Coruscant – Jedi-Tempel – Ratsbüros - Eowyns Büro, alleine
Sie würde Ian nichts von der kleinen roten Schachtel erzählen - erst einmal, beschloss Eowyn. Es war nichts, worüber sie momentan nachdenken sollten, und sie wollte ihm keine unangenehmen Gedanken ins Ohr setzen. Am Ende dachte er noch, das sei ein Wink mit dem Zaunpfahl und fühlte sich zu Dingen verpflichtet, die ihm eigentlich gar nicht passten. Nein, erst einmal musste sie sich selbst darüber im klaren werden, was sie eigentlich wollte. Und davor mussten sie beide Bastion überleben. Andere Dinge waren nun schlicht wichtiger, auch wenn Mellah wohl anderer Meinung war. Die Tirahnnerin hatte wohl eher mit dem Gedanken gespielt, dass Eowyn Nägel mit Köpfen machen würden oder wollte - aber das war nicht der Fall. Sie war erst 34 - noch! - , sie hatte alle Zeit der Welt, zumindest dafür, sich einen Ring an den Finger zu stecken.
Einmal davon abgesehen, dass diese Dinger schlicht wahnsinnig unpraktisch waren, wenn es um Lichtschwertkampf ging.
Mit einem leichten Kopfschütteln stand Eowyn schließlich auf, steckte die kleine rote Schachtel in ihren Gürtel und nahm dann die zwei größeren Schachteln, die Riuen ihr mitgebracht hatte, um ihr Büro zu verlassen. Vielleicht würde sie schauen, ob Ian in ihrem Quartier war und mit ihm gemeinsam Abendessen, denn das benötigte sie jetzt dringend, und Ian freute sich sicher über Gesellschaft, wenn er da war. Danach vielleicht noch eine kleine Trainingseinheit, um den Kopf frei zu bekommen... der war nach dem ganzen Gerede und Gedenke nun übervoll.
Doch in ihrem Quartier, das spürte sie schon von weitem, war Ian nicht anzufinden, und es bestätigte sich, als sie die Tür öffnete und fragend hineinrief. Nein, er übte gerade kein verschleiern - er war schlicht noch nicht da. Seufzend legte Eowyn die Schachteln auf den Tisch. Schade. Nach allem, was passiert war, hätte sie eine Umarmung jetzt sehr genossen, und wenn auch nur, um sicher zu gehen, dass sie nicht alleine war. Meistens lag es an ihr, dass sie sich so wenig sahen, und nun, wo sie einmal selbst Gesellschaft suchte... Verhext, aber Ian hatte diese Zeit durchaus verdient. Und es half alles nichts - er verspätete sich offensichtlich. Alleine in die Kantine gehen? Warten?
Im nächsten Moment piepte ihr Kom, und als Eowyn sah, dass es Ian war, der ihr geschrieben hatte, sank ihre Hoffnung auf ein gemeinsames Abendessen schon im Voraus.
Ti juanya,
warte heute Abend nicht auf mich. Mein Zeitplan ist ein bisschen durcheinander geraten und ich werde es nicht schaffen, früh zurück in den Orden zu kommen. Ich weiß nicht, wie lange es dauert (keine Sorge, es ist nichts schlimmes, aber ich muss geheimnisvoll bleiben, um mich spannender zu machen), versuche also, den Abend ohne mich zu genießen. Die fehlende Zeit heut werde ich wieder gut machen, das verspreche ich dir.
Ich werde dir auch das noch persönlich sagen: Ich liebe Dich.
Ian
Zugegeben ein wenig frustriert stand Eowyn einen Moment da. Den ganzen Abend? Nun, damit hatte sie jetzt nicht unbedingt gerechnet... Nun ja, dann würde sie jetzt erst einmal alleine schnell etwas essen, dann trainieren gehen und am Ende noch ihren Schrank aufräumen, so, wie sie es sich schon länger vorgenommen hatte, falls sie dann noch nicht müde war. Vielleicht würde Ian ja dann noch kommen, bevor sie schlafen ging - vermutlich lag sie ohnehin wach, da konnte sie auch gleich produktiv werden. Und was war besser, als ein neues Lebensjahr mit einem aufgeräumten Schrank zu beginnen?
Sie verließ wieder das Quartier. Einen Trost gab es immerhin, so konnte sie sich noch gut überlegen, ob sie Ian etwas von ihrem Gespräch mit Riuen erzählte - und wenn ja, was. Fiel das alles unter Ratstätigkeiten, die unter Verschluss gehalten werden mussten, oder war es doch eher freundschaftlich-persönliches? Sie wusste es nicht, aber das konnte sie durchaus mit sich selbst erörtern, während sie aß.
Coruscant – Jedi-Tempel – Gänge, alleine