieser Erkenntnis spürte Noa die vertraute Panik in sich aufsteigen, der Grund warum sie Verabschiedungen so hasste. Sie riss sich von Pablo los, brachte Abstand zwischen sich und ihn und beeilte sich, die Gangway hinauf zu laufen.
“Ich schreib', sobald ich kann!“
Rief sie ihm zu und das Lächeln ihres Bruders begleitete sie nach oben.
„Noa?“
Widerwillig blieb sie stehen.
„Vergiss nicht, was ich dir gesagt habe.“
Ihre Blicke trafen sich noch einmal, Seele zu Seele. Sie schüttelte den Kopf. Wie könnte sie? Sie hob eine Hand und Pablo, ihr Bruder der nur einen Arm hatte, hob die seine, so lange bis er sie nicht mehr sehen konnte.
- Coruscant – Eastport Raumhafen – YT-1200 Frachter -