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Coruscant – Jedi-Tempel - Trainingsraum, alleine


Sie war am verdursten. 

Das Training hatte Eowyns Kehle völlig ausgetrocknet, und sie hatte keine Wasserflasche mit sich gehabt. Doch den Trainingsraum wollte sie erst dann verlassen, wenn sie wusste, wohin sie gehen würde. 

In ihr gemeinsames Zimmer zurückzukehren, diese Vorstellung erschien ihr immer seltsamer. Das Geschirr vom Abendessen zu sehen, die Flasche vor dem Sofa, alles so, wie sie es vorhin verlassen hatten, und dann noch seine Präsenz, die sie überall fühlen würde. Seine Zahnbürste am Waschbecken, seine Kleidung im Schrank, sein Geruch am Kissen. Sie brauchte Abstand, um sich zu sammeln und Ian gefestigt gegenüberzutreten. Um sich wirklich sicher zu sein. Da wollte sie ihn in ihrer Vorstellung nicht andauernd um sich haben.

Bloß, was hatte sie für eine Wahl? Und war es so clever, Ian aus dem Weg zu gehen? Er könnte denken... er könnte falsche Schlüsse ziehen. Nur fühlte sie sich momentan zu nichts anderem in der Lage...

Eowyn seufzte frustriert. Sie war albern. Sie war kindisch. Sie sollte jetzt zu ihm gehen und mit ihm sprechen. Ihm sagen, dass es ihr Leid tat. Und sich einfach... zusammenreißen. Wie eine erwachsene Person, wie eine erwachsene Jedi. Wieso konnte sie das nicht? Weil du schon längst keine richtige Jedi mehr bist, flüsterten ihre Selbstzweifel und eine bohrende Stimme ihr zu. Du tust vielleicht noch so, du versuchst es... aber hätte eine richtige Jedi getan, was du vorhin getan hast?

Unwillig und enttäuscht schüttelte sie den Kopf. Nein, nach all dem, was in den letzten Wochen und Monaten geschehen war konnte man wirklich nicht sagen, dass sie noch eine richtige Jedi war. Aber auch das musste sie akzeptieren. Es ab sofort besser machen - sich eine Weile ins Exil zurückziehen - oder ihre Berufung, ihr Leben, endgültig an den Nagel hängen. In der kommenden Zeit würde sie es mit Nummer eins versuchen, wenn Ian brauchte sie, auf welche Art auch immer, und außerdem würde sie ihn niemals alleine hier zurücklassen. Doch dann... dann... wenn sie mehr wussten...


Abgesehen davon, die Nacht hier im Trainingsraum zu verbringen, hatte sie noch eine weitere Alternative. Vielleicht zumindest... sie musste es überprüfen. 

Langsam erhob sie sich, verließ den Trainingsraum und steuerte das nächste funktionierende Terminal an. Nein, sie hatte Glück - ihr altes Zimmer war noch auf ihren Namen gespeichert. So weit war Calad dann doch nicht gegangen, vielleicht hatte er ihr die Möglichkeit lassen wollen um sie nicht vollkommen zu bevormunden. Und wenn sie Glück hatte, war darin vielleicht sogar die Dusche repariert. 

Ihr nächster Weg führte sie zur Kantine, um sich eine Flasche Wasser und etwas Obst mitzunehmen, dann weiter zum Kleiderlager. Sie brauchte ohnehin einen neuen Satz Kleidung, nachdem ihre letzte durchlöchert worden war, warum also nicht jetzt praktischerweise eine holen? Dann schließlich, nach einem weiteren Weg, öffnete sie die Tür zu dem Zimmer, in dem sie nur eine Nacht verbracht hatte. Das Bett war gemacht, es war leer und aufgeräumt, und mit einem Blick ins Bad stellte sie fest, dass sie ein Mal Glück hatte. Sie würde heute Abend sogar duschen können.

Die ganze Zeit, während sie durch den Tempel gegangen war, hatte sie darauf acht gegeben, Ian nicht über den Weg zu laufen. Sie wusste nicht, so er steckte, doch sie hatte Augen, Ohren und alle Machtsinne ausgestreckt, um ihm nicht zufällig zu begegnen. 

Jetzt aber setzte sie sich aufs Bett, zückte ihr Komlink und wog es nachdenklich in ihrer Hand. Sie würde Ian eine Nachricht schicken, aber es musste eine sein, die er nicht fehlinterpretieren konnte. Sie musste sich, bei ihrem Geschick für Wörter, genau überlegen, was sie schrieb, und so dauerte es beinahe eine halbe Stunde, bis sie ihren Text schließlich fertig hatte.


