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[Coruscant | Obere Ebenen | Apartmentkomplex „Sonnenaufgang über Tanaab“ | Wohnung 112] Dr. Kaveri


Leelas Blick ging von dem bodentiefen Fenster des Appartements hinaus über die Türme und Schluchten, die glatten Fassaden, in denen sich Coruscants Abendhimmel spiegelte. Mit jeder Minute, die verging, eine Nuance dunkler. Coruscant war schrecklich schön. Schrecklich und schön. Hier oben öffneten sich weitläufige Plätze und Boulevards dem Licht - eine priveligierte, dünne Schicht, in der man fast vergessen konnte, dass es darunter Ebene um Ebene düsterer und ärmer wurde. Das C-Virus war nicht der große Gleichmacher, als das es immer dargestellt wurde und nicht überall war man gleichgefährdet. Während es in hier oben mittlerweile nur noch sporadisch zu Ausbrüchen kam, wütete es in den unteren Ebenen weiter ungehindert und unkontrollierbar. Die Wissenschaftlerin konnte sich gut vorstellen, dass es dort dutzende weitere Mutationen gab - dass jedoch eine davon inzwischen weniger letal als der Urtyp im Labor was, hielt sie zwar für möglich, aber nach der verstörenden Erkenntnis vor ein paar Stunden für recht unwahrscheinlich.


Ein dunkler, bösartiger Wille hatte sich manifestiert, je mehr Proben vom Ursprungsvirus sie hergestellt hatten, und er lastete drückend auf ihrem Geist. Er war wie ein Summen, ein Flüstern von tausenden Stimmen, das zwischen all ihren Gedanken sprach - und sie konnte ihn nicht ausblenden. Selbst jetzt, weit entfernt von ihrem Labor, an einem Ort, der eine Zuflucht sein sollte, glaubte sie ihn zu hören. Die dunkelhaarige Jedi presste hart die Kiefer aufeinander, aber widerstand dem nutzlosen Drang ihre Hände an die Schläfen zu legen und sie zu massieren. Stattdessen richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf naheliegendere, profane Eindrücke: Den heißen Caf in ihrer Hand, die leichte Brise, die durch das Fenster wehte, das beruhigende Gewicht der beiden Blaster an ihren Hüften... und ein kaum hörbares Piepsen von ihrem Com. Die Nachricht bestand nur aus einem einzigen Wort:


"Caf?"


Von... Fabienne? War sie hier auf Coruscant? Ihre Finger schienen sich von selbst zu bewegen, als sie eine ebenso knappe Antwort an ihre Freundin formulierte: Das Lachende Nexu, morgen nach Feierabend... die Adresse der Bar, in der sie schon einmal mit Riuen gestrandet war, schickte sie vorsichtshalber mit. Inzwischen war es vor dem Fenster fast vollständig dunkel geworden - oder so dunkel, wie es mit Coruscants Lichtermeer werden konnte. Dr. Kaveri fröstelte ein wenig: Die düstere Viruspräsenz kratzte und nagte an ihren Nerven, bis eine andere Präsenz, vertrauter und beruhigend kühl, sich näherte und sie erleichtert aufatmen ließ.  Ein Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht - wie überaus seltsam das doch war, dass ihre Sorgen und Ängste kleiner wurden, sobald Arkadi bei ihr war. Der Agent kruschelte und raschelte, die Tür schloß geräuschvoller als nötig. Kurzum: er gab sich Mühe, sich anzukündigen. Ohne sich umzuwenden streckte Leela ihre Machtsinne aus, berührte liebevoll seine Aura und ließ ihn damit wissen, dass sie ihn bemerkt hatte. Die junge Frau wußte Arkadis Rücksichtnahme zu schätzen, hatten doch gewisse Ereignisse aus ihrer Vergangenheit dazu geführt, dass sie immer ein wenig angespannt war - was zusammen mit der Tatsache, dass sie als gute Liannerin ihre Blaster jederzeit bei sich trug, das Potential zu Unfällen mit sich brachte.


Ohne den Gruß ihres Liebsten zu erwidern, beantwortete die Wissenschaftlerin stattdessen direkt seine Frage: "Das Virus verhält sich anders, als es sollte. Unnatürlich anders. Für heute haben wir die Arbeit pausiert, um unser Vorgehen zu überdenken."


