Coruscant - Mittlere Ebenen - Theaterrestaurant - mit Eowyn
„Ich liebe tanzen,“ bestätigte Ian, „aber ja, aktiv. Natürlich gibt es inspirierende Tänzerinnen und Tänzer,“ schließlich hatte er Tahri anfangs genauso kennen gelernt, „aber na ja.“. Es gab eben einen Unterschied, selbst aktiv zu sein, oder passiv beizuwohnen. Hörbücher zum Beispiel waren Ian ein Graus. So sehr er es mochte zu lesen, war es ihm beinahe unerträglich fremden Stimmen zu lauschen, die hunderte von Seiten lasen – in der Betonung, in der sie eben glaubten, dass es am besten passte. Dabei war lesen eine nahezu intime Angelegenheit. Man versank in eine andere Welt, in die zwar, die ein Schreiberling erfunden hatte, aber die Stimmen und die Feinheiten was das Aussehen von anderen Personen betraf, die schuf die eigene Fantasie und konnte nur empfindlich gestört werden, wenn ein anderer sie konstruierte.
Sein Brief war etwas ähnlich intimes gewesen, vielleicht vor allem, weil er in seinem Inhalt vieles preis gegeben hatte, das er mit gesprochenen Worten viel weniger oder gar nicht zum Ausdruck hätte bringen können und so nickte Ian, als Eowyn treffend feststellte, dass es bei manchem einfacher war, sich eines Stiftes, als eines gesprochenen Wortes zu bedienen.
Was er vorhatte? Ihr misstrauischer Blick ließ ihn Grinsen. „Du wirst es hassen,“ lachte er dann leise, sicher, dass sie ohnehin schon ahnte, dass sie heute um einen Tanz nur schwer herumkommen würde.
Ob er wissen wollte, was Wes Spezialriegel genau waren? Vermutlich nicht. Er lachte ein zweites Mal, als Eowyn ihm zuraunte, dass er selbst dann noch attraktiv gewesen wäre. „Chameurin.“ Bloß weil er ihr ein paar Komplimente gemacht hatte, musste sie sie nicht nachziehen – auch wenn Ian zugeben musste, dass da ein nicht geringer Anteil in ihm war, der sich dennoch darüber freute. Denn war es nicht so, dass sich eher Frauen beschwerten zu wenige Komplimente zu bekommen, es aber Männer waren, die selten bis nie eines bekamen? Schlicht, weil sie in der Regel keine schicken Kleider trugen oder sich schminkten. Wobei auch das Komplimente wieder seltsam machte. Sie dann zu äußern, wenn jemand sich besonders herrichtete…
Das Essen schmeckte, vor allem die Waffel und das Gemüse und Ian hielt erst inne, als Eowyn noch einmal auf den Inhalt des Briefes zu sprechen kam und ihm jetzt genaueres über ihren Fortgang von den Jedi erzählte. Dabei sagte sie das, was sie schon einmal mit ähnlichen Worten gesagt hatte. „Du meinst, weil sie eigentlich Hüter des Friedens sind?“ Wie wenig passte es da, sich freiwillig in den Krieg zu begeben, zu kämpfen, wo es das Gegenteil war, für das man eigentlich stand. „Hast du… ihm je geschrieben? Ich meine das, was du ihm hättest sagen wollen? Vielleicht ist es albern, aber wenn du willst können wir eine Holonachricht aufnehmen und jemanden bitten, sie nach Tirahnn zu bringen. Diesen Mann, den Riuen dorthin senden will. Oddy… war sein Name, wenn ich mich richtig erinnere.“ Auch er selbst hatte ihren Eltern eine Nachricht zukommen lassen. Warum hatte er nicht daran gedacht sie zu fragen, ob es da auch etwas gab, was sie los werden wollte? „Oder willst du es vielleicht mir sagen?“ Chaotisch – oh, das konnte Ian sich lebhaft vorstellen. Auch an einem Ort zu sein, der sich nicht wie der richtige Platz anfühlte, obwohl er es einst gewesen war. „Ist es denn jetzt wieder dein Platz?“ Und wo war eigentlich seiner? Bei den Jedi? Nein. Gar als Jedi? Auf keinen Fall. Das Gespräch mit Riuen war ähnlich gewesen, er hatte genau das auch wissen wollen. Zu Hause, oder? Ging es letztlich nicht darum? Den Ort zu finden, an dem man sein konnte und an dem man zufrieden und glücklich mit seinem Sein war? Zu Hause. Aber Zu Hause musste kein Ort sein. Sein zu Hause, das wusste er, war Eowyn. Nur… „Ich habe mir gedacht… Wenn wir zurück sind von dieser Mission könnte ich Arzt werden und vielleicht, irgendwann, in ein paar Jahrzehnten, wenn wir beide 70 sind…“ Der Dunkelhaarige überlegte nicht als er sprach, als er genau das sagte, was er empfand, was er sich wünschte. „Vielleicht könnten wir woanders unseren Lebensabend verbringen. Auf Tirhann oder an einem anderen Ort. Das…“ Jetzt lachte er leise, verlegen, erkennend, dass er das wirklich gesagt hatte. „Ist ein absurder Wunsch, ich weiß und vielleicht war es nicht richtig, das ausgerechnet jetzt zu sagen.“ Aber wann sonst? Nach Bastion, wo nicht einmal feststand, dass da ein danach war? Aber da war noch etwas anderes was sie gesagt hatte. Über das Gefühl, sich wie ein Fremdkörper zu fühlen. Vielleicht war es dieses ihm zu bekannte Gefühl, das ihn nicht denken, sondern hatte Reden lassen. „Sich nutzlos und wie ein Fremdkörper zu fühlen ist ein bescheidenes Gefühl,“ spielte er dann, wollte gar nicht erst versuchen etwas zu sagen, dass sie beschwichtigte. Denn am Ende war er nie dort gewesen. Hatte zu diesem Zeitpunkt nicht in ihrer Haut gesteckt… und manchmal war es einfach nur gut, wenn man mit dem Gefühl das man hatte nicht alleine war und noch besser, es nicht von einem anderen um geredet bekam. Ian hatte sich vorgenommen ihr anders zuzuhören – sie besser zu verstehen und das, indem er zuließ sie sagen zu lassen, was sie fühlte. Außerdem… kannte er dieses Gefühl. Zu gut.
Coruscant - Mittlere Ebenen - Theaterrestaurant - mit Eowyn