Ian,

es tut mir Leid, dir dies nicht persönlich zu sagen, aber ich fürchte, dazu bin ich momentan nicht in der Lage und werde es zu einem späteren Zeitpunkt nachholen. Bitte sieh es mir nach. 

Ich möchte mich für meine Worte vorhin entschuldigen, ebenso für mein Verhalten, das muss für heute allerdings leider erst einmal reichen. Vielleicht können wir uns morgen früh in unserem Zimmer treffen? Oder auch auf der Nightmare oder ganz wo anders, so, wie es dir passt. Wenn du mehr Zeit brauchst, so verstehe ich das. Ich bitte dich aber inständig, mir eine Chance zu geben. Wenn ich nichts von dir höre, werde ich im Zimmer auf dich warten.

Unser Zimmer ist für diese Nacht außerdem frei. Falls du etwas daraus brauchst oder dort bleiben möchtest, kannst du es betreten, ohne mir zu begegnen.

Ich hoffe, du schläfst gut. Falls nicht, nutze die Trance.

Eowyn


Eowyn las sich die Nachricht noch mindestens fünf Mal durch, bis sie sie schließlich abschickte. Hoffentlich hatte sie keinen Fehler gemacht. Hoffentlich würde Ian morgen mit ihr sprechen. Hoffentlich hoffentlich hoffentlich...

Kurz schloss sie die Augen, doch dann nahm sie wieder das Komlink zur Hand. Es wurde Zeit für etwas, das sie schon längst hätte tun sollen, doch sie hatte gehofft, so gehofft... aber jetzt, wo sie so an sich zweifelte, wo ihre Gedanken an anderen Stellen waren, war es besser, wenn jemand anderes sich darum kümmerte.


Nachricht an den Jedi-Rat


Mit größter Sorge muss ich mitteilen, dass meine Padawan Aketos Tuosis von ihrer Reise in die Höhlen nach Ossus noch immer nicht zurückgekehrt ist und alle Kontaktversuche erfolglos blieben. Hiermit möchte ich sie nun offiziell als vermisst melden. Sie war mit der "Thunderchild" unterwegs. Vielleicht steht diese noch immer auf Ossus. Die Quarantäne und andere Verplichtungen halten mich allerdings momentan davon ab, Coruscant zu verlassen. Ich bitte um baldige Nachricht, wenn es Neuigkeiten gibt.

Danke.

Eowyn El'mireth


Es schmerzte, diese Zeilen zu sehen. Es machte alles so unwirklich, so... so wahr. Wo steckte Aketos? Was war ihr zugestoßen? Oder hatte sie einfach beschlossen, zu verschwinden? Jedoch schmerzte es auch, dass sie diese Zeilen überhaupt schrieb. Hatte sie nicht die Verpflichtung, Coruscant zu verlassen und nachzusehen, was auf Ossus los war? Die Quarantäne war nur ein vorgeschobener Grund, was wusste sie genau. Ein Jedi konnte Coruscant verlassen, wenn er die Maßnahmen über sich ergehen ließ. Es war Ian, der sie hier hielt, das wusste sie selbst und das wusste vermutlich auch der Rat. Ein weiterer Punkt auf der Liste, aber spielte es bei der Menge überhaupt noch eine Rolle? Ian war ihr wichtiger als ihre Padawan, wenn sie sich entscheiden musste, dann entschied sie sich für ihn. Das hatte sie in dem Moment getan, in dem sie mit Ian nach Coruscant geflogen war, und das tat sie jetzt wieder. 

Es war erschreckend, wie leicht ihr diese Entscheidung momentan fiel. Aketos war ihre Padawan, verdammt. Sie hatte sie auf Nar Shaddaa im Stich gelassen, ein Mal, als die Sith sie geschnappt hatten, und dann noch einmal, als sie sie mit wenigen Worten alleine nach Ilum geschickt hatte. Beide brauchten sie jetzt, aber sie entschied sich für Ian. Wieder einmal. Es war falsch... sie war ihre Padawan, bei allen Sonnen noch mal! Aber... egal, wie sehr sie sich deswegen schämte. Die Entscheidung würde sie deshalb nicht ändern.


Noch einige Minuten starrte sie auf das Komlink, versuchte, es zu beschwören, ihr eine Nachricht ihrer Padawan anzuzeigen, aber nichts. Natürlich nicht. Weshalb auch, ausgerechnet jetzt...

Schweren Herzens machte Eowyn sich auf den Weg in die Dusche. Sie hatte alles aus der Hand gegeben, jetzt lag es an anderen ihre Züge zu machen. Duval, Ian, der Rat. Ihr selbst blieb nun nichts anderes mehr als zu - warten.


Coruscant – Jedi-Tempel - altes Zimmer, Bad, alleine


Gib den dritten Namen ein: skywalker yoda vader kenobi
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