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Coruscant - Jedi-Tempel - Krankenstation mit Krina


Eine halbe Ewigkeit hatte Ian Eowyns Hand nicht mehr gehalten und wenn er sie am liebsten in seinen Armen gehalten hätte, war diese kleine Geste für ihn eine Besondere. Kein Versteckspiel, keine Lügen. Für ein paar Sekunden wurde der Mann erneut von einer Flutwelle der Gefühle erfasst, aber er rang nach Konzentration. Wollte wissen, wie es Eowyn ging. Dass sie weniger Schmerzen hatte, klang gut, auch wenn das, was sie preisgab, nur wenig aufschlussreich war, denn Ian hatte keine Ahnung, was ‚es‘ war, das langsam verheilte und weniger weh tat.

Die feinen Linien in ihrem Gesicht, die Tatsache, dass sie im Schwebestuhl saß, gaben vage Vermutungen. Und dann war da etwas, das wie ein leises Echo zurück in Ians Gedächtnis kehrte. Keine Worte, keine Bilder. Ein vages Gefühl, das erst weit weg schien und dann überdeutlich wurde. Immenses Leid. Auf Bastion hatte er es gespürt, es war zweifelsfrei von Eowyn gekommen, war nicht zu ignorieren gewesen, trotz des Müssens. Mehr als einmal hatte der Dunkelhaarige etwas gespürt, dass am Ende mit nur einem Wort zusammengefasst werden konnte, dass die Tragweite des Inhalts dennoch nicht fassen konnte. Folter. Ians Gefühl wurde dumpf. Das meiste verheilte, hatte sie gesagt. Das meiste. Natürlich ahnte Ian nicht, dass Eowyn etwas anderes meinte, den Rücken, die Narben. Denn seelische Wunden verheilten anders. Oft viel langsamer, wenn sie es denn taten und auch dann ließen sie Spuren zurück, die unauslöschlich waren. Wo physische Narben oft entfernt werden konnten, war es mit traumatischen ganz anders. Sie ätzten sich in die Seele, in das Innerste und vielleicht war es genau diese Unsichtbarkeit, die sie so spürbar machten. Was war ihr auf Bastion widerfahren? Da waren so viele Fragen …


Einen Teil davon begann sein kleines Wunder zu beantworten, indem sie fehlende Puzzleteile zusammensetzte. Das Treffen auf einem der Schiffe im Weltraum, in dem sie mit Rätin Rigby gesprochen hatten. Diese Erinnerung schien beinahe vergessen oder verblasst, doch ein Teil von ihr wurde durch das, was Eowyn erzählte, wieder lebendig. Sie hatten über Kast gesprochen, gemeinsam mit der handverlesenen Zahl der Jedi, die mit auf die Mission gekommen waren. Dort hatte die Rätin allen eröffnet, dass ihre nächste Mission die sein würde, nach Kast zu reisen, um Allegious zu töten. Der dort schon an einem neuen Virus gearbeitet hatte. Eine Information, die in Ian keinen Aufruhr erzeugen konnte, nicht etwa, weil sie unwichtig gewesen wäre, sondern weil die nächsten Informationen noch mehr auslösten. Ian hatte einen Herzinfarkt und eine Virusinfektion gehabt? Keine Zeit Eowyn fragend anzusehen, als sie mit der nächsten Wahrheit herausrückte. Sie hatte Allegious getötet. Nun, Riuen hatte bereits erwähnt, dass Allegious nicht mehr lebte, genau wie Ahna, doch dass Eowyn die gewesen war, die das Leben des Imperators beendet hatte? Das hatte sein Freund nicht erwähnt. Ian hätte Eowyn am liebsten gestoppt, um die Chance zu haben, seine Gedanken zu ordnen, doch offensichtlich war heute der Tag, an dem alle dazu neigten, kleine oder größere Monologe zu führen, ohne abzuwarten, ob oder wie der Zuhörer reagierte. Sie hatten Sturn gefangen genommen und Eowyn hatte auch ihn schwer verletzt, ihm ihr Schwert in den Bauch gerammt. 


