Coruscant, Jedi-Tempel - Wes' Büro zusammen mit Aketos, Mya, Snor, Sei'nara, Alisah (und Kyran) sowie Wes
Wes schien auf sie höflich und bedacht zu sein.
Er nahm sich die Zeit und ging auf jede Person ein, die sich vorstellte, zeigte sich durch Fragen interessiert. Er hatte wohl kein Problem damit, in dem Raum mit einer Gruppe von Lebewesen, die ihm mehr oder weniger Aufmerksamkeit schenkten, ruhig und bestimmt zu bleiben. Das deutete für Lianna daraufhin, dass er schon eine Weile den Posten eines Rates innehatte. Er wusste mit ihnen allen umzugehen, genug Höflichkeit zu verteilen, dass sich keiner missachtet, sondern wohl mit ihm fühlte, obwohl er auch klar nach Informationen und Dingen suchte, die er als nützlich betrachtete.
Das Mädchen fand, dass sich der Rat gut verhielt und zollte ihn daraufhin im Geiste Respekt. Nichts fand sie schlimmer als ein Wesen, was seine Macht missbrauchte oder sich zu viel darauf einbildete.
Als die Fragen sich auf bezogen, tauchte sie wieder als Gesprächspartner zurück in die Unterhaltung.
Sie nickte zustimmend. Zwar wusste sie vorher nicht, dass auf diesem Planeten der Hauptsitz der Jedi lag, aber es gab ihres Wissens nur einen Planeten, der so genannt wurde.
"Ja. Meine Mutter stammt von dort. Sie kam kurz vor 16 Jahren her und gebar mich genau heute vor 16 Jahren."
Es klang in ihren Ohren zwar etwas theatralisch, Aber sie mochte die Sätze 'ich bin so und so alt' oder 'mein Alter ist das und das' nicht. Es kam ihr ziemlich plump vor, immer, wenn sie es aussprach.
Die Frage nach ihren Geschäften war etwas schwieriger zu beantworten, wenn sie nicht klar eine Straftat gestehen wollte. Oder Straftaten, Plural.
"Ich ... versuche mich als Kleinunternehmerin in Logistik und Handel von Gebrauchtwaren."
Das war doch eine schöne Erklärung.
Als nächstes kam wohl ein kleiner Test, denn er bat eine der Frauen, die wohl Alisah hieß und seine Schülerin war, ihm beim Aufbau zu helfen.
Meditiert hatte sie noch nie und der Begriff kam ihr auch unbekannt vor, was ein Nachteil bedeutete.
Zum Glück beschrieb er es noch kurz und sie tat so, als ob sie wüsste, worum es ging.
Lianna ließ sich im Schneidersitz auf die ausgerollte Matte nieder und betrachtete den Würfel, den Alisah vor sie platzierte.
Sie hatte zwei Möglichkeiten: Entweder sie kupferte ab, was Sei'nara und Snor taten, oder sie suchte sich selbst ihren Weg. Kurz wackelte sie mit ihrer Nase. Sie war ziemlich gut im Anpassen, sich eingliedern, aber es schien ihr nicht der richtige Weg zu sein. Wenn sie Padawan von Wes werden würde, würde sie es als sie selbst erreichen und nicht aufgrund dessen, was sie anderen nachgemacht hatte.
Also scherte sie sich nicht weiter um die Personen im Raum, auch nicht um Wes oder Alisah, sondern dimmte ihre Wahrnehmung. Es drohte keine Gefahr von den Leuten und am Rande des Sichtfelds war die Tür, also konnte sie sich etwas entspannen. Kurz überlegte sie, was für Gedanken und Gefühle sie denn überhaupt zur Seite schieben sollte, da sie bis eben jene Frage in ihr aufkam, keine ihre Aufmerksamkeit beanspruchten.
Sie war etwas nervös, tatsächlich. Aber warum? Sie musste nicht nervös sein, entschied sie sich. Wenn es nicht Wes wurde, würde jemand Anderes ihr Meister oder ihre Meisterin werden, Punkt aus. Sie würde sich das jetzt nicht mehr vermasseln lassen mit dem Jedi-sein.
Tief einatmend pumpte sie Luft in ihre Lungen, dehnte ihren Brustkorb auf und legte dabei kurz den Kopf in den Nacken, die Augen waren geschlossen. Als sie ausatmete beugte sie sich nach vorn, die Augen immer noch zu. Sie streckte ihre Hände aus, um ein Gefühl für den Würfel zu bekommen; wie er in ihrer Hand lag, ob er glatt war oder rau, wie schwer, wie sich die Kanten anfühlten.
So fiel es ihr einfach, sich den Würfel vor ihrem inneren Auge vorzustellen. Als sie fertig damit war, legte sie ihn eine Armeslänge vor sich auf die Matte um zu sehen, wie sie sich wohl ohne ihr Fingerspitzengefühl machte.
Das war schwieriger als der erste Teil, natürlich.
Kurz richtete sie ihre Sitzposition, es war irgendetwas unangenehm.
Auch die Geräusche der Anderen wurden lauter und riefen nach ihrer Aufmerksamkeit, Lianna versuchte, sie abzuschütteln.
Als das nicht wirklich half, beschloss sie, ihre Aufmerksamkeit zunächst bewusst nur auf sich selbst zu konzentrieren, vielleicht würde ihr das helfen, ruhiger zu werden. Deutlich nahm sie jetzt ihre Atmung wahr, wie sich ihr Brustkorb hob und senkte. Spürte, wie ihre Beine aufeinander lagen, ihre Lippen. Die Wärme, die von ihren Fingern auf die nackte Haut an ihren Knöcheln überging. Lianna stellte sich vor, wie diese Wärme sich auf ihrer Haut ausbreitete, tief ins Innere ihres Körpers sank. Wie ein Nebel kletterte sie ihre Beine hinauf zum Bauch, dehnte sich dort aus und erreichte irgendwann ihre Haarspitzen.
Überall war diese angenehme, goldene Wärme in ihr. Sie verschwand nicht, nachdem sie Liannas Körper füllte, sondern blieb stetig und präsent.
Irgendwann dehnte sich der angenehme Nebel über die Körpergrenzen hinaus und tastete nach ihrer Umwelt. Zunächst schien es dem Mädchen, dass ihre Muster um die Augen erfasst wurde, dann ihre Kleidung.
Ein tiefer Atemzug, dann versuchte sie den Nebel bewusst zu steuern, ihn weiter ausbreiten zu lassen. Die Luft um sie herum schien ihr wärmer zu werden. Sie nahm ein kleines Haar wahr, welches sich wohl gelöst hatte und nun zu Boden sank. Ein paar Staubkörner, die in der Luft einen langsamen, alten Tanz führten, so alt, wie das Leben selbst.
Schließlich unterbrach ein unbestimmtes Geräusch diesen Tanz und Lianna fühlte sich, als ob jemand diesen wunderschönen Tanz abrupt beendet hatte, die Staubkörner schienen nun schwer zu Boden zu fallen, die Wärme und der Nebel verschwanden plötzlich und machten einer seltsamen Leere platz.
Coruscant, Jedi-Tempel - Wes' Büro zusammen mit Aketos, Mya, Snor, Sei'nara, Alisah (und Kyran) sowie Wes