[Coruscant - Jedi-Tempel - vor der Krankenstation] Aelfstan, Max, Owen
Aelfstan wich Owens abschätzendem Blick nicht aus und suchte seinerseits zu ergründen, was hinter der misstrauisch gerunzelten Stirn seines Gegenübers vor sich ging. Warum begegnete ihm der Andere mit solchem Argwohn? Es war ja nun nicht so, dass Owen erwarten mußte, dass ein imperialer Spion vor ihm stand. Oder vielleicht doch? Immerhin kam er von Tirahnn, das im Moment noch fest in der Hand seiner Besatzer war. Langsam, halb spöttisch und zur Hälfte sehr nachdenklich hob der ehemalige Kindergärtner eine Braue. Eigentlich hatte er erwartet, die Atmosphäre von Misstrauen und gegenseitiger Bespitzelung hinter sich zu lassen, als er das Pulverfass Tirahnn verließ. Aber Owen schwieg weiter hartnäckig, bis er sich schließlich doch dazu durchrang wenigstens eine Frage zu beantworten. Nein, sie brauchten nicht warten.
"Wenn das nicht mal der Beginn einer wundervollen Freundschaft ist."
Aelfstan zuckte gleichgültig mit den Schultern und wandte sich zum Gehen und auch Owen drehte sich um und ging auf die Krankenstation zu. Natürlich brauchte er sie nicht. Der einsame Wolf stellte sich den tödlichen Gefahren von spitzen Nadeln und fürchterlichen Pflastern ganz allein. Mit einem leisen Lachen schloß er sich wieder Maxard an, der sich vorrausschauend mit einem leckeren Nachtisch versorgt hatte.
"Du hast nicht zufällig noch eins von diesen Dingern übrig? Ich glaube, ich könnte jetzt auch ein wenig Schokolade vertragen."
Seine an Max gerichtete Frage wurde unterbrochen, als er Owens Schritte hinter sich hörte. Hatte der alte Mann es sich doch noch anders überlegt? Etwas erstaunt drehte sich der Tirahnner wieder um und blickte direkt in Owens grüne Augen. Er stand jetzt so dicht vor ihm, dass sich Aelfstan unwillkürlich anspannte. Wollte dieser verschrobene Einzelgänger hier tatsächlich eine Schlägerei anfangen? Aelfstan Bancroft legte sehr viel Wert darauf, Konflikte friedlich zu lösen. Normalerweise war er derjenige, der ausgleichend auf erhitzte Gemüter einwirkte und Situationen, wie diese entschärfte. In diesem Moment allerdings regte sich etwas in ihm, dass sich nur mit primitiver Wut beschreiben ließ. Ein gänzlich unzivilisiertes Bedürfnis, seinem Gegenüber den Hals umzudrehen. Seine Augen verengten sich, als er Owens Blick erwiderte und sich seine Atmung in Erwartung einer physischen Konfrontation beschleunigte. Für einen Augenblick nahm er kaum wahr, was der Andere in unwischem Tonfall zu ihm sagte, aber der Moment verging und nach einem weiteren Atemzug gewann die Vernunft wieder Oberhand. Was immer Owen mit diesem Alphamännchen-Gehabe bezweckte, er würde das Spiel nicht mitspielen. Es kostete ihn zwar eine willentliche Anstrengung, seine Schultern wieder zu lockern, aber schließlich trat er einen Schritt zurück und lächelte schmal.
"Den mürrischen Fremden spielst du gar nicht schlecht. Aber du kannst jetzt damit aufhören. Diese Rolle wird hier nicht benötigt. Wir sehen uns beim Training."
Mit diesen Worten wandte sich Aelfstan nun endgültig zum Gehen. Der drahtige Mann war nicht glücklich über diesen Vorfall. Wenn er gewußt hätte, dass Owen so empfindlich reagierte, hätte er vielleicht andere Worte gefunden. Aber wer konnte ahnen, dass der Mann so dünnhäutig war? Offenbar hatte er da einen wunden Punkt getroffen. Gedankenversunken überließ es Aelfstan dieses Mal seinem Zimmergenossen Maxard den Weg zu finden und blieb schweigsam an dessen Seite.
[Coruscant - Jedi-Tempel - auf dem Weg zur Kleiderausgabe] Aelfstan, Max