[ Coruscant – Obere Ebenen – Biotop | mit Giselle]
Es zeugte von einer gewissen Ironie, in einer künstlichen Umgebung wie der des Biotops von Coruscant von echten Gefühlen zu sprechen. Sie zum ersten Mal zu offenbaren. Exodus war sich dieser Ironie bewusst. Vielleicht musste es auch so sein. Es war typisch für ihn, die guten Dinge in seinem Leben immer erst dann zu bemerken, wenn sie fort waren oder ihm zu entgleiten drohten. Giselle hatte ihm gekündigt, sie hatten Fresia hinter sich gelassen und nach dem Zwischenfall auf dem Empfang, der mittlerweile in die Historie der coruscantischen Boulevardmedien aufgenommen worden war, hatte die Vahla ihm den Rücken gekehrt. Ein Abschied in kleinen Schritten. Nie hatte er es verstanden. Es war, als fehlte ihm jedes Geschick dafür sein Glück festzuhalten. Als erkannte er es einfach nicht, selbst wenn es direkt vor ihm stand. Doch jetzt, in diesem Moment, erkannte er es. Dass Giselle hier mit ihm im Sand saß und sie gemeinsam einen versöhnlichen Wein trinken konnten, das war mehr als er verdiente. Sie sagte, sie könne ihm sehr viel verzeihen. Sie sagte, sie wolle alles, was auf Coruscant passiert war, hinter sich lassen. Sie sagte, sie wolle vergessen und neu anfangen. Das wollte er auch. All das wollte er – von ganzem Herzen! – auch.
Wenn man eine zweite Chance wollte, erklärte sie schließlich, musste man sich diese schaffen. Exodus musste fast grinsen, so nah lag die Vahla an dem, was er sich für heute vorgenommen hatte. Vielleicht spürte sie es. Es hatte sich etwas verändert zwischen ihnen – zum Guten! Es war nicht mehr die elektrisierende Energie wie auf Fresia, dieser heiße Tanz zwischen ihnen, mit Geheimnissen und düsteren Geschichten aus der Vergangenheit. Sie wussten mehr übereinander, sie kannten sich. Sie hatten einiges durchgemacht. Gemeinsam. Nicht nur Fresia, gerade diese unrühmliche Episode auf seinem Heimatplaneten hatte ihren Umgang geprägt. Auch wenn die Zeichen auf Neuanfang standen – das alles gehörte zu ihrer Geschichte, zu Exodus und Giselle. Es war für ihn Mahnung und Erinnerung daran, wie leicht er sie verlieren konnte, dass er sich anstrengen musste, um sein Glück festzuhalten. Exodus Wingston war gewiss kein dummer Mensch – doch diese Lektion zu lernen, hatte eine halbe Ewigkeit gedauert.
„Ich sehe es wie du. Zweite Chancen muss man sich schaffen.“
Er schluckte und etwas in seinem Inneren zog sich zusammen. Es war merkwürdig, dass selbst gestandene Männer bei Gefühlsoffenbarungen so unsicher waren wie Teenager-Jungs. Liebeserklärungen, bei denen man sich der Antwort nicht sicher war, wurden nie zur Routine. Exodus‘ Selbstbewusstsein war keine Maskerade wie bei anderen Männern. Er wusste was er konnte. Aber jeder hatte einen schwachen Punkt. Und seiner war Giselle.
Er war nervös, doch es gab jetzt kein Zurück mehr.
„Ich bereue eine Menge, Giselle. Ich bereue wie ich dich behandelt habe. Ich bereue jedes Missverständnis, dass es zwischen uns gegeben hat. Ich bereue, dass ich es soweit habe kommen lassen. Vor allem bereue ich, dass ich so blind war.“
Er sah der Frau, die er liebte, in die Augen.
„Aber weißt du was ich nicht bereue? Unsere Gespräche am Strand von Fresia. Unsere gemeinsamen Nächte. Dass ich dir im Sturm in den Dschungel gefolgt bin. Unseren Sprung von den Klippen. Und meinen Besuch in der Red Square Bar, den bereue ich am aller wenigsten.“
Vor seinem inneren Auge erschienen die Bilder zu den Erinnerungen. Verdammt nochmal, wie hatte er diese Zeit im Paradies jemals enden lassen können? Wieso saß er jetzt nur im künstlichen Sand des Biotops, statt am Strand von Fingers Mark?! Wieso saß er erst jetzt hier? Wieso nicht schon vor Wochen und Monaten? Wieso hatte er die Wahrheit nicht erkennen können?
„Ich war ein Idiot. Ich verdiene deine zweite Chance überhaupt nicht – und trotzdem bitte ich darum.“
Exodus holte tief Luft und atmete langsam aus.
„Ich bitte dich darum, weil ich dich liebe. Weil ich es erst jetzt erkannt habe. Ich liebe dich, Giselle. Ich liebe dich von ganzem Herzen und ich habe keine Ahnung, wieso ich das erst jetzt sehe. Gäbe es hier eine Klippe – ich würde wieder mit dir hinunter springen. Ab ins Ungewisse, ab ins Nichts. Solange ich dabei deine Hand halte, solange du bei mir bist, wäre mir alles egal.“
Er versuchte sich an einem Lächeln.
„Es tut mir Leid, das alles. Ich habe keine Entschuldigung, die jemals gut genug für dich sein wird. Aber ich liebe dich. Ob Fresia oder Coruscant, ich liebe dich.“
[ Coruscant – Obere Ebenen – Biotop | mit Giselle]