Jedi Tempel ~ Hangar
Ein bisschen Kraft war schon nötig, um den Schlauch zum Auftanken am Rumpf der Farore mit dem Schiff zu verbinden. Dieser Teil des Hangars wurde kaum von größeren Schiffstypen genutzt. Die Farore war sogar einer der größeren Transporter, fiel aber eher durch ihr untypisches Design auf. Tatsächlich, war der Schiffstyp auf den Kernwelten weit weniger verbreitet, als der inzwischen insolvente Hersteller seiner Zeit angekündigt hatte. Es war eben nicht leicht, sich gegen etablierte Namen durchzusetzen. Abgesehen von dem Fakt, dass es jedes Mal, wenn etwas beschädigt war Probleme beim Beschaffen von Ersatzteilen gab, hatte die Farore ihm stets treue Dienste geleistet und nicht nur ihm mehrfach das Leben nicht nur leichter gemacht, sondern auch gerettet. Verliebt schaute er sich sein Schiff an, wie es sich in den Trubel und das Bild des Tempels integrierte und doch hervor stach. Er hatte sie zwar damals auf Coruscant bekommen, jedoch noch nie hier geparkt. In seinen Augen kam zusammen, was zusammen gehörte. Der Tempel war seine Heimat geworden, in die er nun zurückgekehrt war, genauso wie die Farore sein stetiger Begleiter war. An jedem anderen Ort hätte er sich dagegen entschieden, ein Quartier zu beziehen und hätte seiner Farore den Vorzug gegeben - nicht so auf Coruscant.
Als Anakin sein Quartier betrat, sah er die Erinnerungen vor den eigenen Augen lebendig werden. Auch entgegen der Empfehlung des Droiden am Empfang, sich ein anderes Quartier zu suchen, welches bereits wieder vollständig hergerichtet war, hatte sich der Jedi Rat für dieses entschieden. Es war etwas großzügiger, als sein eigenes damals - immerhin war er nur Ritter gewesen. Hier hatte seine damalige Meisterin Casta Billaba gewohnt und oft hatten sie sich hier gemeinsam eingefunden, auch nach seiner Ernennung zum Ritter. Nach all den Jahren, konnte Anakin die Spuren ihrer Präsenz als ein fernes Echo in der Macht noch immer wahrnehmen. Abgesehen davon, befand sich hier nichts. Die Spuren der Auseindersetzungen und die folgenden Säuberungsaktionen durch das Imperium oder vielmehr der Sith, waren entfernt worden. Die Wände strahlten in einem frischen Weiß und der Boden war vollständig mit mehreren, einheitlich großen Strohmatten ausgelegt. Anakin erinnerte sich an die kühle Eleganz des Raumes, die momentan nur zu erahnen war.
Anakin schluckte die sich als Ehre getarnte Nostalgie herunter und signalisierte einem ihn begleitenden Droiden, seine Plasteel-Kiste in der einen Ecke des Zimmers abzustellen, während er eine Stoffmatratze mitsamt mitgebrachtem Bettzeug in der anderen ausrollte. Die Frage, ob er noch etwas benötigte verneinte er und entließ den mechanischen Helfer somit. Den Rest des Abends verbrachte der Jedi Rat vor dem sich über die gesamte Breite der Außenwand ziehenden Fensters, welches etwa von der Höhe seines Bauchnabels bis knapp unter die Decke reichte, und blickte auf die Stadt.
Seine Gedanken drifteten zwischen der Zeit vor der Flucht der Jedi von Coruscant und dem jetzigen Augenblick. Insbesondere dachte er an all die Schüler, die er kennengelernt, mit denen er seine Ansichten als Jedi geteilt und die er trainiert hatte, und an die wenigen, deren Ausbildung er zu Ende hatte bringen können oder dürfen. Seine erste Schülerin war den Sith freiwillig in die Arme gelaufen, seine letzte bewies sich in diesem Moment als Ritterin. Ein Blick in die Zukunft zeigte viele Möglichkeiten, wie seine Zeit mit Levice verlaufen konnte. Anakin wusste aber auch, dass keines der sich vor ihm abspielenden Bilder eintreffen würde. Die Zukunft war unvorhersehbar, zumindest war das sein Standpunkt.
Zumindest das kleine Badezimmer, war vollständig eingerichtet, so dass er nicht bereute geduscht zu haben, nur um sich dann auf die aussichtslose Suche nach einem Handtuch machen zu müssen. Aus der einsam im Zimmer stehenden Kiste zog Anakin ein paar Klamotten hervor, die man vielleicht besser noch hätte Bügeln sollen. Aus Ermangelung an den dafür notwenigigen Gerätschaften, ganz zu schweigen von dem Interesse daran sich unbedingt faltenfrei fortbewegen zu müssen, verzichtete der Jedi auf weitere Maßnahmen. Das schwarze Hemd war ohnehni schon einigermaßen ausgewaschen und als er die Ärmel bis knapp über den Ellenbogen hoch krämpelte, wirkte es sogar, als hätte er sein Outfit, ganz modebewusst, so geplant. Zu dem schwarzen Hemd trug er eine beige-braune Hose aus festem Stoff, die hier und da bereits diverse Verschleißsspuren aufzeigte - unter anderem von einer Rutschpartie auf einem Vulkan auf Thearterra, wie er sich unfreiwillig erinnerte - und ein paar schwarze Lederstiefel, die immerhin im Verhältnis etwas neuer erschienen. Sein Lichtschwert war als einziges Utensil auf der Rückseite seines braunen Ledergürtels befestigt, in einer speziell für seine Waffe gefertigten Tasche.
Zurück im Hangar, hatte Anakin sich aus der Farore einen Caf geholt und inspizierte sein Schiff von außen. Die eine oder andere Reparatur würde er durchführen lassen, hier und da sogar selbst Hand anlegen müssen, stelle er fest bevor einen Schluch aus seiner Tasse nahm und sich dabei fast die Lippen verbrannte. Im gleichem Atemzug erschien Levice. Auf ihre Pünktlichkeit war verlass, stellte Anakin fest und war erfreut darüber, dass ihr erster Eindruck von ihm an diesem Tag gerade noch nicht darin bestanden hatte, ihrem Meister dabei zusehen zu müssen, wie er sich mit Caf bekleckerte und verschluckte.
"Guten Morgen, Levice. Wie war der Einzug in dein neues Quartier?"
Er musterte seine neue Schülerin. Sie wirkte erholt und deutlich frischer als gestern. Das war gut. Anakin lehnte sich an die offen stehende Laderampe der Farore.
"Am besten wir fangen damit an, dass du mir kurz erzählst, was du bereits bei den Jedi gelernt hast. Du bist ja schon eine lange Zeit im Orden und sicher hat dir auch Meister Agoch einiges beigebracht."
Jedi Tempel ~ Hangar ~ mit Levice