Das war … Sie hatte Allegious getötet. Eowyn hatte getötet. Das würde sie für immer verändern. Sie hatte den schlimmsten Mann der Galaxis getötet, aber das war eine Tatsache, die vermutlich überhaupt nicht ins Gewicht fallen würde. Nein. Nein, Ian wusste es genau und als er ihren Blick suchte und feststellte, dass er ihn, seit sie zu ihm gekommen war, nicht gefunden hatte, wurde es noch deutlicher. Das hatte sie verändert. Der Tod veränderte immer. Führte man ihn herbei … Ian spürte, wie sich seine Augen mit Tränen füllen wollten, wehrte sich aber vehement dagegen.

Er war ein Mörder – seine Schuldgefühle waren berechtigt. Doch Eowyn? Wie sehr hatte er für sie gehofft, niemals in diese Lage geraten zu müssen. Allegious getötet und Sturn ein Schwert in den Bauch gerammt. Das hieß, sie hatte alles gesehen. Gespürt. Warum hatte ihr nicht wenigstens das erspart bleiben können?



Keine Pause, noch mehr Information. Brianna hatte vor, zurück nach Bastion zu kehren, da ihre ehemalige Meisterin dort ebenfalls in Gefangenschaft war. Hatte Eowyn das vor oder nach der Sache mit Sturn gesagt? Ian hatte keine Ahnung und bei der nächsten Information geschah es doch. Ian starrte Eowyn fassungslos an. Ihr Rücken war gebrochen und sie spürte ihre Beine nicht mehr.

Allegious tot. Getötet von Eowyn. Janus, ein Gefangener der Jedi. Brianna wollte in die Hölle zurück. Ahna tot. Eowyn hatte einen gebrochenen Rücken und spürte ihre Beine nicht mehr. Information, Information, Information. Erst jetzt bemerkte Ian, dass er Eowyns zwar vor sich sah, ihre Hand in der seinen hielt – doch spüren? Spüren konnte er nichts. Sie hätte ihm ebenso ein Rezept herunterrasseln können, oder irgendetwas anderes, unbedeutendes. Eowyn sah ihn nicht an und da war nichts, keine Emotion in ihrer Stimme, gar nichts. Nicht einmal in ihrer Entschuldigung, dass sie all das hätte schonender sagen müssen. Dabei war das wie mehr als schonend gewesen.


Wyn …“, begann Ian und brach ab, runzelte die Stirn. Was sollte er sagen? Oh, da war so viel, was er sagen wollte. Begonnen damit, dass es ihm leidtat, weiter damit, dass er sie trotz allem liebte. Bloß … bloß war da einfach zu viel. Durchatmen. Sammeln. Nachdenken. Dem Chaos mehr Gestalt geben. Sie hatte noch etwas anderes gesagt. Angedeutet. Dass man sie befragen würde. Brianna sollte dabei sein. Falls das geschah, war es unabdingbar, dass Brianna dabei sein musste. Aber wenn sie zurück nach Bastion ging… Wieso überhaupt eine Befragung? Duval. Ians Gesicht wurde farblos, als er an den Agenten zurückdenken musste. Wer, wenn nicht der NRGD würde sie befragen wollen? Dieser widerliche Agent! „Das …“, doch erneut brach Ian ab. Er konnte schlecht sagen, dass er nicht zulassen würde, dass Duval sie befragte. So gerne er das auch aus dem Brustton der Überzeugung gesagt hätte. Es wäre nicht mehr, als einer dieser schnellen, unbedachten, sich echauffierenden Sprüche gewesen. Nachdenken. Sammeln.

„Es tut mir leid“, sagte Ian dann und suchte nach Eowyns Blick. „Du musstest mich nicht schonen. Ich wünschte, man hätte dich geschont.“ Was alles und nichts bedeutete.

„Wyn, ich will, dass du weißt, dass sich nichts geändert hat, hörst du? An meinen Gefühlen. Für dich.“ Das zu sagen erschien ihm am wichtigsten, auch wenn es absurd war, hier eine Reihenfolge festlegen zu wollen. „Ich werde dir beistehen. Bei allem.“




Coruscant - Jedi-Tempel - Krankenstation - Intensivstation? - Ians Zimmer, mit Eowyn, Malek vor der Tür


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