Mit einem leisen, erleichterten Seufzer ließ Leela sich gegen den schlanken, blonden Mann sinken, überließ ihre verspannten Muskeln seinen kräftigen Händen, fühlte seine Lippen über die empfindliche Haut an ihrem Hals tiefer wandern und seine Berührungen fordernder werden. Das Abendessen auf dem Tisch blieb unbeachtet und wurde kalt, während sie sich mit großer Hingabe einander widmeten und eine ganze Weile später, auf angenehme Weise erschöpft, nebeneinander lagen. Versonnen und gänzlich entspannt fuhr Leela mit ihren Fingerkuppen federleicht die alten Narben auf Arkadis Oberkörper nach - eine Landschaft aus glatten Flächen und zerklüfteten Rissen - blies sacht über die feinen blonden Härchen auf seiner Haut und begegnete schließlich seinem Blick, fand darin ihre eigenen Gefühle gespiegelt. Da war immer noch die leichte Verwunderung über das Glück, das sie zusammen empfanden... dass am Ende des langen Weges, den sie gegangen waren, die Erkenntniss stand, dass der andere der eine Mensch in der Galaxis war, der zu einem gehörte. So unwahrscheinlich, so aussichtslos und beinahe wahnsinnig das angesichts ihrer beider Vergangenheit auch war...


Leela schloß die Augen, lauschte dem regelmäßigen Rhythmus von Arkadis Atem - als sich die Wirklichkeit selbst plötzlich verschob. Die Realität kippte, wie eine tektonische Platte bei einem Erdbeben. Wie in einem grelleren Licht traten die Dinge um sie herum überdeutlich aus sich heraus ... Wände, Möbel... selbst die Caftasse bekam schärfere Konturen und erschienen ihr gleichzeitig unendlich fremdartig. Dann war der Moment vorbei. Alles war wieder wie vorher, aber Leela krümmte sich zusammen, als hätte sie einen Schlag in den Magen bekommen... "Was... war... das?" die Worte kamen in einem atemlosen Keuchen, bevor ihr klar wurde, dass sie dieses Ereignis nur durch die Macht gefühlt hatte. Oder war es die Macht selbst, die gebebt hatte?


"Das Virus! Ich muss zurück. Irgendetwas ist passiert... die Macht... ich kann es nicht erklären... muss nachschauen." Aufgelöst und fahrig streifte die sonst so gefasste Wissenschaftlerin ihre Kleidung über, griff das Halfter mit den Blastern, das in Griffweite von einem Bettpfosten hing und wollte aus der Tür stürzen, als sie Arkadis Hand auf der Schulter spürte...

         

"Ich komme mit. Und Du brauchst ein Lichtschwert." Er hielt ihr den leicht gebogenen, abgegriffen glänzenden Holzgriff der Waffe entgegen, die Wes ihr nach ihrer Prüfung geschenkt hatte. Offenbar hatte die Liannerin sich noch immer nicht daran gewöhnt, sie bei sich zu tragen.


Trotz der späten Stunde summte der Tempel vor aufgeregter Aktivität: Etwas war anders. Irgendetwas war tatsächlich passiert. Im Laufschritt durchquerten Arkadi und Dr. Kaveri die Eingangshalle, die langen Flure, Stockwerk um Stockwerk... warum war dieser Tempel so verflucht groß? Es schien ewig zu dauern, bis sie wieder in die abgeriegelten Laborbereiche kam, die sie erst vor wenigen Stunden verlassen hatte. Als sie den bewachten Turbolift nach unten betraten, stutzte Leela, als eine zierliche Person zustieg, mit der sie hier im Jedi-Tempel absolut nicht gerechnet hatte. Und nicht nur das: Aus irgendeinem Grund hatte die junge Pilotin auch Zugang zu den gesicherten Ebenen, zu denen sie gerade unterwegs waren. Trotz der Überraschung, die Freundin wiederzusehen, blieb Leelas Gesicht nahezu ausdruckslos und sie nickte ihr knapp grüßend zu - so als hätten sie sich erst gestern voneinander verabschiedet.


"Fabienne."


Je näher sie Ebene Fünf kamen, desto schwerer lastete die düstere Präsenz des Virus auf ihr. Glassplitteriges, vielstimmiges Flüstern schnitt in Leelas Geist, so sehr sie sich auch mühte, ihre mentale Abschirmung aufrecht zu erhalten. Es resonierte mit einer ungeformten Dunkelheit in ihr, die sich so vertraut anfühlte, dass sie schon immer da gewesen, schon immer ein Teil von ihr gewesen sein musste. Die angestrengte Konzentration ließ die verschlossene Wissenschaftlerin mit jeder Minute noch wortkarger und abweisender werden, bis die drei endlich vor den Schleusen des Hochsicherheitslabors ankamen, vor dem schon die mirialanische Jedi Alvaba nervös auf und abging...


[Coruscant – Jedi-Tempel – Ebene 5, Untersuchungsraum 13] Meisterin Alvaba, Lt. Commander Arkadi Duval, Dr. Kaveri, Fabienne Bertheau


Gib den zweiten Namen ein: kenobi anakin vader
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